Wenn wir sagen, Dana Roski ist in Berlin so bekannt wie ein bunter Hund, dann trifft das den Nagel so ziemlich auf den Kopf. Denn a, sucht die Stylistin für sich und ihre fabelhaften Kunden – Hallo, Joy Denalane! – die tollsten, modern glamourösesten und manchmal schön schrägsten Outfits raus und b, fehlt sie auf keinem guten (Mode-)Event. Meistens sieht man sie im Doppelpack mit Joyce Binneboese. Zusammen sind sie Wald Berlin, ein Hort für sensationelle Mode – on- und offline. Wie Dana ihren Weg vom familiären Bio-Laden in die Modewelt machte und worauf es beim Stylisten-Job ankommt, das erzählt sie uns in ihrer Wohnung in Berlin-Mitte.
In der achten Klasse habe ich meine erste Kollektion entworfen.
femtastics: Wie verlief dein Weg in die Mode?
Dana Roski: Ich wollte schon ganz früh was mit Mode machen. Ich komme aus einer Familie, in der Mode überhaupt keine Rolle gespielt hat. Meine Eltern hatten einen Bioladen in Stuttgart. Ich habe fünf Geschwister und habe immer die Sachen meiner älteren Schwestern aufgetragen. In der achten Klasse habe ich meine erste Kollektion entworfen und mit 15 Jahren habe ich ein Vogue-Abo von meinen Klassenkameraden geschenkt bekommen. Ab da war der Weg klar.
Wobei der Weg in die Mode kein einfacher ist.
Nach dem Abi war mir gar nicht klar, wo ich ansetzen soll. Ich wollte immer Modedesign studieren, habe dann aber sehr früh angefangen, in dem Modeladen von der Mutter meines damaligen Freundes zu arbeiten. In dem Bioladen meiner Eltern habe ich natürlich auch immer gearbeitet. Ich hatte einen kleinen Shop im Laden, in dem ich Kürbisse aus dem Garten verkauft habe.
Der Verkaufssinn war also da!
Total, das war dann zu Hause manchmal schwierig, weil ich Geld hatte und meinen Geschwistern so gar nicht der Sinn danach stand. Mit sechs Jahren stand ich schon an der Kasse. Jedenfalls wollte ich unbedingt in dem Modeladen bleiben und habe dann als erste Auszubildende überhaupt dort eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau gemacht. Danach habe ich noch den Handelsfachwirt drangehängt und bin nach Berlin gezogen.
Es gibt verschiedene Arten von Stylisten und ich bin sehr ruhig und einfühlsam.
Und wie bist du zum Styling gekommen?
Das war ein Zufall! Mein Ex-Freund ist mit Max Herre zusammen aufgewachsen und irgendwann habe ich Joy Denalane bei einem Frühstück getroffen. Sie fragte mich, ob ich mir vorstellen könnte, ihr Styling zu übernehmen. Zu der Zeit habe ich schon bei Fendi und bei The Corner gearbeitet und wollte eigentlich Mode-Management an der AMD studieren. Ich hatte noch nie zuvor einen wirklichen Styling-Job.
Aber Joy mochte einfach deinen Stil?
Sie fand mich irgendwie interessant. Dadurch, dass ich solange im Verkauf gearbeitet habe, fiel mir das Styling selbst dann überhaupt nicht schwer. Es gibt verschiedene Arten von Stylisten und ich bin sehr ruhig und einfühlsam. Ich schreie jetzt nicht: Hey Baby, du siehst so geil und sexy aus! Ich beobachte eher. Es geht gerade bei Frauen viel um Psychologie. Kleidung wirkt sich extrem auf deine Stimmung aus.
Wer sind deine Kunden und wie läuft ein Styling-Job ab?
Ich berate viele Musiker, momentan sind das zum Beispiel Lena Meyer-Landruth, Sara Hartman aus New York, Norma Jean aus London und Joy Denalane. Eigentlich arbeite ich nonstop, denn ich halte immer die Augen offen nach bestimmten Looks, die zu den Kundinnen passen könnten. Wenn ich etwas Passendes entdecke, dann bestelle ich das bei den Agenturen und Labels für das jeweilige Event.
Bei Lena ist es immer gleich das erste Outfit, was ihr gefällt.
Gibt es immer ein paar Optionen für die Kunden?
Es kommt drauf an. Bei Lena ist es immer gleich das erste Outfit, das ihr gefällt. Anderen schicke ich zehn Fotos von verschiedenen Looks und dann schlafen die erstmal eine Nacht drüber. Die einen probieren gern viel an, die anderen entscheiden sich sofort.
Welchen Star würdest du unbedingt gern mal stylen?
Das kann ich schwer sagen. Auf jeden Fall muss ich die Person interessant finden. Ich könnte nicht mit jemandem arbeiten, der nicht für irgendwas steht. Lena zum Beispiel ist eine krasse Business-Frau, die checkt alles ab. Und Joy ist eine krasse Musikerin. Ich finde starke Frauen einfach geil und habe jedes Mal einen kleinen Crush.
Ich finde starke Frauen einfach geil!
Dennoch gibt es mit Verlaub einige suboptimal angezogene Promidamen auf den deutschen roten Teppichen. Woran liegt das?
In den meisten Fällen machen die Promis das selber, weil sie zu geizig sind, sich einen Stylisten zu leisten. So viel verdienen Schauspieler, die zwei Filme im Jahr drehen, dann nämlich auch wieder nicht. Außerdem sind wir nicht in den Staaten und Deutschland ist eben nicht für den guten Stil bekannt. Jetzt gerade checken aber viele Stars, dass Styling wichtig und auch eine PR-Maschine ist. Mit einem guten Look kannst du auch in der Bunte stehen – statt mit irgendeinem Skandal oder Knutschbild.
Deine Kundinnen erzählen dir bestimmt auch viel aus ihrem Leben. Ist das anstrengend?
Manchmal ja. Aber das gehört dazu und ist eigentlich schön, denn ich bin wie eine Freundin für sie – mal Ratgeberin, mal eine Schulter, manchmal gehen die Meinungen auch auseinander. Privat bin ich sehr zurückgezogen. Früher war ich sehr schüchtern. Auf Leute zugehen musste ich erst lernen.
Ziel deines Jobs ist es, dass die Kunden sich wohlfühlen?
Meine Kunden kaufen Sicherheit. Dass das Outfit gut aussieht, ist die Grundvoraussetzung. Aber gebucht werde ich, damit sich der Kunde sicher fühlen kann – dass keine Fragen offen sind und er sich um nichts kümmern muss.
Mode hat viel mit Geschichte, Bildung und Kultur zu tun.
Ein vielschichtiger Job. Welche Fähigkeiten braucht man noch für den Stylisten-Job?
Klar, man muss modisch alles auf dem Schirm haben. Ich finde es aber oftmals schön, wenn ich mit Leuten aus der Mode arbeiten kann, die sich auch mit Kunst auseinandersetzen, gerne lesen und reisen. Mode kann ganz oberflächlich und ganz tiefgründig sein. Mode hat viel mit Geschichte, Bildung und Kultur zu tun.
Wie hältst du dich bei den Trends auf dem Laufenden?
Ich versuche mir viel anzuschauen, aber nicht zu viel, damit ich nicht überladen werde. Ich schaue mir viel auf Instagram an, folge aber eher internationalen Leuten, die teilweise gar nichts mit Mode zu tun haben. Das finde ich oft inspirierender. Außerdem reise ich sehr viel. Aber ich entdecke nie einen Trend in einem Magazin oder in einer Zeitschrift, denn die brauchen drei Monate bis sie was veröffentlichen.
Ich probiere viel aus und sehe auch gern komisch aus.
Würdest du von dir sagen, dass du deinen Stil gefunden hast?
Manchmal ja, manchmal nein. Ich probiere viel aus und sehe auch gern komisch aus. Manchmal finde ich, dass Leute gleich aussehen und das langweilt mich. Ich sehe dann lieber komisch aus und setze dem einen Bruch entgegen – auch wenn die Kleidung meine Figur vielleicht nicht vorteilhaft betont.
Manchmal finde ich, dass Leute gleich aussehen und das langweilt mich. Ich sehe dann lieber komisch aus und setze dem einen Bruch entgegen.
Mode ist extrem schnelllebig und ein Trend jagt den nächsten …
Umso schöner finde ich es, wenn man auch Teile hat, die für die Ewigkeit gemacht sind. Mein ältestes Paar Schuhe ist fast 20 Jahre alt. Außerdem hat man auch eine gewisse Verantwortung, diese Masse an Mode und diesen ausartenden Konsum finde ich schade. So verstehe ich Mode nicht.
Es ist zu viel und man ist total übersättigt. Wird sich das wieder ändern?
Das Thema Nachhaltigkeit ist groß, das sieht man schon beim Essen, und das wird sich auch in der Mode fortsetzen. Fair produzierte Mode, die länger Bestand hat, ist immer noch eine Marktlücke. Wir bekommen immer so viel geschenkt und ich sage schon ganz oft, dass ich es nicht haben möchte, weil ich es eh nicht anziehen werde.
Zusammen mit Joyce betreibst du den Wald Store – momentan ausschließlich online, weil der Laden geschlossen wurde. Irgendwie schade, aber ihr hattet bestimmt Gründe?
Wir wollten keinen Laden mehr in der Neuen Schönhauser haben. Wir suchen aber gerade nach einer neuen großen Immobilie. Wir haben ja nicht mehr nur einen Laden, in dem wir Dinge verkaufen, sondern unser ganzes Business hat sich verändert. Wir machen Styling, Kooperationen, Shootings oder auch mal ein Essen mit Kunden.
Ihr braucht eine Factory!
Voll! Außerdem möchten wir die Wald Collection weiter vorantreiben. Das Umfeld muss jetzt einfach stimmen. Wir sind gereift und wissen genau, was wir wollen. Und wir müssen ein bisschen raus aus der Blase, momentan zieht es uns eher in den Westen Berlins. Hier in Mitte sieht man kaum alte Menschen auf der Straße und hat noch nicht mal einen Bäcker um die Ecke.
Was steht neben der Location-Suche noch bei euch an?
Wir wollen unbedingt noch weitere Produkte designen. Mit Stilnest haben wir gerade Ear Cuffs entworfen und das hat unglaublich viel Spaß gemacht, weil einfach alles nach unserer Vorstellung umgesetzt wurde.
Toll, wir freuen uns auf viele weitere coole Wald-Produkte!
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