Hauptberuflich Erzieherin, privat DIY- und Food-Bloggerin – gestatten, Anne, von Hafenmaedchen

Die Kita in Barmbek, in der Anne Jeske arbeitet, ist vielleicht die am schönsten dekorierte Kita in Hamburg. Denn die gelernte Erzieherin betreibt nebenbei den Blog www.Hafenmaedchen.de, auf dem sie regelmäßig DIY-Projekte und Rezepte veröffentlicht – und immer wieder setzt sie coole Bastelprojekte, die sie auf Pinterest entdeckt oder sich selbst ausdenkt, auch mit den Kita-Kindern um. Ihr Blog dreht sich außerdem um Annes Heimatstadt Hamburg und ihre Lieblingsplätze – von Shops bis Cafés. Wir besuchen die 30-Jährige, die eigentlich Ann-Christin heißt, in ihrer Wohnung im Portugiesenviertel und sprechen bei leckeren Nata-Törtchen und Tee über ihre Arbeit, das Bloggen – und bekommen von Anne eine DIY-Idee für die Adventszeit gezeigt.

 

Femtastics: Wie kam es dazu, dass Du „Hafenmaedchen“ gegründet hast?

Anne Jeske: Das ist eine ziemlich lange Geschichte. Ich bin 2008 nach London gengangen als Aupair und habe damals einen privaten Blog für Familie und Freunde gegründet. Ich habe immer schon gerne fotografiert und aus dem Blog ist ein 100-Seiten-Fotobuch entstanden. Als ich 2009 nach Hamburg gezogen bin, habe ich wieder einen neuen Blog gestartet – aber das war noch nicht das, was es heute ist. Es ging anfangs darum, was ich mit Freunden in Hamburg gemacht habe. Irgendwann habe ich von der „Blogst“-Konferenz erfahren und bin hingegangen und danach hat es bei mir Klick gemacht.

Worum ging es bei der Konferenz?

Es ging darum, wie man erfolgreich und professionell bloggt. Rechtliche Geschichten, Kooperationen, das alles.

Und da kamst Du auf neue Ideen?

Genau, da habe ich auch ganz viele andere Blogger kennengelernt und erst verstanden, was da hinter steckt. Ich habe meinen Blog weiterentwickelt und professionell gemacht.

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Stempel, buntes Tape und Bänder, … ein Teil von Annes Sammlung von Bastelmaterialien.

Woher kommt der Name Hafenmaedchen?

Einfach, weil ich in der Nähe des Hafens wohne. Ich fühle mich hier auch sehr wohl und möchte hier nicht weg. Im Viertel ist immer was los. Ich sage immer: Der Hafen ist mein Garten. Weil ich keinen Balkon und Garten habe, gehe ich immer zum Hafen, wenn ich raus möchte.

Wer hat das Design für Deinen Blog gemacht?

Das habe ich selbst gemacht und ein Freund hat es für mich programmiert. Ich habe einfach ausprobiert und es mir so zusammengebastelt.

 

Ich will nicht jede Woche etwas basteln oder bauen. Man kann ja auch nicht andauernd seine Wohnung neu dekorieren

 

Du bloggst über Food, DIY, Lifestyle, … wie kam diese Mischung zustande?

Als ich meinen Blog gestartet habe, habe ich noch mehr genäht und darüber gebloggt. Der meistgeklickte Artikel ist auch immer noch eine Anleitung für eine Beanie-Mütze. Darüber finden mich die meisten Leute. Aber ich mag viele Dinge: kochen, essen gehen, basteln, … In meinem Blog soll es um alles gehen, was ich gerne mache. Mir ist die Mischung wichtig. Ich will nicht jede Woche etwas basteln oder bauen. Man kann ja auch nicht andauernd seine Wohnung neu dekorieren.

Wo findest Du Inspiration?

Das ist unterschiedlich. Sicherlich auch bei anderen Bloggern und auf Instagram. Ich finde Inspiration nehmen und geben beim Bloggen wichtig. Aber dann wiederum finde ich Inspiration in Geschäften oder im Baumarkt, indem ich mir Material kaufe und damit etwas umsetze.

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Leckeres portugiesisches Gebäck gibt’s im Portugiesenviertel direkt um die Ecke.

 

Hast Du eigene Lieblingsblogs?

Ich mag Jasmin von Elbmadame.de, mit der bin ich auch befreundet und finde ihren Blog unheimlich toll. Mit Ina von WhatInaLoves.com bin ich auch befreundet und viel in Kontakt.

Hast Du sie übers Bloggen kennengelernt oder kanntet ihr euch vorher schon?

Über die „Blogst“-Konferenz. Die machen ja regelmäßig Veranstaltungen und es gibt eine richtige Community in Hamburg. Das ist schon schön! Es ist gut, sich mit anderen übers Bloggen auszutauschen.

Orientierst Du Dich an Trends?

Nicht wirklich. Ich brauche immer ein bisschen länger bis ich etwas wirklich gut finde. Nur weil überall Marmor steht, muss ich nicht auch Marmor haben. Neulich habe ich mit meiner Mutter Flohmarkt gemacht und in unserer Flohmarkt-Kiste waren Marmor-Kerzenständer aus den 90er Jahren von meinen Eltern (lacht). Die habe ich mir dann doch wieder rausgenommen und behalten.

Planst Du Deine Themen für Deinen Blog?

Nein, ich setze mich da nicht unter Druck. Ich bin niemand, der drei Postings pro Woche macht. Wenn ich was habe, dann habe ich was, und wenn nicht, eben nicht. Es ist aber auch so, dass mir viele Kooperationen angeboten werden und dass ich dann Ideen für Themen entwickle.

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Den Teller hat Anne selbst bemalt.

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Die Blumentöpfe wurden von Anne mit Metallic-Lack verschönert. Die Holzplatten nutzt sie als Untergrund für ihre Fotos.

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Wie läuft das denn bei Dir mit den Kooperationen? Gehst Du auch selbst auf Unternehmen zu?

Ich bin auch selbst schon aktiv auf Unternehmen zugegangen, aber in der Regel kommen sie auf mich zu und bieten mir Kooperationen an. Manchmal sind das auch größere Projekte, wie im Sommer IKEA. Irgendwann fing das einfach an und ist mit der Zeit mehr geworden.

Verdienst Du regelmäßig Geld mit dem Bloggen?

Ein bisschen schon, aber nicht so, dass ich davon leben könnte.

Wie beurteilst Du die Möglichkeiten, mit einem Food- oder DIY-Blog Geld zu verdienen?

Das kommt darauf an. Man bekommt auch viele Muster geschickt, an die keine Bedingungen geknüpft sind. Aber mit manchen Unternehmen arbeite ich langfristig zusammen, zum Beispiel mit KitchenAid. Und große Kunden wie IKEA zahlen auch für die Kooperationen. Denn selbst wenn mein Blog ein Hobby für mich ist, sind die Postings und Projekte mit mehreren Stunden Arbeit und Aufwand verbunden. Ich muss dafür einkaufen, die Sachen machen, fotografieren, …

 

Als ich mich mit 16 für einen Beruf entscheiden musste, war mir gar nicht bewusst, welche Möglichkeiten es in der Medienwelt gibt. Ich komme vom Land und da gab es nur die klassischen Berufe.

 

Würdet Du Dich irgendwann gerne mit dem Bloggen selbstständig machen?

Das wäre schon ein kleiner Traum von mir. Ich bin hauptberuflich Erzieherin. Und ich würde diesen Beruf nicht noch einmal wählen. Nicht, weil es mir keinen Spaß macht – ich liebe die kleinen Kinder und mache den Job gerne! – aber weil es anstrengend und schlecht bezahlt ist. Heute würde ich vielleicht auch hauptberuflich etwas mit Medien oder etwas Kreatives machen. Aber als ich mich mit 16 für einen Beruf entscheiden musste, war mir gar nicht bewusst, welche Möglichkeiten es in der Medienwelt gibt. Ich komme vom Land und da gab es nur die klassischen Berufe. Als ich bei der Berufsberatung gesagt habe, dass ich Fotografin werden möchte, meinte der Berater nur: Lass das mal lieber, damit verdienst Du kein Geld.

Bist Du für eine Stelle als Erzieherin nach Hamburg gekommen?

Ja, ich habe erst auf dem Land gearbeitet und dann habe ich 2007 eine Stelle in der Betriebskita von Gruner+Jahr bekommen. Aktuell arbeite ich in einer Krippe in Barmbek.

Wann findest Du neben der Arbeit Zeit fürs Bloggen?

Am Wochenende und abends. Immer zwischendurch. Der Blog ist ja ein Hobby für mich. Ich koche gerne und gehe gerne in schöne Cafés in Hamburg und das findet dann seinen Weg in den Blog. Instagram ist für mich das kleine Bloggen. Über Instagram bekomme ich auch viel Feedback, zum Beispiel fragen mich Leute nach Rezepten.

Hast Du Vorbilder aus der Blogger-Szene?

Nein, eigentlich nicht. Ich finde es toll, wenn Leute sich einen Traum verwirklichen und zum Beispiel ein Buch veröffentlichen, einen eigenen Shop eröffnen oder sich mit dem Bloggen selbstständig machen.

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Die schicke Küchenmaschine passt farblich perfekt in Annes Küche.

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Wäre es für Dich auch eine Option, irgendwann Deine Produkte in einem Shop zu verkaufen?

Nein, meine eigenen Produkte nicht. Ich möchte nicht in so großen Stückzahlen produzieren und bin nicht professionell genug. Aber ein Shop mit anderen schönen Produkten vielleicht. Oder ein eigenes Burger-Restaurant (lacht).

Ist kochen für Dich eine noch größere Leidenschaft als DIY?

Ja. Dinge selbst machen ist ja schön, aber ich kann nicht andauernd Neues machen. Wo soll das alles hin? Aber ich würde gerne wieder mehr nähen.

Du kochst nicht nur, Du fotografierst auch regelmäßig Essen für Deinen Blog. Es ist gar nicht so leicht, schöne Food-Fotos zu machen. Hast Du Dir das selbst beigebracht?

Ich habe früher mal Fotokurse gemacht, aber das ist schon lange her. Alles Andere habe ich mir durchs Ausprobieren selbst beigebracht.

Hast Du Tipps dazu, wie man schöne Food-Fotos machen kann?

Licht ist wichtig und schöne Untergründe. Ich mache die Fotos immer auf meiner großen Fensterbank, weil da am meisten Licht ist. Ich baue mir einen Untergrund auf – ich habe verschiedene Holzplatten, die ich gerne dafür nutze – und richte auf ihnen das Essen oder die Produkte zum Fotografieren an. Eine der Holzplatten stammt zum Beispiel von einem Gerüst, mein Vater hat sie mir abgeschliffen und ich habe sie angemalt. Man kann auch einfach im Baumarkt schauen.

Praktisch, dass Du bei Deinen Eltern die Möglichkeit hast, Holz abzuschleifen und größere Projekte umzusetzen.

Ja, absolut. Meinen Wohnzimmertisch und meinen Küchentisch habe ich, mit Hilfe meines Vaters, auch selbst gemacht. Und mein Schreibtisch war ein Geschenk, das mein Vater für mich gemacht hat. Wenn ich Dinge ansprayen will, kann ich das nicht hier in meiner Wohnung machen. Ich bin froh, dass ich bei meinen Eltern in den Garten gehen kann, um zu schleifen, zu sprühen und zu malen.

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Du stellst in Deinem Blog auch Cafés, Restaurants und Shops aus Hamburg vor. Was sind Deine Lieblingsadressen?

Gleich um die Ecke das „Milch“ und das „Café Johanna“ am Venusberg. Das Café „Glück und Selig“ finde ich auch toll. Außerdem mag ich die „Brooklyn Burger Bar“. Das beste Fischbrötchen gibt es bei der „Brücke 10“. Was Shops angeht, mag ich kleine Läden wie „Liv“ und „Frau Hansen“.

Vielen Dank für das Gespräch, Anne!

 

Annes DIY-Projekt zum Advent

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  1. Eine Form suchen, z.B. oberes Stück oder Boden einer Plastikflasche, einen Plastikbecher oder Ähnliches.
  2. Wenn ihr den oberen Teil einer Flasche verwendet, setzt das vorbereitete Stück eines Kupferrohrs (z.B. ein Heizungsrohr aus dem Baumarkt) in die Öffnung der Flasche und setzt ein Stückchen einer Kerze in das Rohrstück, damit der Zement das Rohr nicht verstopft.
  3. Bereitet etwas Blitz-Zement vor und rührt diesen …
  4. … mit etwas Wasser an. Vorsichtig während des Rührens ausprobieren, wie viel Wasser ihr braucht. Der Zement darf nicht zu flüssig sein.
  5. Schüttet die Blitz-Zementmasse in eure Form und lasst sie trocknen. Verwendet ihr einen Becher als Form (siehe unten) haltet das Rohrstück, das später als Kerzenhalterung dient, direkt in die Zementmasse bevor sie hart wird.
  6. Ist die Masse getrocknet, löst sie vorsichtig aus der Form heraus und feilt die Ecken ab.
  7. Anschließend könnt ihr den Kerzenhalter mit Kordeln und Anhängern (aus dem Bastelladen) dekorieren. Zum Beispiel mit Nummern von eins bis vier – so lassen sich die Kerzenständer als moderner „Adventskranz“ nutzen.
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Die Zahlenschildchen hat Anne mit einem Prägegerät hergestellt. Die fertigen Kerzenständer arrangiert sie auf einer Baumscheibe aus dem Dekoladen.

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Hier findet ihr Anne:

   

Fotos: Linda David

 

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