„Ich wollte nicht die Spiri-Tusse sein“ – Maria Christina Gabriel

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16. Juli 2015

Christina Gabriel hat einige Zeit bei den Schamanen in Peru verbracht, ist Tochter einer Astrologin und hat für sich einen zeitgemäßen Angang an die Themen Schamanismus, Reiki und Energiearbeit gefunden. Daraus resultiert ist letzten Herbst das Retreat Berlin, „ein Ort für neue, heilsame Impulse“. Wir treffen die entspannte Wahlberlinerin, die zuvor für Magazine wie Brigitte, Gala oder Couch als freie Redakteurin gearbeitet hat, in ihrer 2,5-Zimmerwohnung und löchern sie zu all diesen, oft mit „eso“ abgestempelten, Themen mit Fragen. Ganz offen erzählt sie uns von ihrer Arbeit, ihren Kunden, inspirierenden Reisen, Vorurteilen und Visionen.

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In der Wohnung von Christina findet man viele Details, vor allem Mitbringsel und Fotografien von Reisen.

femtastics: Was ist Retreat Berlin?

Christina Gabriel: Ich bin die Inhaberin vom Retreat und habe das Unternehmen im Oktober letztes Jahres gegründet. Das Retreat umfasst Energiearbeit, von Reiki bis Schamanismus, aber auch ganz klassische Coaching- Methoden, die man beispielsweise aus der Visionsbildung kennt. Wie erreiche ich meine Träume? Wie viele Schritte brauche ich, um mein Ziel zu verwirklichen?

Im Endeffekt ist alles, was sich durch meine Arbeit zieht, der Wunsch, Menschen auf ihren Weg zu bringen, sie zu ermutigen ihre Träume zu leben und Lebensfreude in ihrem Leben zu fühlen. Es geht mir darum, ein Gespür dafür zu bekommen, was man unter all diesen Schichten des alltäglichen Routinearbeitens eigentlich will.

Woher kommt dein Interesse für Energieheilung?

Ich bin entsprechend aufgewachsen, ich wurde in eine Familie hineingeboren, die sehr spirituell ist. Meine Mutter arbeitet seit ich denken kann mit der Astrologie und Numerologie und legt Karten. Es war bei uns Zuhause schon immer so, dass viele Leute bei uns ein- und ausgingen und Kunden da saßen, die irgendwelche Fragen für die Zukunft hatten, sprich: Das ist einfach im Blut drin.

Gab es auch mal eine Zeit, in der du nichts damit zu tun haben wolltest?

In meiner Pubertät. Ich wollte normal sein, dazugehören, wollte nicht die „Spiri-Tusse“ sein. Erst mit Anfang 20, als ich selbst krank wurde, habe ich die Anbindung wieder gefunden und mich gefragt: Warum ist mir das so passiert? Warum bin ich so krank? Warum funktioniert mein Leben plötzlich nicht mehr so, wie ich es gewohnt bin als junges Mädel?

Das war ein großer Wendepunkt für mich und hat mich sozusagen zurück zu den Wurzeln gebracht. Ich habe ziemlich früh angefangen, mich entsprechend weiterzubilden und neben meiner Arbeit diverse Ausbildungen gemacht: angefangen mit einer medialen Ausbildung, habe dann meinen Reiki-Meister gemacht und später auch den Lehrergrad, damit ich auch andere Leute ausbilden darf. Damals habe ich das noch für mich selbst gemacht. Es hat sich dann über die Jahre gezeigt, dass ich es beruflich machen möchte.

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Mein Leben ist sehr davon geprägt, sich treiben zu lassen und zu vertrauen, dass ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin.

Wo hast du die Weiterbildungen gemacht und dir das Know-How angeeignet?

In der ganzen Welt. Ich habe angefangen in Norddeutschland, bei Susanne Stolzenberger. Dann war ich in Peru, in Bolivien und in Israel. Mein Leben ist sehr davon geprägt, sich treiben zu lassen und zu vertrauen, dass ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin. Ich ziehe also einfach mit dem Rucksack los und schaue, welchen Menschen ich begegnen darf und was es für mich zu lernen gibt.

Damals habe ich für eine Geschichte Alberto Villoldo interviewt, das ist ein Anthropologe, der sich seit Jahren intensiv mit dem Schamanismus beschäftigt. Über Alberto und meine Reise mit den Four Winds habe ich den Zugang vor Ort erhalten und später durch eine Tour zum Berg Ausangate meinen Kontakt mit den Schamanen vertieft und wurde eingeladen, dort zu sein. Ich habe in den Tagen sehr viel gelernt, ohne dass wir uns sprachlich gut connecten konnten. Es ging einfach um fühlen, zeigen, halten, mit den Augen schauen.

Und was machen die Schamanen so? Man hört da ja so Einiges … von Geistern und Drogen …

Ayahuasca habe ich nie genommen, das ist mir persönlich auch zu abgefahren, wenn ich von diesem neuen Trend höre, schnell mal am Wochenende mit einer Gruppe Menschen Ayahuasca zu testen. Es handelt sich dabei um eine intensive Heilpflanze, die große Prozesse anregt und da sollte man wirklich mit den richtigen Leuten arbeiten. Was ich ganz toll am Schamanismus finde: die Welt wieder als Ganzes zu begreifen. Gerade als Frau wieder zurück in diese Verbindung zu gehen und wahrzunehmen, dass wir nicht unabhängig von dem Zyklus der Natur sind.

Wir sehen uns als Menschen ja gerne ganz oben in der Kette, unter uns kommen dann die Tiere, die Natur, das Wasser, die Pflanzen und ganz zum Schluss vielleicht die Steine und Mineralien. Aber, dass wir in einem Zyklus stehen, wie Ebbe und Flut funktioniert, wie der Mondzyklus verläuft, wie das mit unserem weiblichen Zyklus zusammenhängt – das wieder als ein Ganzes zu begreifen, das ist für mich der Kern des Schamanismus. Das eine bedingt das andere, es ist ein Kreislauf und ich bin Teil dieses Kreislaufes und stehe als Mensch nicht drüber.

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Wo kommen wir her, wo sind wir jetzt und wo gehen wir hin?

Also ist es eher eine Weltansicht oder geht es auch um konkrete Praktiken?

Ich erlebe den Schamanismus als sehr praktisch. Die schamanische Arbeit begreift man am besten, wenn man sich einen Baum vorstellt: Du hast die Wurzel, die Unterwelt, wo die Ahnen und die Verstorbenen sind, dann hast du den Stamm, die Gegenwart, was machst du aus dem, was dir mitgegeben wurde, und eben die Krone, den Himmel, die Überwelt, was übergeordnet steht, deine großen Ziele, die Zukunft. All das zusammen gibt den Baum und ebenso gehören all diese Aspekte zu unserem Leben.

Wo kommen wir her, wo sind wir jetzt und wo gehen wir hin? Mit diesem Bild wird oft gearbeitet. Man betrachtet, auf welcher dieser Ebenen ein Problem oder eine Herausforderung seinen Ursprung hat. Wo bedarf es Heilung um im Jetzt voran zu kommen? Auf welcher Ebene fehlt Einheit? Ebenso schaue ich mir Familienstrukturen an, was der Klient vielleicht als herausfordernd für sein Leben wahrnimmt und welche Prägungen es gab. Du arbeitest mit solchen Sachen, um da reinzugucken und dich auch von Altem zu befreien.

Durch eine Adlersfeder kannst du dir als Unterstützung bestimmte Düfte in deinen Energiekörper einfächern und dich reinigen. Es geht ganz viel um Körper fühlen, die Arbeit mit der Natur und grundsätzlich auch eine gute Erdung im Leben zu haben. Zu begreifen, dass wir die Verbindung zwischen Himmel und Erde sind und diese beiden Universen fühlen und wahrnehmen können. Bei mir geht’s wirklich darum zu schauen: Wo stehe ich in dem Kreislauf und was kann getan werden, um dem Klienten auf seinem Weg zum Gleichgewicht zu unterstützen?

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Wer sind deine Kunden und aus welchen Motivationen kommen sie zu dir?

Neunzig Prozent meiner Kunden sind Frauen. Karrieremenschen, die vielleicht wahrnehmen: Ich habe lange eine männliche Schiene in meinem Leben gefahren und nun ist ein Ungleichgewicht entstanden. Mir fehlt das Frausein, die Weiblichkeit, das Fließen. Ich bin neugierig, was da noch ist. Oder es gibt ganz konkrete Anzeichen, beispielsweise ein Zyklus, der aus dem Gleichgewicht ist oder ein unerfüllter Kinderwunsch. Oder die Partnersuche will einfach nicht klappen, man gerät immer wieder an einen ähnlichen Typen und Muster vertiefen sich. Was ist da eigentlich los?

Das sind zum Beispiel einige Ausgangspunkte von Menschen, die zu mir kommen. Es gibt aber auch einen Punkt, der alle vereint: Meine Klienten spüren, da kommt ein Wandel in ihrem Leben auf sie zu. Das zeigt sich schon sehr konkret und es geht so nicht weiter, wie man bis jetzt gelebt hat, aber man mag auch noch nicht die Komfortzone verlassen, in der alles ganz nett, chic und gemütlich eingerichtet ist. Ich unterstütze sie dabei, diesen Schritt von Punkt A zu B zu gehen und Klarheit zu schaffen, ausgerichtet zu sein.

Ich habe Klienten aus meinem früheren Umfeld, aus dem Redaktionsalltag, die klassische Karriereziele haben und Fragen haben wie: Ich möchte dann und dann da sein. Wie schaffe ich jetzt diesen Karrieresprung? Wie kann ich mich weiterbilden? Was mache ich, wenn ich im Team Probleme habe? Ich habe aber auch viele Leute, die aus dem Lebenskünstlerbereich sind, Kreative, die ein Gefühl dafür haben möchten, wie sie sich und ihre Kunst weiterentwickeln können. So ein buntes Allerlei, von ganz jung bis ganz alt, von reich bis Überlebenskünstler. Und ich arbeite ja nicht nur mit Einzelklienten, sondern gebe auch Workshops in Deutschland, so dass meine Arbeit doch eine recht breite Masse anspricht.

Ich bin meinem inneren Kompass gefolgt. Ich gehe dahin, wo meine größte Angst ist.

Dann ist deine Arbeit auch ein bisschen therapeutisch?

So würde ich das nicht sagen. Ich ersetze keinen Arzt und bin auch keine Therapeutin. Es ist wichtig, dass die Leute das für sich abchecken und auch zum Arzt gehen und gucken, welche Aspekte körperlicher Natur sind und da einen entsprechenden Experten aufsuchen. Das ist mir sehr wichtig. Nichtsdestotrotz, wenn man sehr lange krank war und man alle Ärzte durchhat, aber es wird alles nicht so richtig besser, hat ja manchmal auch die Seele und die Psyche so einen kleinen Knacks bekommen.

Das habe ich durch meine eigene Krankheitsgeschichte erlebt, die sich über ein Jahr hinzog. Da fragt man sich dann irgendwann: Wo kriege ich jetzt Hoffnung her? Wie schaffe ich es trotzdem, morgen aufzustehen und Freude zu empfinden, Lust auf den Tag zu haben? Da schaue ich mir dann mit der Energiearbeit an, wo es Unterstützung bedarf. Welche karmischen Strukturen gibt es und was möchte die Seele hier eigentlich gerade lernen? Wo hakt es da? Das ist jetzt gerade ein körperliches Symptom, aber da steckt eine ganz alte Emotion dahinter, vielleicht eine Wut aus deiner Kindheit, die lange nicht gespürt wurde.

Unser Körper versucht ja ständig mit uns zu kommunizieren und zeigt uns ziemlich konkret, was emotional los ist. Die Frage ist, nehmen wir es wahr und an? Durch meine eigene Krankheit habe ich verstanden, dass der Weg zur Heilung mittendurch geht, ab in die innere Tiefe. Das Wegdrücken von ungeliebten Emotionen, altem Schmerz oder aufwühlenden Themen hilft leider nicht. Irgendwo sind diese in unserem System gespeichert und warten …

Du sprichst viel von Zielen. Ist nicht manchmal genau das das Problem? Also, dass man ständig denkt, man müsse Ziele erreichen? Ist das nicht ein Produkt der Leistungsgesellschaft?

Wenn du dich nach außen orientierst auf jeden Fall. Sobald du dich an außen orientierst, auf gut gemeinte Ratschläge von der Familie und Freunden hörst, bist du eigentlich orientierungslos. Die wahre Lebenserkenntnis ist ja die, dass wir durch eine Verbundenheit mit uns selbst die Antworten auf all die großen und kleinen Fragen des Lebens in uns finden. Es ist bereits alles da und wir können uns auf die Suche machen, diese Antworten in uns zu finden und dadurch pures Glück erleben.

Das ist eine Übungssache – wieder still zu werden, wieder bei sich zu sein. Manche Menschen machen das über Meditation – da gibt es aber auch ganz viele andere Möglichkeiten. Gerade für Frauen ist es ganz wichtig, auch dieses still Sein wieder zu üben. Wir haben uns so lange von außen prägen lassen, auch von der Gesellschaft, durch unsere Familien beeinflussen lassen und weg von uns selbst entwickelt.

Wer sind wir? Was wollen wir ausdrücken? Was macht Angst, was Freude? Zurück zum Kern der Dinge. Es scheint so banal, doch indem wir nach Innen blicken und in diese tiefe Verbindung mit unserem Herzen gehen, erfahren wir Klarheit und sind ausgerichtet. Also unter die Schichten schauen, die sich da angehäuft haben mit den Jahren. Ganz viele Frauen haben so eine Hetze, so einen Stress und eine Unruhe in sich. Aber dieses still mit sich werden, einfach mal ein- und ausatmen, was bleibt dann übrig in dir? Das ist ganz spannend. Bei vielen zeigen sich zuerst die Emotionen, die Raum brauchen und von uns gefühlt werden möchten. Irgendwann wird es dann plötzlich still. Was dann passiert, ist das Spannende.

retreat-berlin-christina-gabriel-spruch_bearbeitet-1Um dich fortzubilden hast du viele Reisen gemacht und Menschen aus der „Szene“ kennengelernt. Welcher Moment oder welche Reise blieb dir am meisten in Erinnerung?

Dieses eine Ding gibt es gar nicht. Israel ist zum Beispiel so ein Ort, wo es einfach „Bang“ macht, da geht alles bei mir auf. Ich war 2013 das allererste Mal dort und beim ersten Schritt dachte ich: Was ist denn hier los? So eine krasse Energie hier, also auch ein Mischmasch aus Kultur, Konfliktherd, nichtsdestotrotz darf dort ganz viel entstehen. Wenn du scheiterst ist das okay, das ist eine Lebenserfahrung und du machst einfach weiter. Im Gegensatz zu uns in Deutschland: Du musst diesen einen dogmatisch richtigen Weg gehen.

Wenn ich spüre, da habe ich so richtig Schiss vor, dann ist das der Weg, wo ich hin muss.

Du hast vorher hauptberuflich als Living-Redakteurin und Journalistin gearbeitet. Wie kam es zu der Veränderung? Hattest du schon immer die Idee mit Retreat?

Das war etwas, was sich über zwei, drei Jahre gezeigt hat. Alles, was ich lehre sind Inhalte, die ich selbst erfahren habe, Prozesse und Herausforderungen, die ich selbst erlebt habe. So war es auch hier ein Weg, bis dieses konkrete Konzept vom Retreat entstand. Als ich es dann erst einmal formuliert hatte, ging plötzlich alles ganz schnell. Im Endeffekt geht es mir darum, dass mehr Menschen glücklicher werden in dem, was sie tun. Wir müssen ja jeden Tag alle etwas machen, aber dabei wirklich auch Freude zu empfinden und die kleinen Dinge zu schätzen – das ist das Ziel. Bei der Entscheidung, das Retreat zu gründen, bin ich meinem inneren Kompass gefolgt. Ich gehe dahin, wo meine größte Angst ist. Wenn ich spüre, da habe ich so richtig Schiss vor, dann ist das der Weg, wo ich hin muss. Mein Wachstum. So habe ich das bis jetzt immer gemacht und bin ziemlich gut gefahren.

Da braucht man Mut zu. Woher nimmst du den?

Ich habe das Ur-Vertrauen, dass am Ende alles gut wird.Vielleicht ist es auch der Mut, scheitern zu dürfen. Ich habe zum Beispiel gerade ein Jahr in der Schweiz gelebt. Das war völlig anders, als ich es mir vorgestellt habe. Und dann kann ich auch sagen: Okay, dann ist das nicht das Richtige. Ich checke da also schon immer wieder mit mir selbst ein und bin bereit, meine Erfahrungen zu machen, zu wachsen, zu lernen, mich selbst neu erfahren zu können.

Du hast vor einer Weile auch kleine Videos auf Youtube zu bestimmten Themen hochgeladen. Möchtest du das weiterhin machen?

Auf jeden Fall. Ich muss meinen Perfektionismus da noch mehr loslassen und einfach auch mal ein kleines Handy-Video aufnehmen.

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Mit Anfang 20 habe ich mich selbst Eso-Tusse genannt.

Du hast selbst gesagt, dass du als Nomadin lebst und arbeitest, was auch immer mehr zur Trendbewegung wird. Könntest du also auf eine feste Base komplett verzichten?

Ich bräuchte es nicht. Mein Mann ist der Kopf und ich bin das Herz unserer Beziehung. Er hat die klassische Festanstellung. Ich könnte auch meinen Koffer packen und noch nomadischer leben, zumindest jetzt zu diesem Zeitpunkt. Wenn wir Kinder haben, ist das natürlich noch mal eine andere Geschichte. Wir leben da sehr in unserer jeweiligen Freiheit und testen auch immer wieder, was gut zu uns passt, wo und wie wir leben möchten. Letztes Jahr habe ich zum Beispiel mit einem Fotografen eine Story in Tibet gemacht. Diese Lust am Reisen habe ich auch stark von meinen Eltern übernommen. Die sind mit mir als Säugling schon um die Welt geflogen und durch den Dschungel gestampft. Ich selbst bin dann mit 14 Jahren das erste Mal alleine für einige Wochen los. Meine Eltern haben mir da viel ermöglicht und ich bin ihnen sehr dankbar.

Auf welches Feedback triffst du in deiner Umgebung? Wird deine Arbeit oft als „eso“ abgetan oder fühlst du dich immer ernst genommen?

In meiner Schulzeit hatte ich das Gefühl anders zu sein und habe das auf verschiedenen Ebenen wahrgenommen. Dabei habe ich ja nach Verbundenheit gesucht. Mit Anfang 20, als ich mich wieder mit der energetischen Arbeit, Tarot und Kräuterkunde beschäftigte habe, habe ich mich selbst spaßeshalber „Eso-Tusse“ genannt, ich habe damit gespielt und getestet, was es für mich eigentlich bedeutet. Also mein eigenes Schubladendenken hinterfragt. Das Spannende ist: Die Menschen in meinem Umfeld nehmen wahr, wie es mir geht, wie ich heute unterwegs bin, wie mein Leben ist, wie ich mich fühle – die verstehen vielleicht nicht, was du da konkret tust, aber sie sagen: „Erkläre mal, was du machst, weil mir gefällt, wie du bist. Da ist irgendwas bei dir passiert.“ Das ist eher eine Neugierde und eine stille Faszination. Mittlerweile gibt es da ganz viel Offenheit, weil ich eben auch sehr offen damit umgehe, wie ich die Welt wahrnehme und die Aufs und Abs meines Lebens teile.

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Und wenn du selbst mal aus deiner Balance bist, hast du ein Ritual, mit dem du gerne arbeitest?

Bei mir gibt es natürlich auch den Regentag. Du wachst auf und denkst: Heute kann es nur schief gehen. Du hast 10.000 Termine und du willst eigentlich im Bett bleiben. Klar, so ist das Leben. Ich wache morgens gerne wahnsinnig früh auf, wenn ich um vier oder fünf Uhr von alleine aufwache, ist grundsätzlich schon alles gut. Ich habe dann Stille, kann mir einen Tee kochen, da klingelt noch kein Telefon, da kommen noch nicht die What’s App Nachrichten reingeflogen, mein Mann schläft, ich kann für mich sein und etwas lesen.

Ich ziehe wahnsinnig gerne meine drei Taro-Karten, um mich auf den Tag einzutunen und zu gucken: Was kann ich heute für mich tun? Ich meditiere, wenn ich dusche, das Wasser ablaufen lasse, da kann ich total gut abschalten – da bin ich ganz bei mir in meinem Körper. Was ich auch vor kurzem für mich entdeckt habe, ist Stopping Movement – das ist total genial. Das ist eine israelische Körperarbeit. Es geht darum, innerhalb der Musik in ganz bestimmte kleine Bewegungen mit dem ganzen Körper zu gehen und immer wieder kurz zu halten und die Bewegungen zu wechseln – das machst du mit dem ganzen Körper, mit dem Kopf und dem Gesicht und es ist krass, was da passiert. Hätte mir das vorher jemand gesagt, hätte ich auch gesagt: Ja ja, klar …

Es lösen sich Verspannungen von der Nacht, es fängt wieder an zu fließen und der Körper wird in Bewegungen reingezogen, die wir im Alltag gar nicht machen. Ich lerne dadurch direkt in meinem Körper zu sein, nicht nur die Umgebung zu spüren, sondern auch meinen kleinen Zeh, die Ohren. Das mache ich morgens super gerne: Kopfhörer an, mein Mann kann weiterschlafen und ich kann hier abgehen. Das sind immer ein, zwei Stündchen, die ich nur für mich nutze und dann kommt der normale Alltag. Ich fahre zur Praxis, die ersten Klienten kommen oder ich berate Kunden deutschlandweit via Skype, ich schreibe Blogeinträge und mache Workshop-Vorbereitungen. In den nächsten zwei Monaten gebe ich verschiedene Workshops und ich arbeite ganz klassisch am Rechner die To-Do-Liste ab.

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Du betreibst außerdem die Retreat Agency. Was machst du genau mit der Agentur?

Darüber läuft das ganz klassische Unternehmens-Coaching und Consulting. Die Firmen, mit denen ich zusammenarbeite, sind sehr fortschrittlich, haben zum Beispiel neue Teamstrukturen und wollen die neue Synergien innerhalb des Unternehmens nutzen oder buchen dann zum Beispiel ein Achtsamkeits-Training bei mir.

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Jeden Tag zieht Christina drei Karten, die sie auf den Tag einstimmen.

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Welcome to the Kitchen!

 

Und als Journalistin arbeitest du weiterhin?

Immer weniger im klassischen Redaktionsumfeld. Mein Wunsch ist es, das Retreat zukünftig als meinen Fokuspunkt zu haben und über das zu schreiben, was mir wirklich Freude bereitet und etwas verändert in der Welt.

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Auch im Schlafzimmer entdeckt man viele Details, vom Moodboard bis zum Schrein.

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Und was ist noch geplant?

Was mir vorschwebt: Retreat als ein spirituelles Zentrum zu haben. Als einen Ort, wo man hingehen kann, wie bei einem Check-In im Fitnessstudio, nur für die Seele. Da ist vielleicht ein Yoga-Studio dabei, da ist jemand drin, der wahnsinnig tolle Massagen gibt, da gibt es jemanden, der Körper- oder Verhaltensarbeit macht, da ist jemand wie ich, der Energiearbeit anbietet.

Mein Wunsch ist es, eine konkrete Anlaufstelle zu schaffen und einen Raum für Transformation zu bieten. Denn wir alle kennen das, wenn uns vielleicht eine Trennung oder anderern Umbruch so richtig umhaut. Da braucht nicht nur die Seele etwas, sondern Körper und Geist ja auch. Das ist der eine Aspekt, dass es einen richtigen Ort hier in Berlin geben wird. Und der andere, dass es in Zukunft Webinare und ein großes Onlineangebot gibt, das auch über die Grenzen von Deutschland hinaus spannende Inhalte liefert. Also das Retreat einerseits als digitale Anlaufstelle und eben als physischer Ort.

Das klingt nach einer guten Idee! Vielen Dank für das Interview, liebe Christina.

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Christinas Schrein

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Hier findet ihr Christina:

Fotos: Marlen Mueller

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