Pop-Newcomerin des Jahres: Lxandra aus Finnland

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16. März 2018

Es ist ein kühler, aber sonniger Nachmittag in Berlin. An diesem Abend findet im Säälchen die „Vertigo Night“ statt. Eine Konzertreihe, bei der regelmäßig aufstrebende Künstler dem Publikum präsentiert werden. Zum Interview treffen wir hier Lxandra, eine junge Finnin, die im vergangenen Jahr ihre erste Single, „Flicker“, veröffentlicht hat und als die Newcomerin des Jahres gehandelt wird. Während Lewis Capaldi, der zweite Künstler, der an diesem Abend auftritt, gerade zum Soundcheck auf der Bühne steht, suchen wir uns ein stilles Örtchen, an dem wir ungestört mit Lxandra sprechen können. Schließlich landen wir in der Toilette des Backstagebereiches – leicht irritiert, aber abseits des Rummels. Die 21-Jährige erzählt von Suomenlinna, einer kleinen Insel vor der Küste Helsinkis mit gerade einmal 800 Einwohnern, auf der sie aufgewachsen ist, von Berlins Geräuschkulisse und wie diese ihre Musik beeinflusst sowie von dem Druck, den sie als Sängerin spürt, wenn man sie die neue Adele nennt.

 

femtastics: Lxandra, bald erscheint dein erstes Album. Was können wir erwarten?

Lxandra: Bisher habe ich erst zwei Songs veröffentlicht und am 16. März erscheint der erste Song, der in Zusammenarbeit mit einem Label entstanden ist: „Dig Deep“. Ende des Jahres oder vielleicht auch erst zu Beginn kommenden Jahres wird dann mein erstes Album erscheinen. Es dauert doch immer länger als geplant. Vom Stil wird es definitiv den Songs ähneln, die ich bereits veröffentlicht habe. Es wird auf jeden Fall ein in sich stimmiges Gesamtwerk werden. Ich liebe Alben, doch ich habe das Gefühl, dass sie vermehrt von der Bildfläche verschwinden. Es gibt immer weniger Künstler, die so ein Gesamtkunstwerk produzieren. Ich möchte das unbedingt. Ich liebe es, wenn ein Album eine Geschichte erzählt, inklusive der instrumentalen Parts.

Ich liebe Kontraste. Daher haben meine Songs einen soften Einstieg und bauen sich dann bis zum Höhepunkt auf.

Beschreibe uns deine Musik!

Ich beschreibe meine Musik immer als starken und emotionalen Pop mit sowohl elektronischen als auch organischen Elementen, dazu starke Vocals. Ich liebe Kontraste. Daher haben meine Songs einen soften Einstieg und bauen sich dann bis zum Höhepunkt auf. In meiner Musik finden sich mehrere Komponenten wieder.

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Du bist auf einer kleinen Insel in Finnland aufgewachsen. Wie hat das deine Musik beeinflusst?

Ich denke, dass ich diese skandinavische Beschaffenheit in meiner Musik habe. Vielleicht auch eine gewisse Art Verspieltheit. Ich hatte auf der Insel lange Zeit, um einfach Kind zu sein. Wenn man auf einer Insel lebt, lebt man wie in einer Blase. Das hat mich auf viele unterschiedliche Weisen beeinflusst. Es ist schwierig zu sagen, was es genau ist, da ich ja nicht weiß, wer ich heute wäre, wäre ich nicht auf der Insel groß geworden. Aber ich denke, dass vieles davon in meiner Musik zu spüren ist.

Vor zwei Jahren bist du nach Berlin gezogen. Wie kam es dazu?

In Finnland habe ich mit einem Produzenten zusammengearbeitet, der nach Berlin zog. Er hat mich für ein paar Sessions zu sich eingeladen. Hier habe ich dann viele seiner Kontakte kennengelernt. Er hat mich also eigentlich hierher gebracht. Zu der Zeit passierte gerade sehr viel. Ich hatte auch Kontakt zu Produzenten in Finnland, aber die schienen nicht so richtig interessiert. Also bin ich nach Berlin gekommen, wo es Leute gab, die an mich glaubten.

In Berlin haben die Leute ihren eigenen Rhythmus. Jeder macht sein eigenes Ding, es gibt so viel Kreativität hier, das ist sehr inspirierend.

Was gefällt dir an Berlin?

Ich liebe diesen entspannten Vibe und dass es hier so viele Parks gibt. Ich liebe die Natur. Die Stadt ist nicht wie London, New York oder andere große Städte, in denen alles hektisch ist und man nur schwer in den Rhythmus der Stadt kommt. In Berlin haben die Leute ihren eigenen Rhythmus. Jeder macht sein eigenes Ding, es gibt so viel Kreativität hier, das ist sehr inspirierend. Es herrscht diese allgemeine Akzeptanz, das finde ich sehr speziell. In Berlin wird jeder akzeptiert, egal wer man ist, was man macht oder wie man etwas macht.

Kannst du dir trotzdem vorstellen, zurück nach Finnland zu ziehen?

Definitiv. Vielleicht nicht direkt auf eine einsame Insel. Damit verbinde ich meine Kindheit und man sollte sich nicht zu sehr daran aufhängen. Nach Finnland generell möchte ich aber schon gerne zurück, vielleicht wenn ich mal Kinder bekomme. Aber momentan ist das keine Option. Ich möchte mich jetzt erstmal auf meine Musik konzentrieren.

Was ist deine schönste Erinnerung aus der Kindheit?

Ich habe so viele schöne Erinnerungen. Als Kinder haben wir immer Spione gespielt, das hat uns wahnsinnig viel Spaß gemacht. Alle Kinder der Insel haben sich zusammengetan und in Teams hat man sich dann gegenseitig ausspioniert. In einem kleinen Buch wurde genau festgehalten, wen man wann, mit wem und wo gesehen hat. Klingt bisschen komisch, wenn man es so erzählt, aber wir hatten viel Spaß dabei.

Wolltest du schon immer beruflich Musik machen?

Nein, gar nicht. Ich wollte eigentlich Schauspielerin werden. Und ein bisschen steckt dieser Wunsch auch immer noch in mir. Aber ich finde natürlich großartig, was hier gerade passiert. Als ich in der Schule anfing, Musik zu machen, merkte ich erst, dass Singen etwas ist, was ich gut kann und was mir Spaß macht. Also habe ich das weiterverfolgt und jetzt liebe ich es. Ich bin auf diesen Zug aufgesprungen, nun bin ich hier und ich bin sehr froh, dass ich es getan habe.

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Wie hat Berlin deine Musik beeinflusst?

Vor allem die Menschen hier haben mich und meine Musik beeinflusst. Ich habe mit vielen Leuten zusammengearbeitet und die meisten meiner Texte sind hier entstanden. Die Umgebung beeinflusst definitiv die kreative Arbeit und was am Ende dabei rauskommt. Diese entspannte Atmosphäre und die Elektro-Musikszene spielen sicher auch eine Rolle. Diese elektronischen Elemente in meiner Musik stammen definitiv von hier.

Du zählst zu den vielversprechendsten Newcomern des Jahres. Was macht das mit dir?

Oh, danke für das Kompliment! Weißt du, manchmal bin ich schon etwas überwältigt von allem. Einige Leute erwarten viel von mir und das ist toll, andererseits entsteht so natürlich ein großer Druck. Ich hoffe einfach, dass meine Musik den Leuten gefällt. Aber es kann natürlich auch ganz anders kommen. Man hat nie eine Garantie. Vielleicht ist das gerade das spannende an dem Ganzen. Ich habe viel geschrieben und an meiner Musik gearbeitet, ich habe das Gefühl, ich gebe so viel, aber bisher gab es ja noch kein öffentliches Konzert, für das Leute Karten kaufen konnten und ich habe auch lange nichts mehr veröffentlicht. Also erhalte ich auch kein Feedback. Seit einiger Zeit arbeite ich sehr hart an meiner Musik, ohne etwas zurückzubekommen. Aber ich hoffe das ändert sich, sobald ich richtig loslegen kann.

Fühlst du dich von der Musikindustrie unter Druck gesetzt?

Wenn man einen Vertrag unterschreibt, muss man natürlich auch etwas abliefern. Aber man weiß ja nie, wie die Musik ankommt. Man gibt einfach sein Bestes und hofft, dass die Leute es lieben. Aber vielleicht tun sie das nicht. So ist es nun mal, so funktioniert die Musikindustrie. Und am Ende spielt es keine Rolle – so lange man das tut, was man liebt.

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Wie wichtig ist es dir persönlich, erfolgreich zu sein?

Es wäre natürlich toll, wenn ich mit meiner Musik erfolgreich wäre, aber es ist definitiv nicht das Wichtigste in meinem Leben. Ich habe bestimmt Ziele, ich würde wahnsinnig gerne mal ein Konzert in einer Arena spielen oder den Oscar für den besten Song in einem Film gewinnen (lacht). Aber das sind Träume. Wenn sie in Erfüllung gehen, wäre das schön. Aber man muss nicht erfolgreich sein, um glücklich zu sein.

Wenn meine Träume in Erfüllung gehen, wäre das schön. Aber man muss nicht erfolgreich sein, um glücklich zu sein.

Was ist dein größtes Ziel für die Zukunft?

Neben dem Konzert in einer Arena und dem Oscar hätte ich wahnsinnig gerne einen Bauernhof mit Avocado- und Zitronenbäumen, Hühnern und anderen Tieren. Vielleicht in Spanien. Ein Hof in Finnland wäre auch toll, aber da wachsen die Bäume ja leider nicht, das könnte ein Problem sein. Vielleicht also ein Hof in Spanien und einen in Finnland. Das ist zu viel, oder?! (lacht)

Welches ist dein absoluter Lieblingssong?

Schwierige Frage, es gibt so viele tolle Songs. Ich liebe viele Coldplay-Songs, ich habe alle Alben gerne gehört. Ich liebe aber auch den Song „Into the Wild“ von LP. Sich auf ein Lied festzulegen, ist zu schwierig. Ich höre einfach zu viel Musik momentan.

Hast du eine Ikone?

Ich verehre Björk, Lana Del Rey, Sia und Adele. Aber auch klassische Ikonen wie Patti Smith. All diese starken Frauen mit einzigartigem Charakter, die ihren eigenen Weg gegangen sind und alles so gemacht haben, wie sie es für richtig hielten.

Wir haben gelesen, dass du auch deine eigenen Kleider designst. Wie wichtig ist dir Mode?

Ich habe mir mal selber Kleider genäht, aber ich würde niemals behaupten, ich würde designen. Ich habe lediglich ein bisschen genäht. Aber durch Mode kann ich mich ausdrücken. Ich bin ein sehr visueller Mensch und Mode spielt dabei eine Rolle. Früher habe ich noch versucht herauszufinden, was mein Stil ist. Heute gehe ich das entspannter an. Ich trage einfach, wonach mir ist, ohne groß darüber nachzudenken. Es ist schön, wenn man diese Leichtigkeit gefunden hat und man sich durch Kleidung einfach ausdrücken kann, ohne zu viel darüber nachzudenken.

Wie würdest du deinen Stil beschreiben?

Viele Farben, die 70er-Jahre und komfortable Looks.

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Was inspiriert dich?

Alles inspiriert mich auf eine gewisse Weise. Alles, was mir auf der Straße begegnet, die Natur, aber auch Menschen, zum Beispiel meine Familie und Freunde. Auch andere Künstler und deren Musik. Und verrückte Geräusche. Als wir meine neue Single produziert haben, sind wir durch Berlin gelaufen und haben unterschiedliche Geräusche aufgenommen. Zum Beispiel Mülleimer und Züge. Ich spiele eigentlich keine Geige, aber wir haben auch die schrillen Töne aufgenommen, als ich fürchterlich Geige gespielt habe. Einmal habe ich mich auch an einem Tisch gestoßen. Das war ein super Sound. Also haben wir das auch aufgenommen. Es gibt viele witzige Sachen, die mich inspirieren.

Als wir meine neue Single produziert haben, sind wir durch Berlin gelaufen und haben unterschiedliche Geräusche aufgenommen. Zum Beispiel Mülleimer und Züge.

Gibt es einen Ort, der dich inspiriert?

Definitiv die Natur und meine Heimat, aber auch Städte bei Nacht. Ich liebe es, nachts in einer Stadt laufen zu gehen. Diese Anonymität, wenn man im Dunkeln in Sportkleidung durch die Straßen läuft. Das inspiriert mich!

Was bedeutet Heimat für dich?

Momentan ist Berlin meine Heimat. Aber irgendwie auch Finnland. Heimat ist für mich eher eine bestimmte Zeit. Eigentlich habe ich gerade ja gar kein richtiges Zuhause, ich lebe überall und nirgendwo, da ich noch auf der Suche nach einer Wohnung bin. Das kann schon schwierig sein, auch wenn ich natürlich immer zurück auf die Insel kann. Heimat muss man in sich selber finden.

Vielen Dank für das nette Gespräch!

 

Hier findet ihr Lxandra:

 

Interview: Lea Braskamp

Fotos: Iiris Heikka

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