Vom Verlag zum Start-up: Sabine Fäth von Scribershub

31. Januar 2017

Als freier Journalist gute Aufträge zu bekommen, ist nicht immer leicht. Als Auftraggeber den perfekten Schreiber für einen Job zu finden, ebenfalls nicht. Sabine Fäth möchte mit ihrer frisch gegründeten Plattform Scribershub Abhilfe schaffen. Hier bringt sie Auftraggeber und Autoren zusammen. Das Metier ist ihr dabei kein Unbekanntes: Sie kann auf eine lange Verlagskarriere zurückschauen und wagte im letzten Jahren den Sprung ins kalte Start-up-Wasser. Was die Vision von Scribershub ist, was ihr beim Gründen geholfen hat und wo der Journalismus heute steht, das hat sie uns im femtastics Office erzählt.

femtastics: Warum wolltest du unbedingt Journalistin werden?

Sabine Fäth: Ich war schon immer ein sehr neugieriger Mensch. Nach meinem Englisch-, Spanisch- und BWL-Studium fing ich 1994 beim Bauer Verlag als Trainee an. Dort habe ich Marion Horn, die heutige Chefredakteurin der Bild am Sonntag, kennengelernt. Ich war in erster Linie Redaktionsmanagerin und kümmerte mich um das ganze Kaufmännische. Sie hat mich dazu gebracht, Geschichten zu schreiben und ich merkte, wie viel Kreatives in mir schwelte. Ende der Neunziger habe ich mich dann aus dem kaufmännischen Redaktionsgeschäft verabschiedet und den Journalismus von der Pike auf gelernt.

Du hast richtig hospitiert?

Ich war bei der Berliner Morgenpost in der Lokalredaktion, habe in der Polizeiredaktion der Bild Hamburg hospitiert und im Anschluss Promi-Interviews im Ressort Unterhaltung bei der Bild am Sonntag geführt. Danach bin ich wieder zum Bauer Verlag zurück. Es wurde viel in mich investiert, jetzt musste ich amortisiert werden (lacht). Mit 32 Jahren bin ich dann Chefredakteurin der Laura geworden. Ich habe also sehr früh Karriere gemacht und bin dann von einer Redaktion zur nächsten. Nach 16 Jahren beim Bauer Verlag wechselte ich zum Jahreszeiten Verlag und habe die Für Sie geleitet. 2015 bin ich ausgestiegen und habe auf Reisen nach Australien, Indien und Brasilien die Batterien aufgeladen und neue Inspiration getankt.

The best is yet to come!

Wie hat dich als Print-Gewächs mit einer langen Verlagskarriere die digitale Welt gepackt?

Ich habe viele Jahre Print gemacht und merkte zunehmend, dass das Printgeschäft schwierig wird. Außerdem kam immer häufiger das Gefühl hoch, dass ich was selber machen möchte. Frei nach dem Motto: The best is yet to come! Bei der Für Sie war ich abhängig vom Freelance-Markt. Wir waren eine sehr kleine Redaktion. Die Artikel wurden von Freelancern geschrieben. Manchmal gestaltete es sich schwierig, den richtigen Schreiber für das richtige Thema zum richtigen Zeitpunkt zu finden. Und wenn wir Journalisten im Ausland suchten, war es umso schwieriger.

Die Idee von Scribershub kam mir dann nach dem Ausstieg bei der Für Sie. Ich dachte, wenn man schon die Liebe fürs Leben erfolgreich im Internet findet und sich den perfekten Urlaub im Netz zusammenstellen kann, dann muss man auch den perfekten Schreiber auf einer kuratierten Vermittlungsplattform finden können.

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Sabine Fäth war 16 Jahre lang Chefredakteurin von Frauenzeitschriften und wagte danach den Sprung ins kalte Start-up-Wasser.

Fiel dir der Schritt vom Journalismus ins Unternehmertum schwer? 

Nein, ich bin das mit sehr viel Leichtigkeit angegangen. Nach der Rückkehr von meinen Reisen habe ich mit vielen Leuten über meine Idee gesprochen und viele sagten: You are a gamechanger – go for it! Das war alles sehr ermutigend und ich hatte Lust, in die Start-up-Szene einzutauchen. Ich habe mir das ganze Business learning by doing angeeignet.

Hast du dann klassisch einen Business Plan geschrieben?

Ich habe erstmal angefangen, mich in der ganzen Szene zu vernetzen. Ich brauchte eine Backend- und eine Frontend-Agentur und habe in den Beta-Häusern zwischen Hamburg und Berlin verschiedene Leute getroffen. Ich habe mir ein ganz neues Netzwerk aufgebaut. Es war mir wichtig, herauszufinden, wie die Leute ticken und wie Entwickler eigentlich so drauf sind.

Die Start-up-Szene ist eine lebendige und ermutigende Szene.

Wie wurdest du von der Szene aufgenommen?

Es ist eine lebendige und ermutigende Szene. Das Glas ist halb voll, nicht halb leer. Der positive Spirit gepaart mit einer gewissen Naivität hat mich gecatcht. Es hat mich beflügelt, inspiriert und ich habe Lust auf die digitale Transformation bekommen. Ich habe immer schon gern gute Teams zusammengeholt und wollte das digital übertragen.

Was genau ist Scribershub? An wen richtet es sich?

Scribershub ist der digitale Matchmaker für Freelance-Texter, -Autoren und -Journalisten, die hauptberuflich tätig sind und eine gewisse Expertise haben. Für Mummy-Blogger ist die Plattform eher nichts, nur journalistische Blogger werden zugelassen. Sie können sich ein Profil, die sogenannte digitale Visitenkarte, anlegen, das von mir im Backend verifiziert und auf Arbeitsproben und Referenzen geprüft wird. Die Auftraggeber – CP/PR-Agenturen, Marketingabteilung bis hin zu Fachverlagen und Corporates – suchen über die Plattform den richtigen Schreiber für ihren Auftrag. Gesucht wird nach Filterfunktion oder nach Stichwortsuche. Mit einem Daypass werden Profile freigeschaltet und die Auftraggeber können sofort mit den Schreibern in Kontakt treten. Für die Schreiber ist der Zugang kostenfrei, die Auftraggeber haben durch ein Subscription-Modell einen zeitlichen Zugang.

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Wie rekrutierst du Schreiber und Auftraggeber?

Schreiber-Rekrutierung läuft über mein Netzwerk und über die Facebook-Seite. Hier mache ich viel Empowerment und unterstütze die Schreiber durch regelmäßige Newsletter und Webinare zu Themen wie Selbstmarketing, Zeitmanagement oder Gehaltsverhandlungen. Um Auftraggeber an Scribershub zu binden, baue ich gerade einen schlagkräftigen Vertrieb auf, um noch viel bekannter zu werden.

Was ist deine Vision für Scribershub? 

Für 2017 ist das Ziel, die Plattform in der DACH-Region bekannt zu machen. Alle Auftraggeber im deutschsprachigen Raum sollen die Plattform kennen. Und ich möchte mein Netzwerk an Schreibern weltweit ausdehnen. Die ganz große Vision ist dann, das Ganze zu internationalisieren und vielleicht noch andere Medienberufe anzudocken.

Man kann andere bewundern – oder man springt selbst ins kalte Wasser.

Was denkst du, warum gründen verhältnismäßig so wenig Frauen? 

Ich höre immer wieder von Frauen, wie sehr sie meinen Mut bewundern. Man kann natürlich weiterhin andere bewundern – oder man springt selbst ins kalte Wasser. Man braucht Durchhaltevermögen. Ich bin als Solopreneurin gestartet und würde mir jetzt gern ein Team aufbauen. Wer mich unterstützen will – sei es bei SEO, Kommunikation oder im Vertrieb – kann sich gern bei mir melden!

Ich habe mein Start-up gebootstrappt, also mit Eigenkapital finanziert. Du brauchst ein gewisses finanzielles Backing. Hätte ich zwei kleine Kinder und mich hoch verschulden müssen, hätte ich das auch nicht gemacht. Die Lebensumstände haben also auch einen Einfluss. Und es gehört Glück dazu. Ich war immer ein Machertyp, kein Verwalter, sondern ein Gestalter. Ich hatte während meiner Verlagskarriere immer wieder Ideen und habe mir irgendwann gedacht, warum mache ich es eigentlich nicht selbst? Selbst mit Anfang 40 hatte ich nie den Gedanken, mich selbständig zu machen. Und dann kam es plötzlich. Es gehört auch eine gewisse Lebenserfahrung und Reife dazu.

Aber dir hat im Verlag auch etwas gefehlt, ein gewisser Leidensdruck war da.

Es schwelte in mir. Ich war leidenschaftliche Blattmacherin, aber ich wusste auch, das will ich nicht bis 65 machen. Irgendwas musste noch kommen. Die Welt da draußen und die Digitalisierung sind so spannend, da wollte ich rein, lernen und mitgestalten. Übrigens hat der geflügelte Satz von Steve Jobs mich dabei immer begleitet: „Stay hungry, stay foolish.“

Was rätst du anderen Frauen, die mit der Idee spielen, ein Start-up zu gründen?

Es hilft, viel mit Leuten über die Idee zu sprechen. Ich habe mir am Anfang total den Kopf gemacht, ob ich anderen davon erzählen soll. Nicht, dass mir die Idee einer klaut …

… bis man erkennt, dass es kein anderer so machen kann wie man selbst. Das kennen wir auch!

Ich war total vorsichtig und irgendwann bin ich nur noch raus damit und hab es jedem erzählt. Während du es erzählst, merkst du, was an der Idee noch nicht ausgereift ist. Ich habe runtergeschrieben, was ist Scribersub überhaupt? Dann habe ich die Agentur Bornholdt Lee gefunden und die haben mich dazu gebracht, mich zu fokussieren und zu analysieren.

Wo steht Hamburg gerade als Standort für digitale Start-ups?

Es hat sich unglaublich viel getan, hier passiert ganz viel gerade und der Standort wird gut gefördert. Man sagt immer, in Berlin wird gefeiert, in Hamburg gearbeitet. Da ist schon was dran. Hier haben sich tolle Hubs und Start-ups gegründet. Die Jungs von Protonet zum Beispiel mit ihrer Cloud Box, dann fällt mir Henrike Fröchling von Yoga Easy ein, die als eine der Ersten Yoga-Videos gemacht hat. Es gibt noch viele mehr!

Der Journalismus steckt weiterhin in der Krise, die Fake-News-Debatte befeuert weitere Ressentiments gegenüber dem Beruf – würdest du heute noch mal die Journalistenlaufbahn einschlagen? 

In den heutigen Zeiten ist besonders wichtig: Quality Content is King! Wir haben das Schlamassel zum Teil selbst zu verschulden, weil wir aus Schnelligkeitsgründen nicht mehr recherchiert haben. Ich habe noch Recherche gelernt. Jede Recherche erforderte eine Gegenrecherche. Ich habe am Telefon mit Leuten gesprochen und Interviews geführt, Google gab es ja gar nicht. Gerade in Zeiten von Social Media ist es besonders wichtig, dass journalistische Informationen auch gekennzeichnet sind, sodass man sich darauf verlassen kann. Es muss wieder Verlässlichkeit in die Marke reinkommen, das Vertrauen darf nicht erschüttert werden. Ich finde die journalistische Branche nach wie vor unglaublich spannend und rate jungen Menschen immer nach ihren Neigungen zu gehen. Was du gerne machst, machst du auch gut. Der Journalismus ist im Wandel, keine Frage. Man muss schauen, in welchen Medienkanälen man sich wohlfühlt und sich ständig weiterentwickeln. Wer eine Affinität zum Schreiben hat und schreiben will, für den das schönste Gefühl ist, eine Recherche zu machen, wer neugierig auf Menschen und Stories ist, der soll Journalist werden.

Hier findet ihr Scribershub:

Fotos: Janna Tode

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