Makramee forever! Dörte Bundt von „California Dreaming“

Makramee begegnet uns in vielen unserer Stories: Planthanger baumeln im Wohnzimmern, Wall-Hangings in Küchen – zuletzt haben wir Andrea von Studio Hammel besucht. Zu den deutschen Vorreitern zählt auch Dörte Bundt. Die Berlinerin gründete bereits vor drei Jahren ihr Label „California Dreaming“ und interpretiert die populären Knoten aus den Siebzigern mit neuen Farben, Materialien und ganz unterschiedlicher Pflanzen- und Blumendeko neu. Ihre Kreationen verkauft sie nicht nur in ihrem Onlineshop und im Store Rag and Bone Man Vintage, wo sie auch ihr Studio hat, auch das Hallesche Haus, ein bekannter Designshop in Berlin, hat gleich das ganze Dachfenster mit ihren Blumenampeln behängt. Auch beim mint&berry Flower Market in Hamburg ist Dörte mit ihrem Stand zu Gast – wir nutzen die Chance und treffen sie zum Interview.

Natur pur bis knallig pink – Dörte mixt für ihr Label „California Dreaming“ viele unterschiedliche Farben und Materialien.

femtastics: Wie bist du zum Makramee gekommen?

Dörte Bundt: Mein Freund ist Amerikaner und hat zwölf Jahre in Kalifornien gelebt. Er hatte in seinen Wohnungen immer Makramee hängen und sagte zu mir in unser jetzigen Berliner Wohnung: „Wir brauchen auch Makramee!“ Ich habe damals noch bei Dawanda gearbeitet. Dort und woanders habe ich nach Makramee gesucht, aber nichts gefunden. Wenn es etwas bei Dawanda nicht gibt, ist es ein Zeichen. Also habe ich mir aus Amerika Vintage-Hefte mit Anleitungen bestellt.

Bei deinem Freund hingen also noch Originale aus den Siebzigern?

Ja, total! Die Originale sind in Deutschland komischerweise schwer zu finden, obwohl die hier auch in vielen Wohnungen hingen. Ich glaube, in Amerika hat man die länger aufbewahrt. Ich habe dann angefangen, mir Makramee-Techniken selbst beizubringen und einen Dawanda-Shop aufgemacht – peu à peu kam die Nachfrage und irgendwann dachte ich: Ich kündige jetzt und mache das Vollzeit.

California-Dreaming-Siebziger

Du zählst zu den deutschen Vorreitern und hast schon vor drei Jahren mit Makramee angefangen. Mittlerweile gibt es viele Nachahmer. Wie grenzt du dich mit deinen Designs ab?

Ich habe meinen eigenen Stil gefunden. Außerdem kenne ich niemanden, der das ebenfalls Vollzeit und in einem ähnlichen Umfang wie ich macht. Ich versuche, Makramee modern zu interpretieren. Ich benutze zum Beispiel auch natürliche Materialien, wie das Treibholz, das meine Eltern mir immer von der Ostsee mitbringen. Oder Kupferteile für die Wandhänger. Ich höre auch nie auf, nach neuen Materialien zu schauen. In jeder freien Minute gucke ich im Internet, wo ich etwas Spannendes herbekomme.

Dein Stil entwickelt sich dadurch ja auch immer weiter.

Ja, es ist jedes Mal wie bei einem Kindergeburtstag, wenn ich neue Materialien zugeschickt bekomme.

Little Talk: Wir interviewen Dörte direkt an ihrem Stand.

Die Techniken bringst du dir selbst bei. Experimentierst du viel?

Vieles lerne ich aus den Vintage-Heften, da gibt es viele Knoten, die man sich aneignen kann. Ich höre nie auf neue Knoten zu erlernen und bekomme oft von Freunden und meiner Familie alte Knotenbücher zugeschickt. Es gibt aber auch Basic-Knoten, die man immer wieder verwendet. Manchmal können gerade Männer bei Knoten richtig nerdy werden (lacht). Sie kommen in den Laden und fangen an, mit mir Knotengespräche zu führen.

Wir haben das Gefühl, dass der Trend bei der breiten Masse gerade erst so richtig ankommt. Merkst du das auch an der Nachfrage?

Die Nachfrage zieht gerade auf jeden Fall ordentlich an. Ich hatte ein ganz gutes Timing und habe wahrscheinlich den Puls der Zeit getroffen – da kann ich meinem Freund danken (lacht).

Hast du denn auch schon mal in Kalifornien gelebt?

Leider nein, ich habe aber fünf Jahre in Sydney gelebt – das ist ein bisschen ähnlich dort. Aber ich war schon oft in Kalifornien, wir haben da ganz viele Freunde, vor allem in Los Angeles.

Bei mir hängt überall Makramee. Wenn man einmal die Decke für sich entdeckt hat, kann man nicht mehr aufhören.

California-Dreaming-Macrame2

Hast du in Kalifornien Lieblingsorte?

Wir haben letztes Jahr einen wunderschönen Roadtrip durch Kalifornien, von Portland nach L.A. gemacht – da ist einfach alles schön. Du kannst überall mit dem Auto stehenbleiben, in den Pazifik hüpfen, durch den Redwood-Nationalpark laufen und Küstenstädte angucken. Und ich mag total gerne durch die Trödel-Geschäfte laufen. Mein Highlight ist Big Sur.

Findest du bei einem Roadtrip Inspirationen für dein Label?

Auf jeden Fall. Wir haben viele Freunde während des Roadtrips besucht, die zum Beispiel in tollen Holzhütten wohnen. Manche sind richtige Makramee-Collector, auch was Wandhänger angeht.

Gibt es in Kalifornien viele Labels, die Makramee neu interpretieren?

Es gibt viele Makramee-Künstler in Amerika, zum Beispiel Emily Katz, das ist die bekannteste. Sie hat 2008 angefangen und ist die Vorreiterin. Sie hat sich jetzt mehr auf Workshops spezialisiert. Dann gibt es Sally England, die viele Hotelaustattungen mit großen Wallhangern macht. Aber ich kenne niemanden, der so viele Materialien wie ich benutzt – ich möchte mich da auch gar nicht auf ein Design versteifen. Mit dem Weiterverkauf an Läden fange ich jetzt auch langsam an. Die Läden verdoppeln ja immer den Preis, dann gehen die Preise leider schnell ins Unermessliche. Ich versuche aber gerade eine Linie zu entwickeln, bei der ich schneller an den Sachen arbeiten kann und bei der die Preise in den Läden nicht so hoch sind.

Bei dem Berliner Shop Rag and Bone Man Vintage hast du einen Store in Store?

Genau, da habe ich auch mein Studio. Maggie, die Besitzerin, kam genau vor einem Jahr auf mich zu, als ich mit meinem tropisch buntem Stand beim Voodoo Market war. Sie meinte: „Ich hab da so eine Idee“. Als nächstes traf ich sie in ihrem Laden, in dem ich sowieso schon seit Jahren einkaufe. Eigentlich wollten wir einen Pop-up-Store mit meinen Produkten machen – einen „California Dreaming“-Monat. Dann bin ich im August eingezogen und es gab von Anfang an keinen Grund mehr auszuziehen. Die Mädels haben sich über das Makramee gefreut und ich habe mich sofort wohlgefühlt.

Hängt bei dir Zuhause auch überall Makramee?

Bei mir hängt überall Makramee. Wenn man einmal die Decke für sich entdeckt hat, kann man nicht mehr aufhören (lacht).

Das Comeback von Makramee hängt mit dem generellen Comeback der Seventies zusammen. Verschwindet Makramee irgendwann wieder aus den Wohnzimmern, so wie es bei unseren Eltern der Fall war?

Viele Leute werden dem Trend sicherlich wieder abdanken, gerade wenn nicht mehr so viel darüber berichtet wird. Ich werde natürlich nicht dazu gehören. Für mich ist Makramee eine ganz bestimmte Ästhetik und es steckt eine komplette Lebensart dahinter.

California-Dreaming-Doerte-Bundt

Und was planst du für die Zukunft?

Ich möchte meine Produktrange ausbauen und andere neue Produkte entwickeln. Gerade habe ich einen Baby-Hanger gemacht. Außerdem ist mein Traum, das Studio zu vergrößern – es platzt gerade aus allen Nähten. Ich möchte in Zukunft größere Sachen machen, zum Beispiel große Raumteiler und noch mehr Babyschaukeln.

Also sucht ihr einen neuen Store?

Die Mädels von Poems & Posies beziehungsweise Rag and Bone Man Vintage und ich spielen mit dem Gedanken, in eine größere Location zu ziehen, vielleicht auch zusammen mit einem Café. Wir müssen jetzt erstmal alle sparen und nach einer geeigneten Lage schauen.

Wir sind gespannt – dann kommen wir euch einfach wieder besuchen!

Hier findet ihr Dörte & California Dreaming:

Store & Studio: Rag and Bone Man Vintage, Briesestrasse 9, Berlin

Fotos: femtastics

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