Das schlägt Wellen: Mareen Burk und ihre Swimwear MYMARINI

Wenn Mareen Burk könnte, würde sie von morgens bis abends Wellen reiten. Sie ist ein sympathisches Surfergirl und eine taffe Powerfrau zugleich – vor drei Jahren gründete die Hamburgerin ihr nachhaltiges Swimwear-Label Mymarini. Der Auslöser war eine Reise nach Kolumbien. Seitdem macht die 32-Jährige nicht nur Surferinnen mit ihren wendbaren Bikinis und Badeanzügen happy, auch moderne Badenixen schwören auf ihre gut sitzenden Styles. Wir treffen Mareen in ihrem Wohnzimmer, das zugleich auch Showroom ist und sprechen mit über die Gründungsphase, große Herausforderungen, Lieblings-Surf-Spots und die Idee vom Leben und Arbeiten im Wohnmobil.

femtastics: Bademode ist ein sehr spezielles Feld. Wie bist du dazu gekommen?

Mareen Burk: Ich habe sechs Jahre bei der Modedesignerin Katharina Hovman gearbeitet. Irgendwann war es Zeit für eine Veränderung. Ich habe geguckt, wo man hinfliegen kann, wenn man einfach am Strand liegen will und surfen möchte. Ich hatte nichts angespart, also musste ich irgendwo hin, wo ich Geld verdienen konnte. Ich wollte ein Jahr weg und dachte, wenn ich mir schon so eine Auszeit gönne, kann ich auch die Sprache lernen. Dann habe ich ein spanisches Land gesucht, wo man nicht im Neoprenanzug surfen muss (lacht).

Ich bin in Kolumbien teilweise über die Wiese gelaufen und habe ein absolutes, pures Glück gespürt, das ich so noch nicht kannte.

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Und dann fiel die Wahl auf …

… Südamerika und es wurde Kolumbien. Das Surf Camp gehörte einem Österreicher und war der Glücksgriff. Drei Abende die Woche arbeitete ich in einem Restaurant direkt am Strand und wohnte direkt dahinter – wie bei Robinson Crusoe. Den Schlafplatz und Essen bekam ich gestellt und war ansonsten den ganzen Tag Surfen. Das war auf jeden Fall eine krasse Erfahrung. Irgendwann guckst du gar nicht mehr auf die Uhr. Wenn der Koch auf seinem Moped ankam, bin ich aus dem Wasser gehüpft. Ich bin in Kolumbien teilweise über die Wiese gelaufen und habe ein absolutes, pures Glück gespürt, das ich so noch nicht kannte. Mein Leben war perfekt, abgesehen davon, dass ich, kurz bevor ich nach Kolumbien geflogen bin, meinen Freund kennengelernt habe. Nach vier Monaten hat er mich dann besucht, eigentlich für drei Wochen – er hat dann aber eine Auszeit von seinem Arbeitgeber bekommen und ist drei Monate geblieben. Dann sind wir von da aus noch nach Panama und Costa Rica gereist.

Und dort kam dir die Idee zu deinem Label Mymarini?

Ich habe dort gemerkt, dass ich andauernd neue Bikinis kaufen musste, weil die immer nach zwei Wochen keine Farbe mehr hatten und ausgeleiert waren. Außerdem gab es keine schönen Badeanzüge. Daraus ist Mymarini entstanden, einfach aus dem eigenen Bedarf.

Hast du Modedesign studiert?

Ich bin Grafikdesignerin im ersten Leben – sage ich immer. Bei Katharina Hovman habe ich alles Andere außer das Design gelernt: wie läuft der Vertrieb, wie kalkuliert man, welche Stoffe nimmt man? Das hätte ich im Modedesignstudium wahrscheinlich nicht gelernt. Ich habe mal einen Workshop „Von der Idee bis zur Marke“ an der Akademie Mode & Design als Gastdozentin gegeben und war schockiert, was die Studenten alles rund um Kalkulation und Produktionskosten nicht wussten. Das Design ist letztlich sowieso immer Geschmackssache.

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Wie bist du dann an die Label-Gründung herangegangen?

Ich habe in Kolumbien angefangen einen Businessplan zu schreiben und mir überlegt, wie das alles funktionieren könnte. Ich wusste durch meine Arbeit vorher, wo die Messen stattfinden und wo ich die Stoffhändler finde – das musste ich nicht recherchieren. Wenn ich was selber nicht wusste, wusste ich wen ich anrufen musste. Ich habe den Gründungszuschuss bekommen und hatte einen Unternehmensberater an meiner Seite.

Und dann hast du 2013 dein Label gelauncht.

Ich habe den Onlineshop gelauncht und dann passierte erstmal ein halbes Jahr … nichts. Nur weil du eine Website online stellst, heißt das ja nicht, dass dich sofort alle kennen. Da habe ich wirklich viel gezweifelt. Wenn keine Verkäufe kommen oder schlechtes Feedback kommt, zweifelt man als Selbstständige sofort an allem. Das auszuhalten, war natürlich schwierig. Mein Erspartes war nach einiger Zeit aufgebraucht, ich konnte keinen neuen Kredit aufnehmen und das Produkt hat sich noch nicht getragen. Ich habe dann angefangen, im Store Minimarkt zu arbeiten, um meine Miete und mein Brot zu finanzieren. Irgendwann wurde der Spagat zu groß, zwischen Ware verschicken, mit Kunden telefonieren und im Store stehen. Zu dem Zeitpunkt habe ich auch noch alles selbst verschickt und das Wohnzimmer war unser Lager.

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Bademode designen ist wie eine Eisdiele, die macht ihr Geschäft auch nur im Sommer.

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Der Name Mymarini setzt sich aus „Mar“ (span. Meer) und Bikini zusammen.

Wann ging es dann richtig los?

Als die Süddeutsche Zeitung im Sommer 2014 über mich geschrieben hat – da haben mein Freund und ich bis in die Nacht Pakete gepackt. Zu dem Zeitpunkt produzierte ich noch auf Bestellung und zwei Schneiderinnen aus Stuttgart nähten die Stücke. Das war ein großes Chaos, weil der Post-Streik hinzukam. Irgendwann dachte ich, es muss anders werden. Seit diesem Jahr übernimmt meine Mutter die ganze Logistik, sie hat ein Geschäft in Süddeutschland und hatte auch mal einen Onlineshop, daher hat sie noch diese DHL-Verträge, den Drucker und Platz in ihrem großen Lager. Sie hat die Regale aufgebaut, wir haben unser Wohnzimmer zurück und ich freue mich wieder über die Bestellungen (lacht). Ich habe gemerkt, dass ich nicht meine ganze Energie in bereits getätigte Bestellungen stecken sollte, sondern lieber in zukünftige Käufe.

Bademode ist natürlich auch ein spitzes Modethema, das vor allem in Deutschland sehr saisonabhängig ist. Hattest du da am Anfang Respekt vor?

Auf jeden Fall. Bademode designen ist wie eine Eisdiele, die macht ihr Geschäft auch nur im Sommer. Daher mache ich den Webshop jetzt auf Englisch, ich muss internationaler werden, damit mich auch Kunden aus anderen Ländern finden. Das Tolle ist: Alles, was ich mir ausmale, funktioniert tatsächlich auch. Im zweiten Sommer waren die Sachen zum Beispiel sehr erwachsen, angezogen und deutsch, was sehr gut für den deutschen Markt funktioniert hat. Aber ich habe nie nach Frankreich und Italien verkauft. Die Frauen sind da oft sportlicher und zierlicher, sie wollen hellere Farben und weniger Stoff. Dann habe ich das Rot und ein Mintgrün in die Kollektion integriert und auch ein Modell mit dünneren Trägern designt – das sind genau die Teile, die ich jetzt nach Frankreich und Italien verkaufe. Es ist cool, wenn man merkt, dass man das ein bisschen in der Hand hat und steuern kann.

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Du hast dir von Anfang an „Ethical Swimwear“ auf die Fahne geschrieben. Was steckt dahinter?

Wenn du wie ich in Kolumbien Fische selber fängst, Kokosnüsse selber schlägst und im Zelt schläfst, dann ist ganz klar, dass du nichts machen kannst, was diesem Planeten schadet. Für mich stellte sich die Frage gar nicht. Ich kann nicht von so einer Reise zurückkommen und ein Produkt „made in China“ machen.

Immer in Sichtweite: Mareens aktuelle Kollektion hängt an einer Stange im Wohnzimmer – der „Sea Body“, hier in Mittelblau, zählt zu ihren Bestsellern.

Das stelle ich mir trotzdem als junge Designerin nicht einfach vor. Vor welche Herausforderungen hat dich das gestellt?

In Kolumbien habe ich am Anfang noch gedacht, dass ich recycelte Stoffe brauche, um das komplett durchzuziehen. Es war relativ schnell klar, dass ich das nicht mache. Es muss beim Recycling viel mehr Stoff, Wasser und viel mehr Chemie verwendet werden. Zudem hätte ich 400 Meter von einer Farbe nehmen müssen, das heißt, ich hätte beim Start des Labels nur eine Farbe verwenden können. Der Stoff, den ich jetzt verwende, kommt aus Italien. Der Händler ist der Marktführer. Durch diese Power haben sie bessere Maschinen und sind immer auf dem neuesten Stand. Das Schwarz wird zum Beispiel im Gegensatz zu anderen Herstellern mit der Hälfte des Wassers gefärbt, weil die so große Mengen verkaufen. Ich habe besonders auf den CO2-Ausstoß, die Wasseraufbereitungsanlage und die kurzen Wege – also, dass die Stoffe in Italien produziert werden – geachtet und das hat mich überzeugt. Das Material ist Polyester mit Elasthan, es ist sehr hochwertig und fein. Naturmaterialien kann ich bei Bademode natürlich nicht verwenden.

Wie gehst du beim Designen vor? Was ist dir wichtig?

Wichtig ist, dass sich die Kundinnen wohl darin fühlen, beziehungsweise noch besser. Das Design wird außerdem oft durch die Verarbeitung vorgegeben, weil alle Teile zum Wenden sind. Vieles entsteht auch, wenn ich mit Kunden spreche. Außerdem haben meine Modelle dadurch, dass man sie wenden kann, einen Mini-Shape-Effekt. Das gefällt auch vielen Kundinnen. Bevor ich an eine neue Kollektion herangehe, schaue ich natürlich auch, welche Schnitte und Farben besonders gut laufen und entwickele Modelle weiter.

 

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In ihrem Skizzenbuch findet man Stoffproben, Skizzen und Notizen.

Bist du mit deinen Teilen schon in Stores vertreten?

Noch nicht. Als das Lager noch hier war, habe ich die Kunden im Wohnzimmer empfangen. Manche fanden es total charmant, bei anderen kam es nicht so gut an. Im Moment konzentriere ich mich auf den Onlineshop und auf Events. Ich bin zum Beispiel gemeinsam mit Ines von Mexico Chairs beim „A Summer’s Tale Festival“, mit ihr habe ich einen Stand zusammen. In Hamburg mache ich außerdem am 4. Juni ein Event mit dem Hello Love Store – es wird eine schöne Sommerparty geben und meine Badeanzüge und Bikinis werden dort zwei Wochen im Store hängen.

 

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Den Surf-Lifestyle lieben die Leute, die verbinden das mit Freizeit und Sportlichkeit, Gesundheit und Rauskommen, am Strand sein.

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Ich habe das Gefühl, dass das Surfen auch gerade nochmal einen großen Hype erlebt.

Ja, total! Den Surf-Lifestyle lieben die Leute, die verbinden das mit Freizeit und Sportlichkeit, Gesundheit und Rauskommen, am Strand sein. Ich glaube auch, dass es mir gut zuspielt – man will ja auch beim Surfen elegant und nicht wie ein kleiner Junge im Sport-Badeanzug aussehen.

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Hast du eine Agentur, die dich bei der Pressearbeit unterstützt?

Bis jetzt noch nicht. Im Moment funktioniert es noch ganz gut, aber vielleicht funktioniert es auch gut, weil ich es selber mache. Und abgesehen davon sind das im Moment auch noch Beträge, die ich gar nicht zahlen könnte. Mir macht es Spaß, die PR selbst zu machen, weil ich das direkte Feedback von den Redakteuren bekomme und sehe, was zum Beispiel für Shootings geordert wird. Es gibt eine internationale Agentur in London und in Los Angeles, die bald zwei Influencer-Events macht, eins davon auf Hawaii, da werde ich wahrscheinlich dran teilnehmen.

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Deine Augen funkeln richtig, wenn du vom Surfen erzählst. Was sind deine liebsten Surfspots?

Wir haben seit über einem Jahr ein Wohnmobil. Wir checken immer kurzfristig Wind und Wellen. Ich komme vom Wellenreiten – da muss man aber super spontan sein und auch mal in den Norden von Dänemark fahren. Jetzt machen wir in Norddeutschland aber verstärkt Windsurfen, weil das hier einfacher ist und im Sommer dann Wellenreiten. Mit dem Wohnmobil bietet sich natürlich Frankreich an, die ganze Atlantikküste ist der Knaller: Gambas und Baguette kaufen und an den Strand setzen – schon ist das Urlaubsfeeling da! In Portugal habe ich das Wellenreiten in einer Surfschule gelernt. Wir fliegen immer nach Peniche. Da gibt es nichts außer Surfen und Fisch, das ist ganz toll.

 

Was hast du für Zukunftspläne?

Der Plan ist, dass wir unsere Wohnung untervermieten und noch mehr mit dem Wohnmobil unterwegs sind, die Strände und Städte Europas anfahren und die Bikinis und Badeanzüge in ausgewählte schöne Geschäfte bringen. Das haben wir letzten Sommer schon mal angetestet. Ich habe einen Hippie-Teppich beim Marokkaner gekauft, einen einfachen Kleiderständer aufgestellt und meine Bikinis und Badeanzüge am Strand aufgehängt. Am Anfang dachte ich noch: Es kauft doch jetzt keiner in so einer Situation einen Badeanzug für 200 Euro. Es hat keine zehn Minuten gedauert bis eine Italienerin kam, einen Bikini anzog und ihn direkt vor Ort per Pay Pal bezahlte. Wir haben an einem Nachmittag vier Badeanzüge verkauft. Das hat uns motiviert und auf die Idee gebracht, nicht nur den Onlinehop bekannter zu machen sondern ein schönes Vertriebsnetz an den Küstenstädten Europas aufzubauen, also die Bikinis und Badeanzüge in die Geschäfte zu bringen. Ausserdem könnten wir so weiterhin mit dem Wohnmobil durch die Weltgeschichte reisen und surfen. Mein Freund hat seinen Job gerade schon auf 30 Stunden in der Woche reduziert, arbeitet aber voll weiter, daher haben wir jetzt immerhin schon mal 17 Wochen Urlaub im Jahr. Eventuell steigt er bald voll ins Label ein und wir sind noch flexibler.

Wow, das klingt toll! Wir wünschen euch noch viele tolle und inspirierende Reisen!

Immer auf der Suche nach der perfekten Welle: Mareen in Action!

 

Hier findet ihr Mareen & Mymarini:

Fotos: femtastics

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