Zu Besuch im Atelier von Isabell de Hillerin

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7. Juli 2015

Die Designerin Isabell de Hillerin, gebürtige Münchnerin mit rumänischen Wurzeln, steht für puristisch-moderne Mode mit einem Hauch Folklore. Ihre Liebe für traditionelle Handwerkskunst aus Rumänien und Moldawien hat sie während ihres Modedesign-Studiums in Barcelona entdeckt. Kurz danach machte sie sich auf den Weg, Weberinnen aufzuspüren, die knüpfen und klöppeln, wie es schon ihre Vorfahren vor Jahrhunderten getan haben. Kurz vor dem Start der Berlin Fashion Week haben wir nun Isabell de Hillerin in ihrem Atelier in Kreuzberg besucht. In angenehm ruhiger Atmosphäre sprechen wir darüber, was uns nächsten Sommer bei ihrem Label erwartet und wie sie die rumänische Handwerkstradition bewahrt.

 

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Was erwartet uns bei deiner Sommerkollektion für 2016?

Die kommende Frühjahr/Sommer-Kollektion „Cutting Edge“ wird diesmal komplett in Schwarz und Weiß gehalten. Die Idee hinter der monochromen Kollektion ist, den Fokus wieder auf Schnittführung, Purismus und Grazie zu legen, dies soll durch den Verzicht von Farben noch deutlicher hervorgehoben werden. Fast unbemerkt wird der Blick dadurch wieder auf das Wesentliche gelenkt – die Individualität der Frau.

Eine spannende Herangehensweise.

Ich möchte wieder hin zum Konstruieren und zu den eigentlichen Schnitten.

Weil es dich am meisten am Designprozess reizt?

Es macht mir sehr viel Spaß, rumzuexperimentieren und die Schnitte selbst zu konstruieren. Die Silhouetten, Konturen und Linien sollen der Frau wieder mehr Beachtung schenken.

Du zeigst deine neue Kollektion diesmal im Berliner Modesalon.

Der Berliner Modesalon möchte dazu beitragen, das kreative Potenzial deutschen Modedesigns einer großen Öffentlichkeit bewusst zu machen. Es ist weder Messe noch Show, sondern ein guter Ort, an dem man in einer professionellen Atmosphäre seine Mode präsentieren kann.

Du bist in München geboren und hast in Barcelona studiert. Warum hast du Berlin als Standort für dein Label ausgewählt?

Berlin hat unglaublich viele Facetten, wird nie langweilig. Es ist eine Stadt, die immer in Bewegung ist und das tut gut.

Kam München als Standort auch in Frage?

Ich liebe München, keine Frage. Aber mit dem Schritt, nach Barcelona zu gehen, war klar, dass ich erstmal nicht zurückkomme.

Du trittst dafür ein, dass rumänische und moldawische Handwerkskunst erhalten wird, in dem du zum Beispiel von Hand geklöppelte Spitze verwendest.

In der Sommerkollektion ist es immer ein wenig dezenter als im Winter, spezielle Knüpftechniken machen in der kälteren Jahreszeit mehr Sinn. Es ist etwas reduzierter, diesmal habe ich einen handgewebten Stoff als Detail eingesetzt.

Du hast selber rumänische Wurzeln. Bist du mit diesen Techniken groß geworden?

Leider nein. Meine Familie kommt aus Rumänien, ich selbst bin aber in München geboren. In meiner Familie macht keiner was mit Mode oder Textilien. Erstmals kam ich auf einer Bukarest-Reise mit diesen handgewebten und sehr folkloristischen Stoffen in Berührung. Für mich war sofort klar, dass ich diese Stoffe für meine Abschlusskollektion verwenden wollte. Im Laufe meiner Arbeit stieß ich allerdings auf das Problem, dass die meisten Stoffe gar nicht mehr produziert werden.

Die Tradition stirbt aus. Wie findest du die Menschen, die das Handwerk noch beherrschen?

Damals war es viel Recherche, ich fuhr mit dem Auto durch Rumänien und Moldawien, besuchte die Dörfer und redete mit vielen Handwerkerinnen. Du redest mit vielen Menschen, steigst ins Auto und fährst hin. Einige haben sofort mitgemacht, andere mussten erst überzeugt werden. Es gab aber leider auch Handwerksbetriebe, für die es leider zu spät war. Diese mussten schließen, bevor ich die Chance für eine Zusammenarbeit bekam.

Die junge Generation geht früh weg, um in großen Städten Geld zu verdienen.

Viele Jüngere sind nicht an Handwerkskunst interessiert. Trotzdem beobachte ich, dass immer mehr Wert auf die Tradition gelegt wird. Zudem kommt das Handwerk langsam zurück und gewinnt fortschreitend an Bedeutung.

Vielen Dank für das Interview!

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Hier findet ihr Isabell de Hillerin:

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