Janine Schenkl – von der Moderedakteurin zur Schmuckdesignerin

Wo sich vor einem Jahr noch Ordner und Laptop türmten, ist der Schreibtisch von Janine Schenkl jetzt voll mit Muscheln, Perlen, Ketten, Werkzeugen und Bastelutensilien. Man hört es so oft, doch bei Janine war es genau so: Es kommt immer anders, als man denkt. Janine Schenkl hat nach ihrer Thailandreise aus ihren mitgebrachten Muscheln Armbänder und Halsketten gebastelt. Ihre Freunde waren begeistert, im Café wurde sie auf ihre selbst kreierten Schmuckstücke angesprochen. Jetzt ist die 34-Jährige Schmuckdesignerin – und entwirft unter ihrem Label „Tela Wãve“ zauberhaften Schmuck für „Modern Mermaids & Summer Lovers“. Wir haben die sympathische Münchnerin in ihrer Altbauwohnung besucht.

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In ihrer Wohnung hat Janine sich ein kleines Atelier geschaffen.

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femtastics: Janine, Hauptakteur deines Schmucks bei „Tela Wãve“ sind Muscheln und Perlen. Was begeistert dich an der Arbeit mit diesen Elementen?

Janine Schenkl: Ich finde es immer wieder faszinierend, wie individuell jede Muschel und jede Perle ist, obwohl ich täglich so viele davon in den Händen halte. Jedes Schmuckstück wird dadurch zu einem Einzelstück. Außerdem ist die kreative Arbeit für mich unglaublich schön und meditativ.

Wie gehst du vor, wenn du kreativ arbeitest?

Ich lege einfach los! Da ich meinen Schmuck selbst jeden Tag trage, frage ich mich: Was hätte ich selbst gerne? Für manche Entwürfe lasse ich mir auch ein paar Tage Zeit, damit sie wirken können. Was mir nach einem Arbeitstag ziemlich oft passiert: Kurz bevor ich ins Bett gehe, kommt mir eine Idee und dann sitze ich doch noch bis nachts da und mache weiter.

Wo findest du neue Ideen? 

Ich bleibe immer an neuen Farbkombinationen hängen. Wie zum Beispiel Pink und Gelb: Ich habe letztens im Café zwei Bildbände in diesen Tönen nebeneinander stehen sehen und finde das auch als Perlenkombi sehr schön. 

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Die kreative Arbeit ist für mich unglaublich schön und meditativ.

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Du hast mit „Tela Wãve“ im Spätsommer 2018 gestartet und verkaufst den Schmuck – bis dein Onlineshop lanciert wird – über Instagram und Etsy. Wie ist es dazu gekommen?

Tatsächlich habe ich nie geplant, Schmuck zu designen – nicht mal freiberuflich wollte ich arbeiten. Doch jetzt liebe ich es! Ursprünglich komme ich aus dem Modejournalismus und habe fünf Jahre lang meinen Traum bei der „InStyle“ im Moderessort gelebt. 2013 kam der Punkt, an dem ich etwas Neues machen wollte. Nach verschiedenen Stationen im Online Department bei Luxus-Stores ist mir meine Kreativität verloren gegangen. Vor zwei Jahren habe ich dann gekündigt, ohne einen anderen Plan zu haben.

… Und du bist auf Reisen gegangen.

Genau, mit meinem Freund Jakob bin ich für drei Monate nach Asien gereist. Als wir wieder zurück in München waren, habe ich das restliche Jahr dafür genutzt, meine Kreativität wieder zu entdecken und Neues auszuprobieren. Mit den Muscheln, die ich in Thailand gesammelt hatte, habe ich für mich und Freundinnen Ketten und Armbänder gebastelt. Und dann kamen auch die Freunde von Freunden auf mich zu. Einmal wurde ich sogar im Café angesprochen, woher meine Kette ist.

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Janine lebt mit ihrem Freund in einer 67qm großen Altbauwohnung in München-Giesing.

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Ihre Blumen-Arrangements stellt sich Janine selbst zusammen – vom Blumenladen unten in ihrem Haus.

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Hat dich etwas in dieser Umbruchphase begleitet oder bestärkt?

Meine Freunde und meine Familie haben mich immer darin bestärkt, mit meiner Kreativität ein eigenes Business zu starten. Außerdem haben mir in dieser Zeit einige Bücher geholfen. Unter anderem „Das Erfolgsbuch“ von Joseph Murphy. Ein altes, spirituelles Buch, in dem es darum geht, seine Träume zu verwirklichen, positiv zu denken und an sich selbst zu glauben. Ich konnte mir viel Wertvolles aus dem Buch herausziehen – vor allem die tiefe Zuversicht, dass am Ende alles gut wird und es immer weiter geht

Was war der bislang schönste Moment mit „Tela Wãve“ für dich?

Einer Freundin von mir ist etwas Schönes passiert, als sie eine Kette von mir trug und bei einer Homöopathin war. Die sagte zu ihr: „Nimm diese Kette niemals ab, die hat so gute Energie.“ Das fand ich eine sehr schöne Vorstellung und hat mich gerührt.

Was steckt hinter dem Namen „Tela Wãve“?

„Tela“ setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der Straße zusammen, in der wir wohnen. Unter Freunden heißt unsere Wohnung schon lange „Studio Tela“. Beim Brainstorming ist mein Freund Jakob schließlich auf „Tela Wãve“ gekommen und hat auch das Logo designt.

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Leg‘ einfach los – mit dem, was du bereits hast und kannst.

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Süß: Janines Schmuckstücke verpackt sie in kleinen Schmuckkästchen in Muschelform.

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Die Schmuckstücke von „Tela Wãve“ sind online und in der „beautery Munich“ in München erhältlich.

Wie machst du dein Label bekannt?

Ich sehe Instagram als große Chance, kleine Labels und auch „Tela Wãve“ bekannt zu machen. Da ich aus der Mode komme, habe ich bereits ein gutes Netzwerk zu Redakteuren von verschiedenen Magazinen und habe mich sehr über die positiven Reaktionen der Branche gefreut. Viele Chancen ergeben sich auch zufällig.  

Hast du Tipps für andere Gründerinnen, die klein anfangen?

Tatsächlich habe ich keinen Masterplan und mache vieles intuitiv. Was ich dabei gelernt habe: Leg‘ einfach los – mit dem, was du bereits hast und kannst. Am Anfang musste ich mich von meinem Perfektionismus verabschieden und das war das Beste, was ich machen konnte. Weitere Skills kommen dann von ganz alleine. Und: Etappenziele wertschätzen! 

Ist es dein Ziel, von deinem eigenen Label zu leben? … Oder kannst du das schon jetzt?

Ich fände es schön, wenn ich in Zukunft von „Tela Wãve“ leben könnte und mich unter der Marke weiterhin kreativ ausleben kann. Mit dem aktuellen Gewinn kann ich meine Lebenshaltungskosten decken, arbeite parallel aber noch als Stylistin und Texterin für Modekunden. 

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Um relevant zu bleiben, finde ich es wichtig, bestimmte Trends mitzugehen.

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Das Interview führt femtastics-Autorin Jana Ackermann.

Aktuell ist Muschel- und Perlenschmuck sehr angesagt. Kannst du dir vorstellen, „Tela Wãve“ auszubauen und Kollektionen in anderen Stilen zu gestalten, wenn sich der Trend ändert, oder möchtest du diesem Stil treu bleiben?

In mir steckt der Drang, mich ständig weiterzuentwickeln. Zum Beispiel könnte ich mir vorstellen, unter der Marke „Tela Wãve“ auch noch Bilder oder Accessoires zu entwerfen. Da kommt sicher noch mehr. Wobei die stilistische Grundrichtung sicherlich bleibt. Um relevant zu bleiben, finde ich es wichtig, bestimmte Trends mitzugehen. 

Deine Wohnung spiegelt auch deine Kreativität wider: Die Bilder über dem Sofa hast du gemalt, die Kuchenteller mit Porzellanfarbe verziert, das Blumenbouquet auf dem Esstisch selbst zusammengestellt … Meinst du, man kann Kreativität lernen?

Auf jeden Fall! Ich glaube, man hat zuerst Angst, Quatsch zu machen und das kann man auch – was soll schon passieren? Einfach loslegen und dann entstehen meistens die schönsten Dinge.

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Janine liebt Urlaubsfeeling – auch in ihrer Wohnung!

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Du lebst mit deinem Freund Jakob zusammen. Wer richtet bei euch beiden ein?

Bevor Jakob hier vor fünf Jahren eingezogen ist, war die Wohnung eine Mädchen-WG und sah vogelwild aus. Es hat zwei Jahre gedauert, bis sich eine Pärchen-Wohnung nach unserer beider Vorstellungen entwickelt hat. Von Jakob stammt zum Beispiel der französische Spiegel im Schlafzimmer – den mag ich sehr.

Woher kommt euer Interior und die detailverliebten Wohnaccessoires?

Wenn wir etwas Neues für unsere Wohnung suchen, stöbern wir tagelang online in Kleinanzeigen. Vieles in unserer Wohnung ist Vintage und Second Hand, wie die Deckenleuchte aus den 70er-Jahren im Wohnzimmer, unser Schuhschrank im Flur und das Sofa von BoConcept war ein richtiger Glücksfund.

Welche Interior-Trends begeistern dich aktuell?

Ich mag das Naturthema sehr gerne und dass der Trend gerade zu mehr Gemütlichkeit geht. Auch der Mut zu Farbe gefällt mir. Ich breche Minimalismus mit Boho-Accessoires und bunten Akzenten.

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Womit verbringst du am liebsten deine Wochenenden?

Der perfekte Tag am Wochenende startet bei mir mit einem Brunch auf der Sonnenterrasse im „Fugazi N°15“ oder im „Café Schneewittchen“, danach spielen Jakob und ich gerne eine Runde Tischtennis und dann geht es mit Buch, Musik und Iced Coffee an die Isar. Und auf dem Heimweg lege ich noch einen Stopp bei meiner Lieblingseisdiele „Jessas“ ein.

Danke, liebe Janine, für das schöne Interview, die Inspiration und den Einblick in deine Arbeit für Tela Wãve!

 

Hier findet ihr Janine Schenkl:

Hier findet ihr „Tela Wãve“:

 

Layout: Kaja Paradiek

 

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