Nina Jäger bringt mit „Nia“ französisches Flair nach München

Ihre „Nia“ Stores in München lassen sich zurecht als Institutionen bezeichnen – schließlich gibt es den ersten Laden seit 2004. Hier verkauft Nina Jäger Mode, Accessoires und ausgewählte Interior-Produkte mitten im Stadtteil Maxvorstadt, ganz in der Nähe der Pinakotheken. Dass Ninas private Wohnung mit ebenso viel Liebe zum Detail eingerichtet ist wie ihre Boutiquen, wird schnell klar als wir ihr Zuhause in München-Neuhausen betreten. Mit einem unverkennbaren Händchen für Gestaltung und einer großen Portion französischen Flairs hat Nina in ihrer Wohnung eine Stadtoase geschaffen. Wir sprechen mit der 46-Jährigen über ihre Zeit in Südfrankreich und die Entwicklung ihrer Läden.

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Der „Nia Bazar“ in der Türkenstraße 48 in München

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femtastics: Wie hat sich „Nia“ entwickelt?

Nina Jäger: Den ersten Laden, „Nia Prêt-à-Porter“ in der Türkenstraße 35, gibt es seit 2004. Im Jahr 2010 haben wir unseren Schuhladen in der Barerstraße eröffnet und sind dann mit ihm vor drei Jahren in die Türkenstraße umgezogen, schräg gegenüber vom ersten Laden. Dort kamen dann mit der Zeit die Einrichtungsgegenstände dazu – so ist „Nia Bazar“ entstanden. Zusätzlich haben wir unter dem „Nia Bazar“ jetzt noch einen Büroraum gemietet, unser „Bureau//Beletage“, in dem auch andere Kreative arbeiten, zum Beispiel aus der Mode. Das ist toll für den Austausch! Außerdem haben wir dort auch ein kleines Fotostudio aufgebaut.

Was hast du vorher gemacht?

Genau das gleiche. (lacht) Ich hatte drei Jahre lang einen Laden in Saint-Tropez in Südfrankreich, gemeinsam mit einer Freundin. Und als ich hierher nach München kam, habe ich quasi weitergemacht.

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Ich hatte drei Jahre lang einen Laden in Saint-Tropez in Südfrankreich, gemeinsam mit einer Freundin.

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Nina Jäger (rechts) und ihre Kollegin Nina Ruck (Styling & Social Media).

Warum warst du in Südfrankreich?

Ich war nach dem Studium für drei Jahre in Paris und habe dort bei „Planet Hollywood“ als Store Managerin gearbeitet. Eine Freundin suchte jemanden, der mit ihr zusammen einen Laden in St. Tropez führt. Ich wollte zu der Zeit eh eine Veränderung und habe kurzerhand meine sieben Sachen gepackt und bin mit meiner Golden Retriever-Dame Emma nach Südfrankreich gezogen.

Und wie bist du zum Einzelhandel gekommen?

Mein Studium hatte damit jedenfalls nicht viel zu tun – ich habe Fremdsprachensekretärin studiert (lacht). Meine Lehre in Sachen Einzelhandel war es, mit der Freundin und ihren Eltern damals diesen Laden zu führen. Sie haben mir wahnsinnig viel beigebracht, sie waren schon über 30 Jahre in ihrem Geschäft. Viele Ratschläge fand ich anfangs skurril, zum Beispiel, dass man im Laden immer beschäftigt wirken sollte. Mittlerweile gebe ich das aber genauso an meine Mitarbeiter weiter. Denn wenn du gelangweilt herumstehst und auch noch andauernd aufs Handy schaust, hat keiner Lust hereinzukommen. Davon abgesehen kannst du es dir heutzutage auch nicht mehr leisten, einfach nur im Laden herumzustehen. Du musst dich hervorheben, indem du freundlich und herzlich bist und deine Hilfe anbietest. Service ist sehr wichtig. Es gibt viel Konkurrenz und viele Menschen kaufen mittlerweile nur noch online ein.

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Was bereitet dir am meisten Freude bei deiner Arbeit?

Der Verkauf, ganz klar. Die Kundengespräche, das lockere Plaudern mit den Leuten. Aber auch mit meiner Kollegin Nini den Einkauf zu machen. Wir wählen nur aus, was uns beiden gefällt. Zu einigen Labels haben wir über die Jahre einen richtig guten Kontakt aufgebaut – so macht alles doppelt Spaß. Außerdem liebe ich all die Kleinigkeiten wie: Postkarten bestellen, nach neuer Keramik suchen, und – ganz wichtig natürlich – die Läden zu gestalten und umzudekorieren.

… damit gebt ihr euch ja viel Mühe!

Ja, aber es braucht auch einen gewissen Deko-Flow. Ich kann nicht jeden Tag kreativ sein, die Stimmung muss stimmen.

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Hattest du eine genaue Vorstellung davon wie es mit den Läden laufen soll, als du angefangen hast?

Nein. Ich wusste nur, ich komme nach München und muss hier irgendwas machen. Da war es naheliegend, das Gleiche zu machen, was ich auch in Frankreich gemacht hatte. Ich wusste: Das kann ich. Ich kam aus Frankreich zurück, weil ich etwas Heimweh hatte und weil mein Freund hier gelebt hat. Für „Nia“ habe ich keinen Businessplan oder Ähnliches gemacht. Ich wollte es einfach mit dem, was ich in Frankreich gelernt hatte, hier probieren. Also habe ich mein Erspartes genommen und einen Laden eröffnet. Viel Sorge darum, ob es klappt oder nicht, hatte ich nicht.

Insgesamt ist der Laden sehr von Frankreich beeinflusst, das merkt man gleich an den vielen französischen Labels, die wir verkaufen. Ein paar skandinavische Brands haben wir auch, und aus Belgien und Holland kommen derzeit spannende Labels, die wir vertreiben. Unsere Pflanzen kommen ebenfalls aus Holland. (lacht)

Habt ihr viele Stammkunden?

Wir haben einige sehr treue Kunden, die ich seit der Eröffnung im Jahr 2004 kenne. Es ist immer besonders schön, diesen persönlichen Kontakt zu haben. Man bekommt viel aus dem Leben der Kunden mit und tauscht sich über alles Mögliche aus.

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Gibt es ein Produkt oder ein Label, das gerade besonders angesagt ist?

Zurzeit laufen die Sneaker vom nachhaltigen Label „Veja“ wahnsinnig gut. Alle fragen nach den Schuhen! (lacht) Die sind aber auch toll und unterstützenswert.  

Wie häufig kommt es vor, dass Kunden etwas kaufen wollen, was Teil der Einrichtung ist?

Oh, das passiert häufig, mindestens einmal am Tag. Meistens sind das Flohmarktsachen: ein kleines Tischchen im Schaufenster, Schalen, eine Kanne, … Ich finde es ganz witzig, dass sich das vermischt und ab und an verkaufe ich auch mal etwas, das eigentlich Dekoration ist. Nur kein Lieblingsstück, an dem mein Herz hängt. Es ist schließlich auch viel Arbeit, all die Einzelstücke auf den Flohmärkten zu finden, da kann ich nicht alles einfach so weggeben.

Bist du immer auf der Suche nach Veränderung?

Man will doch immer etwas Neues. Den Kunden wird das immer wichtiger und auch bei mir selbst bemerke ich das. Nach zwei Wochen kommen manche Kunden wieder und fragen, ob es etwas Neues gibt. Ich lasse mich davon anstecken und manchmal setzt es mich unter Druck. Dann denke ich: „Oh Gott, wir brauchen jetzt schnell dieses oder jenes!“ Zum Glück erinnert mich Nini dann, dass wir noch einiges im Lager haben und neu dekorieren können. Auch Masse ist in bestimmter Hinsicht wichtig: Die Kunden wollen immer eine große Auswahl haben. Es ist gar nicht so leicht, dass einzelne Produkte dabei noch genug zur Geltung kommen.  

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Zuhause bei Nina: Sie lebt in einer 3-Zimmer-Wohnung in München-Neuhausen mit ihrem Freund Niki und ihrem kleinen Hund Karlchen.

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Gebrauchtes ist oftmals einfach schöner, weil es schon eine Geschichte und dazugehörige Spuren hat.

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Was sind deine persönlichen Lieblingsstücke hier im „Bazar“?

Die Keramik macht mir großen Spaß. Wir haben sowohl Mainstream-Brands wie beispielsweise „Bloomingville“ als auch kleine Labels wie „Camille et Clementine“. Jedes Teil ist ein Einzelstück, das handgemacht und handbemalt ist, und das sieht man auch.

Was ich immer gut finde, sind Fairtrade-Projekte wie „Basketroom“ aus England, die in Ghana, Kenia und Tansania unter fairen Arbeitsbedingungen Körbe herstellen lassen. Außerdem unterstützen wir verschiedene Illustratoren, die Postkarten machen. Aktuell verkaufen wir Karten von Anna Katharina Jansen, einer Illustratorin aus Aachen.

Mit deinen Läden hast du viel zu tun. Ist deine Wohnung ein Rückzugsort für dich?

Ja, auf jeden Fall! Hier komme ich zur Ruhe, habe meinen Balkon … Hier kann ich mich ausruhen, was wirklich sehr wichtig für mich ist. Gemütlichkeit ist mir auch ganz wichtig und, dass es manchmal aufgeräumt ist. (lacht) 

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Wohnung oder Store? Auch zu Hause sammelt Nina gerne schöne Dinge und setzt sie in Szene.

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Hast du dich bewusst für diesen Stadtteil entschieden?

Nein, das war Zufall. Wir haben vorher immer in Maxvorstadt gewohnt – bis wir vor fünf, sechs Jahren hierher gezogen sind, weil wir die Wohnungsanzeige entdeckt haben. Ich wäre nicht auf die Idee gekommen, nach Neuhausen zu ziehen, finde es jetzt aber wunderschön hier.

Wo schaltest du am besten ab?

Ich gehe gerne zum Kanal und zur Schlossmauer, denn ich bin viel mit meinem Hund unterwegs. Aber ich fahre auch gerne ganz raus aus der Stadt, zum Beispiel zum Tegernsee. Wenn ich es schnell grün um mich herum haben will, gehe ich einfach auf meinen Balkon! Der Balkon hier an der Küche und mein neues Sofa sind meine Lieblingsorte, wo ich mich auch am meisten aufhalte.

Ach, ich bin froh, dass ihr gekommen seid, da hatte ich mal wieder einen Grund, richtig Ordnung zu schaffen und auszumisten. Man hat ja immer solche Ecken, bei denen man es aufschiebt, sie aufzuräumen. (lacht)

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Der Balkon hier an der Küche und mein neues Sofa sind meine Lieblingsorte, wo ich mich auch am meisten aufhalte.

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Wo findest du Inspiration fürs Einrichten deiner Wohnung – und auch deiner Läden?

Überall. Auf der Straße, auf Flohmärkten, zusammen mit Nini Ruck, meiner rechten Hand. Es entsteht alles irgendwie. Ich suche nicht nach speziellen Sachen und schaue auch wenig in Magazinen. Aber natürlich bin ich auf Instagram unterwegs. Trends wie Körbe, bunte Kunststoff-Boxen oder marokkanische Teppiche habe ich auch aufgegriffen. Wenn jemand gar kein Händchen für Einrichtung hat, kann er sich bei Instagram sehr viel Inspiration holen und bekommt genaue Anleitungen. Aber ich gehe nur danach, was ich entdecke und was mir gefällt. Es muss insgesamt eine Harmonie ergeben und die Farbe muss stimmen, das ist mir am wichtigsten.

Kaufst du Möbel gerne Second-Hand?

Ja, Gebrauchtes ist oftmals einfach schöner, weil es schon eine Geschichte und dazugehörige Spuren hat. Man findet mittlerweile auch richtig viel am Straßenrand. Menschen stellen oft Dinge, die sie nicht mehr haben möchten, einfach mit einem „Zu verschenken“-Schild vor die Tür. Teller, Stühle, … ich habe da schon so einiges gefunden!

Vielen Dank für das Gespräch, liebe Nina!

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Hier findet ihr Nina Jäger und „Nia“:

Türkenstraße 35 und Türkenstraße 48, 80799 München

Fotos: Julia Schärdel

Interview: Marie Freise

Layout: Kaja Paradiek

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