Anna Iarotska macht mit „Robo Wunderkind“ Kinder fit für die Welt von morgen

21. November 2019

Sie sind bunt, schlau und machen das, was die Kinder wollen – die Roboter von „Robo Wunderkind“ führen Kinder spielerisch an die Welt des Programmierens und der Robotik heran. Das ist insofern besonders wichtig, als die (Arbeits-)Welt sich digital immer schneller verändert und insbesondere die weibliche Perspektive in der Gestaltung der technischen Welt zu kurz kommt. Hinter dem Wiener Start-up steckt die gebürtige Ukrainerin Anna Iarotska. Nach dem Betriebswirtschaftsstudium hat sie im Consulting und im Investmentmanagement gearbeitet. Nachdem sie ihren zweiten Master in London an der London School of Economics gemacht und bei einem Entwicklungshilfeprojekt im Bereich Wirtschaftsförderung in Georgien mitgearbeitet hat, gründete sie zusammen mit zwei Co-Foundern „Robo Wunderkind“. Kürzlich wurde das Start-up bei den „Amazon Verkaufspartner Awards“ als “Innovation Champion des Jahres” nominiert. Noch bis zum 24. November können Amazon-Kunden für ihre Favoriten abstimmen. Wie Anna die Gender Gap schließen will, warum MINT-Fächer für Kinder so wichtig sind und wie sie sich bei Bildungstrends auf dem Laufenden hält, erzählt die 35-Jährige im Interview.

Ich habe mich gefragt, wie wir unsere Kinder auf die sich immer schneller verändernde Arbeitswelt vorbereiten können.

Anna Iarotska hat Robo Wunderkind zusammen mit zwei Co-Foundern gegründet.

femtastics: Woher kommt deine Affinität für die Themen Technik und Bildung?

Anna Iarotska: Kurz bevor ich „Robo Wunderkind“ gestartet habe, war ich im Organisationsteam vom „Pioneers Festival“, eine große Start-up-Konferenz in Österreich. Ich bin mit sehr spannenden, zukunftsorientierten Projekten und Unternehmen in Berührung gekommen. Mir ist bewusst geworden, wie schnell sich alles ändert, wie schnell die Technologie voranschreitet. Ich habe mich gefragt, wie wir unsere Kinder auf die sich immer schneller verändernde Arbeitswelt vorbereiten können.

Also habt ihr die hochtechnologischen Roboter entwickelt. Warum ist ein Roboter von „Robo Wunderkind“ ein sinnvolles Geschenk für Kinder zwischen 6 und 12 Jahren?

Es ist ein super spannendes Spielzeug, was den Kindern die Möglichkeit gibt, ihre eigenen Projekte umzusetzen. Manchmal bauen sie einen Roboter, manchmal ein Auto, manchmal einen Drachen oder eine automatisierte Katzenfütterungsmaschine. Es gibt vielfältige Möglichkeiten. Dabei lernen sie spielerisch die Grundlagen von Robotiks und Programmieren.

Wir besuchen Anna im Robo Wunderkind Office in Wien.

Nun sind die Roboter nicht ganz günstig. Gibt es die Sorge, dass der Zugang nur besser gestellten Familien möglich ist?

Unsere Käuferschaft setzt sich aktuell zur Hälfte aus Privatpersonen und zur Hälfte aus Schulen zusammen. Klar ist es nicht das günstigste Produkt. Es handelt sich um einen modularen Roboter, ein hochtechnologisches Produkt. Durch die Zusammenarbeit mit Schulen erreichen wir Kinder aus allen Milieus. Es gibt auch ein Curriculum, was wir Lehrer*innen mit an die Hand geben und was sie in ihre Unterrichtseinheiten integrieren. Es gibt sehr spannende Einheiten, zum Beispiel bauen Kindern Ampeln, programmieren sie und kommen so ins Gespräch über Verkehrsregeln.

Wie aufgeschlossen sind Schulen und Lehrkräfte gegenüber euren Produkten?

Es gibt Länder, die sehr fortgeschritten sind. In UK wird das Programmieren zum Beispiel ab der ersten Vorstufe unterrichtet. In der Schweiz wiederum ab der dritten Stufe in der Grundschule. In der DACH-Region geht alles etwas langsamer, aber die Schulen öffnen sich immer mehr gegenüber spannenden Lerntools. Wir beziehen beim Design des Produkts mittlerweile auch Lehrer*innen mit ein, weil das Produkt eben für Schüler*innen und Lehrer*innen gleichermaßen funktionieren soll.

Die Gesellschaft projiziert nach wie vor gewisse Rollen auf Mädchen.

Warum ist es so wichtig, dass Kinder Interesse fürs Programmieren entwickeln?

Es geht nicht darum, dass alle Kinder Programmierer*innen werden, sondern um die Vermittlung des Verständnisses von Programmiergrundlagen. Also wie automatisierte Systeme funktionieren. Das ist wiederum ein Vorteil für sehr viele Berufe. Das Programmieren ist aus unserer Sicht eine Erweiterung der Fähigkeiten und wir wollen Kindern die Möglichkeit geben ihre eigenen Ideen kreativ und digital umzusetzen.

Warum schafft der „normale“ Lehrplan es nicht, MINT-Fähigkeiten genügend zu fördern beziehungsweise zu vermitteln – insbesondere bei Mädchen?

Das ist ein spannendes Thema, was uns sehr bewegt. Grundsätzlich sagt die Forschung, dass es keinerlei Unterschiede in den Gehirnen von Jungen und Mädchen im Vorschulalter gibt. In der Grundschule beginnen die Unterschiede sich zu entwickeln, das ist aber nur eine Antwort auf die Umgebung. Es ist nicht angeboren. Die Gesellschaft projiziert nach wie vor gewisse Rollen auf Mädchen. Es kristallisieren sich also Unterschiede bei den Fähigkeiten, aber vor allem beim Glauben an die eigenen Fähigkeiten heraus. Die Ursache, dass Mädchen sich weniger für MINT-Fächer begeistern beziehungsweise begeistert werden, ist eine Kombination aus Lehrplan, der Art wie unterrichtet wird – also der Einstellung der Lehrer*innen – sowie der gesellschaftlichen Einstellung.

Hinzu kommt, dass Fächer wie Mathe im deutschsprachigen Raum nicht beliebt sind. Mathe gilt als kompliziert und langweilig. Ich komme aus der Ukraine und dort ist Mathe die Königin der Wissenschaft, wir haben eine ganz andere Einstellung und es wird anders unterrichtet. Mathe hat einen anderen Stellenwert.

Wie wollt ihr die Gender Gap schließen?

Uns ist es ganz wichtig, dass das Produkt Mädchen wie Jungen gleichermaßen anspricht. Es soll cool sein und nicht zu technisch wirken. Wir zeigen Mädchen, wie sie ihre eigenen Roboter programmieren, damit sie den Glauben entwickeln können, dass dieses Thema auch etwas für sie ist – und nicht nur für Jungen. Dann gibt es natürlich Eltern, die das bewusst bei ihren Töchtern fördern möchten; genauso gibt es Eltern, die der festen Überzeugung sind, dass „Robo Wunderkind“ nichts für ihre Tochter ist. Hier versuchen wir immer wieder Überzeugungsarbeit zu leisten.

Es ist der Menschheit vorbehalten zu entscheiden, was Roboter machen dürfen und sollen.

Das ist sehr löblich, zumal auch gerade die Welt der Künstlichen Intelligenz vorrangig von männlichen Programmierern gestaltet wird und die weibliche Perspektive fehlt. „Robots are taking over the world“ – manchen Menschen ist diese Welt befremdlich. Wie kannst du die Scheu nehmen?

Wir wollen Kindern zeigen, dass sie ihre Roboter so programmieren können, dass diese machen, was die Kinder wollen. Es ist der Menschheit vorbehalten zu entscheiden, was Roboter machen dürfen und sollen. Es ist uns ein totales Anliegen, dass unter Programmierer*innen und Forscher*innen der Künstlichen Intelligenz Frauen vertreten sind, damit sie ihre Meinung einbringen können. Das ist gerade in der Diskussion über die Ethik von Robotern enorm wichtig.

 

Man hat in einem Unternehmen, was man selbst gründet, zum Teil mehr Flexibilität als angestellt im Unternehmen.

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Du bist eine von sehr wenigen weiblichen Start-up-Gründerinnen. Warum gründen verhältnismäßig immer noch wenig Frauen und wie lässt sich das ändern?

Im deutschsprachigen Raum fehlt es an Beispielen von erfolgreichen Frauen beziehungsweise ist unsere Geschäftswelt stark auf ein Leben ohne Kinder ausgerichtet. Das ist ein großer Faktor, der sich nur durch gesetzliche Maßnahmen zu Vereinbarkeit von Familie und Job in eine positive Richtung steuern lässt. Ich unterstütze zum Beispiel die Management-Quote und vermittele das Verständnis, dass es für Frauen aber auch für Männer Auszeiten für die Familie geben muss. Es ist eine große Herausforderung Gründerin zu sein, dennoch können Frauen das selbstverständlich genauso machen wie Männer – was die Qualifikationen betrifft. Und man hat in einem Unternehmen, was man selbst gründet, zum Teil auch mehr Flexibilität als angestellt im Unternehmen.

Gründen bringt gewisse Risiken mit sich, auf der anderen Seite kann man sich den Job mit den Rahmenbedingungen schaffen, den man sich immer erträumt hat. Wir hoffen, dass sich künftig mehr Frauen trauen! Ihr seid für die „Amazon Verkaufspartner Awards“ nominiert – herzlichen Glückwunsch! Inwieweit unterstützt euch Amazon als Partner?

Amazon ist ein super Forum für neue Marken, die sich erst entwickeln. Über Amazon lassen sich viele Menschen weltweit erreichen. Durch die Werbeaktionen wird deine Marke viel gesehen. Das ist für junge Brands enorm wichtig. Amazon übernimmt dann den Versand und die Retouren der Produkte, was ein großer Kopfschmerz weniger für dein Unternehmen bedeutet.

Das heißt, Amazon war von Anfang an Baustein eurer Vertriebsplanung?

Es war von Anfang an klar, dass Amazon ein ganz wichtiger Verkaufskanal sein würde.

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Was die Finanzierung betrifft, war wiederum Crowdfunding von Anfang an fester Bestandteil des Finanzplans. Bei eurer ersten Kickstarter-Kampagne hattet ihr Unterstützer aus 58 Ländern. Wie habt ihr die erreicht?

Die Plattform Kickstarter ist weltweit bekannt und du erreichst tatsächlich Unterstützer in sehr vielen Ländern. Es ist für uns sehr wichtig, das Produkt international zu platzieren. Wir haben heute Partner in zwanzig Ländern.

Wie bleibt ihr up-to-date was Bildungstrends betrifft?

Hier ist der Austausch wichtig – wir sind sehr viel unterwegs. Ich war gerade in Indien und fliege als nächstes nach China. Ich besuche viele Seminare und Konferenzen. Außerdem haben wir zwei Pädagogen und eine Kinderpsychologin im Team, das ist sehr hilfreich. Sie bringen viel Wissen mit, das sie mit uns teilen.

Sehr spannend, zumal die Bildungstrends in China vermutlich ganz andere sind als in Europa?

Es geht eigentlich. In allen Ländern wird Project-based-learning wichtiger, das heißt, man lernt nicht einfach nur Mathe, sondern innerhalb eines Projekts, in dem mehrere Fächer verbunden werden. Das findet man in Indien ebenso wie in China. Es gibt aber Unterschiede, wie großflächig fortgeschrittene Bildung in öffentlichen Schulen angegangen wird. Es gibt einen regen Austausch zwischen Ländern, die Einstellung zu Digitalem ist aber unterschiedlich.

Es ist sehr inspirierend, dass du dir dieses Thema für dein Start-up angeeignet hast. Vielen Dank für den spannenden Einblick!

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Hier findet ihr Robo Wunderkind:

Fotos: Victoria Herbig

– Werbung: Diese Story entstand in Zusammenarbeit mit Amazon –

2 Kommentare

  • Sabine H. sagt:

    Ich finde den Robo Wunderkind einfach super!!! Bereits Freunde haben davon geschwärmt, aber ich war mir nicht ganz sicher, ob ich wirklich so viel Geld für ein „Spielzeug“ für meine Tochter Lisa ausgeben sollte. Doch dann bin ich über diesen Blogeintrag gestolpert (https://kinderprogrammieren.de/spielsachen/roboter/robo-wunderkind-roboter-baukasten-im-test/) und auch dieser Blogeintrag lobt den Robo Wunderkind in höchstem Maße, sodass ich dann doch überzeugt war das Geld in die Hand zu nehmen und Lisa den Roboter zu besorgen. Ich bin wirklich gespannt, wie Lisa morgen reagiert, wenn sie den Roboter erhält, aber ich bin sehr zuversichtlich, nach all den positiven Beiträgen und BEwertungen. Gerne berichte ich in den nächsten Wochen noch einmal 🙂

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