Chou Chou Berlin: Leyla Liebrechts Brow Bar in Hamburg

Die Augenbrauen geben dem Gesicht einen Rahmen und öffnen den Blick – das begreift Leyla bereits als kleines Kind, als die Kosmetikerin ihre Mama regelmäßig damals in Teheran besucht. Zum Spielen gibt sie der Vierjährigen einen Faden und so brachte sich Leyla die Fadentechnik spielerisch bei. Die auch als Threading bekannte Technik zum Entfernen kleinster Härchen bringt sie vier Jahrzehnte später schließlich nach Hamburg mit der Eröffnung der Brow Bar „Chou Chou Berlin“. Davor hat die studierte Juristin bereits erfolgreich drei Boutiquen in Hamburg eröffnet und etabliert. In der ersten Chou Chou Berlin Filiale sprechen wir über ihren spannenden Werdegang, wie sie mit 12 Jahren nach Deutschland kam und warum unsere Brauen bei Chou Chou Berlin so gut aufgehoben sind.

femtastics: Warum sollten wir uns mehr um unsere Augenbrauen kümmern?

Leyla Liebrecht: Die Augen haben eine Strahlkraft und mit den Augenbrauen kannst du den Blick öffnen. Wenn du zu dünne Augenbrauen hast, macht das alt. Je buschiger und voller die Augenbrauen sind, desto jugendlicher wirkst du.

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Die Chou Chou Brow Bar hat Leyla Liebrecht in der Hamburger Innenstadt eröffnet.

Brauen geben dem Gesicht einen Rahmen und Kontur. Wie bist du zur Braue gekommen?

Ich bin gebürtige Iranerin und im Iran ist es normal, dass eine Kosmetikerin nach Hause kommt oder du eben am Wochenende zur Kosmetikerin gehst. Meine Mama hat mich immer mitgenommen und ich habe gesehen, wie sie mit der Fadentechnik verschönert wurde. Das hat mich beeindruckt. Ich war ein sehr wildes Kind und deswegen gab mir die Kosmetikerin irgendwann einen Faden zum Spielen. Die Technik habe ich somit sehr früh gelernt! (Lacht)

Vor drei Jahren bin ich 40 geworden und hatte das Gefühl, dass ich mich selbst erneuern muss.

Du bist eigentlich Juristin. Warum wolltest du etwas Anderes machen?

Ich habe als Juristin in einer Bank gearbeitet, aber schnell gemerkt, dass das nichts für mich ist. Dann habe ich mich mit meinen drei „Herz & Krone“ Boutiquen selbständig gemacht. Vor drei Jahren bin ich 40 geworden und hatte das Gefühl, dass ich mich selbst erneuern muss. In der Mode kenne ich mich aus, aber Beauty hat mich auch immer interessiert.

Warum wolltest du nicht mehr als Juristin arbeiten?

Ich hatte keine Lust mehr, die Konflikte anderer Leute auszutragen. Ich bin Mediatorin und habe den Ansatz, dass zwei Menschen, die einen Konflikt haben, diesen wirklich zusammen klären müssen. In Deutschland soll immer der Richter entscheiden. Aber zum Beispiel gerade im Familienrecht sollten eigentlich die Eltern zusammenkommen und die beste Lösung für das Kind finden. Aber stattdessen wird das Kind oftmals benutzt, um den Partner zu verletzten. Das ist furchtbar.

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Leyla ist bereits Inhaberin dreier Mode-Boutiquen in Hamburg.

Und wie bist du auf die Brow Bars gekommen?

Als Iranerin habe ich viele Verwandte in der Diaspora und als ich meine Schwester in den USA besuchte, sind mir die Brow Bars aufgefallen. Auch bei meinem Bruder in London sah ich auf einmal Brow Bars in den High Streets – nur hier in Deutschland gab es das nicht. Letztes Jahr im Dezember wusste ich, das will ich machen! Ich wollte die Brow Situation revolutionieren!

Ich bin umgeben von tollen Frauen – das ist mein Luxus.

Deine Boutiquen machst du aber auch weiter. Wie organisierst du das?

Ich bin umgeben von tollen Frauen – das ist mein Luxus. Jeder Shop hat seinen Store Manager.

Das heißt, es fällt dir nicht schwer, Verantwortung abzugeben?

Wenn mir das schwer fallen würde, hätte ich Juristin bleiben müssen oder müsste nur einen einzigen Laden haben. Man muss seinen Mitarbeitern vertrauen, dass alles gut geht. Meine Erfahrung ist, wenn du Vertrauen gibst, sind Einige vielleicht überladen damit und denken, es ist zu viel – aber sie wachsen rein.

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Ich wollte die Brow Situation revolutionieren!

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Mit 12 Jahren ist Leyla mit ihrer Mutter nach Deutschland gekommen.

Jetzt gerade bist du hauptsächlich hier bei Chou Chou?

Ich bin überall. Ich habe ein Büro, in dem wir gerade meine bald erscheinende Kosmetiklinie entwickeln. Hier bin ich auch für alle Mitarbeiter zugänglich.

Wie wichtig war die 1A-Lage für die Eröffnung deiner ersten Brow Bar?

Ich denke, dass die Brow Bar überall funktioniert. Da ich aber von Vornherein auch meine eigene Kosmetiklinie geplant habe, wollte ich, dass der erste Laden wirklich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht.

Was ist das Besondere an der Fadentechnik?

Die erste Assoziation ist, dass es weh tut. Das stimmt auch, aber Epilieren oder Waxing tun auch weh. Es funktioniert so, dass man mit einem Faden an die Haarwurzel herangeht und die Haare mit der Wurzel herauszieht. Dadurch wachsen die Haare viel weicher nach und es gibt keine abgebrochenen Härchen. Außerdem dauert es ein bisschen länger, bis die Haare nachwachsen. Und die Haare werden mit der Zeit weniger.

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In die Chou Chou Berlin Brow Bar kann man mit oder ohne Terminvereinbarung kommen.

Es ist wie ein Tanz auf der Haut.

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Die Fadentechnik, auch Threading genannt, entfernt selbst kleinste Härchen.

Kann jeder die Fadentechnik erlernen?

Eigentlich ja, aber du brauchst die Erfahrung, um zu sehen, wie du die Linie wegziehst. Je besser du es kannst, desto weniger tut es auch weh. Es ist wie ein Tanz auf der Haut.

Was bietet ihr noch an?

Alles rund um die Augen für Frauen und Männer: Lash Curling, Lash Lifting, semipermanente Mascara, Microblading, Masken, Gesichtsreinigung und wir haben eine Visagistin. Wir bieten Workshops an und hatten auch schon einen Junggesellinnenabschied zu Gast.

Eine dritte Person sieht die Symmetrie besser als du selbst zu Hause vorm Spiegel.

Warum ist es so schwer, die Brauen selbst in Form zu bringen?

Eine dritte Person sieht die Symmetrie besser als du selbst zu Hause vorm Spiegel. Brillenträgerinnen haben auch Probleme, denn sie müssen zum Zupfen die Brille abnehmen.

Wie findet ihr die perfekte Brauenform?

Wir besprechen die Form mit den Kunden. Es kommt auf die Gesichtsform an und auf den natürlichen Haarwuchs. Mit einem Augenbrauenstift kann man viel mogeln, ohne dass es auffällt. Die Haarfarbe spielt auch eine Rolle. Wir färben Brauen und passen den Ton der Jahreszeit an – im Winter hat man hellere, im Sommer dunklere Haut. Du kannst nicht das ganze Jahr mit dem gleichen Augenbrauenton rumlaufen.

Wohin geht der Brauen-Trend gerade?

Buschige, volle und natürlich wilde Brauen sind immer noch Trend.

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Wenn eine Kundin an ihrer hauchdünnen Brauen festhalten will, versucht ihr, sie davon abzubringen?

Die Kundin muss sich natürlich wohlfühlen. Wir beraten sie und sagen, was gut und schön aussehen würde. Aber wenn sie die dünne Braue möchte, bekommt sie die auch.

Volle Brauen signalisieren Jugend.

Die Braue lag lange Zeit nicht im Beauty-Fokus, wann und warum hat sich das geändert?

Vor vier Jahren hat sich das total geändert. Ich denke, es hängt mit unserem Jugendwahn zusammen. Volle Brauen signalisieren Jugend. Kim Kardashian und Cara Delevingne haben die Braue auch total in den Fokus gerückt. In London laufen viele mit knallbunten Brauen rum – es ist absolut ein Thema.

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Warum ist auch bei der natürlichen Braue ein Besuch in der Brow Bar zu empfehlen?

Du musst manchmal gar nicht viel an der Braue selbst machen, oft geht es um den Bereich drum herum. Wenn du hier was wegnimmst, bekommen die Augen mehr Strahlkraft. Das muss schon eine dritte Person machen.

Willst du noch mehr Filialen eröffnen?

Ich möchte ein Franchise-Unternehmen daraus machen – am liebsten deutschlandweit. Deswegen war die 1A-Lage für den ersten Store auch so wichtig. Durch meine juristische Schule gehe ich da sehr strategisch ran.

Meine Mama ist eine tolle, starke Frau. Ich bewundere sie sehr.

Was hat es mit dem Namen Chou Chou auf sich?

Ich bin in den Siebziger-Jahren in Teheran geboren und meine Mama heißt Chou Chou. Mein Vater ist damals mit meiner Mama im Auto von Teheran nach Stockholm gereist. Sie waren fast vier Monate unterwegs und haben auch Berlin im geteilten Deutschland besucht. Diese Zeit hat meine Mutter total geprägt. Sie erzählt immer mit leuchtenden Augen davon. Sie brachte mir eine Dose mit, auf der stand: „From Berlin with love“.

Ich selbst bin mit zwölf Jahren nach Deutschland gekommen und konnte nichts mitnehmen. Alle meine Kindheitserinnerungen habe ich in diese Dose gepackt. Ich habe die Dose bis heute. Meine Mama ist eine tolle, starke Frau. Ich bewundere sie sehr. Sie hat immer von Berlin gesprochen, wir sind dann aber nach Hamburg gezogen.

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Vermisst du Teheran?

Ich bin immer mal da, mein Vater lebt auch noch in Teheran. Aber ich bin durch und durch germanisiert. Meine Kindheitsprägung war im Iran, aber hier bin ich erwachsen geworden. Mein Mann ist Deutscher und ich habe deutsches Recht studiert. Emotional bin ich dem Iran verbunden, aber ich bin mit vielen Dingen nicht einverstanden – vor allem mit dem Frauenbild kann ich mich nicht identifizieren. Aber ich liebe die Kultur, das Essen und die Musik. Ich bin eine deutsche Iranerin.

Wie war dein Start damals in Hamburg?

Ich war sehr jung und habe die Sprache schnell gelernt, sodass ich schnell zur Schule gehen konnte. Ich bin dankbar, dass ich oft die Schulen wechseln musste – von der Realschule zum Gymnasium. So hatte ich die Möglichkeit, mich neu zu entdecken und neue Bekanntschaften zu machen. Für mich war es nicht schwer, hier anzukommen. Ich hatte aber auch eine Mutter, die sagte: Wir sind hier, also leben wir jetzt auch das deutsche Leben. Es war ganz klar, dass sie kein iranisches Fernsehen gucken will. Wir haben auch Weihnachten und Ostern gefeiert. Es war eine ganz klare Entscheidung.

Egal, wo ich lebe – ob in Deutschland oder in Timbuktu – muss ich mich umschauen, wie das Leben jeweils funktioniert. Ich kann ja nicht blind durch die Welt laufen. Ich habe auch eine Zeit lang in Costa Rica gelebt und da musste ich mich auch wieder anpassen.

Es geht darum, ein Teil der Gesellschaft zu werden – und sich gleichzeitig nicht zu verlieren, sich seinen kulturellen Hintergrund zu bewahren.

Man darf nicht in Parallelwelten leben, das hilft nicht weiter und schürt nur die Angst vor dem Fremden.

Wobei ich diese Angst gar nicht nachvollziehen kann, ich empfinde andere Kulturen immer als Bereicherung.

Du lebst aber auch in einer Großstadt, in ländlichen Gebieten sieht es wieder anders aus. Für mich persönlich ist es eine Kopfsache: Wie bin ich hier angekommen? Will ich hier leben? Ist das jetzt mein neues Leben? In den Siebzigern und Achtzigern haben viele Ausländer rund um den Hauptbahnhof gelebt. Einfach aus dem Gedanken heraus, jederzeit in den Zug zu steigen und in die Heimat zurückzufahren zu können. Vielleicht darf man diesen Gedanken gar nicht zulassen. Das ist aber eben auch anders, wenn man als Kind nach Deutschland kommt und das Leben einsaugt. Es ist immer eine neue Chance.

In der Tat! Vielen Dank für das Gespräch, liebe Leyla.

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Hier findet ihr Chou Chou Berlin:

Bleichenbrücke 11, 20354 Hamburg

Fotos: Sophia Mahnert

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6 Kommentare

  • Anna sagt:

    „Du kannst nicht das ganze Jahr mit dem gleichen Augenbrauenton rumlaufen“.

    Tut mir leid, aber das finde ich lächerlich. Dass graue Haare gefärbt werden, um einen jüngeren Look zu schaffen oder man etwas Abwechslung auf dem Kopf schaffen möchte, ok. Aber wieso bitte sollte die Augenbrauenfarbe sich den Jahreszeiten anpassen? Sorry, aber irgendwann hört es auch mal auf mit dem ewigen Optimieren!

    Ansonsten ein interessantes Interview, vielen Dank!

    • Lisa van Houtem sagt:

      Liebe Anna,

      danke für deinen Kommentar! Was Leyla meint, ist, dass der Hautton sich mit der Jahreszeit verändert und man somit bei Bedarf auch die Farbe der Brauen entsprechend anpassen kann. Selbstverständlich geht die Welt nicht unter, wenn man dies nicht tut! 😉

      Liebe Grüße,
      Lisa

  • Susa sagt:

    Tolles Interview! Ich kannte den Chou Chou Berlin Salon schon, wusste aber nicht, dass sich dahinter so eine persönliche Geschichte und tolle Frau verbirgt. Sehr beeindruckend!

    Übrigens: Eure Interviews sind auch toll! Ich freue mich jedes Mal

    • Lisa van Houtem sagt:

      Vielen Dank für das tolle Feedback, liebe Susa! Das freut uns sehr! Wir waren ebenfalls sehr beeindruckt von Leylas Werdegang. 🙂

      Viele Grüße von den femtastics!

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