Alles dufte – Floristin Sabine Bonsack von der Grünen Flora

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17. Mai 2016

Wohnt man in Hamburg und ist großer Wiesenblumen-Fan, so wie wir, kommt man an dem Blumenladen Grüne Flora auf dem Schulterblatt in der Schanze kaum vorbei! Hier reihen sich bereits seit elf Jahren nicht nur die schönsten Schnittblumen aneinander, auch für Balkonien, den Garten und die Hochzeitsdeko ist hier allerlei Hübsches zu holen. Dahinter steckt ein siebenköpfiges Floristinnen-Team, das auch Restaurants, Hotels und Firmen mit Blumenkreationen beliefert. Wir haben uns mit Floristin Sabine Bonsack, die seit sechs Jahren Teil des Teams ist, im Laden getroffen und mit ihr über Lieblingsblumen, die Ausbildung zur Floristin und den mint&berry Flower Market gesprochen, an dem sie mit der Grünen Flora am 22. Mai in Hamburg teilnimmt.

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Interview in der Sonne mit Galao und Rhabarbersaftschorle auf dem Schulterblatt.

femtastics: Woher kommen die schönen Schnittblumen und Pflanzen, die ihr bei der Grünen Flora verkauft?

Sabine Bonsack: Wir kaufen mehrmals die Woche auf dem Hamburger Großmarkt ein, der ja nur zehn Minuten von hier entfernt ist. Wir fokussieren uns auf die kleinen Familienbetriebe. Jetzt gerade, da wieder Saison ist, arbeiten wir gerne mit kleinen Familienbetrieben aus den Vier- und Marschlanden, das ist das größte Gemüse- und Blumenanbaugebiet Deutschlands, zusammen. Die haben meistens nur ein kleines Sortiment und spezialisieren sich auf bestimmte Sorten. Die Ware ist nicht immer hundertprozentig perfekt, da ist auch mal ein Stengel krum, aber das finden wir dann eben charmant, statt der Standardware, die aus Holland kommt. Auch auf die Gefahr hin, dass es dann ein paar Cent teurer ist. Dafür haben wir aber auch Kunden, die genau das zu schätzen wissen, dass es Hamburger Familien sind, die unsere Blumen produzieren. Im Winter müssen wir natürlich auch Produkte dazunehmen, die importiert werden.

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Flower addicted: Katha trägt ein Top und eine Culotte mit Blumen-Cut-Outs von mint&berry.

Bist du beim Einkauf auch dabei?

Ich fahre nicht mehr mit, weil ich hier im Laden so viel zu tun habe, auch viel Organisatorisches. Wir haben das auf drei Kollegen aufgeteilt. Die starten dann auch schon morgens um 4 Uhr und arbeiten dann bis mittags. Ich war aber natürlich schon oft da.

Aber du bindest auch noch selbst Sträuße und arbeitest mit den Blumen?

Ja, auf jeden Fall! Ich packe nicht jede Primel mit aus, weil ich viel im Hintegrund agiere – aber grundsätzlich arbeite ich viel im Verkauf und in der Herstellung.

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Der Name Grüne Flora ist eine Anspielung auf die Rota Flora, das autonome Kulturzentrum im Hamburger Schanzenviertel, die nur ein paar Häuser daneben liegt.

Die Philosophie der Grünen Flora orientiert sich an Nachhaltigkeit und Saisonalität. Was genau steckt dahinter?

Es ist ein persönliches Anliegen von uns Mitarbeitern,  aber auch der Ursprungsgedanke von unseren beiden Chefs gewesen. Sie sind beide Landschaftsarchitekten und wollten seiner Zeit ein bisschen raus aus dem Büroalltag und haben damals von dem jetzigen Geschäft ein paar Quadratmeter gemietet, um saisonale Gartenpflanzen in die Stadt zu holen und der Schanze näher zu bringen. Das wollten sie eigentlich nur ein paar Monate lang betreiben, um das Feeling eines Kaufmannsladen zu haben. Daraus ist dann – mit Eintreffen unserer ersten Floristin Kirsa, die jetzt auch noch da ist – die Idee geboren worden, auch Schnittblumen zu verkaufen. So hat sich das dann immer weiterentwickelt bis zum Blumenladen. Sie haben den ganzen Laden angemietet und alles restauriert.

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All white: Anna trägt ein Top mit Blumenbordüre von mint&berry.

Wir haben viele filigrane Blüten, die viele Kunden im ersten Moment nicht kennen.

Vielfalt in der Auswahl der Pflanzen ist euch sehr wichtig. Was findet man bei euch im Laden, was es nicht überall gibt?

Wir haben auf jeden Fall ein größeres Angebot an Gartenblumen und wildgewachsenen Blumen. Ohne einem Kollegen zu Nahe treten zu wollen, aber in vielen Blumenläden bekommst du die holländische Standardware, Klassiker wie Gerbera, Rosen und Nelken. Wir dagegen haben viele filigrane Blüten, die viele Kunden im ersten Moment nicht kennen. Natürlich macht es den Einkauf sehr viel schwieriger für uns, weil wir nicht bei einem großen Händler einkaufen, sondern uns besondere Blumen bei vielen kleinen Händlern zusammensuchen. Wenn wir vom Markt kommen, haben wir hundert verschiedene Lieferzettel (lacht).

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Neben dem Verkauf macht ihr auch Event-Floristik. Wen beliefert ihr zum Beispiel?

Wir machen zum Beispiel die florale Deko für die Restaurants Bullerei und Altes Mädchen, für das Scandic Hotel in der Innenstadt, aber auch für Kunden, die zum Beispiel eine Raumgestaltung für ihre Hochzeit oder Events benötigen. Außerdem beliefern wir auch viele Agenturen im Bereich Marketing und Werbung wöchentlich.

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Hier kommt selten jemand in den Laden, der sagt: “Ich habe 15 Euro, machen Sie mir dafür irgendeinen schönen Strauß.”

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Hat sich die Floristik und die Nachfrage nach Blumen in den letzten Jahren gewandelt? Ist es mehr geworden?

Das würde ich nicht unbedingt sagen. Die Kunden in der Schanze kaufen ihre Blumen hier sehr bewusst ein und das schon seit Jahren. Wir haben Kunden, die richtig Spaß an der Blume haben und sich speziell etwas aussuchen – auch Männer. Hier kommt selten jemand in den Laden, der sagt: “Ich habe 15 Euro, machen Sie mir dafür irgendeinen schönen Strauß.” Da ist der Laden hier auch sehr besonders im Vergleich zu anderen Läden in anderen Vierteln. In anderen Blumenläden wird dann doch mehr für einen Anlass gekauft, eher als Prestige – man geht irgendwo hin und muss Blumen mitbringen.

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Wie würdest du den “Grüne Flora Stil” beschreiben? Worauf achtet ihr, wenn ihr Sträuße bindet?

Wir binden keine klassischen, runden Sträuße, bei uns sind die Sträuße eher locker. Wir verwenden auch kaum Grünes, höchstens ein paar schöne Äste. Außerdem wenden wir keine klassischen Regeln an, wie “Wenn du davon zwei Blumen nimmst, brauchst du von der anderen Sorte noch drei dazu.” Wir kombinieren freier und wilder.

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Was ist gerade besonders angesagt? Wonach fragen eure Kunden am meisten?

Das ist natürlich immer saisonabhängig, aber die Craspedia, auch Trommelstock genannt, Ranunkeln und Pfingstrosen sind bei uns total beliebt und Blumen, die man nicht immer überall sieht. Außerdem erfeuen sich Nelken seit einigen Jahren großer Beliebtheit – gerade bei den jüngeren Kunden. Die Nachfrage nach der klassischen Rose ist bei uns – im Gegensatz zu vielen anderen Blumenläden – eher gering. Wenn, dann wünschen sich unsere Kunden bestimmte Duftrosen, die auch Saison haben.

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Es stört euch auch nicht, wenn die Kunden Fragen zu den Blumen oder Pflanzen haben, oder?

Nein, ganz und gar nicht. Wir alle beraten gerne rund um die Pflanzen und geben auch gerne Tipps. Wir haben sechs Mitarbeiter im Team und eine Auszubildende und darunter ist auch eine Gärtnerin. Sie kennt sich besonders gut mit den Balkon- und Gartenpflanzen aus und kann also auch zu diesen Themen beraten. Sie besucht Kunden auch zu Hause und bepflanzt ihre Gärten.

Wie bist du zur Floristik gekommen?

Ich habe eine dreijährige Ausbildung zur Floristin in Goslar gemacht und habe mich dann selbstständig gemacht und meinen eigenen Blumenladen in der Nähe von Goslar eröffnet. Seit sechs Jahren bin ich jetzt bei der Grünen Flora in Hamburg angestellt und habe hier eine leitende Position.

Was muss man mitbringen, um heute eine Floristikausbildung zu machen?

Man kann im Prinzip auch mit dem Hauptschulabschluss eine Ausbildung beginnen, aber empfehlenswert ist mindestens ein Realschulabschluss, denn zum einen fehlen sonst häufig
die Mathekenntnisse und das umfangreiche Lernen der botanischen Namen fällt auch nicht jedem so leicht.

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Wie sieht eine Floristik-Ausbildung bei euch aus, wie lange dauert sie und was umfasst sie?

Die Ausbildung dauert drei Jahre. Im ersten Lehrjahr hat man betriebliche Praxis und zwei Tage Berufsschule, im zweiten und dritten Lerhjahr hat man ein oder zwei Tage Schule in der Woche. Es werden alle Kenntnisse der Gestaltung, Botanik und der Verkaufslehre vermittelt. Viele Berufsstarter springen schnell wieder ab, da sie sich den Beruf anfangs nicht so umfangreich und auch körperlich anstrengend vorgestellt haben, aber es gibt natürlich auch erfreulicherweise die jungen Durchstarter, die schon den grünen Daumen in die Wiege gelegt bekommen haben und einfach Lust auf natürliche Materialien und den Umgang mit Menschen haben.

Wie halte ich meine Blumen besonders lange frisch – was muss ich beachten?

Auf jeden Fall sollte man die Blumen zu Hause nochmal anschneiden, ein kurzer Transportweg empfiehlt sich auch immer, besonders bei warmen Temperaturen. Man sollte also die Blumen nicht so lange im Auto liegen lassen. Außerdem würde ich empfehlen, dass man das Wasser alle zwei Tage wechselt.

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Wie viel Wasser man in die Vase geben sollte, ist von Blume zu Blume unterschiedlich, oder?

Das hängt davon ab, ob es sich um eine Blume mit einem holzigen Stiel oder einem weichen Stiel handelt. Blumen mit weichem Stiel, wie zum Beispiel Gerbera, müssen nicht tief im Wasser stehen, ihnen reichen schon zwei bis drei Zentimeter. Blumen mit holzigem Stiel, zum Beispiel Rosen, müssen tiefer im Wasser stehen.

Gibt es auch Blumen, die sich in der Vase nicht “vertragen”?

Nein, man kann alles wild miteinander mixen. Nur die Hyazinthe “schleimt” in der Vase und das können andere Blumen nicht leiden. Unsere Zulieferer achten aber darauf, dass sie die Hyazinthen schon vorher „ausschleimen“ und dann kann man sie auch zu anderen Blumen stellen.

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Welche Pflanzen magst du persönlich am liebsten?

Das wechselt immer. Obwohl ich den Job schon so lange mache, kann ich mich immer wieder an den Pflanzen erfreuen. Besonders wenn die Jahreszeiten wechseln und man wieder Blumen bekommt, die man länger nicht gesehen hat. Bei Schnittblumen mag ich gerne solche, die duften und die sich in der Vase noch entwickeln, wie zum Beispiel Pfingstrosen.

Hast du auch einen Garten oder Balkon?

Ich habe leider nur einen kleinen Balkon, aber der ist auch sehr grün und bunt.

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Gab es einmal einen Auftrag, der sehr ungewöhnlich war?

Das kann ich gar nicht so festmachen – bei uns ist der Alltag so bunt gemischt. Wir haben Menschen, die gerade einen Trauerfall in der Familie hatten und Blumen für eine Beerdigung haben möchten, bis hin zu glücklichen zukünftigen Bräuten, die sich ihre Blumendeko aussuchen.

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Was habt ihr für den mint&berry Flower Market geplant?

Wir werden eine Mischung aus Topfpflanzen in Holzkisten wie wir sie vor unserem Laden haben und Schnittblumen mitbringen, sodass die Auswahl die Grüne Flora widerspiegelt. Weil wir im Laden so viele verschiedene Vasen und Töpfe haben, werden wir auch davon ein paar mit zum Markt bringen. Wir freuen uns auf jeden Fall schon auf den Flower Market!

Das klingt toll! Wir schauen auf jeden Fall vobei!

 

Hier findet ihr die Grüne Flora in Hamburg:

Schulterblatt 79, Hamburg

Fotos: Nassim Ohadi

Diese Story entstand in Zumsammenarbeit mit dem Modelabel mint&berry.

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