Wie zwei Frauen Female Empowerment in Uganda vorantreiben

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8. März 2019

Kürzlich lud uns VERO MODA in sein Headquarter nach Aarhus, Dänemark, ein, zur Präsentation einer besonderen Kollektion. Zum Internationalen Frauentag launcht das dänische Modelabel eine Kapselkollektion – bestehend aus T-Shirts und Sweatshirts – die ein Frauenprojekt in Uganda unterstützt. „Caio“ heißt das Unternehmen, das von der jungen Dänin Semine Lykke Brorson und der jungen Niederländerin Suzanna Haarbosch ins Leben gerufen wurde. „Caio“ kreiert eine Einkommensquelle für Frauen im Norden Ugandas: Die Frauen sammeln Nilotica-Nüsse, aus denen Sheabutter für Kosmetik gewonnen wird, und erhalten zusätzlich Weiterbildungen und Coachings. VERO MODA und sein Mutterunternehmen Bestseller unterstützen „Caio“ finanziell und beweisen, dass sie es ernst meinen mit Fempowerment. Zur Präsentation in Aarhus reiste „Caio“-Co-Gründerin Suzanna (33) extra aus Kampala, Uganda, an, wo sie seit einigen Jahren mit ihrer Familie lebt. Diese Gelegenheit wollten wir unbedingt nutzen, um mit ihr über ihr Unternehmen, das Leben der Frauen im Norden Ugandas und die Kapselkollektion von VERO MODA zu sprechen.

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femtastics: Wie bist du, zusammen mit Semine Lykke Brorson, auf die Idee gekommen, Caio zu gründen?

Suzanna Haarbosch: Es ist quasi zufällig passiert. Semine war im Norden von Uganda und hat Sheabutter aus Nilotica-Nüssen entdeckt. Wir haben beide angefangen, sie als Hautpflege zu benutzen und fanden sie großartig. Wir haben sie auch unseren Freunden und Familien in den Niederlanden und in Dänemark mitgebracht, und auch sie waren begeistert. Einerseits, weil das Produkt so gut ist, andererseits, weil es ihnen ein gutes Gefühl gab, Frauen in Uganda zu unterstützen. Als uns das bewusst wurde – dass das Produkt Frauen in Uganda sowie in Europa hilft – wollten wir versuchen, daraus ein Business zu machen.

Wie habt ihr angefangen?

In den ersten Jahren haben wir uns darauf konzentriert, Nilotica als Zutat für Kosmetik zu verkaufen. Letztes Jahr haben wir „Flora Nilotica“, unsere eigene Kosmetikmarke, gegründet.

Wie würdet du euer Unternehmen Caio in einem Satz beschreiben?

Wir entwickeln Einkommens- und Empowerment-Möglichkeiten für Frauen im Norden Ugandas – und das machen wir mithilfe von Nilotica-Nüssen und Sheabutter. Das ist der Grund, warum wir unser Unternehmen gegründet haben. Es geht um die Frauen.

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Semine Lykke Brorson (Co-Gründerin von Caio) in Uganda mit Frauen, die für Caio arbeiten. Semine trägt die Kapselkollektion von VERO MODA, die zum Internationalen Frauentag gelauncht wird und deren Erlös komplett den Frauen, die für Caio arbeiten, zugute kommt.

Warum ausgerechnet Uganda? Wieso sind du und Semine dorthin gegangen?

Ich wollte immer schon nach Afrika gehen, um dort zu arbeiten. Ich weiß auch nicht genau, warum. Das frage ich mich selbst oft – und meine Familie fragt mich das bis heute noch (lacht). Ich habe „International Business“ studiert – und das war problematisch als ich mich für alle möglichen Jobs bei verschiedenen NGOs überall in Afrika beworben habe. NGOs suchen nach Leuten, die „Internationale Beziehungen“ oder etwas im humanitären Bereich studiert haben, nicht unbedingt Menschen mit Business-Hintergrund. Letztlich bin ich durch Freunde mit dem Roten Kreuz in Uganda in Kontakt gekommen und sie haben mir angeboten, sie für ein paar Wochen zu unterstützen. So bin ich nach Uganda gekommen. Ich habe in unterschiedlichen Ländern gelebt, aber immer für kurze Zeit – und anfangs dachte ich, dass ich auch nur rund sechs Monate in Uganda bleiben würde, um dann weiterzuziehen, aber ich habe schnell gemerkt, dass ich mich in Uganda zuhause gefühlt habe. Mittlerweile bin ich verheiratet und Mutter.

Und konntest du deinen Business-Hintergrund doch noch beruflich nutzen?

Ja, nach meiner Arbeit für das Rote Kreuz habe ich für insgesamt sieben verschiedene Unternehmen als Mentorin, Managing Director – und im Fall von Caio als Co-Gründerin – gearbeitet. Ich fand es toll, diese unterschiedlichen Erfahrungen zu sammeln. 2015 habe ich dann zusammen mit Semine Caio gegründet. Wir haben einander durch gemeinsame Freunde in Uganda kennengelernt. Irgendwann, als wir begannen, über die Möglichkeiten der Nilotica-Nüsse nachzudenken, wurden unsere regelmäßigen „Friday Night Drinks“ zu Strategie-Meetings (lacht). Wir haben einen Business-Plan geschrieben und Anfang 2015 saßen wir zusammen, haben einander angesehen und gesagt: Entweder müssen wir aufhören, über diese Sache zu reden, oder wir müssen es machen!

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Aus den Nilotica-Nüssen wird Sheabutter gewonnen – die Grundzutat für die Kosmetik von „Flora Nilotica“.

Wie habt ihr euer Unternehmen finanziert?

Angefangen haben wir mit „Bootstrapping“, also wir haben unsere Gründung komplett selbst finanziert, ohne externe Mittel.

Ihr werdet von der „Bestseller Foundation“ unterstützt, wodurch auch die Kapselkollektion zusammen mit VERO MODA zustande gekommen ist, die heute präsentiert wird. Seit wann ist die „Bestseller Foundation“ mit im Boot?

Sie unterstützen uns seit 2017 als unser erster Investor. Wir freuen uns riesig, dass sie dabei sind! Wir als Unternehmen messen unseren Erfolg nicht nur am Profit, sondern auch an den positiven Veränderungen, die wir vor Ort bewirken. Deshalb geben wir manchmal Geld für Dinge aus, die nicht unbedingt dem Profit dienen. Wir sind froh, einen Investor zu haben, der diese Art von Arbeit versteht und unterstützt – ansonsten wäre die Zusammenarbeit sehr schwierig. Bestseller hat von Anfang an verstanden, was wir tun und warum wir es tun. Wir passen sehr gut zusammen.

Zum Internationalen Frauentag hat VERO MODA eine Kapselkollektion herausgebracht. Erzähl‘ uns von der Kollektion!

Letztes Jahr gab es nur T-Shirts, dieses Jahr gibt es T-Shirts und Sweatshirts. Die Kapselkollektion ist online unter veromoda.com und in allen VERO MODA-Stores erhältlich und ihr gesamter Erlös kommt den Frauen, die für Caio arbeiten, zugute.

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Zur Arbeit von Caio im Norden Ugandas gehört auch die Weiterbildung von Frauen rund ums Thema finanzielle Unabhängigkeit.

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Ihr unterstützt Frauen im Norden Ugandas auf unterschiedliche Weise: einerseits helft ihr ihnen, durch den Verkauf der Nüsse Geld zu verdienen, andererseits unterstützt ihr sie auch durch Weiterbildung rund ums Thema Arbeit und Business. Wie würdest du eure Arbeit beschreiben?

Unsere Arbeit besteht aus diesen zwei Teilen: Einerseits verschaffen wir den Frauen eine Einkommensmöglichkeit – und wir sagen klar, dass es eine Möglichkeit ist; wenn sie die Arbeit nicht machen, dann verdienen sie auch kein Geld. Andererseits bieten wir ihnen Weiterbildung rund ums Thema Finanzen und zeigen ihnen, wie sie sinnvolle Entscheidungen treffen, um ihr verdientes Geld zu nutzen. Die unterschiedlichen Weiterbildungen reichen von „Life Skills“ über den richtigen Umgang mit den geernteten Nüssen bis zu Entrepreneurship.

Das heißt, die Frauen arbeiten auf welcher Grundlage für euch?

Sie sind bei uns registrierte Lieferanten – wir kennen sie alle persönlich und wir wissen genau, welche Weiterbildungen sie bei uns gemacht haben. Sie sind nicht vertraglich an uns gebunden. Wir möchten sie auch nicht vertraglich an uns binden, denn das würde die Frauen zu sehr einschränken. Die Nilotica-Nüsse zu sammeln, ist für sie eine Nebenaktivität oder ein Nebenverdienst, den sie parallel zu ihrer landwirtschaftlichen Arbeit, um ihre Familie zu versorgen, machen. Es kann immer mal etwas passieren, weshalb die Frauen weniger Nüsse als üblich sammeln können. Wenn sie vertraglich an uns gebunden wären, könnte das für sie zum Problem werden. Deshalb sagen wir: Die Zusammenarbeit ist eine Möglichkeit für sie. Sie tun, was sie können und was sie tun wollen.

Wenn „Flora Nilotica“ sich gut entwickelt und wir vorab wissen, wieviele Produkte wir pro Jahr verkaufen werden und wir dadurch auch einschätzen können, wieviele Tonnen Nüsse wir wann brauchen werden, dann möchten wir mit Frauengruppen in Uganda zusammenarbeiten, mit denen wir Verträge abschließen – sodass auch sie wissen, wieviel sie verkaufen werden und ihr Leben planen können. Wir möchten schließlich auch gerne wissen, wieviel wir im kommenden Monat verdienen, das ist ganz normal. Das schafft Stabilität. Momentan sind wir noch nicht soweit, aber das möchten wir gerne möglichst bald machen.

Wie ist die Lebenssituation der Frauen in Uganda?

Das kann man nicht pauschal sagen, weil es einen sehr großen Unterschied zwischen arm und reich, sowie auch zwischen den Regionen gibt. Das durchschnittliche Leben einer Frau, mit der wir arbeiten, sieht so aus: Als erstes muss sie morgens einige Kilometer laufen, um Wasser und Feuerholz zu holen. Dann arbeitet sie in der Regel morgens in ihrem Garten bzw. auf dem Feld, weil es dann noch nicht so heiß ist. Sie trägt dabei entweder ihr Baby auf dem Rücken oder wenn ihre Kinder schon laufen können, kommen sie mit. Nachmittags macht sie Hausarbeit, kocht, … Und man muss bedenken: Alles wird von Hand gemacht, es gibt keine Elektrogeräte oder Maschinen. Das Leben beinhaltet viel körperliche Arbeit.

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Die Kapselkollektion von VERO MODA ist online sowie in allen VERO MODA-Stores erhältlich.

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Sieht das Leben der Männer anders aus?

Verallgemeinernd kann man sagen, dass die Männer nicht so viel auf dem Feld arbeiten. Und wenn es soweit ist, Erzeugnisse vom eigenen Feld zu verkaufen, gehen die Männer dafür auf den Markt und entscheiden auch, wie das verdiente Geld ausgegeben wird. In manchen Fällen kommt das Geld gar nicht zu Hause an. Männer haben generell mehr Freiheiten und sind unabhängiger als die Frauen.
Deshalb ist es wichtig, den Frauen beizubringen, dass sie die bestehenden Verhältnisse hinterfragen können. So beginnt Veränderung!

Das gleiche gilt ja für unsere Gesellschaft: Auch hier sollten Frauen immer wieder die bestehenden Verhältnisse hinterfragen.

Absolut! Das ist so wichtig.

Was war bislang eure größte Errungenschaft, worauf bist du besonders stolz?

Ich fahre rund einmal pro Monat in den Norden Ugandas, um die Frauen zu treffen. Ich sehe, wie sie gelernt haben, anders mit einander umzugehen, wie sie für einander einstehen, wie sie in Meetings aufstehen und sich trauen, ihre Meinung zu sagen – selbst wenn Männer anwesend sind. Vor rund zwei Jahren war ich immer diejenige, die ihnen Business-Ratschläge geben musste – mittlerweile können sie das alleine, für einander. Das macht mich stolz! Und deshalb ist es so wichtig, dass wir uns die Zeit nehmen, mit den Frauen zu sprechen und sie zu coachen.

Was wünschst du dir für die Zukunft?

Wir wünschen uns, dass die Nachfrage nach Nilotica-Sheabutter stark ansteigt, sodass wir mit noch mehr Frauen zusammenarbeiten können. Wir wünschen uns, dass in ein paar Jahren jeder von unseren Produkten gehört hat. Es wäre toll, wenn die Kosmetik von „Flora Nilotica“ bald in Eco-Concept-Stores und anderen Geschäften erhältlich wäre. Wir arbeiten auch an weiteren Produkten wie Lippenbalsam.

Wo sind die Produkte aktuell erhältlich?

In unserem Web-Shop. Wir liefern europaweit.

Vielen Dank für das Interview, Suzanna und weiterhin viel Erfolg!

 

Fotos: VERO MODA

– Werbung: in Zusammenarbeit mit VERO MODA –

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