Charin Thomas hat das Glück, mit Mann David und dem 1,5 Jahre alten Sohn Tiago in einer absoluten Lieblingsstraße Münchens zu wohnen: der Preysingstraße. Wo Münchner noch dörflichen Charme finden und dennoch mitten in der Stadt sind, reihen sich kleine bezaubernde Einfamilienhäuser an wunderhübsche Altbauten. Die Erdgeschosse sind voll mit Cafés, Läden und feinen Restaurants. Charins Concept Store „The Lovely Concept“ liegt nur einen Katzensprung von ihrer 4-Zimmer-Wohnung entfernt. Seit knapp fünf Monaten kann man dort bei der stilbewussten Münchnerin schönste Living-, Fashion- und Kidswear-Produkte kaufen.
Charin Thomas: Das war Zufall (lacht). Wir leben hier seit fünf Jahren und haben von der Wohnung durch meine Schwiegermutter erfahren. Sie wohnt nämlich schräg gegenüber und mein Mann David ist dort quasi aufgewachsen. Die Vermieterin von unserem Haus ist 90 Jahre alt und kennt David seit er ein Baby war. Sie hat uns direkt Bescheid gegeben, als eine Wohnung im Haus frei wurde.
Ach, Haidhausen ist einfach ein kleines Dorf, wo jeder jeden kennt. Es ist familiär und heimelig. Außerdem gibt es hier tolle Cafés wie mein Lieblingscafé „Little Rabbit’s“ am Wiener Platz. Zum Essen gehe ich gerne in das israelische Restaurant „Nana“.
Mein Stil ist Boho – mit ganz viel Stücken und Inspiration aus Marrakesch.
Ganz klar Boho. Mit ganz viel Stücken und Inspiration aus Marrakesch.
Die Couch, auf der ich jetzt sitze. Die haben wir speziell für den Erker hier angefertigt. Meine Mutter, die Designerin ist, hat die Sitzpolster entworfen und genäht sowie viele der Kissen. Für jedes der Zimmer bin ich außerdem auf der Suche nach Kronleuchtern gewesen – die meisten habe ich auf dem Flohmarkt gefunden.
Ich mag es, wenn es nicht zu bunt ist und die Farben in jedem Raum einheitlich zueinander passen.
Das Wohnzimmer ist mein absolutes Lieblingszimmer. Wir sind eigentlich die ganze Zeit im Wohnzimmer. Wir essen sogar im Wohnzimmer, wir spielen und schlafen hier. So gesehen würde uns eine Einzimmerwohnung reichen. (lacht).
Dass alles zusammen passt! Außerdem mag ich es, wenn es insgesamt nicht zu bunt ist und die Farben in jedem Raum einheitlich zueinander passen.
Obwohl ich ein Langschläfer bin, stehe ich um 6 Uhr auf – weil Tiago da immer aufwacht und uns weckt. Dann mache ich ihn startklar für den Tag und wir frühstücken alle drei zusammen. Während mein Mann zur Arbeit geht, spiele ich noch eine Runde mit meinem Sohn und dann bringe ich ihn in die Krippe. Ich gehe dann oft auf einen Kaffee ins „Little Rabbit’s“ und um 10 Uhr in den Store.
Ich muss zugeben, so schwierig hatte ich mir das nicht vorgestellt. Es geht schon irgendwie, aber ich dachte, es wäre insgesamt einfacher. Ich finde es auf jeden Fall hart, tagsüber nicht bei meinem Sohn zu sein. Gerade wenn ihn meine Mutter oder Schwiegermutter von der Krippe abholt und ich bis um 19 Uhr nicht bei ihm sein kann oder er vielleicht sogar schon schläft, dann ist das richtig schlimm für mich. Aber zum Glück bekomme ich sehr viel Support von meiner Familie. Manchmal wechsele ich mich auch ab mit meiner Mutter. Sie kommt dann in den Store und ich kann bei Tiago sein.
Die Idee für den Store entstand in meiner Elternzeit. Wir waren zwei Monate in Australien und ich habe mich in schrecklich viele tolle Brands und Concept Stores verliebt. Ich war total geflasht von all der Inspiration und wollte diese Produkte unbedingt nach Deutschland bringen.
Ursprünglich ging es nur darum, einen Online-Shop zu eröffnen – der Laden war eher Zufall. Die Räumlichkeiten waren lange Zeit nur ein Lagerraum von dem alteingesessenen Bäcker gegenüber. Als mein Mann erfahren hat, dass er vermietet werden soll, haben wir uns ihn direkt geschnappt. Es musste allerdings unheimlich viel renoviert werden – sogar den Boden mussten wir mit Beton aufgießen, damit er eben wird. Das war richtig viel Arbeit. Aber es hat sich gelohnt und jetzt habe ich plötzlich einen Laden und den Online-Shop (lacht). Das ging dann ganz schnell.
Ich stecke ganz klar mehr Energie in den Laden. Schon allein, weil ich dort jeden Tag so viel Zeit verbringe. Aber der Online-Shop ist mir nach wie vor wichtig – ich glaube, der Mix aus beidem macht es aus. Was Freizeit angeht, versuche ich wirklich auch nur während der Öffnungszeiten zu arbeiten und am Sonntag und Montag (Ruhetag) wirklich frei zu haben.
Eigentlich überwiegend nach dem Kriterium, dass ich etwas schön und brauchbar finde. Für die Geburt von Tiago habe ich zum Beispiel einiges gebraucht, was ich einfach nirgends finden konnte, zum Beispiel Schnullerketten in Grau oder Naturfarben oder Stilltücher in Schwarz-Weiß. Das alles gab es nur in Rosa, Blau oder Knallbunt zu haben. Das hat mir nicht gefallen – ich war einfach auf der Suche nach schlichteren Designs.
Seit Jahren notiere ich mir immer direkt, wenn mich eine Brand auf Instagram oder auf Reisen anspricht und die habe ich dann einfach kontaktiert. Bei der Auswahl bin ich also einfach von mir, einer jungen Mutti, ausgegangen und habe geschaut, ob das den Nerv trifft. Hier in München, ganz besonders in Haidhausen, gibt es so viele Mütter – das scheint also aufzugehen. Auch bei den Living-Produkten und der Fashion vertraue ich einfach ganz meinem Geschmack und hoffe, dass meine Auswahl auch anderen gefällt.
Die Fertigung meiner Kollektion findet lokal in München statt.
Ganz klar die Pali-Kleider, die wir selbst entworfen haben. Gemeinsam mit meiner Mutter haben wir die Designs nach meinen Vorbildern von Cecile Copenhagen erstellt. Da kamen dann direkt alle Muttis und wollten Kleider im Partnerlook für ihre Kinder haben. Also haben wir „Lovely Kids“ gegründet und Kleider, Shirts und kurze Hosen auch in Mini designed. So hat sich die ganze Kollektion entwickelt und wächst ständig weiter. Die Fertigung der Kollektion findet übrigens hier lokal in München statt.
Da haben wir auch eine Eigenmarke entwickelt: „Lovely Living“. Ich habe Fabrikanten in Marrakesh und mit ihnen stimme ich unser Design für Teppich, Körbe, Kissen, Poufs und mehr ab.
Außerdem haben wir tolle Beauty Produkte von Bondi Wash aus Australien, einige skandinavische Brands und Stationary aus New York und L.A. Insgesamt mag ich es, auch lokale Brands zu unterstützen. Da haben wir sehr viel im Sortiment von Freunden von mir, zum Beispiel Shirts von Womom und Stationary von Real Passionates. Ich finde den gegenseitigen Support einfach super wichtig!
Eigentlich war es schon immer mein Traum, einen Laden zu besitzen. Ich war früher bei einer PR-Agentur angestellt, aber in der Elternzeit hatte ich viel freie Zeit und da wurde aus dem Traum schnell ein Plan. Ich glaube nicht, dass ich den Sprung gewagt hätte, wäre ich nicht in der Elternzeit gewesen.
Ich würde sagen: frei zu sein. Es ist so schön, sein eigener Chef zu sein und niemanden über dir zu haben, der dir vorschreibt, wie etwas geht und wie nicht. Außer vielleicht mein Mann … (lacht). Das ist wirklich richtig toll. Aber manchmal vermisse ich es auch, Kollegen zu haben. Schon eine zweite Person, die einen unterstützt und mit der man die Aufgaben teilen kann – das fehlt mir. Aktuell mache ich alles allein: den Store, Online-Shop, Social Media, Newsletter, Fotografie …
Da hätte ich gerne dann schon zwei bis drei Stores (lacht). Okay, vielleicht ist das etwas viel. Aber einen zusätzlichen Store auf jeden Fall. Und dann möchte ich die Produktpalette vergrößern: Mehr Fashion fände ich super.
Sich einfach trauen! Wenn es nicht klappt, dann hat man es wenigstens versucht und kann stolz auf sich sein, dass man mutig war. Zurück ins Angestelltenverhältnis geht es ja immer. Aber das Gefühl, seinen Traum zu erfüllen ist einfach unheimlich toll.
Steinstraße 27, 81667 München
Fotos: Julia Schneider
Interview: Verena Prechsl
Layout: Carolina Moscato