Sie ist eine der bekanntesten Streetstyle- und Modefotografinnen Deutschlands, jettet seit 2010 von einer Modehauptstadt zur anderen, lebt zwischen Paris und Berlin, und arbeiten für Kunden wie Chloé, Vogue, Grazia, H&M und Net-a-Porter. Keine Frage, Sandra Semburg ist ein Name, den man in der Modebranche kennt. Die Fotografin hatte schon viele schöne Frauen vor der Linse und ist immer auf der Jagd nach neuen, heißen Streetstyles. Für PANDORA hat die 39-Jährige jetzt aber mal ein ganz anderes Projekt umgesetzt: im Rahmen der Kampagne „DO See the Wonderful“ hat Sandra, zusammen mit zwei weiteren Fotografinnen, ganz unterschiedliche Frauen und Momente, die ihnen persönlich besonders wichtig sind, festgehalten. Von einer Buchhändlerin über eine Köchin bis zu Sandras Mutter. Während der Präsentation des Fotoprojekts sowie der neuen Herbst/Winter-Kollektion von PANDORA in London haben wir Sandra zum Interview getroffen.
Sandra Semburg: PANDORA hat eine „Female Study“ gestartet, bei der sie über 7.000 Frauen weltweit befragt haben und dabei ist herausgekommen, dass wir Frauen uns von den schönen, kleinen Momenten des Alltags und den alltäglichen Errungenschaften inspirieren lassen. Das ist die Idee der Kampagne und zwei Kolleginnen und ich haben dann über 50 Frauen fotografiert. Ich selbst habe in London und Berlin 12 Frauen fotografiert.
Ich wollte möglichst unterschiedliche Frauen fotografieren – vom Alter, Aussehen und ihren Interessen her.
Ich wollte möglichst unterschiedliche Frauen fotografieren – vom Alter, Aussehen und ihren Interessen her. Zum Teil bin ich selbst auf Frauen zugegangen, die ich persönlich sehr toll finde, und habe diese Frauen danach gefragt, welcher Moment für sie besonders ist. Meistens hat sich das durch die verschiedenen Berufe ergeben, was ich total spannend fand – dazu noch in zwei unterschiedlichen Städten. In London sind viele junge Frauen, die total kreativ sind, wie zum Beispiel Aimee. Sie hat gerade ihren eigenen Buchladen aufgemacht und ihr besonderer Moment war der, mit ihrem Kind und ihrem Hund im Buchladen zu sein. Sie hat einen kleinen Nachbarschaftsort erschaffen, weil die Leute zu ihr kommen und Bücher lesen. Der Trend, richtige gedruckte Bücher zu lesen, kommt gerade wieder zurück. Ich bin eine, die oft online ist und Aimee ist eben gerne offline und schätzt auch den zwischenmenschlichen Kontakt mit ihren Kunden sehr.
Das Ziel ist, eben nicht nur aufs Äußerliche zu achten. Bei meinem Job muss ich das ja sonst die meiste Zeit, aber hier konnte ich ganz “normale” Frauen bei dem zeigen, was sie lieben. Eigentlich hätte ich jede Frau fotografieren können – es geht einfach darum, zu zeigen, was Frauen glücklich macht. Das ist für mich die Aussage der Fotos: das Besondere im Alltag zu zeigen und auch eigene Werte zu zeigen. Viele andere Frauen geben Beispiele für einen selbst.
Ja, weil wir auch noch eine ältere Frau haben wollten und das ist oft gar nicht so einfach zu finden.
Genau, und meine Mama ist es schon ein bisschen gewohnt, von mir fotografiert zu werden – wobei sie nicht die Geduldigste ist, wenn es um das Posieren für meine Fotos geht. Meine Mutter war früher Kindergärtnerin und hat ihr ganzes Leben mit Kindern gearbeitet. Sie hat jetzt Osteoporose und da ist es wichtig, dass sie sich viel bewegt. Deshalb ist Fahrradfahren eine tolle Sache für sie. Das wäre, glaube ich, auch mein besonderer Moment für die Kampagne: draußen zu sein, mich zu bewegen und einfach den Kopf frei bekommen.
Es sind einfach tolle Frauen und alle so schön unterschiedlich und individuell. Wen ich besonders interessant finde, ist Sarah Weber, die Balletttänzerin. Sie kenne ich sogar noch von meiner Schule, aber mit ihr hatte ich schon viele Jahre gar keinen Kontakt mehr. Jetzt habe ich herausgefunden, dass sie in Ägypten gelebt hat, während der Krieg dort ausgebrochen ist, und jetzt hat sie ihre eigene Ballett Company und trainiert jeden Tag. Außerdem bringt sie Flüchtlingen Deutsch bei. Die Frau finde ich echt unglaublich und ich wollte sie unbedingt für die Kampagne dabei haben.
Vor allem dadurch, Frauen einfach in natürlichen Momenten und wie sie sind zu zeigen.
Das ist vielleicht von Frau zu Frau ein bisschen unterschiedlich, aber ich denke, dass jede Frau Schmuck trägt und das ist auch immer schon so gewesen. Manche schenken sich selbst oder anderen damit etwas – auf jeden Fall ist es immer mit einer Bedeutung oder einer Erinnerung verbunden. Wenn ich zuhause bin, lege ich meinen Schmuck oft ab, aber sobald ich vor die Tür gehe, muss ich unbedingt Schmuck tragen. Einfach als eine Art Sicherheit. Eigentlich braucht man ihn ja nicht, aber ohne Schmuck fühle ich mich nackt; das ist echt schwer zu erklären.
Wenn ich zuhause bin, lege ich meinen Schmuck oft ab, aber sobald ich vor die Tür gehe, muss ich unbedingt Schmuck tragen. Einfach als eine Art Sicherheit.
Ich kann gar keine einzelnen Namen nennen. Natürlich treffe ich auf Fashion Weeks oder bei Foto-Shootings tolle Frauen wie zum Beispiel Schauspielerinnen. Aber meist kann ich ihnen nicht auf einem persönlichen Level begegnen. Deswegen ist es für mich eigentlich besonderer, solche Projekte wie jetzt für PANDORA umzusetzen. Ich finde es immer schön, wenn ich mit den Menschen ein bisschen mehr Zeit verbringen kann und einen kleinen Einblick in ihre Welt bekomme.
Ich glaube, es ist wichtig, dass man etwas macht, was man gut kann und mag, sodass man dabei bleiben will und weiter an sich arbeitet.
Ich glaube, durch Ausdauer und Geduld. Es gab Momente, in denen ich fast aufgehört hätte – auch, weil ich zu einer Zeit angefangen habe, in der es Social Media noch nicht in dieser starken Form gab und es schwieriger war, bekannt zu werden. Ich habe in New York gelebt und hatte das Glück, dass die Streetstyle-Fotografie während der Fashion Weeks ein guter Einstieg für mich war, um eine kontinuierliche Arbeit zu machen. Zu der Zeit wurden noch viele Streetstyle-Fotografen gebraucht und das kam mir natürlich sehr entgegen. Dadurch, dass ich damit immer weiter gemacht habe und mich darauf spezialisiert habe, konnte ich darin auch immer besser werden. Ich glaube, es ist wichtig, dass man etwas macht, was man gut kann und mag, sodass man dabei bleiben will und weiter an sich arbeitet. Irgendwann kam bei mir dann einfach der Lucky-Break. So hat sich das eine zum anderen entwickelt und ich habe auch angefangen, Werbung zu fotografieren oder Portraits. Klar muss man auch gut sein in dem, was man macht, aber während ich fotografiere, lerne ich immer noch am meisten dazu.
Ja, das finde ich auch sehr gut so. Ich möchte nicht für Ewigkeiten auf Fashion Weeks rumlaufen und ständig unterwegs sein. Ich werde nächstes Jahr 40 Jahre alt und da überlege ich natürlich auch, wie ich weiter machen will. Ich finde die Mischung einfach schön, dass ich reisen kann, aber auch Zeit zum Runterkommen habe mit ruhigeren Projekten.
Ja, es gehört auf jeden Fall dazu. Für mich persönlich ich es immer so, dass ich dann ein frischeres Auge habe. Wenn ich zu Hause bin, schalte ich eher ab und mache die Augen metaphorisch öfters zu – und wenn ich dann unterwegs bin, komme ich aus meiner Komfortzone heraus und entdecke ganz viel Neues.