Ken Hake übers Surfen, luftgekühlte Porsche und das „Petro-Surf“-Festival auf Sylt

Ken Hake hat es geschafft, seine zwei größten Leidenschaften zum Beruf zu machen: Surfen und luftgekühlte Porsche. Er ist Gründer des Modelabels „Marine Machine“ und Co-Initiator des „Petro-Surf“-Festivals, das 2018 erstmals auf Kens Heimatinsel Sylt stattfand. Surfer und Porsche-Fans aus aller Welt kamen zusammen, um gemeinsam zu cruisen, zu surfen und zu netzwerken. Vom 5. bis 7. Juli 2019 wird das Festival in die zweite Runde gehen. Was für dieses Jahr geplant ist, wie Ken das Image von Sylt verändern möchte und wie seine Leidenschaften entstanden sind, darüber sprechen wir mit dem 39-Jährigen in seinem Hamburger Office. 

 

homtastics: Bist du auf Sylt aufgewachsen?

Ken Hake: Ich bin dort geboren und habe bis zu meinem 18. Lebensjahr auf Sylt gelebt. Dann habe ich bis zu meinem 30. Lebensjahr in Kalifornien gelebt, bin wieder zurück nach Deutschland und nun seit neun Jahren in Hamburg.

Wann hast du mit dem Surfen angefangen?

Angefangen habe ich zunächst mit Boogie Boarding, da konnte ich noch nicht schwimmen und musste erstmal meinen Freischwimmer machen. Was viele nicht wissen: Sylt hat eine der ältesten Surf-Kulturen in Europa! Es begann Anfang der 50er Jahre, ich habe 1985 angefangen.

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Wir treffen Ken für eine kleine Spritztour am Hamburger Hafen.

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Wer hat dich dazu gebracht?

Ich kann das ziemlich genau pinpointen: Der Sohn von guten Freunden meiner Eltern gehörte der zweiten Generation von Surfern an, die sind in den 70ern schon mit Shortboards gesurft, nach der Longboard-Welle. Bei ihm liefen zu Hause immer Surffilme. Er war auch ein großer Skateboardfahrer, ich selbst fahre auch seit 1984 Skateboard. Von da an war der Drops gelutscht und es hat sich auch bis heute nichts daran geändert. Es gab immer beides, das hat mich zum Glück ziemlich schnell gefunden.

War deine Faszination immer mit den USA verknüpft? Mit dieser Skate- und Surf-Szene?

Ja. Diese Familie hat mir mal ein Abo für ein amerikanisches Surfer-Magazin geschenkt – das habe ich aufgesogen! Damals gab es kein Internet und wenn dieses Magazin aus den Staaten kam und der Umschlag auf mich wartete – wie er schon aussah! An diesen Tagen gab es nichts Anderes mehr für mich.

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Das Interview führt homtastics-Co-Gründerin Anna.

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War es auch das Surfen, das dich nach Kalifornien gebracht hat?

Ich bin ursprünglich bei Wettbewerben mitgesurft und war 1996 bei einem Contest in den USA. Mein guter Freund Angelo Schmitt, mit dem ich auch das „Petro-Surf“ Festival mache, war ein sehr guter Skateboardfahrer und seiner Zeit weit voraus. Damals war er für ein Austauschjahr in Südkalifornien, quasi der Geburtsstätte des modernen Surfens und Skateboardfahrens. Für mich war immer klar, von Sylt weg ins Ausland zu gehen, irgendwohin, wo man surfen kann. Bei diesem Contest habe ich ein paar Kontakte aufgebaut. Nach der 12. Klasse bin ich vom Gymnasium abgegangen, in den USA brauchte man nur zwölf Jahre Schule und kein Abi. Also war ich weg, die Bundeswehr hatte mich praktischerweise auch vergessen. Ich bin dann in einen sehr berühmten Surf-Club gekommen, und alles hat sich irgendwie ergeben. Ich habe das nicht durchgeplant, ich bin einfach in die richtigen Ecken gekommen, auch zum damalig berühmtesten Skateshop „Pacific Drive“ in San Diego. Da habe ich acht Jahre lang als Shop-Manager gearbeitet.

Ich habe das nicht durchgeplant, ich bin einfach in die richtigen Ecken gekommen, auch zum damalig berühmtesten Skateshop „Pacific Drive“ in San Diego.

Es hat sich so gefügt, dass du dein Hobby zum Beruf machen konntest?

Ja, sozusagen. Porsche war auch immer ein Thema für mich, aber da musste erstmal Geld her. Klamotten waren auch immer mein Ding.

Warum bist wieder zurück nach Deutschland gekommen und nicht dort geblieben? 

Ich habe Marketing und Wirtschaft studiert, währenddessen immer bei „Pacific Drive“ gearbeitet. Nach dem Studium hatte ich einen Job bei einer Brillenfirma, der sollte eines Tages jedoch für weniger Geld nach L.A. verlegt werden; ich war aber sehr in die Szene von San Diego eingebunden, ich wollte nicht nochmal neu anfangen. L.A. ist auch nicht so meins. Ich mag es lieber dörflicher, wenn man das so sagen will. Mein Visum war an den Job gekoppelt, ich hätte mich bestimmt mehr kümmern und drüben bleiben können, aber ich hatte ein sehr gutes Jobangebot aus Deutschland und wollte es einfach mal ausprobieren. Ich dachte: „Warum nicht? Deine Familie ist auf Sylt, wenn du jetzt nicht zurückkommst, kommst du nie zurück.“ Und bevor ich wusste wie mir geschah, habe ich bei Edeka vorm Eierregal meine Frau kennengelernt!

Das ist eine schöne Story: Sie hatte ein besonderes Paar Sneaker an. Ich hatte eine zeitlang Sneaker gekauft und wieder verkauft, bevor es einen Resale-Markt gab. Ich kam gerade aus Hongkong wieder, wo ich für meinen Job war. Ein Freund hatte mich abgeholt und wir wollten gleich ein Bierchen trinken, ich bin noch mal runter zu Edeka und da stand meine jetzige Frau, Nana, mit einem sehr speziellen Paar Nikes. Ich dachte: „Wer zur Hölle trägt diesen Schuh? Der ist schwer zu bekommen, was ist da los?“ Ich selbst hatte einen speziellen „Jordan“ an, sie lief an mir vorbei und sagte: „Du hast aber einen sehr schönen Jordan an!“ Von da aus ging es weiter! (lacht)

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Das Interesse an Porsche wurde mir quasi in die Wiege gelegt. Es war genau das Gegenteil vom Statussymbol, mein Vater hat sich alles selber aufgebaut, es war eher die Fahrmaschine Porsche.

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Hast du dein Modelabel „Marine Machine“ direkt aufgebaut als du nach Hamburg kamst, oder wann ist das entstanden?

Jein. Ich wollte immer schon selbst etwas machen. Ich bin 2010 zurück nach Deutschland gekommen und mein Label habe ich 2012 gegründet. Meine damalige Firma wurde von einem Lieferanten aus Indien übernommen, der hat mich sehr vereinnahmt, ich stand kurz vorm Burnout. Ich fühlte mich wie ein Leibsklave. Das wollte ich nicht, aber die Idee war nicht, das nächste Textil-Label zu gründen, sondern mich abzugrenzen. Mit meinem angesparten Geld und dem Sneaker-Verkauf war die Idee, etwas mit Lederjacken zu machen – was generell schwierig ist, aber die Firma, bei der ich war, war darauf spezialisiert. Es sollte nicht das xte T-Shirt-Label sein, ich wollte mich auf Lederjacken und Accessoires spezialisieren, wovon ich jetzt allerdings wieder ein bisschen abrücke. Eine gute Lederjacke verkaufst du eigentlich nur einmal. Aber ich spezialisiere mich immer noch auf Jacken für Herren.

Was ist denn „Marine Machine“?

Der Slogan dazu ist „Water vs. Concrete“. „Marine“ ist sozusagen der Surf-Part, und „Machine“ steht für den Skate- und Porsche-Part. So steht also auch „Water“ für das Surfboard und „Concrete“ für luftgekühlten Porsche und Skateboardfahren.

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Wie und wann entstand dein Interesse an luftgekühlten Porsches?

Als kleines Kind schon. Mein Vater ist sehr involviert in der Sache. Er ist schon sehr früh Rallies gefahren. 1963 hat er seinen ersten Porsche gekauft, einen 356 Super. Er war die zweite Person auf Sylt, die einen Porsche hatte, und die erste Person, die von damals bis heute noch einen Porsche hat. Das war mir quasi also in die Wiege gelegt. Es war genau das Gegenteil vom Statussymbol, mein Vater hat sich alles selber aufgebaut, es war eher die Fahrmaschine Porsche.

Es ging also auch darum, selbst am Auto zu basteln?

Genau. Alte Porsche geben ein besonderes Fahrgefühl, es gibt keine elektronischen Assistenzprogramme.

Was macht für dich diese Kombination so spannend, was ist der Reiz an Surfen gepaart mit alten Porsche? 

Das ist einfach meine Passion. Mir war immer wichtig, dass wenn ich eine Brand mache, sie authentisch ist.

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Das Plakat für das „Petro-Surf“ 2018

Wie kamst du auf die Idee, das „Petro-Surf“ Festival zu gründen? 

„Petro-Surf“ entstand dadurch, dass ich mit „Marine Machine“ an verschiedenen Festivals teilgenommen habe und auch auf diversen Messen war. Da dachte ich oft, warum müssen es immer Motorräder sein? Warum gibt es nicht ein Festival, das Autos und Surfen verbindet? Weltweit gab es so etwas nicht.

Dabei gibt es genügend Menschen, die beides mögen …

Das ist eine südkalifornische Sache! Südkalifornien ist riesengroß in Bezug auf die Surfer-Kultur, und alle bedienen sich an ihr, weltweit, von Frankreich bis Japan. Kalifornien hat aber auch eine riesengroße Autokultur. Als Surfer musst du immer irgendwie mit deiner Ausrüstung an die Spots kommen, meistens ja mit einem Bus. Es gab eine kleine Szene in Kalifornien, die sozusagen Porsche gelebt hat, es gibt dort viele Race Tracks. Das waren keine Leute mit Geld, sondern sie haben sich ihren Porsche so zurecht gebaut wie sie ihn haben wollten. Wenn die Wellen gut waren, sind sie gesurft, wenn die Wellen nicht gut waren, haben sie diesen Race-Spirit gelebt. Angelo und ich hatten einfach Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Im Nachhinein ist es komisch, dass das Festival so erfolgreich war. Aber es war einfach der richtige Zeitpunkt und hat schon weltweit Anschluss gefunden.

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Es gab eine kleine Szene in Kalifornien, die Porsche gelebt hat. Das waren keine Leute mit Geld, sondern sie haben sich ihren Porsche so zurecht gebaut wie sie ihn haben wollten. Wenn die Wellen gut waren, sind sie gesurft, wenn die Wellen nicht gut waren, haben sie diesen Race-Spirit gelebt.

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Ihr hattet auch richtig gute Partner, ein großartiges Netzwerk, dabei.

Absolut! Deswegen war das so auch alles erst möglich. Alte Kontakte aus Kalifornien helfen mir, ich kenne in der Porsche-Szene recht viele Leute, zum Beispiel den Sammler Magnus Walker, mit dem ich gut befreundet bin, oder meinen Freund Patrick Long, der seit 15 Jahren Werksfahrer für Porsche in den USA ist, er steckt hinter dem Festival „Luftgekühlt“, wo ich auch mit reingerutscht bin.

Warum muss es L.A. sein, warum Biarritz, Kapstadt? Warum kann es nicht auch Sylt sein?

Du hast ja auch schon ein paar Collabs gemacht …

Genau. Wir arbeiten gerade an einer neuen Kollektion für das nächste „Luftgekühlt“-Treffen in den USA. „Luftgekühlt“ kommt dieses Jahr auch wieder nach Deutschland, eventuell hierher in die Hansestadt. Das letzte Mal war es in München, das war super cool. Da waren Leute involviert wie Pat Long, Howie Idelson, und ein berühmter Rennfahrer, der auch eine Medienproduktionsfirma hat, Jeff Zwart. Er hat ein krasses Netzwerk, total heavy, da kommen Autos von Steve McQueen hin, Rennwagen, von denen es nur noch zehn Stück gibt.

Auch das ist alles so passiert, ich setze mich nicht abends hin und gucke, wo ich hin will. Das entsteht einfach so, weil man über die Jahre die gleichen Personen mit der gleichen Passion trifft, unabhängig davon, wo man herkommt und wieviel Geld man hat. Man ist auf einer Linie und kommt zusammen.

Wie toll, dass dieses internationale Netzwerk sich auch auf Sylt getroffen hat!

Das hatten wir uns für „Petro-Surf“ überlegt: Warum muss es L.A. sein, warum Biarritz, Kapstadt? Warum kann es nicht auch Sylt sein? Sylt war in den 70ern und 80ern sehr cool, hat dann aber an Coolness verloren. Wir wollen der Insel ein bisschen helfen, mehr internationale Leute anzuziehen und unsere Seite zu zeigen: nicht die Insel der Reichen und Schönen, sondern die Insel des Surfens, des am Strand Lagerfeuer Machens.

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Sylt war in den 70ern und 80ern sehr cool, hat dann aber an Coolness verloren.

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Die Insel ist einfach auch total schön! Es ist schade, dass sie dieses Image hat und immer über diesen Kamm geschert wird.

Es wurde sich zu lange auf diesen alten Tourismus-Geschichten ausgeruht. Deswegen freuen wir uns, dass „Petro-Surf“ so angenommen wurde, und dass uns die Gemeinde Kampen überhaupt die Hand gereicht hat. Sie konnte sich zunächst nichts darunter vorstellen, das konnte man auch nicht erwarten. Wir haben es erklärt, und je mehr wir jetzt fordern, umso mehr kommen sie nach, weil sie uns vertrauen. Sie haben letztes Jahr gesehen, dass da nicht einfach nur ein paar Surfer stoned in der Ecke lagen, sondern wir haben wirklich etwas auf die Beine gestellt. Wir haben die richtigen Leute aus New York, London und L.A. dahin gebracht, und wir hatten mega Glück mit dem Wetter, das war der Knaller.

Und ihr hattet viel Programm drumherum, Ausstellungen usw. …

Das waren auch alles Freunde. Zum Beispiel hat Vince Perraud seine Fotografien ausgestellt, er hat die Porsche-Stimmung übernommen sozusagen, und mein Freund Derek Dunfee war für die Surfer-Stimmung zuständig. Er ist sehr berühmt für Big Wave Photography und surft selbst Mavericks. Wir haben einfach viele Leute angerufen, von „Petro Surf“ erzählt und dass wir daran glauben, und alle haben gesagt: Klar, wir unterstützen euch!

Es wird ähnlich wie letztes Jahr, nur größer und mit einem umfangreichen Rahmenprogramm.

Was habt ihr für dieses Jahr geplant?

Es wird ähnlich wie letztes Jahr, nur größer und mit einem umfangreichen Rahmenprogramm. Es wird das ganze Wochenende gehen, der Freitag bleibt aber für die eingeladenen Gäste und die, die aktiv mitfahren. Die Nachfrage ist sehr groß, letztes Jahr hatten wir 20 Autos, dieses Jahr werden es 45 sein. Mit Porsche zusammen machen wir coole Aktivitäten drumherum. Wir arbeiten mit „Heimplanet“ zusammen, die stellen uns Zelte bereit. Da wollen wir so eine Art Glamping machen, tatsächlich sagten die Verantwortlichen der Gemeinde Kampen zu mir: „Ken, es soll so aussehen wie in dem Film „Jenseits von Afrika“!“ Alles klar, easy! (lacht)

Dieses Jahr bieten wir dann Pakete an: Paket 1 ist Teilnahme an Aktivitäten, also fahraktiv, du kriegst Goodie-Bags und ein Privat-Dinner, wo wir alle vernetzen wollen. Die anderen Pakete sind mit Übernachtung in den Zelten oder auf Wunsch im Apartment. Am Samstag wird es eine Party geben, dann noch ein Konzert, Ausstellungen. Über Instagram bin ich mit einem Künstler zusammen gekommen, Richard Phillips. Ich kannte den nicht, wusste nur, dass er surft und einen luftgekühlten Porsche hat. Aber meine Frau war gleich aus dem Häuschen: „Er ist sehr berühmt, Ken, du solltest mal mit ihm sprechen!“ Er stellt tatsächlich im MoMa aus, seine Kunst ist die Weiterführung von Pop Art. Das hat sowas von gefunkt, er hat das gleiche Porsche-Modell wie ich, wir haben ein paar Mal gesprochen, und nun kommt er auch! Es wird also ein Mix aus Kunstausstellung, Fotoausstellung, Design- bzw. Experience-Talk, Konzert, dazu die Stände der Sponsoren. Das Festival wird Samstag von 12 Uhr bis nachts offen sein.

Das klingt super gut, aber auch nach einer Menge Arbeit und Vorbereitung. Wie machst du das mit Angelo? Teilt ihr euch das auf?

Angelo ist vor Ort auf Sylt, er ist Teilhaber des ältesten Surf-Magazin Deutschlands, „BLUE“, er ist auch Mitbesitzer von „Norden Surfboards“ und macht mit seiner Frau zusammen das Label „Inselkind“Außerdem betreibt er eine Surfschule. Er kann sich daher gut um alles vor Ort kümmern. Ich bin im Back-Office und kümmere mich um die Deals mit den Sponsoren, um die VIP’s – ein schreckliches Wort – sprich, die internationalen Kontakte. Wir ergänzen uns echt gut.

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Wie oft schaffst du es selber noch, nach Sylt zum Surfen zu fahren? 

Definitiv zu wenig.

Hast du eigentlich noch eine Familienkutsche, damit deine Familie mitkommen kann?

Ja, tatsächlich klassisch einen VW-Bus. Den benutze ich auch zum Campen, es ist ein Surf-Auto, und zum Racen nehme ich den Porsche. Ich surfe nicht mehr genug, wenn man bedenkt, dass ich vom fünften Lebensjahr an bis ich 30 wurde, fast täglich im Wasser war. Das möchte ich auch wieder ändern, das fehlt einfach. Das klingt sehr stereotyp, hinzu kommt – ein noch schlimmeres Wort – dieser „Soul-Aspekt“. Man fühlt sich nach dem Surfen einfach anders, die Zeit auf dem Wasser ist wie eine Stunde in der Kirche. Es fehlt mir enorm. Wenn ich surfe, fahre ich meistens nach Dänemark und campe dort mit Freunden aus Hamburg. Das ist immer cool und die Wellen sind dort oben besser als auf Sylt.

Und in Kalifornien bist du auch noch regelmäßig?

Da bin ich mindestens zweimal im Jahr, kann bei Freunden schlafen, ein bisschen surfen und mich um die Arbeit kümmern. Meistens für eine Woche, zuletzt aber etwas länger, weil sich einige sehr spannende Projekte ergeben haben. Aus Ferien wurde nichts, aber die Projekte entwickeln sich viel positiver als ich es mir hätte vorstellen können. Es ist schon ein Struggle, wenn man die ganze Firma alleine macht – das Design, die Produktion, den Verkauf, alles mache ich selbst.

Könntest du dir vorstellen, dir ein Team aufzubauen, wenn „Marine Machine“ noch weiter wächst? 

Am Anfang war ich ziemlich schlecht darin, loszulassen. Mittlerweile kann ich das besser. Es ist mein Baby und eine Herzensangelegenheit. Es ist auch nicht einfach, Leute zu finden, die das so authentisch mitleben können und vom Geschäftlichen und Kreativen her das Know-how haben. Du musst Surfen verstehen, du musst Skateboardfahren verstehen. Es wäre schon schön, wenn es weiter wächst, aber das ist der schwierigste Schritt: von einer Person auf zum Beispiel vier Personen ist schwieriger als dann von vier auf zehn Mitarbeiter. Ich mache jetzt erstmal Babysteps und konzentriere mich auf die anstehenden Projekte.

Ich habe alles, was ich zum Glücklichsein brauche. Ich möchte gesund wachsen und mich nicht verstellen. Es ist und bleibt ein Struggle, ich würde nicht sagen: Leute, startet eure eigenen Klamotten-Firmen! Du sitzt in einem Boot mit sehr großen Firmen, die exorbitant viel mehr Kapital haben als du, die super talentierte Angestellte haben – es ist schwierig, da zu konkurrieren, alleine in Bezug auf Marketing. Aber ich glaube daran, dass sich passionierte Leute gegenseitig aushelfen und zusammen hochbringen können.

Vielen Dank für das interessante Interview, Ken!

 

 

Hier findet ihr „Marine Machine“:

Hier findet ihr das „Petro-Surf“-Festival:

 

Fotos: Sarah Buth

Layout: Kaja Paradiek

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