Vor rund 17 Jahren ist Linda Adhiambo mit ihrer Mutter aus Kenia nach Berlin gezogen – und fühlte sich dort immer ein bisschen wie ein bunter Hund. Nicht aufgrund ihrer Herkunft, sondern wegen ihres mutigen, farbenfrohen Modestils. Irgendwann entschloss sich Linda, aus ihrer Leidenschaft einen Beruf zu machen, gründete ihr Blog Looks Like Berlin und begann, als Stylistin in der Mode zu arbeiten. Heute hat sich die 29-Jährige fest in Berlin etabliert – sogar so sehr, dass es sie wieder in die Ferne zieht. Zusammen mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern, Malaika und Naemi, möchte sie in ein paar Jahren nach Ghana auswandern. Wir treffen Linda, zusammen mit mint&berry, deren aktuelle Kollektion unter dem Motto „Foreign Romance“ steht, zum Gespräch darüber, wie sie ihre Freelancer-Arbeit mit der Familie vereint, wie Kids-Fashion Teil ihres Blogs wurde und warum sie jetzt zurück nach Afrika ziehen möchte.
Linda Adhiambo: Meine Mutter war schon immer sehr, sehr modebewusst – damit bin ich aufgewachsen. Irgendwann wurde ich von Freunden gefragt, ob ich Stylings für Events zusammenstellen oder für sie einkaufen kann. Viele haben gesagt: „Warum machst du keine Styling-Jobs?“ Aber ich war zu der Zeit in der Ausbildung zur Bürokauffrau, bin ziemlich früh Mutter geworden und wollte deshalb den normalen Weg gehen: Ausbildung, Job, Geld verdienen.
Aber während der Ausbildung habe ich gemerkt, dass das nicht das Richtige für mich ist. Andere haben mir immer gesagt, dass ich ein sehr kreativer Mensch bin und nur im Büro zu sitzen, ist nichts für mich. Dann habe ich meine Freundin Jules kennengelernt, die damals schon einen Blog betrieben hat. Irgendwann kam sie auf die Idee, dass ich doch Styling machen könnte. Ich hatte keine Ahnung, ob man damit Geld verdienen kann, aber mir war das egal, denn es machte Spaß. Wir haben angefangen, viel gemeinsam zu machen. Ich habe dann meinen Blog gestartet und dadurch auch meine ersten Styling-Jobs bekommen.
Ich hab das nicht gelernt. Es gibt Berufe, die kann man nicht lernen. Entweder du hast das Auge dafür oder nicht. Natürlich muss man aktuelle Trends und Stoffe kennen, also ein gewisses Know-how haben. Aber ein Auge dafür zu haben, welche Dinge zusammenpassen, das kann man nicht lernen.
Die Leute sollen einfach sehen, was ich gerne anziehe. Ich habe damit als Hobby angefangen und wollte nicht unbedingt Geld damit verdienen. Aber irgendwann musste ich mich entscheiden, ob ich dafür meinen normalen Bürojob an den Nagel hänge. Ich habe ihn aufgegeben und konnte mich ganz dem Blog widmen.
Eigentlich sehr, sehr früh. Meinen ersten Job hatte ich vor vier Jahren. Es ist echt nicht einfach, denn es gibt ganz viele Leute, die Styling in Berlin machen. Ich fand irgendwann Styling für Kids noch interessanter. Heute mache ich viel für Kinder, das mache ich sehr gern.
Mir war es wichtig, dass ich auffalle.
Ich war schon immer bunt und irgendwie anders angezogen. Ich bin nie den Trends nachgegangen. Mir war es wichtig, dass ich auffalle. Früher hat sich in Berlin ja niemand für Mode interessiert und dann kam ich da mit meinen bunten Sachen an. Irgendwann fanden das alle interessant und dann war es cool (lacht).
Momentan hab ich ein bisschen nachgelassen, aber ich versuche drei- bis viermal die Woche Artikel zu veröffentlichen. Meistens arbeite ich, wenn die Kinder schlafen. Tagsüber schaffe ich einfach nicht so viel. Am Anfang habe ich jeden Tag veröffentlicht, aber das geht nicht mit zwei Kindern – ich will ja die Zeit auch noch genießen.
Ich kreiere einen etwas reiferen Look für erwachsene Frauen.
Meinen Stil habe ich nicht wirklich viel verändert. Ich bin immer noch sehr, sehr farbenfroh. Ich habe viele Sachen von meiner Mutter, die ich nach wie vor gerne anziehe. Ich bin nicht so trendy. Also, wenn jetzt Löcher in den Hosen oder Strumpfhosen in sind, dann mach ich das nicht unbedingt mit. Ich versuche eher, mich dagegen zu positionieren. Irgendwann hat man ja auch ein Alter erreicht, da muss man nicht mehr alles mitmachen. Ich kreiere lieber einen etwas reiferen Look für erwachsene Frauen. Ich mag den japanischen Stil total gern. Bunt, mit schönen Schnitten. Entweder over the top oder skandinavisch schlicht. Und ich glaube, ich bin ein Herbst-Typ. Ich mag Pullis, alles was schwerer ist, den Layer-Look.
Total, bis heute! Ich frage sie auch oft um ihre Meinung, denn ich trage total gern Schulterpolster, lange Blazer oder die Mom-Jeans. Sie sagt dann immer: „Das hab ich alles schon gesehen, ich hab das alles schon getragen.“
Malaika ist bei Kinder-Modelagenturen angemeldet und so habe ich ein paar Labels kennengelernt. Das fand ich so inspirierend! Ich wurde auch oft auf meinem Blog gefragt, was meine Tochter trägt. Also dachte ich, warum soll ich sie in Agenturen anmelden, wenn ich das auch selbst machen kann? So habe ich die Kontrolle. Ich bin da irgendwie reingerutscht – wie bei fast allem.
Ich finde es gut, wenn Kinder auch mal ein bisschen moderner angezogen werden.
Das macht Jules oder ein gemeinsamer Freund von uns, ein Fotograf aus Südafrika, der frisch in Berlin ist und hier arbeitet.
Es ist wirklich schwierig, alles mit zwei Kindern zu vereinbaren.
Momentan weniger, aber wenn Naemi ab August im Kindergarten ist, dann wird das mein fester Arbeitsplatz. Es sei denn, ich habe Styling-Jobs. Es ist wirklich schwierig, alles mit zwei Kindern zu vereinbaren.
Ich kaufe für meine Kinder lieber etwas Teures, aber eben nicht so super viele Sachen.
Das würde ich mir wünschen, aber irgendwie ist es nicht so. Ich finde es gut, wenn Kinder auch mal ein bisschen moderner angezogen werden. Ich suche jetzt keine Mickey Mouse- oder Hello Kitty-Sachen raus. Was ich bei Kindern wichtig finde, sind die Stoffe. Und Kinder brauchen auch keine zehn Hosen. Ich kaufe lieber etwas Teures, aber eben nicht so super viele Sachen.
Ich finde die Muster in der aktuellen Kollektion von mint&berry toll – das ist einfach meins!
Ich finde die Muster toll – das ist einfach meins! Die Farben finde ich auch super. Und ich mag sehr gerne lange Hosen oder Röcke. Was Malaika heute trägt, würde ich auch selber anziehen. Deswegen finde ich mint&berry auch so toll, denn da gibt es große und kleine Kleidung. Aber später wird Malaika bestimmt einen anderen Stil haben als ich, das sagt sie auch schon manchmal. Sie ist einfach ein bisschen klassischer und kein Kleidertyp – vielleicht ein bisschen boyish. Sneaker, Jeans und große Sachen, das mag sie gerne. Sie ist kein typisches Mädchen, mag keine Barbies und zieht sich lieber jungstypisch an.
Monkind finde ich ganz toll oder Noe & Zoe aus Berlin. Little Man Happy ist auch total schön oder Mini Mills Children’s Boutique aus England. Die machen Mode wie für Erwachsene nur für Kinder – ganz toll, wirklich! Es gibt echt viele schöne Sachen. Petit Bateau find ich auch sehr schön. Oscar et Valentine machen Kaschmirmode. Die Sachen kann man auch gut wieder auf dem Flohmarkt verkaufen, wenn die Kinder rausgewachsen sind – das mache ich immer.
Berlin hat viel für Kinder zu bieten. Irgendwo ist immer ein Kinderfest und wir haben so viel Grün in der Stadt. Es gibt viele Spielplätze oder Mutter-Kind-Cafés.
Wir gehen oft in das Mutter-Kind-Café in der Güntzelstraße, da kann man super brunchen oder frühstücken. Malaika geht zweimal die Woche zum Cheerleading, es gibt wirklich viele Orte.
Das ist anstrengend. Ich habe einen Plan von Montag bis Freitag und da muss ich wirklich alles reinschreiben – sogar putzen und einkaufen.
Ich fliege regelmäßig hin und habe einen guten Bezug dort hin. Das hat auch viel mit meinem Modestil zu tun. Die afrikanischen Stoffe sind alle bunt und haben Muster. Ich war am Wochenende auf einem African Food-Festival hier in Berlin und da waren auch viele Designer und ganz tolle, bunte Sachen. Echt schön!
Das war schrecklich. Meine Mama ist zuerst alleine ausgewandert, hat mich erst einmal drüben gelassen und mich nach einem Jahr nachgeholt. Dann kam ich hier an und es war echt schlimm für mich. Ich kannte die Sprache nicht, das Essen war neu und die Gebäude so riesig. In Kenia haben wir auch in der Hauptstadt gelebt, also bin ich sowieso ein Hauptstadtkind. Aber man muss ja auch Freunde finden in dem Alter. Ich hab sehr schnell Deutsch gelernt, meiner Mutter war es wichtig, dass wir zuhause nur noch Deutsch sprechen. So konnte ich schnell zur Schule gehen und bin in der sechsten Klasse eingestiegen. Das war schon Kontrastprogramm.
Ich hatte nie die Möglichkeit, wegzugehen und jetzt sind die Kinder im perfekten Alter.
Ich lebe schon so lange hier und mir war irgendwie klar, dass ich nicht für immer hier leben möchte. Ich hatte nie die Möglichkeit, wegzugehen und jetzt sind die Kinder im perfekten Alter. Außerdem habe ich mir etwas aufgebaut, womit ich auch in Ghana arbeiten kann. Ich kann weiter bloggen und das stelle ich mir schön vor. Mein Freund ist Kameramann und Cutter, der kann also auch von überall aus arbeiten. Er ist in Kiel geboren, in Hamburg aufgewachsen und dann nach London gegangen. Er war noch nie länger als ein Jahr an einem Ort. Für ihn ist es jetzt auch so, dass es langsam reicht in Berlin.
In ein bis zwei Jahren. Das muss man ja wirklich planen. Ich will da nicht einfach so hingehen und dort nichts haben. Wir haben schon eine Wohnung, die wir dort bauen. Dann müssen wir noch eine deutsche Schule suchen.
Keine Ahnung! Ich habe so viel Wintersachen, die brauche ich ja dann gar nicht mehr (lacht). Aber ich kann die bestimmt gut an Freunde verteilen – oder auf dem Flohmarkt verkaufen.
Nein, aber ich folge ganz tollen Leuten aus Ghana auf Instagram und habe schon ein paar Connections dort. Ich kann eine neue Sprache lernen und mich wieder auf etwas Neues einlassen ohne Einfluss – einfach mein eigenes Ding machen! Und Ghana ist ein sehr kreatives Land, da passe ich eher hin als nach Kenia – da ist alles noch sehr traditionell.
Ich würde jedem empfehlen, nach Ghana zu reisen. Namibia ist schön, Kenia, Mosambik. Man hat alles: schöne Strände und Regenwälder.
– in Zusammenarbeit mit mint&berry –
Alle Looks, die Linda und Malaika tragen, sind auf mint-and-berry.com erhältlich.