Welche Bücher uns den Sommer versüßen? Egal, ob bei Sonne oder Regen? In unserer zehnten Themenwoche verraten wir euch unsere Lieblingsbücher während der warmen Jahreszeit – von alt bis neu. Anna empfiehlt für den Sommer eine Mischung aus Roman, Biografie, Sachbuch und Kinderbuchklassiker.
Was ich gerne lese:
Am meisten und liebsten lese ich Romane. Bevorzugt – worauf mich eine Freundin einmal hingewiesen hat – solche von Autoren, die mit Vornamen entweder Dave oder David heißen. Aber das ist purer Zufall, kein Auswahlkriterium. Ich mag Romane mit einer verworrenen Handlung, in der eine Vielzahl von Geschichten und Protagonisten miteinander verwoben werden. Die humorvoll sind und gleichzeitig ernst, mal traurig, mal tragisch, dann wieder zum Lachen (wie das Leben eben so ist) – und die vor allem spannende, vielschichtige Charaktere haben, die mich schon innerhalb der ersten Seiten in ihren Bann ziehen. Ich lese auch einmal Biografien – aber dann muss mich die betreffende Person schon wirklich interessieren. Gedichte mag ich auch, ebenso das eine oder andere Sachbuch und immer mal wieder Kinderbuchklassiker. Ein paar meiner liebsten Autoren sind: David Mitchell, Haruki Murakami, Donna Tartt, F. Scott Fitzgerald, Hermann Hesse, Zadie Smith, und seit diesem Jahr auch Dave Eggers.
Wo ich gern lese:
Abends im Bett, im Zug (ich fahre relativ häufig und oft längere Strecken), und natürlich im Schatten am Strand oder im Garten (die besten Orte zum Lesen).
Meine Sommerfavoriten:
Weil ich über die Bücher, die ich gerade lese oder bald lesen werde (zum Beispiel „Die Kunst, ein kreatives Leben zu führen“, das mir eine Freundin geschenkt hat) noch nicht viel sagen kann, stelle ich hier lieber Bücher vor, die ich in der letzten Zeit – oder im letzten Urlaub – gelesen habe. Da wären:
„Some of my lives“ von Rosamond Bernier heißt in der Unterzeile „A scrapbook memoir“: Das Buch ist keine zusammenhängende Biografie, sondern eine Ansammlung von Anekdoten und Erinnerungen. Aber das stört beim Lesen überhaupt nicht. Egal, woran sich Rosamond Bernier erinnert, es lässt einen erstaunt darüber zurück, wie leichtfüßig und neugierig man durchs Leben gehen kann. Die Autorin, die in England, Frankreich, Mexiko und den USA gelebt hat, erinnert sich anlässlich ihres 95. Geburtstag an Bekanntschaften wie Matisse, Picasso und Giacometti, ihre Arbeit für „Vogue“ 1945 und viele Abenteuer, die danach kamen.
„The Goldfinch“ von Donna Tartt (auf deutsch: „Der Distelfink“) wollte ich schon nach den ersten Seiten nicht mehr zur Seite legen. Der Protagonist Theo Decker erzählt rückblickend sein Leben seit seinem 13. Geburtstag, als seine Mutter in einem Bombenanschlag in New York City stirbt und er mit dem Leben, und einem wertvollen Gemälde, davonkommt. Theo wird zuerst von der wohlhabenden Familie eines Schulfreunds aufgenommen, beginnt dann ein neues Leben bei einem Antiquitätenhändler, den er eigentlich gar nicht kennt, bevor sein Leben schon wieder aus den Fugen gerät … Ich möchte gar nicht zu viel über die Handlung sagen – für den Fall, dass jemand dieses moderne Meisterwerk tatsächlich noch nicht gelesen hat.
Wer denkt, Kinderbücher seien nur etwas für Kinder – der hat sich entweder nicht auf sie eingelassen oder sie zu lange nicht mehr gelesen. Kinderbuchklassiker sind schließlich Klassiker geworden, weil sie große Themen eingängig verpacken und viel versteckte Weisheit enthalten („Winnie the Pooh“ und „Alice im Wunderland“ sind nur zwei Beispiele). Eine tolle Sommerlektüre sind die Mumin-Bücher von Tove Jansson. Am besten liest man sie an einem See, im Garten oder, wenn drinnen, abends im Sommer bei offenem Fenster.
Dave Eggers‘ „The Circle“ sollte Pflichtlektüre für alle „digitalen Menschen“ sein. Es ist das heutige „1984“ von Orwell. Mit dem beachtenswerten Unterschied, dass Orwell Angst davor hatte, dass wir alle permanent überwacht werden; während Eggers das heutige Szenario zuspitzt, in dem wir uns alle permanent freiwillig selbst überwachen – mit Smartphones, Self-Tracking-Tools und Social Media. Zeigt uns „The Circle“ die Zukunft? Wird alles genau so passieren? Oder besteht noch Rettung für uns, wenn wir jetzt erkennen, in welche Richtung sich unsere Gesellschaft und unser Alltag entwickelt? … Dave Eggers ist jedenfalls ein großartiger Roman gelungen, der so gar nicht wie Fiktion wirkt.
Ich gebe zu, „The Swerve“ von Steven Greenblatt ist nicht gerade leichte Lektüre. Aber wer sagt denn, dass Strandlektüre gleich oberflächliche Unterhaltung sein muss? Wer mal eben, in einer fließenden Erzählung, nebenbei lernen möchte, wie die Renaissance begonnen hat, welche Gedanken die Moderne ausgelöst haben, und warum der antike Dichter Lukrez dabei eine wichtige Rolle gespielt hat, sollte einfach mal dieses Buch anstelle von Gossip-Zeitschriften im Urlaub lesen. Es bleibt garantiert mehr in Erinnerung.
Ein Kommentar
Wie schön, dass ihr nicht die üblichen Lieblingsbücher der weiblichen Bloggemeinde (zB Biographien von Diane Keaton, Nora Ephron, Lena Dunham) vorstellt.
Meine Sommerlektüre: „We Are All Completely Beside Ourselves“ von Karen Joy Fowler und das wiederentdeckte „Blütenstaubzimmer“ von Zoe Jenny.