Ich bin eine furchtbar undisziplinierte Leserin geworden. Zu wenig Zeit, viel zu schnell abgelenkt von Social Media, der Sonne, den eintrudelnden Nachrichten. Außerdem hundemüde vom hektischen Corona-Alltag. Deshalb snacke ich mal hier, mal dort ein paar Zeilen. Für diese sechs Bücher nehme ich mir allerdings besonders viel Zeit; weil sie tiefschürfend sind, wichtige Anregungen bieten und herrlich geschrieben sind. Sie verdienen nicht weniger als die volle Aufmerksamkeit.
Zwei Schwestern, die sich nach ihrer Flucht aus Teheran in Lübeck zurechtfinden müssen. Die den Verlust ihres Vaters verarbeiten müssen. Die durch die emotionale Abwesenheit ihrer Mutter auf sich alleine gestellt sind. In ihrem Debütroman erzählt Hengameh Yaghoobifarah zunächst die Geschichte der Schwestern Nas und Nushin. Mit der Zeit entwickelt sich der Roman aber auch zu einer Art Thriller. Denn eines Tages steht die Polizei vor Nas‘ Tür. Ihre Schwester ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Suizid, ist Nas überzeugt. Sie nimmt ihre Nichte Parvin bei sich auf, trauert, leidet. Doch ihre Nichte vermutet eine größere Sache hinter dem Tod ihrer Mutter. „Ministerium der Träume“ ist seit dem 12. Februar 2021 erhältlich. Die dazu passende Playlist findet ihr auf Spotify. Übrigens: Schon 2016 haben wir Hengameh zum Interview getroffen.
Versorgerin, Businesswoman, „Mom I’d like to fuck“ – Mütter sollen heute alles sein. Kein Wunder, dass darunter ihr Wohlbefinden leidet. Mareice Kaiser, Chefredakteurin von Edition F und selbst Mutter, stellt immer wieder fest: Das von der Gesellschaft geforderte Mutterideal ist unerreichbar – und voller Widersprüche. Nichts kann man richtig machen und niemandem etwas recht. Dabei ist es egal, ob es um Arbeit, Geld, Sex, Körper, Psyche oder Liebe geht – Stereotype, Klischees und gesellschaftlichen Druck gibt es überall: auf Instagram, im Bett und im Büro. Mareice Kaiser zeigt, wo Mütter heute stehen: noch immer häufiger am Herd als in den Chefetagen. Und wo sie stehen sollten: Dort, wo sie selbst sich sehen – frei und selbstbestimmt. Wir sind hooked. Das Buch erscheint am 21. April 2021.
Jeder, der schon mal geghostet wurde, weiß, wie scheiße sich das anfühlt. Auch Nina lernt dieses Gefühl kennen, als sich Max, den sie ein paar Monate zuvor über eine Dating-App kennengelernt hat, einfach in Luft auflöst. Keine Verabschiedung, keine Nachricht. Als wäre er ein Geist gewesen. Doch nicht nur Max verschwindet einfach so aus Ninas Leben. Ihr Vater erkrankt an Demenz und rutscht ins Vergessen, ihre beste Freundin ist nur noch mit ihrem Muttersein beschäftigt. Von Dolly Aldertons Roman habt ihr bestimmt schon öfters gelesen (kein Wunder, weil Bestseller). Es ist eine aufrichtige Erzählung über langjährige Freundschaften, Liebe, Familie und das Leben. Ein Buch zum Einsaugen. Seit dem 23. März 2021 ist die deutsche Version hier erhältlich.
Wir feiern Marie Nasemann und ihre tausend Projekte schon lange. Ende Mai kommt endlich auch ihr erstes Buch in die Läden. Darin erzählt Marie anhand vieler persönlicher Geschichten, wie sie versucht, ihren eigenen grünen Kompromiss zu finden und zu leben. Sie erzählt, was gut gelingt und wo sie gescheitert ist. Das Buch erscheint am 31. Mai 2021 bei Ullstein. Einen kleinen Vorgeschmack findet ihr in unserem Interview hier.
Kim Jiyoung ist Anfang dreißig und hat gerade ihren Job in einer Marketingagentur aufgegeben, um sich um ihr Baby zu kümmern. Bis sie psychisch erkrankt. Immer öfter schlüpft sie in die Rollen von anderen Frauen; behauptet, nicht sie selbst, sondern ihre Mutter oder eine Studienkollegin ihres Mannes zu sein. Als die Psychosen schlimmer werden, schickt ihr Ehemann Kim zu einem Psychiater. Aber ist Kim Jiyoung wirklich verrückt – oder ist es die Gesellschaft, die sie krank macht? 2016 veröffentlichte Cho Nam-Joo ihren Roman. Er wurde zu einem zentralen Text der südkoreanischen MeToo-Bewegung, die Zehntausende Frauen auf die Straßen führte und eine gesellschaftliche Diskussion über Geschlechterungerechtigkeit auslöste. Hier könnt ihr den Roman kaufen.
„Ich will irgendwas. Irgendwas, das anders ist. Ich will ein anderes Leben. Ich bin vor einer Woche fünfunddreißig Jahre alt geworden und allein. Ich bin Jüdin und war noch nie in Israel. Ich habe mich in den letzten Jahren meinem Studium und der Forschung gewidmet, und dabei ist mein Leben auf der Strecke geblieben.“ Seit mittlerweile zehn Jahren wohnt Nike in Berlin-Mitte. Direkt vor ihrer Tür: Der Stolperstein ihrer jüdischen Urgroßmutter. Die Stadt ist mit Erinnerungen behaftet; guten und schmerzhaften. Als sie ein Jobangebot in Tel Aviv bekommt, nimmt sie an. Sie verliebt sich in Noam, lässt ihn in ihr Leben. Mirna Funks Roman ist eine Einladung zum Nachdenken. Über die Liebe, die Aufarbeitung der Vergangenheit, über häuslicher Gewalt, Scham und Heilung. Der zweite Roman von Mirna Funk ist seit dem 19. Februar 2021 hier erhältlich.
Welches Buch könnt ihr gerade empfehlen? Schreibt eure Tipps gern in die Kommentare!
Teaserfoto: Unsplash / Zbynek Burival
3 Kommentare
Mir hat „Ghosts“ von Dolly Alderton echt gut gefallen! Gerade lese ich „Failosophy“ von Elizabeth Day. 🙂
Es kommt natürlich ganz darauf an, was du gerne liest, aber du Bücher von starken Frauen magst, wirf doch mal einen Blick auf dieses hier, das mich wirklich beeindruckt hat: https://schonhalbelf.de/ich-habe-einen-namen-von-chanel-miller/ Die Autorin erzählt ihre Sicht der Dinge des „Fall Standfords”, bei dem sie im Jahr 2020 auf dem Campus der Stanford University von einem vielversprechenden Leistungsschwimmer vergewaltigt wurde.
Ich lese gerade „Wildes Paradies“ von Claudia Praxmayer, macht total Lust auf artenschützendes free style Gärtnern