Die Handmade-Liebhaberin – Trixi Angermüller aka Frausieben

Eine Holzperlenkette auf einem DIY-Markt, ein lackierter Kerzenständer im Dawanda-Shop oder ein hübsches Ottensen-Bild auf Instagram – Trixi Angermüller aka Frausieben ist dem ein oder anderen vielleicht schon mal on- oder offline begegnet. Die 35-jährige Hamburgerin ist Digital Designerin und Art Direktorin, vor ein paar Monaten Mama von ihrem Sohn Juno geworden und möchte sich nach der Elternzeit noch intensiver dem Designen von Produkten widmen. Wir treffen sie in ihrer farbenfrohen 4-Zimmerwohnung in Hamburg-Ottensen und sprechen mit ihr über ihr Label, Handmade-Märkte, Instagram-Favoriten, Bulli-Ausflüge und ihre Liebe zu ihrem Viertel.

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Trixi lebt mit ihrem Freund und ihrem Sohn Juno in Ottensen.

femtastics: Du hast vor vier Jahren angefangen unter dem Namen „Frausieben“ Ketten mit Holzperlen zu designen. Wie kam es dazu?

Trixi Angermüller: Ich hatte schon länger ein Sammelsurium an Holzperlen zu Hause, das mir plötzlich in die Hände fiel. Ich merkte, dass ich eine eckig geformte Perle besonders schön fand und hatte sofort eine Kette vor Augen, die ich daraus machen wollte. Mir gefiel der geometrische Stil und ich hatte das Gefühl, dass ich so etwas zu dem Zeitpunkt noch nicht gesehen hatte. Schon damals half mir Instagram: Ich fotografierte die Kette und direkt kommentierte jemand: „Cool, wann kommt denn dein Etsy-Shop?“ Ich habe dann einigen Leuten, die ich aus dem Netz kannte, Ketten gemacht, die auf sie zugeschnitten waren. Die eine mochte Pastellfarben, die andere Herbsttöne. Ich habe ihnen die Ketten geschenkt und dann kam der schöne Effekt, dass sie es in die Welt getragen haben und dadurch kam alles ins Rollen – ein schöner Marketingeffekt.

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Trixi: „Poster kann man super bei Human Empire kaufen. Es sind aber auch ein paar Poster von Leuten dabei, die ich kenne oder mal was, das ich aus einer Zeitschrift ausgeschnitten habe.“

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Also war es eher eine spontane Idee?

Ich hatte schon immer Lust, ein Produkt in die Welt zu bringen und das war der Moment, wo es gepasst hat. Ich selbst trage nicht viel Schmuck und bin nicht für filigrane Sachen zu haben. Die Kombination aus dem Schlichten aber auch Verspieltem, das fehlte mir und das habe ich dann einfach selber gemacht.

Irgendwann kamen deine Kerzenständer und Holztöpfe dazu …

Mittlerweile interessiere ich mich einfach mehr für Einrichtung als für Schmuck. Ich könnte mir auch vorstellen, das ernsthafter zu machen, also Einrichtungsgegenstände zu designen. Aber es ist natürlich viel schwieriger, die selbst herzustellen.

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Made by Frausieben: Trixis selbstgemachte Blumentöpfe sind in ihrem Dawanda-Shop zu haben.

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Deine Produkte produzierst du alle selbst?

Am Anfang habe ich alle Holzarbeiten selbst gemacht, aber war nicht hundertprozentig mit den Ergebnissen zufrieden. Ich wollte, dass es wirklich akkurat aussieht. Deshalb lasse ich mir die Rohlinge jetzt von einem Tischler anfertigen, ich schleife sie ab und lackiere sie mehrmals – das ist schon sehr aufwendig, daher ist es auch eher ein Liebhaberding von mir. Es ist nicht gerade lukrativ, was die Finanzen angeht (lacht).

Gerade bist du in der Elternzeit, arbeitest hauptberuflich aber als Digital Designer. Was hast du studiert?

Ich habe Kommunikationsdesign an einer privaten Uni studiert – die habe ich damals schon danach ausgesucht, dass ich in die Richtung Digital gehen kann. Das war im Jahr 2000 natürlich nicht einfach, da viele Unis noch sehr klassisch unterwegs waren. Einer von meinen Dozenten hat uns zum Beispiel html beigebracht, es auch ohne Rechner zu schreiben und  als richtige Sprache zu begreifen.

Mit einem Kind hat man plötzlich andere Prioritäten und einige Dinge kommen einem unsinnig vor.

Und wie ging es nach dem Studium weiter?

Ich habe damals gleich selbstständig gearbeitet, was im Nachhinein ein Fehler war, weil ich noch so jung war und eigentlich jemanden gebraucht hätte, der mich anleitet. Aber es hat sich so ergeben, dass ich lauter kleinere Projekte von Bekannten übernommen habe. Nach drei oder vier Jahren habe ich dann angefangen in kleineren Agenturen zu arbeiten. Ich war nie der Typ für große Werbeagenturen.

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Dein Label wolltest du aber erstmal nebenbei aufziehen?

Eigentlich hatte ich vor, das Label innerhalb einer viel kürzeren Zeit viel weiter zu entwickeln und auf ein anderes Level zu bringen. Aber als Nebentätigkeit habe ich das einfach nicht geschafft. Wenn es läuft, hat man ja sowieso schon viel Tagesgeschäft: Die Leute bestellen Sachen, man stellt sie her und verschickt sie, macht Fotos – nebenbei on top noch etwas Anderes zu entwickeln ist schwierig.

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Den Tisch hat Trixi mit ihrem Freund selbst gebaut.

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Und wie soll es nach deiner Elternzeit weitergehen?

Ich strebe auf jeden Fall an, mich komplett selbständig zu machen. Was auch deshalb schön ist, da ich mich dann sowohl auf meinen Designjob als auch auf mein Label projektweise konzentrieren möchte. Mir gefällt auch der Gedanke, etwas flexibler mit dem Familienleben umgehen zu können. Mit einem Kind hat man plötzlich andere Prioritäten und einige Dinge kommen einem unsinnig vor. Gerade bin ich noch in einer Baby-Bubble, teilweise schaffe ich aber wieder mehr und werde in nächster Zeit konkrete Pläne schmieden.

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Das hört sich spannend an! Eventuell dann auch mit einem neuen Produkt?

Genau, ich hätte total Lust neue Produkte umzusetzen. Aber man muss natürlich immer schauen: Was ist machbar? Was ist umsetzbar? Wie kann man eine gute Qualität garantieren? Und es muss auch noch bezahlbar sein.

Du verkaufst viel auf Handmade-Märkten. Gibt es da sowas wie eine geschlossene Szene, in der du dich mit anderen austauschst?

Es ist eine total schöne Szene. Ich habe mich mega gefreut als ich da reingerutscht bin, weil es Leute aus ganz Deutschland sind, mit denen man sich auf den unterschiedlichen Märkten austauschen kann. Da entstehen natürlich auch Freundschaften.

Welchen Markt magst du besonders gern?

Hello Handmade“ (Anm. d. Red: Findet am 8. November 2015 in Hamburg statt.) sage ich aus Verkäufersicht, aus Käufersicht ist es manchmal sicherlich ein bisschen anstrengend, weil der so unfassbar voll ist.

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Und wie kann man daran teilnehmen?

Man bewirbt sich. Ich würde mal behaupten, dass das auch unter den anderen Verkäufern der beliebteste Markt ist. Es ist nicht leicht, einen Platz zu bekommen. Wenn man ein paar Mal da war, kann es auch sein, dass sie einen aussortieren, weil sie mal wieder etwas Neues wollen. Auch für die alten Hasen ist es immer wieder eine aufregende Sache, ob man genommen wird oder nicht. Es ist, glaube ich, auch der Markt, wo man am besten verdienen kann. Ich habe noch keine Märkte in anderen Städten mitgemacht, höre aber immer, dass die Leute in Hamburg am kaufkräftigsten sind. Der Feingemacht Markt im CCH ist auch total schön.

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Junos Kinderzimmer

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Was war das Tollste, das du auf einem Markt erlebt hast?

Schön fand ich das zweite Jahr als ich auf Märkte gegangen bin. Beim ersten Mal war ich sehr improvisiert unterwegs und habe mich nicht so wohlgefühlt. Dann kam auch noch eine Fotografin von der Brigitte und gegenüber von mir war ein Stand, der so toll aussah. Ich hab mich wie ein Anfängermädchen gefühlt (lacht). Daraus habe ich viel gelernt und alles ein bisschen professioneller aufgezogen, ohne Chaos unterm Tisch. Ich finde es total schön, da zu stehen und nicht zu wissen, wer kommt – und tolles Feedback ist natürlich immer super.

Ich brauche keine 15.000 Instagram-Follower.

Nicht nur deine Produkte sind Hingucker, sondern auch deine Instagramfotos. Du postest auf Instagram oft Bilder aus deinem Viertel Ottensen, in dem du wohnst –  und könntest locker einen Tourismus-Account für das Viertel führen. Was magst du besonders an dem Stadtteil?

Danke (lacht). Ich finde die Elbnähe total schön. Ich finde es toll, dass man lauter Parks, Nischen und Bänke hat und tausend kleine Eckchen, wo man seinen Platz findet, wenn man mal seine Ruhe haben will. Wir wohnen ja auf der Grenze Richtung Othmarschen, das heißt, wenn ich vor die Tür gehe, kann ich entscheiden, möchte ich in das Ottensener Getümmel gehen oder möchte ich meine Ruhe haben? Hier gibt’s viele nette Cafés und Shops – es ist wie ein abgeschlossenes Dorf. Wir haben vorher zehn Jahre auf St. Pauli gewohnt – hier freue ich mich über die Normalität und, dass man nicht immer einen Ausnahmezustand hat. Außerdem gibt es hier immer was fürs Auge, deswegen passt Instagram auch so gut zu mir, weil mein Auge immer auf der Suche nach etwas Schönem ist. Wenn man die tollen Orte auch noch fotografiert, macht das einfach Spaß.

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Dein Account ist allerdings auf privat gestellt …

Ich schaue mir vorher gerne an, wer mir folgt. Ich brauche keine 15.000 Instagram-Follower und finde es fast schon absurd, wenn ich Bilder sehe, die vor ein paar Sekunden hochgeladen wurden und schon hunderte Likes haben. Außerdem fließt in meinen Account Privates und mein Label zusammen.

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Wir machen gerne Dinge, die uns Spaß machen und denken nicht darüber nach, was am meisten Geld bringt.

Obwohl du als Art Direktorin arbeitest, sehen deine Bilder so herrlich entspannt und nicht inszeniert aus. Mittlerweile schon fast eine Seltenheit in der Instagram-Welt …

Am Anfang fand ich es auch interessant, durchgestylten Accounts zu folgen, weil es da vielleicht auch noch nicht ganz so verbreitet war. Mir ist aber schnell aufgefallen, dass die jede Woche neue Dekosachen kaufen – das fand ich ein bisschen komisch und das Interesse ist abgeflaut. Ich folge schon lieber authentischen Leuten. Ich finde es interessanter, am Leben von anderen teilzuhaben. Und klar bin ich ein visueller Mensch und freue mich über schöne Bilder. Wenn ich einen Account sehe, wo die Bilder in der Übersicht eine schöne Farbigkeit haben, finde ich das toll. Und dann sehe ich meinen und denke: Das sieht aus wie Kraut und Rüben (lacht). Meine Bilder entstehen immer zufällig – am liebsten mag ich es authentisch und trotzdem hübsch.

Wir haben dich vor dem Interview ein bisschen auf Instagram gestalkt. Dein Freund arbeitet bei Playground Coffee. Das heißt du trinkst jetzt jeden Tag den leckersten Kaffee und bist Profi, wenn es um Röstereien & Co. geht?

Wir haben immer guten Kaffee hier und seit einiger Zeit auch eine gute Maschine. Das macht natürlich total Spaß, gerade mit Baby ist es schön, wenn man sich was Gutes gönnen kann. Man wird natürlich auch sehr wählerisch und hat extrem hohe Ansprüche, was einem manchmal den Spaß an anderen Cafés verdirbt. Ich habe mich da aber auch schon ein bisschen entspannt.

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Ihr seid auch auf Coffee Festivals unterwegs  – sozusagen das Pendant zu deinen Handmade-Märkten?

Stimmt, wir waren gerade neulich in Berlin. Das ist eine total schöne Szene. Letztes Jahr waren wir zeitgleich bei Hello Handmade, weil Playground auch mit einem Stand vor Ort war. Das ist auch ein Business, für das man brennt und vielen Leuten eine Freude machen kann. Und man steckt viel Arbeit rein und wird nicht sofort reich damit. Da sind mein Freund und ich uns ein bisschen ähnlich: Wir machen gerne Dinge, die uns Spaß machen und denken nicht darüber nach, was am meisten Geld bringt.

Ihr habt einen Bulli. Wo geht es demnächst hin? 

Mein Freund hatte schon immer einen Bulli. Wir sind seit der Schulzeit zusammen und der gehörte irgendwie schon immer zu mir. Glücklicherweise hat mir das schon immer gefallen, damit unterwegs zu sein, auch wenn man einen ganz einfachen Lebensstil hat. Das macht total Spaß, sich auf kleinem Raum zu organisieren und flexibel zu sein. Wir machen auch nicht so viele unterschiedliche Dinge mit (lacht), weil wir uns so in die französische Atlantikküste verliebt haben. Wir haben angefangen zu surfen, und wollen das gerne einmal im Jahr machen. Surfen kann man hier natürlich auch, aber im Urlaub ist das noch schöner, wenn man auf dem Campingplatz unter den Pinienbäumen steht und zu Fuß zum Wasser laufen kann. Das haben wir länger nicht gemacht, wollen das mit Juno im nächsten Jahr aber mal wieder angehen.

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Du hast einen individuellen und erfrischenden Wohnstil. Wo hast du deine Möbel und Deko gefunden und wie gehst du beim Einrichten vor?

Das ist gemischt. Ich habe viele Sachen schon ganz lange, teilweise vom Flohmarkt oder auch von IKEA. Dann habe ich die typischen Sixties-Möbel, die ich über Ebay gefunden habe und wir machen auch gerne mal was selber – wir haben zum Beispiel unseren Tisch und das weiße Riesensideboard, unser Bett und die Garderobe selbst gebaut. Ich plane Sachen oft nicht so wie es am perfektesten wäre, weil es dann zu teuer wäre. Die String-Regale hätte ich zum Beispiel viel lieber mit weißen Leitern, aber sie sind halt schwarz, weil ich sie so bei Ebay gefunden habe. Wenn ich es genauso hätte, wie ich es mir in meinen kühnsten Träumen vorstellen könnte, würde es vielleicht anders aussehen, aber dann wäre es vielleicht auch langweilig.

Genau, dann würde auch die Persönlichkeit fehlen …

Ja, dann stehen hier die ganzen Teile aus den durchgestylten Instagram-Accounts herum, die ich auch schön finde, aber das ist nicht mein Ding. Ich mag Schwarz-Weiß, ich mag aber auch einen natürlichen Touch. Ich habe in meiner Wohnung Treibholz, gefundene Steine aus Dänemark und auch etwas stehen, das nicht perfekte Oberflächen hat. Das ist mir wichtig, einfach etwas Bodenständiges zu haben. Ich habe auch ganz viele Sachen von meinen Eltern und von meiner Familie: den Plattenspieler, ein paar Stühle, Schränke, auch viele Dinge, die Erbstücke sind und sich gut integrieren ließen. Das gefällt uns total gut, weil wir dadurch einen individuellen Touch in der Wohnung haben.

Vielen Dank, dass wir dich in deiner schönen Wohnung besuchen durften und viel Erfolg für die Zukunft, liebe Trixi!

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Und noch mehr Lieblinge von Trixi: 

Trixis liebste Instagram-Accounts:

  1. Kreatives & viel Produktivität aus Berlin: @blinkannablink
  2. Eye Candy ehemals aus Sydney und nun Hamburg: @schorlemaedchen
  3. Interior, Reisen & Urban Jungle: @igorjosif
  4. Alltägliches, Schönes & Kluges: @mareicares

Trixis Shop-Favoriten:

  1. Tschau Tschüssi für kleine Labels und buntes Design aus Deutschland und aller Welt
  2. Fine Little Day für skandinavisches und naturverbundenes Design und schöne Drucke
  3. I love Sparrows für wunderschöne Vintage Produkte
  4. www.bastisrike.de und www.nicenicenice.de , zwei Handmade-Freunde von mir

Hier findet ihr Trixi und ihr Label Frausieben:

Hier könnt ihr die Produkte von Frausieben shoppen!

Fotos: Linda David

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