9 Buchtipps aus der femtastics-Redaktion

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31. März 2020

Da wir alle aktuell möglichst viel Zeit zu Hause verbringen sollen, möchten wir euch mit dem #femtasticsstayhomeclub auf Instagram und hier Inspiration und positive Vibes senden. Ihr braucht neuen Lesestoff für die Abende und Wochenenden auf dem Sofa oder im Bett? Hier kommen persönliche Buchtipps von uns – es geht um Liebe, Philosophie, Fernweh, Rassismus und den Tod.

Buchtipps von Anna

„Dad“, Nora Gantenbrink

Nora Gantenbrink, eine in Hamburg lebende Journalistin, hat in diesen Roman viele persönliche Erlebnisse einfließen lassen. Die Erinnerungen an ihren Hippie-Vater, der immer aus dem bürgerlichen Leben seiner Familie ausbrechen wollte, der nach Indien, Marokko, Thailand reiste, ein Junkie war, sich mit HIV infizierte, der mehr abwesend als präsent für seine Tochter war und dessen letzte Worte an sie waren: „It’s tough kid, but it’s life“. Die Protagonistin des Romans begibt sich auf Spurensuche, um diesen Mann, der von ihr „Dad“ genannt werden wollte, besser kennenzulernen. Das ist mal sehr traurig, mal wahnsinnig witzig, auf jeden Fall direkt packend, weil es auch eine Geschichte über eine Kindheit im Deutschland der 80er und 90er Jahre ist und die Zeit davor und danach.

„Normal People“, Sally Rooney

In ihrem Bestseller (der gerade von der BBC verfilmt wird), erzählt Sally Rooney eine Liebesgeschichte, die ebenso davon handelt, wie zwei Menschen ihre Leben gegenseitig beeinflussen, wie vom Verlauf der beiden individuellen Leben. Connell und Marianne wachsen in derselben irischen Kleinstadt auf und entwickeln in ihrer Jugend eine besondere Verbindung, die sie über Jahre beibehalten – egal, wie sehr sich die beiden mit der Zeit vermeintlich auch auseinanderleben (oder das versuchen). Ein Roman über Freundschaft, Liebe, und die Höhen und Tiefen des (heutigen) Lebens. Dabei spricht „Normal People“ sehr viele Themen an, mit denen wir uns identifizieren können, weil wir uns irgendwann in unserem Leben schon in derselben Situation befunden haben.

„The Course of Love“, Alain de Botton

Alain de Botton ist Gründer der „School of Life“ und Autor von philosophischen Büchern über unterschiedlichste Themen von Reisen oder Architektur über Statusangst oder Arbeit bis zu Religion – und eben die Liebe. Während ich im Grunde alle Bücher, die ich von Alain de Botton bislang gelesen habe, empfehlen kann, finde ich, dass „The Course of Love“ (auf Deutsch: „Der Lauf der Liebe„) jeder lesen sollte. Das Problem der meisten Liebesgeschichten ist, dass sie dann enden, wenn es eigentlich losgeht, sagt der Autor. Nämlich dann, wenn sich das Paar „gefunden“ hat. The End, Fin, Abspann, romantische Musik. Mit den falschen Vorstellungen von der Liebe, die wir dadurch vermittelt bekommen haben, möchte dieses Buch aufräumen und uns zeigen, wie Liebe über die Jahre verlaufen und funktionieren kann.

Buchtipps von Katha

„Jetzt noch nicht. Aber irgendwann schon“, Martin Simons

An einem grauen Dezembernachmittag entgleitet Martin Simons mitten auf der Straße die Kontrolle über seinen Körper. Die Diagnose: Hirnblutung. Statt Weihnachten mit seiner Familie zu verbringen, findet er sich auf der Intensivstation eines Krankenhauses wieder. Jederzeit kann sein Leben vorbei sein. Während die Ärzte nach Gründen für die Hirnblutung suchen, lässt der Erzähler sein Leben Revue passieren und uns an seinen Gedanken teilhaben. Ein Geschichte, die einem wieder vor Augen hält, wie kurz das Leben doch ist beziehungsweise wie schnell es vorbei sein kann und, dass man versuchen sollte, jede Minute in vollen Zügen zu genießen.

„Barbarentage“, William Finnegan

Für alle, die gerade ihren Surfurlaub canceln mussten – oder zum Club „Oceanlover“ gehören: Vor fünfzig Jahren verfällt William Finnegan dem Surfen. Damals verschafft es ihm Respekt, dann jagt es ihn raus in die weite Welt – Indonesien, Australien, Südafrika –, als Familienvater mit Job beim „New Yorker“ dient es der Flucht vor dem Alltag … „Barbarentageerzählt die Geschichte dieser lebenslangen Leidenschaft, sie handelt vom Fernweh, von Abenteuern und den Versuchen, trotz allem ein Träumer zu bleiben. Ein Buch zum ans Meer Träumen im aktuellen „Stay Home Club“.

„Die Geschichte der Bienen“, Maja Lunde

Drei Familien, getrennt durch Jahrhunderte, aber verbunden mit der Geschichte der Bienen: Wie würde die Welt aussehen, wenn es keine Bienen mehr gäbe? Die „Die Geschichte der Bienen“ beginnt mit genau diesem Szenario, wir befinden uns in China im Jahr 2098: Die Arbeiterin Tao bestäubt von Hand Bäume, denn Bienen gibt es längst nicht mehr. Mehr als alles andere wünscht sie sich ein besseres Leben für ihren Sohn Wei-Wen. Als der jedoch einen mysteriösen Unfall hat, steht plötzlich alles auf dem Spiel: das Leben ihres Kindes und die Zukunft der Menschheit. England im Jahr 1852: Der Biologe und Samenhändler William kann seit Wochen das Bett nicht verlassen. Als Forscher sieht er sich gescheitert, sein Mentor Rahm hat sich abgewendet, und das Geschäft liegt brach. Doch dann kommt er auf eine Idee, die alles verändern könnte. Ohio, USA im Jahr 2007: Der Imker George arbeitet hart für seinen Traum. Der Hof soll größer werden, sein Sohn Tom eines Tages übernehmen. Tom aber träumt vom Journalismus. Bis eines Tages das Unglaubliche geschieht: Die Bienen verschwinden. Ein Roman darüber, wie alles mit allem zusammenhängt: die Geschichte der Bienen und die Geschichte der Menschheit.

P.S.: Denkt an die Bienen, wenn ihr eure Balkone, Gärten oder Mini-Blumenbeete vor eurer Haustür bepflanzt. Empfehlen kann ich euch den „Bienen – und Hummelmagnet“. 🙂

Buchtipps von Lisa

„Gegen den Hass“, Carolin Emcke

Sofern man im Zusammenhang mit der Geburt des eigenen Kindes sein Leben in ein „davor“ und „danach“ unterteilen möchte, so lässt sich in meinem Fall sagen, dass ich an dem „davor“ eigentlich nur eines wirklich schmerzlich vermisse: Zeit zum Lesen. Ja, es ist wahr – meist gibt es andere Dinge zu erledigen oder ich bin schlichtweg zu müde, um auch nur einen gehaltvollen Satz kognitiv zu erfassen. Jetzt, wo das kleine Wunder im zweiten Lebensjahr ist, tun sich ab und an kleine Zeitfenster auf und mich dürstet es nach gesellschaftspolitischen Sachbüchern. Als erstes habe ich es nachgeholt, „Gegen den Hass“ der wunderbaren Carolin Emcke zu lesen, das traurigerweise nach dem rechtsradikalen Terroranschlag in Hanau erneut aktueller denn je ist. Gründlich seziert sie hier, wie Rassismus, Fanatismus und Demokratiefeindlichkeit in einer immer polarisierten und dogmatischeren Gesellschaft entstehen und fruchten – und zeigt gleichzeitig auf, warum die Freiheit des Individuellen nur durch Vielstimmigkeit zu retten ist. (Im Anschluss könnt ihr direkt zu Kübra Gümüsays Buch „Sprache und Sein“ übergehen, was wir euch hier bereits kurz vorgestellt haben.)

„Anleitung zum Widerspruch“, Franzi von Kempis

So, jetzt wird es konkret bzw. aktiv: Carolin Emcke hat nämlich Recht, allerorten begegnen wir populistischen Parolen, Verschwörungstheorien (besonders in Zeiten der Coronakrise), frauenfeindlichen Vorurteilen, Xenophobie & Co. – im Gespräch mit Familienmitgliedern, Freund*innen, Kolleg*innen, oder wildfremden Menschen auf der Straße (leider oder vielleicht zum Glück kann man diese Halbwahrheiten auch noch mit 1,5 Meter Abstand hören). Da wird gegen Seenotrettung gewettert, von „den Ausländern“ gesprochen oder offen antisemitisch angefeindet. Wir müssen dagegen halten. Und damit uns das noch besser gelingt, hat Franzi von Kempis konkrete Antworten, Argumente und Wissen in ihrem Buch zusammengefasst.

„Der Prophet“, Khalil Gibran

„Eure Kinder sind nicht Eure Kinder. Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selber. Sie kommen durch euch, aber nicht von euch, und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch doch nicht. Ihr dürft Ihnen eure Liebe geben, aber nicht eure Gedanken. Denn sie haben ihre eigenen Gedanken.“

Wir bleiben bei den großen Themen: Liebe, Freundschaft, Kinder, Schuld, Freiheit, Tod – und noch viele mehr. Genau genommen 26 Reden sind es, die der Prophet Al-Mustapha in „Der Prophet“ zu den Geheimnissen des Lebens hält. Und 25 Jahre lang hat der libanesisch-amerikanische Dichter Khalil Gibran an dem neunzig Jahre alten Werk geschrieben, an dem sich bis heute die Geister scheiden – halten die einen es für eine Anreihung von Banalitäten, so können sich die anderen dem poetischen Sog kaum entziehen und ihr werdet es schon vermuten, ich gehöre tendenziell zu den letzteren.

Welches Buch könnt ihr gerade empfehlen? Schreibt eure Tipps gern in die Kommentare!

Bilder: PR

6 Kommentare

  • Johanna sagt:

    Super gute Liste, vor allem „Dad“ hört sich sehr spannend an. 🙂 Für alle, die gerne mehr von Carolin Emcke hören wollen, kann ich auch gut den „Alles gesagt?“ Podcast von ZEIT ONLINE empfehlen, da führt sie über 5 (!) Stunden ein Interview. 🙂
    Ich persönlich greife in diesen Tagen ganz gerne zu Büchern, deren Ausgang ich schon kenne: Das geht von Tintenherz über Agatha Christie Bücher bis hin zu Astrid Lindgren. Solche Bücher spenden mir zumindest gerade ganz viel Trost. Mehr dazu habe ich auf meinen Blog geschrieben: https://hierunterfreunden.com/2020/04/01/comfort-binge/ , vielleicht habt ihr ja mal Lust reinzuschauen. Macht weiter so & bleibt schön gesund! 🙂

  • Lydia sagt:

    Vielen Dank für diese tollen Lektüre-Anregungen. The course of love und dad sind nun auf meiner Leseliste gelandet 😉

    Ich selbst habe eine ganze Liste an Büchern, die gerade im Bücherregal darauf warten gelesen zu werden.

    Empfehlen kann ich gerade insbesondere:
    Die Hälfte der Sonne von Chimamanda Ngozi Adichie. Berühmt ist sie vorallem für ihren TED-Talk. Warum wir alle Feministinnen sein sollten.
    https://www.youtube.com/watch?v=hg3umXU_qWc
    Americanah wartet nun im Regal darauf, gelesen zu werden. Sie hat einen unglaublichen, erzählerischen, atemstockenden schönen Schreibstil. Sicherlich sind die original englischen Versionen erstrebenswert zu lesen. Die deutsche Version kann ich auch empfehlen.

    Zudem kann ich euch „Was weiße Menschen nicht über Rassismus wissen, aber wissen sollten“ von Alice Hasters empfehlen. Da steht so viel drin, was ich gerne schon in meiner Schulzeit gelernt oder tiefer verstanden hätte.

    Und dann kann ich noch „Die Kuh, die weinte“ von Ajahn Brahm momentan sehr empfehlen. Er schreibt in kurzen Kapitel über eigentlich alle Themen des Lesen und bespickt sie mit Anekdoten aus seinem Leben als buddhistischer Mönch in Australien und die Zeit davor und buddhistischen Weisheiten. Ein Buch, über das man viel nachdenken kann.

    • Lisa van Houtem sagt:

      Vielen lieben Dank – du hast vollkommen Recht, ich habe diesen Sommer ALLES von Chimamanda Ngozi Adichie verschlungen und kann jeden einzelnen Titel nur wärmstens weiterempfehlen! Liebe Grüße!

  • Gabi sagt:

    Bin gerade im Urlaub Südtirol mit Kindern und habe das Bienen-Buch ebenfalls hier gelesen! Sehr zu empfehlen 🙂

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