„Ich feiere es, wenn Leute ihr eigenes Ding durchziehen!“ – Luisa Reichert von @howluisalives

Wer positive Vibes auf Instagram sucht, ist bei Luisa Reichert (30) und ihrem Account @how.luisa.lives ziemlich richtig. Hier gibt sie Einblicke in ihre farbenfrohe 85 Quadratmeter große Wohnung, in ihr Leben mit Dackeldame Wilma und nimmt uns mit durch ihren Alltag. Als Einrichtungsberaterin kitzelt sie aus jeder Wohnung das Besondere heraus und bringt Stimmung in die Bude. Wir besuchen Luisa im Taunus und sprechen mit ihr darüber, wie sie nebenbei ein kleines Interior-Label großzieht, warum sie zurück in ihr Elternhaus ziehen wird und sie verrät, mit welchen Interior-Tricks man ganz easy ein individuelles Zuhause gestalten kann.

Luisa lebt mit ihrem Freund und ihrer Dackeldame im Taunus.

Bei mir läuft alles unter dem Slogan „Create a home you love“.

femtastics: Luisa, deine Wohnung ist ein echter Farbtraum. Nur bunte Wände sucht man bei dir vergeblich.

Luisa Reichert: Das stimmt. Wandfarben sind mir ein zu großes Commitment. Ich würde mich schnell daran satt sehen. Einmal habe ich eine Wand im Badezimmer dunkelblau gestrichen. Dass es nichts für mich ist, habe ich schon nach der ersten Bahn gemerkt – und es trotzdem durchgezogen (lacht). Das war mein eigenes Experiment. Mit Accessoires und Bildern kann man viel mehr machen und flexibler bleiben. Das schätze ich: Sachen schnell umzustellen und auszuprobieren, ohne gleich die ganze Wohnung umstreichen zu müssen. Mein Bad ist mittlerweile wieder weiß, dafür stehen überall bunte Vasen und frische Blumen. Das ist mehr Luisa.

Dein Freund und du sind vor drei Jahren raus aus Frankfurt in den Taunus gezogen. Bist du ein Stadt- oder ein Landmensch?

Ich mag es laut und trubelig, aber eigentlich bin ich kein Stadtmensch. Mein altes Ich würde jetzt lachen. Ich komme so richtig vom Dorf. Klar, dass ich früher nur in die Großstadt wollte. Mittlerweile geben mir die Weite und Ruhe viel mehr. Tatsächlich bahnt sich aktuell ein größeres Projekt an: Wir ziehen nächstes Jahr wieder zurück in mein Elternhaus. Darauf freue ich mich sehr.

Man wird durch die sozialen Medien gebrainwashed. Aber das eigene Zuhause sollte man selbst sein und keine Kopie.

Wie aufregend! Habt ihr vor, das Haus zu renovieren?

Genau. Die Grundmauern bleiben, die Aufteilung und Raufasertapete nicht (lacht). Ich will kein Museum daraus machen, aber die alte Musikanlage und den Schreibtisch von meinem Vater gebe ich nicht her. Meine Großeltern haben das Haus für ihn gebaut. Dass jetzt ich darin wohnen darf, ist für mich eine echte Ehre. Bevor wir einziehen können, kommt noch der emotionale Teil: Wir müssen das Haus auflösen. Das wird schwer. Auf den Schritt danach, alles herzurichten, freue ich mich sehr. Gott sei Dank ist mein Freund genauso designirre wie ich. Er bastelt schon fleißig Moodboards und sucht Wasserhähne aus.

Ein perfektes Match! Du arbeitest als Einrichtungsberaterin. Was ist die erste Frage, die du deinen Kund*innen stellst?

Was stört dich hier und warum willst du es ändern? Manche Kund*innen erzählen mir von Dingen, die sie umgestalten möchten, weil sie es bei anderen gesehen haben. Dann versuche ich herauszufinden: Findest du es nur schön, weil du es so oft gesehen hast oder bist du das wirklich? Das ist ein großer Unterschied. Man wird durch die sozialen Medien auch gebrainwashed. Aber das eigene Zuhause sollte man selbst sein und keine Kopie.

Bei mir läuft alles unter dem Slogan „Create a home you love“. Es gibt nichts Wertvolleres als ein schönes Zuhause, in dem man sich wohlfühlt, in das man gerne zurückkommt und wo man sich auch mal zurückziehen kann.

Ein Zuhause braucht Zeit. Bestellt man sich auf einen Schwung die ganze Wohnung, ist es kein Zuhause, sondern ein Möbelhaus.

Worauf legst du bei deiner Beratung besonders Wert?

Ich will nicht einfach alles rausschmeißen und jemandem ein komplett neues Wohnzimmer aufdrücken. Deshalb nehme ich immer das, was bereits da ist, als Basis. Viele Sachen passen ja schon und lassen einen groben roten Faden erkennen, auf dem man aufbauen kann. Ein beiges Sofa ist etwa eine klasse Leinwand, die man bespielen kann. Ich erkläre auch immer, wieso ich etwas mache. Warum stehen hier drei Kerzen auf dem Tisch? Weil Dreierkombinationen schöner fürs Auge sind. Was ich außerdem vermitteln möchte: Ein Zuhause braucht Zeit. Bestellt man sich auf einen Schwung die ganze Wohnung, ist es kein Zuhause, sondern ein Möbelhaus. Manche Dinge erkennt man erst, wenn man sich in der Wohnung bewegt. Vielleicht fehlt hier noch ein Tablett, weil ich da gerne meinen Schlüssel ablege. Es gibt einen unterbewussten Flow in der Wohnung. Gibt man ihr Zeit zu wachsen, wird es nach und nach rund.

Hast du ein Traumprojekt?

Ich würde unglaublich gern besondere Ferienunterkünfte einrichten. Eine Cabin in Skandinavien, ein kleines Häuschen in Kanada oder ein Surf Shack in Australien. Orte, die etwas Magisches haben und bei denen man sich thematisch ausleben kann. Damit meine ich nicht, dass ich in Rom eine Vespa an die Wand hängen möchte, sondern die Atmosphäre eines Ortes in der Einrichtung einfangen. 2019 war ich in Kapstadt. Das hat diesen ominösen Vibe. Arm und Reich liegen dort sehr nah beieinander. Das hat mich schockiert. Gleichzeitig gibt es viele Subkulturen, Dinge werden einfach ausprobiert. Diese freigeistige Art spürt man auch in den Geschäften, in der Einrichtung von Hotels oder Airbnbs. Vor zwei Jahren war ich in Apulien in einer wunderbaren Masseria, einem alten Bauernhof. Diese Orte machen etwas mit einem. Das ist das Licht, das Meer, die ganze Stimmung. So etwas einzurichten fände ich magisch.

Hast du bei so viel kreativem Output noch Energie zu Hause Hand anzulegen und Dinge zu verändern?

Ich liebe die Veränderung und räume super gerne um. Ich habe tatsächlich erst überlegt, die Couch in den Wintergarten zu verlegen. Also Wohn- und Esszimmer zu tauschen. Weil ich viel auf dem Sofa arbeite, fände ich es schön, praktisch mitten in der Natur zu sitzen. Außerdem liebe ich den Gedanken, eine richtig große Tafel hinter mir zu haben. Wir haben hier mal eine Sommerparty veranstaltet. Ohne Grund, einfach um das Leben zu feiern. Danach stünde mir jetzt der Sinn. Letzten August wollte ich eigentlich meinen 30. Geburtstag groß feiern. Mit einem privaten Koch und Platten voller Pasta und Tiramisu auf dem Tisch. Das ist immer noch offen.

 

Dafür hast du gerade deinen eigenen Shop gelauncht. Herzlichen Glückwunsch! Wie bist du dazu gekommen?

Dankeschön. Alles fing mit den „Hahaha“-Bildern an. Die habe ich gemalt, weil mir keine Bilder für mein Wohnzimmer gefallen haben. Ich wollte nicht die gleichen Drucke wie alle anderen. Also habe ich überlegt, was der Raum für mich sein soll. Ich will, dass gute Stimmung herrscht. Freund*innen sollen zusammenkommen und eine schöne Zeit haben. Das habe ich gemalt – wenn man das Malen nennen kann (lacht). Als mich dann auf Instagram immer mehr Leute gefragt haben, woher ich die Bilder habe, dachte ich mir: „Warum nicht?“. Letzte Woche sind Postkarten dazugekommen. Der nächste Schritt sind weitere Produkte – es ist über das Jahr noch einiges geplant.

 

Luisa zeigt uns stolz ihre neue Posterkollektion.

Und wie sind die Poster angekommen?

Ich war so nervös, als ich die Bilder gelauncht habe. Was, wenn es ein totaler Flop wird? Und dann saß ich hier und die Bestellungen kamen nur so rein. Das war einfach Wow! Mein Freund und ich haben hier an unserem Esstisch eine Versandstraße aufgemacht. Das habe ich wieder für Instagram dokumentiert. Die Leute haben richtig mitgefiebert. Ich musste mittlerweile sogar nachdrucken. Es ist echt der Wahnsinn, dass meine Bilder jetzt bei anderen an der Wand hängen. Crazy!

Instagram mache ich, weil es mir verdammt viel Spaß macht. Es ist mein Hobby. Das will ich mir unbedingt behalten.

Auf Instagram hast du knapp 11.000 Follower*innen. Was bedeutet dein Account für dich?

Ich bin kein Zahlenmensch. Instagram mache ich, weil es mir verdammt viel Spaß macht. Es ist mein Hobby. Das will ich mir unbedingt behalten. Mittlerweile gehört es zwar ein Stück weit zu meinem Job, weil die meisten Anfragen darüber kommen, aber es soll kein Business werden. So wie es jetzt gerade läuft, ist es perfekt. Ich bin in einem natürlichen Flow.

Was ist dein ultimativer Styling-Tipp?

Über Farbkombinationen nachdenken, die man nicht auf dem Schirm hat. Zum Beispiel Rot oder Rosa. Besonders cool finde ich aktuell die Kombination aus Pistazie, Grün und Hellblau. Macht euch frei von Konventionen und probiert mal was aus!

Ich habe vor Kurzem diesen Spruch gehört: „Je digitaler die Welt, desto analoger unsere Träume.“ Das fand ich bahnbrechend – und auf mich absolut zutreffend.

Und was darf in keiner Wohnung fehlen?

Bequeme Esszimmerstühle! Es gibt nichts Schlimmeres als bei einem guten Abendessen die ganze Zeit auf einem unbequemen Stuhl hin und her zu rutschen. Was auch nicht fehlen darf, sind Beistelltische, die als Hocker oder Sitzgelegenheit genutzt werden können. Das i-Tüpfelchen ist schönes Geschirr. Das wird oft unterschätzt, aber solche Kleinigkeiten prägen ein Zuhause und machen gute Laune.

Gibt es einen Trend, den du gerade besonders spannend findest?

Um ehrlich zu sein, lasse ich mich kaum von Trends beeinflussen. Allerdings habe ich vor Kurzem diesen Spruch gehört: „Je digitaler die Welt, desto analoger unsere Träume.“ Das fand ich bahnbrechend – und auf mich absolut zutreffend … So sehr ich das Digitale liebe, ich träume immer mehr von der analogen Welt. Einfach mal aufs Land und alleine sein. Bewusstes Zurückziehen. Diese Bewegung beobachte ich auch in der Einrichtung.

Mein jüngster Neuzugang ist ein roter Stuhl von Fritz Hansen, der relativ teuer war. Natürlich denkt man sich da: „Ein Stuhl für so viel Geld? Also hör mal.“ … Wegen des Preises habe ich lange gehadert, aber ich weiß, dass er mich für immer begleiten wird und ich viel Freude damit haben werde. Ich habe mir unzählige Videos angeschaut, wie der Stuhl gewoben wird. Das Handwerk dahinter begeistert mich.

In Dinge mit Wert zu investieren, die einem für lange Zeit bleiben, finde ich unglaublich wichtig. Das macht ein Zuhause aus. Ob teuer oder nicht, ist dabei absolut egal. Es geht darum, Möbelstücke zu haben, die man wertschätzt und die eine Geschichte erzählen. Da spielt auch der Nachhaltigkeitsgedanke mit rein. Ich sehe mich nicht als super nachhaltig. Dafür bin ich viel zu unperfekt. Aber bewusst zu konsumieren, ist schon ein riesiger Schritt.

Ich feiere es, wenn Leute ihr eigenes Ding durchziehen und sich von niemanden reinquatschen lassen.

Und welchen Trend kannst du nicht mehr sehen?

Boho! Überall diese gefächerten Palmwedel und diese ganzen Boho-Hochzeiten. Hört auf! (lacht)

Allerdings feiere ich es, wenn Leute ihr eigenes Ding durchziehen und sich von niemanden reinquatschen lassen. Wenn du der Typ Brokattapete bist und auf Nachttischlampen stehst, die wie Elefanten aussehen, dann zieh‘ es durch und mach es. Für mich wäre es zum Beispiel nichts, in einem Siedlerhaus zu wohnen, so wie es Susann und Yannic von Krautkopf machen. Aber die beiden stehen voll dahinter. Jede*r ist anders. Das ist doch das Tolle!

 

Was sind deine Pläne für die Zukunft?

Ich möchte weiter schöne Orte einrichten und spannende Kund*innen treffen. Daily Business, aber es bereitet mir unglaublich viel Freunde. Außerdem will ich den Shop weiter vorantreiben. Und dann mal schauen, was die Zukunft bringt und welche Ideen ich habe.

Vielen Dank, liebe Luisa, für das Gespräch.

 

Hier findet ihr „“How luisa lives“:

Fotos: Claudia Simchen

Layout: Kaja Paradiek

 

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