„Die wichtigste Grundlage ist, für sein Vorhaben zu brennen, Ziele klar zu definieren und regelmäßig zu hinterfragen.“, Susanne Wege, Geschäftsführerin bei „Lavazza“

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30. September 2021

Nachhaltige Themen spielen bei femtastics immer wieder eine große Rolle. Wir wollen allerdings nicht nur Gründer*innen und Start-ups eine Plattform bieten, sondern sind der Meinung, dass es genauso wichtig ist, größere Unternehmen vorzustellen, die dabei sind einen Wandel in die richtige Richtung zu vollziehen. Nur, wenn wir alle an einem Strang ziehen, kritisch hinterfragen, in den Austausch gehen und uns gegenseitig inspirieren, können wir gemeinsam etwas verändern und in eine nachhaltigere Zukunft blicken.


„Lavazza“, 1895 in Turin gegründet, befindet sich seit vier Generationen im Besitz der Familie Lavazza. Als einer der bedeutendsten Kaffeeröster der Welt ist der Konzern heute in mehr als 140 Ländern tätig. 70 Prozent des Umsatzes werden im Ausland erwirtschaftet, und insgesamt beschäftigt das Unternehmen über 4.000 Mitarbeiter*innen. Wir haben Susanne Wege (48), seit rund zwei Jahren Geschäftsführerin bei „Lavazza“, auf einen Kaffee im Café „Liebesbrot“ in Frankfurt am Main getroffen. Nachhaltig Kaffee anbauen – ist das bei so einem großen Unternehmen überhaupt möglich? Wie sieht es mit fairen Löhnen für die Mitarbeiter*innen auf den Kaffeeplantagen aus und warum kann eine komplett klimaneutrale Produktion erst 2030 gewährleistet werden? Wir stellen Susanne diese Fragen und sprechen mit ihr außerdem über ihre Herzensthemen, wie den Support von Start-ups, „Female Empowerment“-Projekte in den Produktionsländern, Diversität im Unternehmen, nach welchen Kriterien sie einstellt und was eine(n) Changemaker*in für sie ausmacht.

Wir treffen Susanne Wege, Geschäftsführerin von „Lavazza“, im Café „Liebesbrot“ in Frankfurt, ein „Lavazza“-Partner-Café.

Es ist wichtig, dass beim Thema Nachhaltigkeit ein Umdenken bei jedem einzelnen stattfindet. Denn die Herausforderungen des Klimawandels lassen sich nur gemeinsam meistern.

femtastics: Susanne, was bedeutet Nachhaltigkeit für dich persönlich und wie integrierst du das Thema in deinen Alltag?

Susanne Wege: Nachhaltigkeit ist für mich eine ganz persönliche Angelegenheit. Die Schäden des Klimawandels sind bereits deutlich zu sehen und es ist wichtig, dass jeder seinen Beitrag leistet. In meinem Alltag versuche ich deshalb, mich an diesem Maßstab zu orientieren. Sowohl bei Dingen, die eine Selbstverständlichkeit sind, als auch bei Flugreisen oder langen Autofahrten, hinterfrage ich die Notwendigkeit und versuche so oft wie möglich zu verzichten oder umzuplanen. Es ist wichtig, dass beim Thema Nachhaltigkeit ein Umdenken bei jedem einzelnen stattfindet. Denn die Herausforderungen des Klimawandels lassen sich nur gemeinsam meistern.

Mit welchen Maßnahmen bringt ihr dieses wichtige Thema bei „Lavazza“ wirklich voran?

Mit der „Lavazza Roadmap 2030“ gehen wir einen entscheidenden Schritt in Richtung Nachhaltigkeit. Mit einem integrierten, wissenschaftlichen Ansatz, von der Bohne bis zur Tasse, haben wir uns ambitionierte Ziele gesetzt: Die „Roadmap to Zero“ hat zum Ziel, das Unternehmen bis 2030 CO2-neutral zu machen. Damit sollen sämtliche CO2-Emissionen entweder durch Reduktionsmaßnahmen vermieden oder durch den Kauf von Emissionszertifikaten ausgeglichen werden. Hierbei handelt es sich um sogenannte „grüne Zertifikate“, von denen jedes einer Tonne nicht emittiertem oder nicht absorbiertem CO2 entspricht. Die ersten drei von der „Lavazza Group“ ausgewählten Projekte zum Emissionsausgleich verbinden den Erwerb von CO2-Zertifikaten mit der Finanzierung und Unterstützung zur Verbesserung der Lebensbedingungen in den örtlichen Gemeinschaften und haben daher nicht nur ökologischen, sondern auch sozialen und wirtschaftlichen Nutzen. Diesen Ansatz verfolgen wir auch mit der „Fondazione Lavazza“, mit der wir Projekte unterstützen, die sich in den Ursprungsländern für die Kaffeebauern und deren Familien einsetzen.

Mit der „Roadmap für nachhaltige Verpackungen“ arbeiten wir außerdem daran, unser gesamtes Verpackungsportfolio bis 2025 wiederverwendbar, wiederverwertbar oder kompostierbar zu machen.

Du hast es eben angesprochen: Bis 2030 möchte Lavazza CO2-neutral produzieren. Welche Schritte müsst ihr dafür einleiten und warum ist diese Umsetzung nicht schneller als in neun Jahren möglich?

Der Weg dahin ist aufwendig und wir sind stolz, dass wir schon Ende 2020 zwei wichtige Ziele erreichen konnten: eine Reduzierung aller durch die Unternehmensaktivitäten bedingten Auswirkungen direkter CO2-Emissionen und die Reduzierung der indirekten Emissionen auf Null durch den Kauf und Verbrauch von Strom und Wärme. Im nächsten Schritt geht es darum, die gesamte Wertschöpfungskette mit einzubeziehen. Das schließt sowohl die vorgelagerten als auch die nachgelagerten Konzernaktivitäten ein, wie beispielsweise Verpackung, Logistik und Abfallentsorgung.

Als Unternehmen sind wir uns unserer Verantwortung den Menschen und dem Planeten gegenüber bewusst. Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit, die auch den Kaffeeanbau beeinflusst.

Wie könnt ihr faire Löhne für die Farmer*innen garantieren und dass die Produktion vor Ort nicht zu Lasten der Umwelt erfolgt? Gibt es diesbezüglich spezielle Abteilungen bei euch?

Wir beziehen den Großteil unseres Kaffeevolumens über Zusammenarbeit mit langjährigen, etablierten Exporteuren. Die Förderung und der Schutz der Menschenrechte, Umweltschutz und Unternehmensethik sind Grundprinzipien, die unser Unternehmen seit jeher im Einkauf von Rohkaffee und bei der Auswahl von Lieferant*innen begleiten.

Um diesen Grundprinzipien gerecht zu werden, nutzen wir Programme zur Bewertung und Überwachung unserer Lieferant*innen in Bezug auf Nachhaltigkeit – und auch – um die Entwicklung von gemeinsamen Projekten entlang der Lieferkette nachzuverfolgen. Dieser hohe Anspruch besteht gegenüber unseren Partner*innen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. All unsere Kaffeeproduzent*innen, -verkoster*innen und -exporteur*innen erfüllen unsere hohen Standards, die eine langjährige Zusammenarbeit einschließen. Mit den strengen Qualitätsstandards setzen wir uns für die Wahrung von Menschenrechten und den Schutz der Umwelt ein, und für die Endverbraucher*innen können wir gleichbleibend hohe Qualität und Geschmack auf Premium-Niveau gewährleisten.

Female Empowerment beginnt für „Lavazza“ bereits in den Ursprungsländern. Denn obwohl ungefähr 70 Prozent der Arbeitskräfte im Kaffeeanbau weiblich sind, werden nur 25 Prozent der Plantagen von Frauen geführt.

Ihr unterstützt die 17 UN-Ziele für eine nachhaltige Entwicklung. Wie sieht das konkret aus?

Wir fokussieren uns aktuell auf vier Ziele, wovon eins davon das UN-Ziel 5 für nachhaltige Entwicklung ist, welches sich mit der Gleichstellung der Geschlechter befasst. Female Empowerment beginnt für „Lavazza“ bereits in den Ursprungsländern. Denn obwohl ungefähr 70 Prozent der Arbeitskräfte im Kaffeeanbau weiblich sind, werden nur 25 Prozent der Plantagen von Frauen geführt. Frauen sollen in die Lage versetzt werden, ihren Lebensunterhalt zu verdienen und die neuen Generationen einzubeziehen, indem gute landwirtschaftliche Praktiken vermittelt und technologische Instrumente zur Bekämpfung der Auswirkungen des Klimawandels eingeführt werden.

Kannst du hier noch etwas in die Tiefe gehen? Wie sieht ein Frauenförderprojekt bei euch aus?

Ein tolles Beispiel für eines unsere Frauenförderprojekte ist die beschauliche Gemeinde San Lucas Chiacal in Guatemala. Die „Fondazione Lavazza“ unterstützt in Zusammenarbeit mit dem Verein „Verdad y Vida“ eine Gruppe von zwanzig Maya Pop’omchì Frauen bei ihrem ehrgeizigen Projekt und hilft bei der Produktion und Vermarktung von Kaffee. Zudem werden die Frauen ausgebildet und der Verein erhält organisatorische sowie logistische Unterstützung. Daneben wird gemeinsam an einem Netzwerk zum Aufbau von Partnerschaften mit ähnlichen lokalen und regionalen Organisationen gearbeitet.

Im Rahmen unseres Nachhaltigkeitsprojekts „¡Tierra!“, das ebenfalls einen großen Teil der „Fondazione Lavazza“ ausmacht, arbeiten wir darüber hinaus in verschiedenen Projekten weltweit daran, die Autonomie der lokalen Gemeinschaften zu unterstützen und das Thema Gleichberechtigung auf allen Ebenen voranzubringen. Unsere Sorten „¡Tierra! For Africa“, „¡Tierra! For Amazonia“ und „¡Tierra! For Planet“ stehen dabei als konkrete Beispiele für Projekte rund um die Themen Klimaschutz, Bildung und Gleichberechtigung der „Fondazione Lavazza“.

Wir schätzen die Synergien mit Start-ups und freuen uns, wenn wir mit Gründeri*nnen zusammenarbeiten, die unsere Wertevorstellung teilen.

Ihr seid Partner des „Grace Sustainability Labs 2021“, wo ihr gemeinsam Gründer*innen bei der Entwicklung ihrer nachhaltigen Ideen begleitet. Was steckt genau dahinter und warum ist dir dieses Thema ein wichtiges Anliegen?

Wir glauben an die Verbindung zwischen Kreativität und Innovationskraft von Start-ups und der langjährigen unternehmerischen Erfahrung von „Lavazza“. Noch immer sind Frauen bei Startup-Gründungen deutlich unterrepräsentiert. Hier setzt „GRACE“ mit einem Accelerator-Programm an. „GRACE“ ist für uns daher ein toller Partner, mit dem wir einen nachhaltigen Beitrag zur Förderung von Female Entrepreneurship leisten wollen. Wir schätzen die Synergien mit Start-ups und freuen uns, wenn wir mit Gründer*innen zusammenarbeiten, die unsere Wertevorstellung teilen.

Die wichtigste Grundlage ist, für sein Vorhaben zu brennen, Ziele klar zu definieren und regelmäßig zu hinterfragen. Und dann gehört eine Portion Neugierde dazu.

Du beschreibst dich selbst als Changemakerin. Was sind deine ganz konkreten Tipps für Start-ups, Menschen, die ein Business aufbauen wollen oder sich in einem großen Unternehmen weiterentwickeln möchten?

Die wichtigste Grundlage ist, für sein Vorhaben zu brennen, Ziele klar zu definieren und regelmäßig zu hinterfragen. Und dann gehört eine Portion Neugierde dazu. Nur wer offen ist für Neues, wer sich begeistern kann, kann Dinge anstoßen und ändern. Dabei hilft ein gutes Netzwerk. Ich nutze intensiv den Austausch und das Sparring mit unterschiedlichen Menschen, das finde ich wichtig, um meine eigene Perspektive regelmäßig zu spiegeln.

Ich bewundere Menschen, die eine Vision haben und ihren Weg gehen.

Was macht ein Changemaker/ eine Changemakerin deiner Meinung nach aus?

Ich bewundere Menschen, die eine Vision haben und ihren Weg gehen – dabei geht es sowohl um Innovationsstärke als auch um eine starke Persönlichkeit. Zum richtigen Changemaker-Spirit gehört für mich die Fähigkeit, mit anderen in einen Dialog treten zu können, sie mit auf die Reise zu nehmen und voneinander zu lernen. Auf diese Eigenschaften setze ich nicht nur bei der Zusammenstellung meiner Teams bei „Lavazza“, sondern auch bei Kooperationen.

Mir persönlich ist es wichtig, noch mehr Frauen in Führungspositionen aufzubauen.

Was müssen Menschen mitbringen, die für dich und dein Unternehmen arbeiten möchten? Welche Frage stellst du auf jeden Fall in einem Bewerbungsgespräch?

Eines ist ganz klar: die Freude und Motivation, etwas bewegen und gestalten zu wollen! Wer das mitbringt, hat die besten Chancen, sich mit und bei „Lavazza“ zu entwickeln.

Was ich immer gerne von Bewerber*innen erfahre, ist, was sie genau bei „Lavazza“ anstreben. Geht es ihnen darum, etwas zu verändern? Suchen sie vielleicht nach einer Herausforderung oder wollen sie in einem Team Neues schaffen für die Marke? Für mich ist ausschlaggebend, welcher Drive, welche Motivation, eine(n) Bewerber*in zu mir führt. Gleichzeitig versuche ich zu sehen, welcher Mensch mir gegenübersitzt. Passt die Person ins Team? Welches Potential eröffnet sich, dessen sich die Bewerberin oder der Bewerber (noch) gar nicht bewusst ist?

Welche Rolle spielen die Themen Gleichberechtigung und Diversität bei „Lavazza“ – im Unternehmen und beim Markenauftritt?

Zusammenarbeit kann nur funktionieren, wenn gleiche Wertvorstellungen die Grundlage bilden. Das gilt vor allem für die Themen Nachhaltigkeit und Diversität. Deswegen bieten wir allen Mitarbeiter*innen Chancen auf Karriere- und Entwicklungsmöglichkeiten an, wobei für uns ausschließlich Qualifikation und Motivation eine Rolle spielen. Bereits heute sind 67% unserer Führungskräfte weiblich. Das funktioniert, weil wir es uns zur Aufgabe gemacht haben, individuelle Lösungen, zum Beispiel zur Vereinbarkeit von Familienleben und Karriere, anzubieten.

Mir persönlich ist es wichtig, noch mehr Frauen in Führungspositionen aufzubauen. Ein tolles Team stärkt letztlich „Lavazza“ als attraktiven, innovativen Arbeitgeber.

Als Geschäftsführerin eines so großen Unternehmens ist man sicherlich täglich mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Wie gehst du mit viel Stress um?

An sich mag ich die täglichen Herausforderungen, weil sie uns ja auch voranbringen, von Zeit zu Zeit ist etwas Abstand aber gut – um den Blick offenhalten. Kleine Pausen im hektischen Alltag reichen mir meistens, um mich danach wieder klar fokussiert an die Arbeit zu machen. Ich liebe den Ausgleich beim Sport. Beim Laufen oder Ski fahren in meiner Heimat kann ich so richtig abschalten. Und immer wieder kommt in solchen Momenten auch die eine oder andere Idee!

Das stimmt! Vielen Dank für den Coffee-Talk und dass du uns einen Einblick in die Nachhaltigkeitsstrategie von „Lavazza“ gegeben hast.


Fotos: Nadine Kopp


– Werbung: In Zusammenarbeit mit „Lavazza“ –

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