Hier gibt‘s Urlaub im Glas – Lupo und Basti von der Gin- und Weinmarke „Birds“

Angefangen hat alles 2014 in einer WG in der Hamburger Sternschanze: Dort gründeten die Freunde Lupo Porschen (27) und Basti Fischer (24) noch während des Studiums die Spirituosenmanufaktur Craft Circus. Damals war ihr Unternehmen nur ein Neben-Nebenjob, Mittlerweile ist „Craft Circus“ erwachsen geworden: Die Manufaktur produziert erfolgreich gleich drei verschiedene Marken. Lupo und Basti, die ihr Studium hinter sich haben, sind hauptberuflich ins Geschäft eingestiegen. Ganz besonders am Herzen liegt den beiden ihr Label „Birds“. Unter diesem Namen vertreiben sie unter anderem Wein und einen herrlich frischen Gin, der mit seinen Zitrus- und Basilikumaromen tatsächlich ein bisschen schmeckt, als ließe man gerade irgendwo am Strand die Seele baumeln – „Urlaub im Glas“ eben, wie die beiden sagen. Wie es war, ohne große Vorkenntnisse ein Business zu starten, mit welchen Anfangsschwierigkeiten sie zu kämpfen hatten, was es mit dem Namen „Birds“ auf sich hat und warum ausgerechnet ein Flugzeug ihre Marke repräsentiert, erzählen Lupo und Basti in ihrem Berliner Büro und in Lupos Wohnung.

 

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homtastics: Wir treffen uns heute hier in Berlin, aber „Craft Circus“ sitzt eigentlich in Hamburg, richtig?

Basti Fischer: Genau. Wir haben unser Unternehmen 2014 in Hamburg gegründet. Lupo und ich haben uns im Studium auf einer Party kennengelernt, sind Freunde geworden und dann in die Spirituosenbranche reingerutscht. Mittlerweile arbeitet er hier in unserem Berliner Büro und ich in Hamburg.

War das anfangs mehr eine Schnapsidee oder wolltet ihr direkt ein professionelles Unternehmen für Wein und Spirituosen aufbauen?

Lupo Porschen: Wir waren ursprünglich zu viert, es waren noch zwei Brüder dabei. Wir haben unser Unternehmen während des Studiums im Wohnzimmer in deren WG in der Sternschanze gestartet.

Wie startet man ein Unternehmen im WG-Wohnzimmer?

Basti: Wir hatten schon immer eine große Leidenschaft fürs Trinken (lacht). Wir sind damals in einen Laden zu so einer Oma gegangen, die hat uns kleine Mengen an Gewürzen verkauft. Dann haben wir Weckgläser genommen, für mehrere Tage Zutaten eingelegt und geschaut: Wie entwickelt sich das geschmacklich?

Lupo: Es war schon so, dass wir dachten: Wäre doch cool, unsere eigenen Chefs zu sein. Durch „Die Höhle der Löwen“ zum Beispiel ist diese ganze Start-up-Sache heute sehr präsent. Ich hatte damals Viktor Dik kennengelernt, als er gerade vor dem Launch seiner Firma „Brooklyn Soap Company“ stand, die machen Männerpflegeprodukte. Das fand ich super inspirierend, dass er so jung war und schon eine eigene Marke hatte. Ich glaube, das geht vielen so, die etwas mit Marken oder Business studieren: Man will gerne etwas Eigenes machen.

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Das Interview führt homtastics-Autorin Katharina Rudolph.

 

Wir hatten nie die Idee, eine riesige Firma aufzubauen. Wir hatten ganz normale Nebenjobs. Unser Unternehmen, das war unser Neben-Nebenjob. Wir haben da natürlich anfangs nur draufgezahlt, uns abends hingesetzt und Sachen ausprobiert.

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Es ist aber sicher schwierig, so etwas neben dem Studium aufzuziehen, oder?

Lupo: Wir hatten nie die Idee, daraus eine riesige Firma aufzubauen. Wir hatten ganz normale Nebenjobs. Unser Unternehmen, das war unser Neben-Nebenjob. Wir haben da natürlich anfangs nur draufgezahlt, uns abends hingesetzt und Sachen ausprobiert. Das war eine lustige Zeit. Unsere ganzen Uni-Projekte gingen immer um „Birds“. Basti hat ja Brand Management studiert und ich Brand Design. Unser Studium war sehr praxisorientiert. Wir konnten mit unserer eigenen Marke testen: Was funktioniert in der Realität und was nicht? Da haben wir wahnsinnig viel gelernt.

Für was steht eure Marke „Birds“?

Basti: Sie steht für Reise- und Abenteuerlust. Wir, die beiden Vögel, reisen um die Welt. Das haben wir während des Studiums auch gemacht – und machen es immer noch.

Lupo: Aber „Birds“ steht nicht nur für uns, sondern auch für eine Community. Bei Instagram heißen wir „we are Birds„. Wir wollen die Leute inspirieren, ihren Horizont zu erweitern, mal etwas Ungewöhnliches zu tun und nicht immer nur den Konventionen zu folgen. Das versuchen wir mit der Marke zu verkörpern.

Warum habt ihr euch für ein Propellerflugzeug für euer Logo entschieden?

Basti: Ja, wir brauchten ein einprägsames Logo, das man sich auch nach dem zweiten oder dritten Drink noch merken kann. Deswegen der kurze Name „Birds“ und das Flugzeug, das die Reiselust symbolisiert. Wenn du dieses Flugzeug siehst, denkst du direkt an unsere Marke. Da musst du den Namen gar nicht lesen – simpel, aber prägnant. Das Etikett haben wir wie ein abgerissenes Flugticket designt.

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Wir wollen die Leute inspirieren, ihren Horizont zu erweitern, mal etwas Ungewöhnliches zu tun und nicht immer nur den Konventionen zu folgen.

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Kümmert ihr euch beide hauptberuflich um „Craft Circus“ und „Birds“?

Lupo: Ja. Ich hatte nach mehreren Jobstationen irgendwann das Angebot, in einer Agentur als Junior Art Director zu arbeiten. Das hätte ich sogar in Teilzeit machen können. Aber wir haben uns entschlossen: entweder richtig oder gar nicht. Man muss für ein eigenes Unternehmen viel Zeit mitbringen. Du kannst den Kunden ja nicht sagen: „Sorry, ich bin jetzt von 9 bis 13 Uhr erst mal auf der anderen Arbeit.“ Wir haben beide irgendwann beschlossen: Wir machen das gescheit. Wir sind zur Bank gegangen und haben uns ein Gründerdarlehen geholt, damit das eine professionelle Richtung einschlägt.

Ist es von Vorteil, so etwas zu zweit anzugehen?

Basti: Klar gibt’s mal Reibereien, aber das ist total wichtig. Wenn du immer sagst: „Ja, passt schon“, kommst du nicht weiter. Es ist super, dass wir uns austauschen können. Wenn man alleine ist, verliert man sich schnell, weil man so in seinem Mindset feststeckt.

Lupo: Vor allem teilt man Verantwortung. Manchmal ist der Druck extrem hoch. Auch wenn Basti nicht immer daneben sitzt, weiß ich: Ich bin nicht allein im Boot. Das ist super! Wichtig ist aber auch, dass man klar abgrenzt, wer welche Bereiche betreut.

Wie ist eure Aufteilung?

Basti: Am Anfang waren wir ja ein Team von vier Leuten – und alle wollten dasselbe machen. Wir dachten, wir verkaufen ein Top-Produkt, da müssen wir uns immer entsprechend kleiden und alle überall aufmarschieren. Irgendwann haben wir verstanden: Das ist vielleicht gar nicht so effizient. Da mussten wir lernen, Dinge abzugeben und uns noch mehr aufeinander zu verlassen. Lupo macht jetzt hauptsächlich Marketing und Finanzen und ich bin eher für Events, Kooperationen und den Vertrieb zuständig.

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Die Idee hinter „Birds Dry Gin“ ist: 15 Zutaten aus fünf Kontinenten, vereint in einem deutschen Produkt.

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Ihr verkauft vor allem Gin. Ein nach wie vor sehr angesagtes Produkt.

Lupo: Schon, aber Gin wächst auch immer noch. Deutschland besteht ja nicht nur aus coolen Großstädten, auf dem Dorf ist Gin noch gar nicht so gehypt wie in Berlin zum Beispiel. Hier ist er das Getränk. Früher war Gin eher out, das war eine ein Hinterhofgesöff. Jetzt ist er vorzeigbar. Jeder will Gin trinken, weil es cool ist.

Was zeichnet euren Gin aus?

Lupo: Die Idee hinter „Birds Dry Gin“ ist: 15 Zutaten aus fünf Kontinenten, vereint in einem deutschen Produkt. Wir haben uns dabei auf sommerliche Zutaten spezialisiert, der Geschmack geht in eine mediterrane Richtung, mit vielen Basilikum- und Zitrusnoten. Unser Gin soll dir das Gefühl vermitteln, dass du irgendwo in Portugal bist und die Küste entlangfährst. Urlaub im Glas, sozusagen. „Birds Dry Gin“ ist leicht würzig, aber trotzdem super fruchtig. Und was bei „Hendrick’s“ die Gurke ist, ist bei uns das Basilikum. Wir machen auch alles transparent, schreiben alle Zutaten auf die Flasche. Viele andere Marken machen da ein riesiges Geheimnis draus.

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Wo wird der „Birds Dry Gin“ hergestellt?

Lupo: In Rheinland-Pfalz in einer Familienbrennerei, die nach unseren Rezepten produziert und abfüllt. Von dort geht der Gin in die Welt. Oft haben Brennereien eine eigene Marke, sind aber nicht ausgelastet und produzieren deshalb noch kleine Mengen für andere. Das ist super: Die sind besser ausgelastet und für uns macht‘s bei den kleinen Mengen gar keinen Sinn, eine eigene Brennerei zu haben. Außerdem wollen wir uns auf das fokussieren, was wir können. Wir sind keine Brennmeister, das muss man ehrlich sagen. Aber wir wissen, was den Leuten schmeckt, haben die Marke geschaffen, können sie gut verkaufen und sind die Gesichter dahinter.

War das eine wichtige Erfahrung? Dass es hilft, Dinge abzugeben?

Basti: Ja, total. Am Anfang haben wir die Pakete zum Beispiel selber verschickt. Jetzt haben wir professionelle Partner, die können gut verpacken und kriegen ganz andere Konditionen. Wir schauen, wie wir Stück für Stück alles effizienter machen können. Wir hatten ja kaum Berufserfahrung und wussten zwar, wie man etwas schön aussehen lässt, aber das ganze Drumherum, Steuer, Finanzen, Logistik – das war viel Freestyle, Learning-by-Doing. Aber daran sind wir gewachsen.

Verkauft ihr unter der Marke „Birds“ auch noch andere Produkte?

Lupo: Der „Birds Dry Gin“ ist unser Hauptprodukt. Dann haben wir noch den „Botanical Spirit“, der wird wie Gin hergestellt, aber nicht mit Wacholder. Wacholder ist die Hauptzutat von Gin, dann kommen ganz viele andere Geschmäcker hinzu, die ihn abrunden. Wir haben uns gefragt: Warum immer Wacholder? Bei uns liegt der Fokus stattdessen auf Orangenschale, Muskatblüte, Kakaoschale und Eukalyptus. Wenn aber kein Wacholder drin ist, darfst du das Produkt nicht mehr „Gin“ nennen. Deshalb der Name „Botanical Spirit“. Das ist eher ein Produkt für die High-End-Barszene. Ansonsten haben wir auch Weine, die wir in Kooperation mit unserem Freund Manuel Brixius-Bölinger machen. Er hat in siebter Generation das Weingut von seinen Eltern übernommen.

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Um ehrlich zu sein waren wir schon vier- oder fünfmal an dem Punkt, an dem wir dachten: Macht das überhaupt Sinn? Wie können wir jetzt diese Rechnung bezahlen? Aber irgendwie hat man sich immer gegenseitig gepusht.

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homtastics-Birds-Gin-Founder

Wie viele Flaschen verkauft ihr so?

Basti: Vom Gin verkaufen wir im Jahr rund 15.000 Flaschen, bei den Weinen sind es 40.000, also ganz kleine Chargen. Wir gehen auch nicht in jeden Supermarkt, sondern schauen, was zu uns passt. Außerdem haben wir keine Investoren, das heißt, wir könnten ohnehin keine großen Mengen vorfinanzieren. Wir wachsen Stück für Stück.

Gab es Momente, in denen ihr dachtet: Das wird nichts mehr? Oder anders gefragt: Ist eure Unternehmensgeschichte eine steile Bergaufgeschichte?

Lupo: Überhaupt nicht. Um ehrlich zu sein waren wir schon vier- oder fünfmal an dem Punkt, an dem wir dachten: Macht das überhaupt Sinn? Wie können wir jetzt diese Rechnung bezahlen? Aber irgendwie hat man sich immer gegenseitig gepusht. Wenn ich in einem Tief war, hat Basti mich rausgeholt. Oder umgekehrt. Vor einem Jahr konnten wir endlich Mitarbeiter einstellen. Das ist auch wichtig, um zu wachsen. Denn wenn du ein kleines Team bist, musst du fast alles selbst machen, da bist du in einem Hamsterrad und kannst dich nicht um andere Fragen kümmern.

Basti: Ja, seit etwa einem Jahr läuft es echt gut. Wir haben unseren eigenen Onlineshop, sind auch bei anderen online zu haben und offline bei „Galeria Kaufhof“, im „KaDeWe“ oder bei „Manufaktum“ zum Beispiel. Und in ausgesuchten Bars natürlich. Unser großes Ziel ist es, dass wir „Birds“ um die Welt bringen. Bisher sind wir in England, Holland, der Schweiz und sogar Taiwan verfügbar.

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Ein Euro pro Flasche „Birds Dry Gin“ geht 2019 an das indische Projekt „SISP – Sebastian Indian Social Projects“. Die holen Kinder von der Straße und locken sie mit Skate- und Surfunterricht in die Schule.

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Ihr unterstützt in Asien auch ein soziales Projekt. Wie hat sich das ergeben?

Lupo: Genau, ein Euro pro Flasche „Birds Dry Gin“ geht 2019 an das indische Projekt „SISP – Sebastian Indian Social Projects“. Die holen Kinder von der Straße und locken sie mit Skate- und Surfunterricht in die Schule. Das passt zu uns. Basti surft gern und ich auch – aber eher schlecht als recht (lacht). Wir fliegen im Januar nach Indien, um uns das anzuschauen. Auf unserer Website zeigen wir ganz transparent: Wie viele Flaschen wurden verkauft, wie viele Euros haben wir eingenommen. Wir sind kein Social Brand. Aber jedem von uns geht’s irgendwie ganz gut und man sieht viel Schlechtes auf der Welt. Da wollen wir ein bisschen was zurückgeben. Wir geben auch die Kontaktdaten des Projekts an. Wer keine Lust auf Gin hat, kann trotzdem spenden.

Tüftelt ihr schon an neuen Produkten?

Basti: Nein, erst mal nicht. Wir haben ja noch „The Wolf“, einen hochwertigen Digestif, und den „Flaschenpost Gin“. Das sind andere Spirituosen, die wir als Manufaktur „Craft Circus“ produzieren, die aber nicht unter der Marke „Birds“ laufen. Die wird es zwar weiterhin geben, aber wir konzentrieren uns jetzt vor allem und die Vermarktung der „Birds“-Produkte. „Birds“ ist unsere Kernmarke, unser Baby. Das sind wir.

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Hier findet ihr „Craft Circus“:

Layout: Kaja Paradiek

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