Ihre Begeisterung für minimalistische Designs, stilvoll gestaltete Interieurs und tragbare Mode – das war es, was Zoë Willoughby dazu brachte, im März 2018 ihre Bridal Boutique „Zo & Willow“ zu eröffnen. Inspiriert hat sie dabei ihre eigene Suche nach einem Brautkleid für ihre Hochzeit in New York: Sogar im selbst ernannten „Fashion Capital of the World“ strotzten die meisten Hochzeitskleider nur so vor Glitzer und Strass. Modische Modelle, die eher durch zurückhaltende Eleganz begeisterten, konnte Zoë kaum finden. Und so entwickelte die gebürtige Irin nach und nach ihr Konzept, arbeitete an ihrer ganz eigenen Idee einer Bridal Boutique, die sie schließlich in Berlin in die Tat umsetzte. Wir treffen Zoë in ihrem Laden in Berlin-Mitte und sprechen darüber, was die Brautkleider bei „Zo & Willow“ so besonders macht und wie sich Zoë eine moderne Hochzeit vorstellt.
Zoë Willoughby: Ich habe vor rund acht Jahren geheiratet, als ich noch in New York gelebt habe. Und ich konnte einfach kein Kleid finden. Eigentlich gilt New York ja als die Modehaupstadt schlechthin, aber in jeder dieser Boutiquen fühlte ich mich einfach nur unwohl. Ich habe mich verkleidet gefühlt, alles war voller Glitzer und hat überhaupt nicht zu mir gepasst. Dann habe ich angefangen, mich online umzuschauen. Auf Pinterest habe ich einige Designer entdeckt, die Ready-to-wear-Brautkleider machten. Am Ende habe ich dann mit einer befreundeten Stylistin zusammengearbeitet, die mir geholfen hat, mein Kleid zu finden: ein Kleid aus der Frühjahrskollektion von Zac Posen. Es ist zwar streng genommen kein Brautkleid, passte aber perfekt zu mir.
Ich wollte eine hellere Farbe und ein bisschen Spitze. Es sollte außerdem romantisch sein. Mir war es wichtig, dass ich mich wohl fühle und wie ich selbst aussehe – und eben nicht verkleidet. Und schick aussehen wollte ich letztlich auch. (lacht)
Mir hat es wirklich Spaß gemacht, meine Hochzeit zu planen und etwas auf die Beine zu stellen, das zu meinem Partner und mir passt. Ich war damals aber überrascht, wie traditionell die Hochzeitsindustrie noch ist. Nichts hat so richtig zu uns gepasst. Das hat mich echt schockiert. Am Ende habe ich fast alles selbst gemacht.
Meine ursprüngliche Idee war, einen Laden mit unkonventioneller Brautmode und tollen Teppichen, Keramik und anderen Wohnaccessoires zu eröffnen. In den USA haben viele Paare einen sogenannten Hochzeitstisch bei großen Kaufhausketten wie „Macy’s“ und bekommen dann allerlei Zeug geschenkt. Aber viele heiraten heute ja etwas später und brauchen eben kein Besteck mehr, sondern wünschen sich besondere Dinge. Vielleicht auch nur ein einziges besonderes Ding, zum Beispiel einen Designer-Teppich. Ich hatte also ursprünglich an einen Concept Store gedacht, in dem man neben Brautkleidern auch tolle Hochzeitsgeschenke kaufen kann. Im Moment möchte ich mich aber erst einmal nur auf eine Sache konzentrieren. Ich denke, als Gründer ist es wichtig, eine Sache richtig gut zu machen, bevor man sich der nächsten zuwendet.
Ich versuche, Elemente aus der Mode aufzugreifen. Damit möchte ich Bräute ansprechen, die sich nicht verkleidet fühlen wollen. Ich lege vor allem Wert auf Kleider von kleineren Marken, simple Designs, tolle Stoffe, gute Passformen und spielerische Elemente, zum Beispiel einen besonderen Ärmel oder asymmetrische Schnitte. Eben etwas Anderes als das traditionelle Brautkleid. Die Kleider in meinem Shop orientieren sich zwar stark an den aktuellen Trends, sollen sich aber ganz natürlich dem tagtäglichen Style der Braut anpassen.
Ich möchte vor allem Bräute ansprechen, die nach etwas suchen, das anders ist. Simple Styles eben, die ein wenig von der herkömmlichen Ästhetik eines Brautkleides abweichen. Viele der Bräute, die herkommen, haben einen kreativen Hintergrund, mögen Design und Mode. Sie wissen auch, dass sie hier kein klassisches Prinzessinnenkleid finden werden, sondern eher etwas Minimalistisches.
Einige Designer, deren Kleider ich anfangs hier verkauft habe, kannte ich bereits von meiner eigenen Suche nach einem Brautkleid. Ein weiterer Designer, Cortana aus Spanien, wurde mir von einer Freundin empfohlen. Ich gehe auch zu Märkten und Messen. Einige dieser Messen sind etwas zu groß, zu kommerziell für mich, also konzentriere ich mich eher auf kleinere Events. Aber auch Instagram ist eine wichtige Quelle.
Ich besuche die Designer immer in ihrem Atelier, rede dort mit ihnen, sehe mir die Stoffe und Materialien ganz genau an und wähle die Modelle aus, die zu meinem Konzept passen. Ich war zum Beispiel in Barcelona im Atelier der Marke Cortana und in Israel bei Livné White. Die enge Zusammenarbeit ist mir super wichtig!
Absolut! Fast die Hälfte meiner Kundinnen kommen über Instagram auf meinen Shop. Heute wird ja vieles an Recherche über Instagram erledigt und ich schätze, dass etwa fünfzig Prozent meiner Kundinnen nur dank Instagram auf mich aufmerksam geworden sind. Ich muss da also echt aktiv sein! Das mit Instagram und mir ist so eine Hassliebe: Es ist eine tolle Inspirationsquelle, nimmt aber auch so viel Zeit ein. Ich nutze die Plattform wirklich gerne, um das Konzept meines Stores zu verdeutlichen und interessierten Bräuten zu zeigen, was sie von mir erwarten können.
Das ist genau mein Ziel: besondere Kleider anzubieten. Deswegen biete ich vier Marken exklusiv an und die anderen gibt es auch nur in wenigen deutschen Boutiquen zu kaufen. Kleider der französischen Designerin Rime Arodaky gibt es zum Beispiel nur bei mir und nirgendwo anders in Deutschland.
Minimalistische Designs, aber mit einem besonderen Twist. 3D-Blumen-Spitze ist momentan auch echt angesagt. Und asymmetrische Schnitte. Meghan Markle hat ja vor einiger Zeit ein asymmetrisches, schwarzes Kleid getragen und solche Schnitte sind wieder stark im Kommen. In New York habe ich außerdem einen Designer entdeckt, der all seinen Entwürfen etwas Schwarzes hinzugefügt hat, zum Beispiel einen Knopf oder einen Gürtel.
Ich denke, wir werden mehr dekorative, skulpturale Haaraccessoires sehen. Als Materialien sind da Leder oder auch Metall und Halbedelsteine ideal, die für einen 3D-Effekt sorgen. Statement-Ohrringe sind außerdem echt angesagt. Die sind einfach die perfekte Ergänzung für simple, cleane Kleider.
Perlen sind wieder absolut im Trend, aber weniger die ganz gleichmäßigen, runden, sondern eher unregelmäßig geformte im Barock-Look mit einem ganz einzigartigen Charakter. Die sehen wir in Form von Ohrringen, aber auch als Zierde auf Kleidern, Schleiern und Capes.
Capes sind auch seit einer Weile in – seit Solange eines zu ihrer Hochzeit vor vier Jahren getragen hat. Capes sind wirklich cool. Eine Braut, die hier ihr Kleid gekauft hat, wird dieses Jahr ein Cape tragen und ich bin so stolz auf sie.
Ich würde wahrscheinlich ein sehr simples Slip-Dress tragen, ohne Spitze, ohne Verzierungen. Und dann würde ich ein paar wirklich tolle Accessoires dazu kombinieren. Vielleicht würde ich aber auch ein Cape tragen. Oder einen gut geschnittenen Anzug.
Ich habe selbst bisher noch keine Anzüge hier im Laden, aber ich nehme bald eine neue Designerin ins Sortiment auf, die einen Anzug in ihrer Kollektion hat. Ich denke, Bräute lieben die Idee, einen Anzug anzuprobieren und ein wenig wilder zu sein, aber letztlich wählen sie dann doch etwas, das sicherer und romantischer ist. Da muss sich schon eine wirklich willensstarke Frau finden, die hundertprozentig sicher ist, dass sie einen Anzug tragen will.
Vielleicht erweitere ich mein Angebot noch um mehr Kleider fürs Standesamt, zum Beispiel mit kürzeren Röcken. Und ich möchte unbedingt mehr Schmuck, mehr Ohrringe. Dafür würde ich gern mit Designern in Deutschland oder Europa zusammenarbeiten, die tollen Schmuck in Handarbeit herstellen. Und Schuhe … (lacht) Ideen habe ich wirklich viele.
Alte Schönhauser Str. 39, 10119 Berlin
Fotos: Sophia Lukasch
Interview: Josefine Andrae
Layout: Kaja Paradiek