Als uns unsere Fotografin Nassim Ohadi per Mail aus Kolumbien von Naty Botero erzählte, zögerten wir keine Sekunde und baten sie, eine Home Story für uns zu fotografieren. Die 36-jährige Latinpop-Sängerin hat das Hotel Casa Coraje in Palomino gegründet und setzt sich für die indigene Bevölkerung im Norden Kolumbiens ein. Im Interview via Skype erzählt uns Naty, die schon in New York und Mexiko gelebt hat, von ihrem Leben zwischen Bogotá und Palomino, wie sie die Frauen aus der indigenen Bevölkerung in ihr Hotel-Projekt einbindet und was Casa Coraje zu einem so besonderen Ort macht. Wir präsentieren: Unsere erste internationale Home Story direkt aus Kolumbien!
Ich habe mir ein Haus gebaut, zusammen mit tollen Frauen aus dem Ort.
femtastics: Eigentlich bist du Sängerin, warum wolltest du unbedingt ein Hotel eröffnen?
Naty Botero: Mein Ex-Freund hat hier ein Hotel in den Bergen, an dem ich die letzten fünf Jahre mitgearbeitet habe. Dann habe ich ein kleines Grundstück direkt am Strand in Palomino gekauft, weil der Strand schon immer mein Lieblingsort war. An diesem Ort habe ich sofort gespürt, was mir die letzen Jahre gefehlt hat – ein echtes Zuhause direkt am Meer. Ich bin in den letzten Jahren viel gereist und habe hier endlich gespürt, dass ich ankomme. Also habe ich mir ein Haus gebaut, zusammen mit tollen Frauen aus dem Ort, die köstlich kochen. Und mit Yogis, die hier sofort den Vibe gespürt haben und da bleiben wollten.
Du hast eine kleine Community aufgebaut?
Viele Frauen aus der indigenen Bevölkerung arbeiten bei mir. Sie fertigen zum Beispiel Muchilas, kleine Taschen, oder Badeanzüge, die wir hier verkaufen. Mittlerweile veranstalte ich sogar kleine Modenschauen, um zu zeigen, was die Frauen hier alles fertigen. Es sind schöne, traditionelle Produkte mit einem modernem Twist. Außerdem habe ich die Fundacion Coraje gegründet, die die Frauen unterstützt. Wir kümmern uns zum Beispiel um die ärztliche Versorgung.
Ich liebe diesen besonderen Ort und ich liebe die indigene Community.
Die Casa Coraje ist also mehr als nur ein Hotel?
Es geht um eine besondere Erfahrung, die man hier machen kann und gleichzeitig möchte ich Aufmerksamkeit für die indigene Bevölkerung generieren.
Bisher hast du in Bogotá gelebt. Wie hast du das Grundstück gefunden?
Seit ich klein bin, reise ich nach Palomino. Ich liebe den National Park, es ist einer der schönsten ganz Kolumbiens. Der Berg ist über 6.000 Meter hoch, oben liegt Schnee und weiter unten stehen die Palmen. Ich liebe diesen besonderen Ort und ich liebe eben die indigene Community, die hier noch verhältnismäßig groß ist und ihre ganz eigene Lebensweise hat. Alle Produkte, die sie herstellen, sind komplett ökologisch. Wir können so viel von ihnen lernen! Ich wusste relativ schnell, dass ich hier dauerhaft leben möchte.
Und dieses Ziel hast du dann Schritt für Schritt umgesetzt.
Am Anfang habe ich noch zwischen Bogotá und Palomino gependelt. Mittlerweile ist das Hotel eigentlich immer ausgebucht, also bin ich meistens hier. Wir arbeiten gerade daran, einen weiteren Gebäudekomplex fertigzustellen, sodass wir mehr Zimmer vermieten können. Der Yoga Space wird auch größer, Yoga steht bei uns schließlich im Mittelpunkt. Aber es geht auch um Fotografie, Tanz, Kunst und Kultur – mit diesen Dingen kann man sich sehr gut an unserem Ort beschäftigen.
Reist du immer noch viel für deine Arbeit als Sängerin?
Ich habe viele Konzerte in Kolumbien und bin oft in Honduras, wo ich eine eigene TV-Show moderiere. Ich habe einen tollen Hotelmanager, also kann ich mit ruhigem Gewissen auch mal weg sein.
Das heißt, du fokussierst dich neben dem Hotel auch nach wie vor auf deine Gesangskarriere?
Ich bin noch so jung und das Reisen ist mir unglaublich wichtig, um viele verschiedene Menschen kennenzulernen. Ebenso wichtig ist mir die Arbeit hier, klar. Das Schöne am Singen und an der Führung eines Hotels ist, dass man beides auch machen kann, wenn man nicht mehr jung ist.
Die Musik gibt mir die Möglichkeit, zu sagen, was ich sagen will.
Aber in erster Linie wolltest du immer Sängerin sein?
Seit ich klein bin, ja. Schauspielerin wollte ich auch schon immer werden, aber das hat nicht so gut geklappt. Ich habe eine so starke Persönlichkeit, dass es mir sehr schwer fällt, mich in einen anderen Charakter einzufühlen. Die Musik wiederum gibt mir genau die Möglichkeit, zu sagen, was ich sagen will. Mein erstes Demo-Tape kam sofort gut an, sodass sich viele Produzenten bei mir meldeten. Meine Musik ist ein kulturelles und ein gesellschaftliches Statement – sie muss aber auch kommerziell funktionieren. Das ist nicht immer einfach. Mittlerweile sind die Umwelt und das Empowerment von Frauen meine wichtigsten Themen. Dahinzukommen war ein langer Prozess.
Ich hoffe, dass dieser Ort für immer diese besondere Energie behalten wird.
Was wünscht du dir für dein Hotel?
Ich hoffe, dass dieser Ort für immer diese besondere Energie behalten wird. Viele Orte auf der Welt, die angesagt sind, verkommen zu Party-Zielen. Ich hoffe, dass dieser Ort hier pur, sauber und schön bleibt. Daran arbeite ich zusammen mit den anderen Hotelbesitzern hier in der Nähe.
Welche Philosophie verfolgt ihr?
Wir sind daran interessiert, diesen Ort möglichst unberührt zu lassen. Wir passen sehr darauf auf, dass der Platz nicht vermüllt und vermeiden zum Beispiel Plastikflaschen. Das Abwasser aus dem Haus wird bei uns direkt für die Bewässerung der Pflanzen genutzt. Wir versuchen alles möglichst nachhaltig zu gestalten, um die Natur zu schützen. Laute Musik und Partys sind ebenfalls nicht erlaubt. Das würde den Spirit zerstören.
Wie hast du die Einrichtung für das Hotel entwickelt?
Meine Mutter war immer eine große Dekorateurin. Sie ist meine Muse und lebt als Künstlerin in Miami. Sie ist extra hierher gereist, um mir bei der Einrichtung des Hotels zu helfen. Sie hat zum Beispiel die tollen Mobiles aus Muscheln gefertigt. Sie liebt Dinge, die sich bewegen, denn sie ist der Überzeugung, dass dadurch die Energie im Raum ständig im Fluss ist. Sie kennt sich sehr gut mit Feng Chui aus und kombiniert Altes mit Neuem. Generell haben wir für die Dekoration viele Materialien direkt vom Strand benutzt. Wir haben viel mit Beton gebaut, anstatt mit Holz aus der Sierra Nevada, denn durch die Abholzung wird die Sierra kaputt gemacht.
Ich bin so kreativ und habe so viele Ideen, kräftige Farben rauben mir zu viel Energie.
Das Farbkonzept ist angenehm clean.
In Kolumbien ist alles sehr bunt und fröhlich, aber ich finde, für Yoga braucht man ein etwas ruhigeres Ambiente, damit der Geist zur Ruhe kommen kann. Manchmal überlege ich, ob die Schlafzimmer etwas Farbe gebrauchen könnten, aber für mich gibt es nichts Schöneres als einen weißen Raum zu betreten. Ich bin so kreativ und habe so viele Ideen, kräftige Farben rauben mir zu viel Energie.
Du bist aber nach wie vor gern in Bogotá und genießt die kreative Szene da, stimmt’s?
Und wie! Es gibt so viele tolle Orte in Bogotá. Mein Lieblingsrestaurant ist Andres Carne de Res, ein total verrückter Ort, an dem man gut zu Live Musik feiern und beste kolumbianische Gerichte essen kann. Super mexikanisch essen kann man im Bandido und leckeres Frühstück gibt es im Artesano. Um Party zu machen gehe ich gern in den Video Club. Und kolumbianisches Handwerk kauft man am besten in der Retiro Shopping Mall.
Vielen lieben Dank für das Gespräch, Naty, und weiterhin viel Erfolg!
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