Die Hamburgerin Hannah Wagner reist im Rahmen eines Sabbaticals mit ihrer Hündin Flora und Fiat Ducato „Bärbel“ für viereinhalb Monate durch Europa und berichtet auf femtastics ab sofort monatlich von ihren Vanlife-Erlebnissen. In Teil 1 geht’s um den Autokauf, Abschiede und die Vorfreude auf die anstehenden Abenteuer!
Vor knapp einem Jahr kam mir das erste Mal der Gedanke, einen Bulli zu kaufen, um dieses spezielle Freiheitsgefühl des Vanlebens zu erfahren.
Hi, ich bin Hannah. Ich bin Anfang 30, lebe mit meiner Hündin Flora in Hamburg und arbeite hier in einer Agentur. Eigentlich. Denn gerade hat mein viermonatiges Sabbatical begonnen. Meine Gefühlslage ist seit ein paar Tagen als irgendetwas zwischen Durchdrehen vor Freude, Aufdrehen wegen zu viel Adrenalin und Bauchweh wegen all der Dinge, die noch so unsicher scheinen, zu beschreiben. Denn jetzt ist es tatsächlich soweit. Ich werde mein Büro für die nächsten vier Monate und drei Wochen nicht mehr von innen sehen. Auch meine Wohnung werde ich bald verlassen, denn ich habe vor, mit meinem kleinen Fiat Ducato Talento durch Europa zu fahren.
Vor knapp einem Jahr kam mir das erste Mal der Gedanke, einen Bulli zu kaufen, um dieses spezielle Freiheitsgefühl des Vanlebens zu erfahren. Mich mit meinem kompletten Hausstand auf wenige Quadratmeter zu minimieren und mir jeden Tag aussuchen zu können, mit welchem Blick ich am nächsten Morgen aufwachen möchte: Das scheint für mich die perfekte Mischung aus Abenteuer und Beständigkeit zu sein. Das eigene Zuhause mit den wichtigsten und persönlichsten Dingen ist immer dabei – und trotzdem ändert sich der Wohnort immer wieder. Trotzdem muss ich in der Natur zurechtkommen, teils ohne fließend Wasser, ohne Strom und – die größte Herausforderung für mich – ohne Wlan. Außerdem habe ich festgestellt, dass ich so viele Orte in Europa noch gar nicht kenne, dass es für mich noch so viel zu entdecken gibt.
Die Tatsache, dass ich im letzten Jahr immer verstärkter über das Wie und Warum meiner Arbeit nachgedacht habe, hat dazu geführt, dass sich der Bulliwunsch mit der Arbeitspause zu einer wunderbaren Symbiose entwickelt hat.
Konkret habe ich im Mai 2018 angefangen, nach Bullis zu suchen. Meiner (Bärbel heißt sie) war dann sehr schnell ein echter Glückstreffer. Ich habe sie auf Ebay-Kleinanzeigen gefunden und schon in die Fotos war ich stark verknallt. Der 90er-Look mit den feschen Aufklebern und die verblassten lila-pink gemusterten Sitzpolster, die einem alten Linienbus gut gestanden hätten, haben sie aber auch einfach so wahnsinnig liebenswert aussehen lassen. In Echt wurde es dann eine ernstzunehmende Verliebtheit und ich habe sie bei der ersten Besichtigung per Handschlag gekauft. Wohlgemerkt, ohne Geld gespart zu haben und ohne jemanden dabei zu haben, der sich wenigstens einigermaßen mit Motoren generell oder mit Wohnmobilen im Speziellen auskennt. Trotz meiner Ahnungslosigkeit habe ich es geschafft, den Verkaufspreis um ein paar Hundert Euro herunterzuhandeln. Immerhin konnte ich beurteilen, dass 144.000 gefahrene Kilometer für eine alte Dame, Baujahr 1993, noch nicht zu viel sind. Da gehen noch ein paar.
Zu Beginn meiner Suche habe ich in erster Linie nach allem, was ein VW-Zeichen trägt, Ausschau gehalten. Mit Aufstelldach oder ohne, mit Westfalia-Ausstattung oder nicht, komplett oder als Gerüst zum Selbstausbau. Schnell war klar, dass ich einen Bus brauchte, mit dem ich sofort starten konnte. Ich habe schlichtweg nicht genug Know-How und zu wenig Zeit, mir einen Bulli selbst auszubauen. Und ich wollte den Sommer eher im als unter dem Camper erleben – auch um zu testen, ob ich dieses Vanlife über einen längeren Zeitraum erstrebenswert finde. Kurzer Spoiler: Fand ich.
Das Ziel ist, so entspannt wie möglich Richtung Süden zu fahren. Ob mir das gelingt, wird sich spätestens beim ersten Funktionstest der Standheizung zeigen, denn bis nach Portugal können es noch ein paar kalte Nächte werden.
Der Tipp eines Freundes, dass ich eher nach einem Fiat Ducato suchen sollte als nach einem überteuerten VW-Bus, hat mich auf Bärbels Spur gebracht – der Rest lief dann sehr schnell von allein. Als dieser Freund ein paar Wochen nach dem Kauf und einer ersten Bärbel-Inspektion wohlwollend zu mir sagte, er hätte sie auch genommen, ist mir dann doch ein kleiner größerer Stein vom Herzen gefallen. Denn coole Spontaneität hin oder her – meine eigene verwandelt sich des Öfteren hinterher in Unsicherheit.
Jetzt sitze ich also noch in meiner Wohnung, meine Pläne sind bisher alle aufgegangen und ich muss nur noch letzte Vorbereitungen treffen, um mit Bärbel und Flora ins Abenteuer zu flitzen. Dafür habe ich mir bewusst zwei Wochen „Urlaub“ eingeräumt. Denn nach Feierabend noch Gasprüfungstermine zu machen, Equipment zu kaufen und konkrete Routen zu planen – dafür hatte ich beim besten Willen keinen Nerv und keine Kraft.
Das Ziel ist, so entspannt wie möglich Richtung Süden zu fahren. Ob mir das gelingt, wird sich spätestens beim ersten Funktionstest der Standheizung zeigen, denn bis nach Portugal können es noch ein paar kalte Nächte werden. Zumindest wird aber meine To-Do-Liste, seit ich frei habe, kontinuierlich kürzer und meine Routenpläne konkreter. Wenn mich jetzt noch netterweise die Grippe nicht erwischt, sollte eigentlich alles gut gehen. Daumen drücken!
Wer wissen will, wie es weitergeht mit Flora, Bärbel und mir, kann uns sehr gerne bei Instagram folgen. Oder ab und an auf unserem Blog vorbeischauen. Zudem darf ich hier einmal im Monat von meinen Erlebnissen berichten. Ich freue mich schon wahnsinnig und hoffe, ihr freut euch auch ein bisschen.
Fotos: Hannah Wagner
Illustration: Kaja Paradiek für femtastics
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