Was für eine Reise: Lena Wendt und Ulrich (Ulli) Stirnat sind einfach losgefahren, in das bisher größte Abenteuer ihres Lebens. Im Oktober 2014 machten sich der Medizintechnikingenieur und die Film- und Fernsehjournalistin aus Hamburg auf den Weg und fuhren mit ihrem Land Rover und einem knapp 40 Jahre alten Dachzelt für zwei Jahre durch Westafrika, rund 46.000 Kilometer. Nach ihrer Rückkehr kreierte das Paar (beide 33 Jahre) aus dem gesammelten Material den einzigartigen Film „Reiss Aus“, der auch die Schattenseiten des Reisens nicht auslässt. Wir hatten die Möglichkeit, mit Ulli über seine Reise und den Film zu sprechen, der uns Mut machen soll, aus dem Alltag auszubrechen und unsere Träume zu verfolgen. Ab 14. März könnt ihr den Film „Reiss aus“ deutschlandweit im Kino sehen.
Ulrich Stirnat: Ich habe vor unserer Reise als Ingenieur gearbeitet. An einem Wochenende Anfang 2014 war ich dabei, die Wohnung aufzuräumen. Beim Staubsagen ist mir der Staubsauger aus der Hand auf den Boden gefallen und ich hinterher. Dann lag ich einfach auf dem Boden und habe angefangen zu weinen. Das hat ungefähr zwei Stunden angehalten und ich habe kaum Luft bekommen. Am Montag bin ich wieder normal zur Arbeit gegangen. Am Dienstag kam Lena aus einem Urlaub wieder. Sie hat mich gesehen und wusste gleich wie scheiße es mir ging. Sie hat mich ins UKE Hamburg geschleppt und meinte, dass ich sofort in die psychiatrische Notfallambulanz müsse. Sie hatte große Angst um mich. Dann habe ich eine mittelschwere Depression und Burn-out diagnostiziert bekommen.
Das war ein krasser Moment für mich. Ich habe gemerkt, dass in meinem Leben irgendetwas nicht stimmt, aber ich wusste nicht genau, was. Der Prozess hat ein paar Monate gedauert und irgendwann habe ich im Rahmen der Therapie beschlossen, dass ich meinen Job kündigen werde. Ich habe mich durchgerungen, Lena von der Kündigung zu erzählen. Wir waren gerade erst zusammengezogen und die Kündigung war für mich eine Riesenentscheidung. Ich hatte Angst, dass meine Kündigung bei meiner Freundin nicht gut ankommen würde. Sie hat allerdings ganz anders reagiert als gedacht und sich total für mich gefreut. Es ging ihr ähnlich wie mir. Sie hatte keinen Burn-out oder eine Depression, aber sie war unzufrieden im Job. Sie hatte schon immer den Traum, einmal mit dem Auto die westafrikanische Küste entlang zu fahren. Sie war schon vorher viel an der Ostküste alleine mit dem Rucksack unterwegs.
Ja. Wir hatten geplant, ein halbes Jahr lang zu verreisen. Ich wollte noch für ein weiteres halbes Jahr nach Südamerika. Es ist natürlich alles anders gekommen als geplant, aber so sind wir erst einmal nach Afrika gestartet beziehungsweise so ist die Idee der Reise Anfang 2014 entstanden. Wir sind im Oktober 2014 losgefahren und hatten circa ein halbes Jahr Zeit für die Vorbereitung.
Unser Umfeld hat unterschiedlich reagiert. Meine Eltern haben versucht, es sich nicht anmerken zu lassen, aber richtig glücklich waren sie über die Kündigung meines Jobs nicht. Mit ein bisschen Abstand ist mir klar geworden, dass mein Leben oft fremdbestimmt ablief. Gar nicht, weil mir großartig absichtlich reingeredet wurde. Meine Familie und die Gesellschaft haben mir suggeriert, dass ich einen sicheren Job brauche. Meine Eltern waren nicht begeistert, jedoch haben sie gesehen, dass es mir nicht gut ging. Bei Lena war es anders, weil ihre Familie schon seit Jahren gewohnt war, dass sie gerne für eine lange Zeit unterwegs ist. Viele Verwandte waren besorgt, weil zu der Zeit in einigen Ländern Afrikas Ebola ausgebrochen war. Das Thema hat hier die Nachrichten bestimmt. Es kamen ebenfalls viele Vorurteile zutage. Beispielsweise, dass wir in Afrika nur überfallen und ermordet werden. Unsere Freunde waren gespaltener Meinung – die einen haben sich gefreut, dass wir auf Reisen gehen, die anderen waren besorgt und skeptisch.
Mit ein bisschen Abstand ist mir klar geworden, dass mein Leben oft fremdbestimmt ablief.
Lena und ich sind in der Hinsicht unterschiedlich. Lena ist spontan, offen und mehr ein Chaos-Typ. Zu Anfang der Reise bin ich noch der Planer-Typ gewesen, der sich vorab informiert und alles vorbereitet hat. Ich hatte mir eine Route überlegt und die Abfahrtzeit auf Oktober gelegt, sodass wir durch die guten Jahreszeiten reisen und Regenzeiten möglichst umgehen. Wir sind aber alleine in Marokko drei Monate geblieben und haben uns einfach treiben lassen. Anfangs habe ich noch gedacht, dass wir nach einem halben Jahr nach Südafrika kommen werden. Als dann vier Monate vorbei waren, war mir schon klar, dass es knapp werden könnte. Wir sind dann in jedem Land so lange geblieben, wie es uns das Visum erlaubt hat. Vor Ort haben wir uns überlegt, was wir uns ansehen wollen. Wir haben oft einfach in den Tag hineingelebt und sind in jedes Land eingetaucht. Wir haben auf dem Weg immer wieder neue Menschen kennengelernt.
Unsere Reise war nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen.
Es war eine Reise und kein Urlaub, was ich auch lernen musste. Wir sind losgefahren und haben alles mitgenommen, wofür wir zuhause keine Zeit hatten. Wir haben unsere Longboards und Surfbretter eingepackt. Wir wollten richtig surfen lernen. Wir hatten Hula-Hoop-Reifen, Häkelsachen usw. dabei. Die Zeit hat sich aber anders herausgestellt, als wir es erwartet hatten. Wir hatten nicht so viel Zeit, um all diesen Dingen nachzugehen und wirklich abzuschalten. Es hat sich relativ schnell ein Reisealltag entwickelt. Ich habe mich viel um das Auto kümmern müssen. Dabei konnte ich vor der Reise noch nicht mal einen Reifen wechseln. Die Verantwortung gepaart mit der Depression, bei der ich dachte, dass ich die einfach zuhause lasse – ich habe gemerkt, dass ich permanent an meine Grenzen stoße. Unsere Reise war nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen. Es war zum Teil anstrengend. Es ist nicht immer alles Fernweh und Freude wie es häufig auf Instagram suggeriert wird.
Marokko, Mauretanien, Senegal, Guinea-Bissau, Gambia, Mali, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Ghana, Togo, Benin, Liberia, Sierra Leone und Guinea.
(lacht) Mal so, mal so. Wir hatten, während der Zeit, in der wir wirklich on-the-road waren – denn das waren wir nicht permanent – meist eine klassische Rollenverteilung. Lena hat sich um das Essen gekümmert, ich um das Auto, die Route, die Technik und alles, was mit Fahrt zu tun hatte. Lena sagte mir mal, es gingen so gut wie jeden Tag circa drei Stunden für Essen kaufen, Essen zubereiten und essen drauf. Und das kommt plusminus auch hin mit der Zeit, die ich für die anderen Dinge aufgewendet habe. Wir sind meist mit der Sonne aufgestanden, es ging also früh los. Frühstücken, dann alles einräumen – Zelt, Essen, Kleidung, was sonst noch so alles ausgepackt war – gucken, wo es hingehen soll, und losfahren. Die Fahrten haben immer viel länger gedauert, als ich mir das vorher überlegt und ausgerechnet hatte. Das hat mich vielfach total gestresst, dass es nicht nach Plan lief. Es war eine meiner größten Herausforderungen, weniger zu planen. Denn wer viel plant, der wird auch viel enttäuscht. Wo wir unterwegs waren, verlief gar nichts nach Plan. Sehr häufig waren wir dann deutlich länger unterwegs als gedacht, kamen spät an, etwas am Auto ging zwischendrin kaputt, viele Polizeikontrollen … Dann angekommen, erstmal alles aufbauen, Essen zubereiten, Wartung, etc. und schwupps war ein Tag wieder rum.
Teile des Alltags – Essen und Auto – waren gleich, dazwischen war dann aber Zeit für die Begegnungen mit den Menschen, oder auch Sightseeing, Surfen, etc. Es haben sich einige Abläufe automatisiert, und auf der anderen Seite passierte ständig etwas Neues, worauf wir uns komplett neu einstellen mussten. In Ghana waren wir ein halbes Jahr an Ort und Stelle und haben in einer Eco-Lodge mitgearbeitet. Dort war der Alltag dann ein ganz anderer. Da gab es geregeltere Zeiten, Frühstück, Arbeit, Mittag, Arbeit, Abendessen, Zeit für sich selbst. Das war nach neun Monaten „Reisealltag“ eine willkommene Abwechslung.
Ich hatte überhaupt keine Ahnung von Afrika. Ich bin mit vielen Vorurteilen losgefahren und war beeinflusst von dem Bild, welches man in Deutschland von Afrika hat. Während der Reise habe ich gelernt, dass alle Länder sehr schön und unterschiedlich sind. Einige Länder haben eine beeindruckende Natur, die mir in Erinnerung geblieben ist. Sierra Leone war menschlich besonders, weil uns die Menschen herzlich und auf Augenhöhe begegnet sind. Das war für uns nicht selbstverständlich. In Marokko kamen Kinder an unser Auto und bettelten um Geschenke. Das Betteln ist unter anderem aus der Historie bedingt, durch die immer helfenden und schenkenden Europäer. Das Betteln verursacht, dass sich die Menschen in Bezug auf die Augenhöhe unter dich stellen. Das waren schwierige Situationen und wir wussten lange Zeit nicht, wie wir damit umgehen sollten. Dann kam uns die Idee, dass wir keine Geschenke geben, jedoch tauschen möchten. Das hat uns alle auf eine Augenhöhe gebracht und es ergab sich ein anderer Umgang miteinander. In Sierra Leone gab es die Augenhöhe von Anfang an und es war ein selbstverständliches Miteinander.
Mir sind die vielen Begegnungen mit den Menschen sehr positiv in Erinnerung. Vielmehr noch das, was es im Nachhinein mit mir gemacht hat. Meine anfänglichen Ängste, Vorbehalte, Vorurteile komplett ins Gegenteil zu wandeln. Selbst die Erfahrung machen zu dürfen, wie herzlich und menschlich viele Teile der Welt sind. Und das, obwohl hier gefühlt nie gute Nachrichten ankommen. Alle Erfahrungen dieser Reise gesammelt sind für mich unheimlich positiv, auch die „negativen“ Erfahrungen. Weil sie meinen Horizont erweitert haben, und ich lernen und erfahren durfte, dass ich mir selbst und meinem Gefühl vertrauen kann. Bei allen Entscheidungen, die das Leben mir vorsetzt.
Den Wasserdruck in der Dusche (lacht). Als ich wieder in Deutschland war, habe ich die Dusche aufgedreht und war erschrocken, mit welchem Druck das Wasser rauskommt. Außerdem kann ich auf das Überangebot und die Geschwindigkeit verzichten. In Deutschland ist alles getaktet. Als ich hier wieder angekommen war, wollte ich meine Eltern besuchen. Ich bin mit einem Pendlerzug zu ihnen gefahren, der dann ausgefallen ist und es wurde schnell ein Schienenersatzverkehr organisiert. Prompt kamen Busse und die Menschen haben sich beinahe geprügelt, um als erstes einen Platz im Bus zu ergattern. Jeder wollte in den ersten Bus, denn der zweite Bus wäre fünf Minuten später gekommen. Es fällt nur eine Bahn aus und die Menschen drehen durch, weil sie dann 20 Minuten später zuhause ankommen und gestresst sind. Vor der Reise habe ich funktioniert und habe meinen Platz in der Produktivitätskette eingenommen. Ich habe funktioniert und nicht gelebt. Zu der Zeit war mir das nicht bewusst, aber in meinem Unterbewusstsein kamen mir die Gedanken bereits auf. Deswegen sind dann auch die Depression und das Burn-out hochgekommen, weil mein Unterbewusstsein meinem Körper kommuniziert hat, dass es so nicht funktioniert.
Vor der Reise habe ich funktioniert, aber nicht gelebt.
Wir haben ein sehr gutes Bildungsangebot und gute soziale Leistungen. Wir leben in einem tollen Land, nur leider sind wir uns dessen nicht bewusst. Wir sehen vieles als selbstverständlich an. Seitdem Lena und ich wieder hier sind, haben wir an unserem Film gearbeitet. Ich habe mir Zeit für mich genommen und angefangen, mich mit mir selbst zu beschäftigen, beispielsweise über Meditation. Außerdem habe ich mehrere Seminarangebote wahrgenommen. Ich habe eine Ausbildung zum Hundetrainer gemacht, weil es mich interessiert und ich hier die Möglichkeit habe, in diesem Bereich zu arbeiten. Außerdem habe ich eine Surflehrerausbildung gemacht. Ich schätze banale Dinge wie schnelles Internet oder Strom. Auf der anderen Seite bräuchte ich nicht zu jeder Zeit zwingend Strom.
Zu einem gewissen Zeitpunkt habe ich großes Heimweh bekommen. Ich weiß nicht, ob das wirklich daran lag, dass ich mein Zuhause stark vermisst habe, oder ob es eine Konsequenz war, weil mich die Reise an sich angestrengt hat. Ich habe meine Familie vermisst und den Luxus, abends auf dem Sofa liegen und nichts tun zu können. Ich habe meine Freunde vermisst und unseren gemeinsamen Skiurlaub. Ich bin dann tatsächlich zwischendurch nach Hause geflogen, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe. Dabei habe ich eine wichtige Erfahrung gemacht. Ich habe mich gefreut und es war alles super für zwei bis drei Tage. Dann kam die Erkenntnis, die kommen musste. Zuhause hatte sich nichts verändert, aber ich hatte mich extrem verändert. Die Dinge, über die sich die anderen unterhielten, haben mich gar nicht mehr richtig interessiert. Mir waren andere Dinge wichtiger und daran habe ich festgestellt, was die Reise mit mir gemacht hat. Während der Reise war ich ständig an oder über der Grenze, was sich für mich anstrengend angefühlt hat, und auf der anderen Seite etwas Wunderbares war. Es hat mich aus meiner Komfortzone gezwungen und nur dadurch konnte ich wachsen. Das habe ich im Moment des Reisens aber nicht gemerkt. Erst durch den Abstand konnte ich reflektieren und wollte dann auch mit der Reise weitermachen.
Die Reise und alle gemeinsamen Erlebnisse haben uns voneinander entfernt, weil wir uns verletzt haben wie es wahrscheinlich niemand anderes zuvor getan hat. Das lag daran, dass wir wirklich 24/7 aufeinander gehockt haben, alles voneinander mitbekommen und gespiegelt haben. Auf der anderen Seite sind wir aus den gleichen Gründen genauso stark zusammengewachsen, weil wir Erlebnisse zusammen durchgestanden haben. Wir haben uns kennengelernt, so gut wie sich bestimmt wenige Menschen kennen. Bevor wir losgefahren sind, waren wir knapp zwei Jahre zusammen. Die gesamte Reise war für unsere Beziehung wie eine Achterbahnfahrt – mal gut, mal nicht so gut. Wir hatten immer das Problem, dass wir nicht miteinander kommuniziert haben, weil wir es nie vernünftig gelernt haben. Damit meine ich wirklich ehrliche, offene Kommunikation. Erst wenn es mal geknallt hat, haben wir die Hosen runtergelassen und ehrlich miteinander gesprochen. Erst nach der Reise haben wir richtig gelernt, zu kommunizieren.
Fahrt los! Lasst euch nicht von Ängsten oder Zweifeln aufhalten, sondern macht es einfach!
Fahrt los! Lasst euch nicht von Ängsten oder Zweifeln aufhalten, sondern macht es einfach! Die Hürden werden immer riesig erscheinen. Wenn man den ersten Schritt geht, wird es immer einfacher. Wenn Lena und ich das geschafft haben, dann schafft es auch jeder andere (lacht). Es muss nicht unbedingt eine Reise sein, denn wir möchten mit unserem Film anregen, den eigenen Traum zu leben. Das wird nicht bei jedem eine Reise sein, denn andere träumen vielleicht davon, einen Käsekuchenladen aufzumachen. Der Punkt ist einfach, es zu wagen und keine Angst vor Fehlern zu haben. Das sind Dinge, an denen du wächst und Fehler können passieren. Entweder es klappt – und wenn es nicht klappt, dann hast du meistens eine spannende Geschichte zu erzählen. Die coolen Geschichten sind doch meistens die vom Scheitern.
Die Momente hatten wir hier und dort beide, aber auch das gehört dazu. Wenn es nicht passiert, ist es auch gut, aber es gehört einfach dazu.
Lena ist Fernsehjournalistin und Fotografin aus Leidenschaft. Wir haben während der Reise ein Videotagebuch über unseren Gefühlszustand und unsere Erlebnisse geführt. Außerdem hatte Lena die Idee, dass wir über jedes Land, welches wir bereisen, ein YouTube-Video drehen. Wir haben auf der Reise Projekte kennengelernt, wie zum Beispiel den Kinderhort in Mauretanien, der in einem der ärmsten Stadtteile eines Wüstenorts liegt. Wir waren über die Eindrücke so dankbar und haben uns überlegt, wie wir dafür Danke sagen können. Lena hatte die Idee, dass sie für einige Projekte Imagefilme macht. So ist weiteres Filmmaterial entstanden und es hat sich über Reise viel angesammelt.
Als wir wieder zu Hause waren, haben wir einen Regisseur kennengelernt, der uns dazu motiviert hat, aus dem Videomaterial einen Film zu machen. Dann haben wir uns über die Kosten informiert und schnell gemerkt, dass wir bei weitem nicht genügend Geld haben, um einen Film zu stemmen. Ende 2017 starteten wir eine Crowdfunding-Kampagne, bei der wir das Fundingziel erreichten. Dadurch haben wir viel Aufmerksamkeit erlangt und es haben sich extern Leute gemeldet, die uns bei dem Projekt unterstützen wollten. Wir haben uns in unserem Freundeskreis umgehört und uns so ein Team aufgestellt, mit dem wir den Film umsetzen konnten. Unser Team haben wir von Herzen zusammengesammelt und die Vibes mussten stimmen. Nach und nach ist ein cooles Team entstanden, mit denen wir Anfang 2018 angefangen haben, den Film zu produzieren. Jetzt ist er fertig, jetzt läuft er im Kino.
Ich möchte mein Leben so gestalten, dass ich immer wieder Neues lerne und Abwechslung habe.
Ich habe keine Pläne mehr, sondern Ideen. Pläne sind verbindlich und setzen mich unter Druck. Ich habe meinen Surflehrerschein gemacht und möchte sicherlich in meinem Leben häufiger als Surflehrer arbeiten. Aktuell ist das schwierig, weil wir gerade unser Herzensprojekt mit dem Film am Laufen haben. Ich könnte mir vorstellen, wieder als Ingenieur zu arbeiten, aber sicherlich nicht auf dieselbe Art und Weise wie früher. Ich möchte nicht am Ende für die Dividende von Aktionären arbeiten. Das sind nicht Werte, für die ich arbeiten möchte. Ich könnte mir vorstellen, als Medizintechnikingenieur in einem Krankenhaus in einem fremden Land zu arbeiten. Ich möchte mein Leben so gestalten, dass ich immer wieder Neues lerne und Abwechslung habe. Ich will keine Surfschule am Strand XY aufmachen, denn ich kenne mich mittlerweile sehr gut. Wenn mein Leben und meine Arbeit routiniert ablaufen, kommt Langeweile in mir auf. Meine Einstellung zu Geld hat sich geändert: Vorher habe ich sparsam gelebt und wollte, dass möglichst viel reinkommt und wenig rausgeht. Jetzt habe ich die Einstellung, dass alles im Fluss sein sollte. Die Reise hat mich in meiner Denkweise verändert. Ich fahre kein neues Auto mehr, sondern ein altes Auto und kann das jetzt auch reparieren.
Fotos: Lena Wendt und Ulrich Stirnat
Interview: Friderike Weinert