Alleine mit dem VW-Bus durch Europa reisen – Julia Breuer, 27, aus Köln hat es getan und lässt ihre Instagram-Follower mit ihrem Account @juliaslieblinge fast täglich an ihrer viermonatigen Reise teilhaben – von ihren tollen „Bildergeschichten“ über Anekdoten aus dem #Vanlife bis hin zu ihren gute Laune machenden Coffee-Dances. Die gelernte Veranstaltungskauffrau hat die letzten drei Jahre als Eventmanagerin gearbeitet und Ende letztes Jahres ihren Job gekündigt. Im Mai 2018 ist sie mit ihrem VW T5 namens „Wilma“ losgedüst – Österreich, Slowenien, Kroatien, Italien, Frankreich, Spanien und Norwegen hat sie bereits bereist. Gerade ist sie die letzte Reisewoche in Dänemark unterwegs. Wir sprechen mit Julia über den Ausbau des VW-Buses, das Alleinreisen, Ängste, darüber wie sie die Reise finanziert hat und die Suche nach den schönsten Stellplätzen. Außerdem gibt sie uns einen Einblick in ihr wunderschönes „Rolling Home“!
Julia Breuer: Ich wollte eine Auszeit nehmen, um über mehrere Monate reisen zu können. Ursprünglich sollte es eine Fernreise sein. Letztes Jahr habe ich aber angefangen, mehrere kurze Camping-Reisen zu machen. Letzten Sommer war ich mit Freunden in Schweden und es war so schön! Wir haben im Auto geschlafen und auf der Rückfahrt nach Deutschland dachte ich: Du bist ein Europa-Fan und hast so vieles noch nicht gesehen, es gibt so viele schöne Ecken vor der Haustür, bleib doch einfach hier und mach es mit dem Bus!
Mit der Planung habe ich im letzten Sommer angefangen und Anfang Mai 2018 bin ich losgefahren. Ich hatte riesengroßes Glück: Ich habe mit meinen Eltern gesprochen, die sind auch VW-Bus-Fans und wollten schon immer einen kaufen und selber ausbauen. Mit meinem Wunsch, diese Reise zu machen, habe ich den letzten Impuls für den Kauf gegeben.
Wir haben auf mobile.de geschaut. Jeder, der sich schon mal mit der Bus-Suche beschäftigt hat, weiß, dass es kein Ende gibt. Wir haben mit drei Monaten Suche gerechnet und auch damit, dass man weite Fahrten zur Besichtigung in Kauf nehmen muss. Tatsächlich stand unser Bus bei meinen Eltern in der Nähe, im Bergischen Land: angeschaut, Probe gefahren, und der war es dann! Das war der beste Bus, den wir uns angeguckt hatten, da haben wir tierisch Glück gehabt. Wir haben den Bus über privat, nicht über einen Händler gekauft.
Nein. Es musste nicht zwingend ein Bus von VW sein. Es sollte ein jüngeres Modell sein, damit wir lange etwas davon haben. Mein Vater ist zwar handwerklich begabt, aber wir sind keine Autobastler, die ständig herumschrauben wollen. Wir waren sehr offen und flexibel, das ist auch ein Tipp: Man sollte sich überlegen, welche Ausstattung der Bus haben muss, was die Bedürfnisse sind, und wie er später aussehen soll. Aber je flexibler man ist, desto einfacher findet man natürlich was. Wilma ist ein VW T5.
Alleine kommt man besser zur Ruhe, weil man in Ruhe nachdenken kann.
Wir haben alle viel nach Inspiration gesucht, ich vor allem danach, was den Interior-Style angeht – bei Instagram, Pinterest, auf sämtlichen Blogs. Wir haben zusammen festgelegt, was uns wichtig ist, und der grobe Innenausbau stand dann relativ schnell fest. Das Bett sollte ausziehbar sein, wir wollten eine Küchenzeile, und wir wollten den Teil zwischen Fahrer- und Wohnraum nicht zubauen.
Nein, das hat alles mein Papa gemacht! Mein Opa hat uns auch noch geholfen, der ist Schreiner. Das war sehr praktisch, er konnte uns einzelne Module passgenau bauen. Ansonsten haben wir alles selber gemacht!
Nein. Es sind wirklich nur Kleinigkeiten, zum Beispiel werde ich die Gardinen anders machen und mir eine andere Spülschüssel kaufen. Aber ansonsten bin ich super zufrieden und kann mir nicht vorstellen, wie es besser sein könnte für meine Bedürfnisse.
Ich kann sehr gut mit mir alleine sein und genieße das total, dass ich gerade in dieser Phase meines Lebens so egoistisch sein kann.
Das war eine bewusste Entscheidung. Klar habe ich mit meinem Freund darüber gesprochen, aber es war schnell klar, dass es bei ihm aus zeitlichen Gründen nicht klappt und ich einfach den Wunsch hatte, es alleine zu machen. Ich bin vorher schon alleine gereist und weiß, dass ich das kann, dass mir das liegt. Ich wollte einfach runterkommen und reflektieren, auch bezüglich des Jobs: Was will ich überhaupt? Was will ich machen, wenn ich wieder da bin? Alleine kommt man besser zur Ruhe, weil man in Ruhe nachdenken kann.
Diese Frage höre ich oft. Ich antworte immer pauschal mit: „Nein, auf keinen Fall!“ Mir ist unterwegs nicht öfter mulmig zumute als in meinem normalen Leben. Wenn ich abends in Köln joggen gehe, ist mir natürlich mal mulmig, genauso ist das auf Reisen auch. Aber Angst habe ich keine! Vielleicht bin ich einfach zu beschäftigt und komme gar nicht dazu, Langeweile habe ich so gut wie nie!
Das werde ich auch oft gefragt, ob mir nicht langweilig im Bus wäre und, ob ich mich einsam fühlen würde. Nein! Ich kann sehr gut mit mir alleine sein und genieße das total, dass ich gerade in dieser Phase meines Lebens so egoistisch sein kann. Das wird ja nicht immer so bleiben. Man lernt zudem unterwegs Leute kennen, es ist ja nicht so, dass ich vereinsame, mit niemandem reden kann und keine Gesellschaft habe. Es ist ein schöner Mix.
Die ersten anderthalb Monate war ich sehr viel unterwegs, sehr aktiv und viel draußen. Ich war viel wandern – so war jeder Tag anders. Ich hätte es am Anfang nicht anders haben wollen, ich wollte erstmal diesen super krassen Entdeckerdrang befriedigen. Das hat sich dann langsam gelegt, man entwickelt im Bus so seine Alltagsroutinen und das ist total schön. Meine Grundroutine, egal wo ich bin, sieht so aus: früh aufstehen, dann erstmal rausgehen und spazieren, eine Runde joggen oder ins Meer. Danach gemütlich frühstücken. Ich kann das Frühstück und den Kaffee mehr genießen, wenn ich schon draußen war und etwas getan habe.
Es gab ein, zwei Tage, aber nicht so krass, dass ich nach Hause wollte. Da war ich einfach super genervt von mir selber, ich wusste nicht, wohin mit mir, wieso machst du das gerade überhaupt, du hast keinen Job … Da bin ich für ein paar Stunden wirklich mal in ein Loch gefallen. Aber das ist normal, da kommt man schnell wieder heraus. Klar habe ich ein paar Leute ganz doll vermisst und war total traurig, aber mit Blick auf die gesamte Reise war das unerheblich.
Die hat sich zwei Wochen vor Abfahrt ergeben, komplett geplant hatte ich sie nicht. Ich hatte einen groben Plan im Kopf, und die Route ist dann auch so gewesen, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Ich wollte unbedingt flexibel bleiben und mir alle Möglichkeiten offen halten. Grob war die Idee, in Österreich Freunde zu besuchen, dann weiter runterzufahren und irgendwann in Portugal zu landen, das habe ich auch so gemacht. Nach dem Zwischenstopp bei meinen Eltern Ende Juli bin ich in den Norden gefahren, nach Dänemark und Norwegen.
Ich bin Ende August auf eine Hochzeit eingeladen, auf die ich gerne möchte, deswegen ist das der Endpunkt meiner Reise. Und familienintern ist Wilma dann auch ausgebucht, im September möchten meine Eltern unterwegs sein. Ansonsten bin ich mir sicher, dass ich noch um einen Monat verlängert hätte! (lacht)
Wenn man wild campt, gehört eine Menge Respekt gegenüber dem Land und den Leuten dazu.
Ich bin Fan von den Apps “Park for night” und “Campercontact”. Es hängt immer davon ab, in welchem Land und in welcher Region man ist, ob man da coole Plätze findet oder nicht. Orientieren kann man sich an den Apps meiner Meinung nach sehr gut. Wenn ich wie am Anfang oft auf Campingplätzen war, weil ich einfach noch ein bisschen unsicher war, habe ich immer viel im Internet recherchiert. Über Google findet man schnell kleine familiäre Campingplätze, die gefallen mir einfach besser als die großen.
Ansonsten hat es sich bewährt, einfach Leute zu fragen, die wie man selber unterwegs sind, man gibt sich gegenseitig Tipps. Darüber habe ich viele gute Plätze gefunden. Das ist schön, weil du dann genau weiß, was dich dort erwartet.
Mir fällt es generell leicht, auf andere Leute zuzugehen und sie anzuquatschen. Wenn man so unterwegs ist wie ich, kommt man schnell ins Gespräch, das ist unfassbar einfach. Ich habe bisher nur nette Leute kennengelernt. Wenn man nicht auf einer Wellenlänge ist, sagt man sich einfach kurz Hallo und dann geht jeder wieder seinen eigenen Weg. Ich hatte schon mal Tage, an denen ich lieber alleine sein wollte, aber wenn man dann nebeneinander steht, kann man auch gleich zusammen kochen und verbringt den Abend miteinander. Meistens wird es dann doch ein cooler Abend, obwohl einem eigentlich nicht nach Gesellschaft zumute war.
Ich habe überwiegend Paare oder Leute, die zu zweit unterwegs waren, getroffen. Aber auch viele Familien und vereinzelt Einzelpersonen – mit denen ins Gespräch zu kommen, ist natürlich noch einfacher, weil man das Gleiche sucht.
Das Camper-Leben ist wirklich so idyllisch, wie es aussieht!
Das ist sehr schwer zu beantworten! Alle Länder und Orte haben ihre Besonderheiten, es ist keiner schöner als der andere. Am meisten überrascht hat mich bis jetzt Slowenien. Das hat mir richtig gut gefallen – ich bin ganz ohne Erwartungen hingefahren. Mein Herzensland ist Portugal. Da war ich vor fünf Jahren schon mal, dort hat sich mein Reisedrang überhaupt erst entwickelt. Ich kann Portugal nur empfehlen, es ist landschaftlich wunderschön, die Leute sind total nett, es ist ganz entspannt und easy zu bereisen. Ich liebe die Atlantikküste.
Ich habe vor Antritt der Reise versucht, zu recherchieren. Man ist schnell überfordert und verwirrt, denn es ist von Land zu Land unterschiedlich, ob es erlaubt ist oder geduldet wird, und dann werden noch Unterschiede gemacht zwischen campen und übernachten. In manchen Ländern gilt es als campen, wenn man einen Tisch herausstellt, bei manchen ist es schon campen, wenn man den Bikini zum Trocknen an den Spiegel hängt.
Am Anfang der Reise war ich viel auf Campingplätzen, weil ich einfach unsicher war. Ab Spanien und Portugal stand ich aber kein einziges Mal mehr auf dem Campingplatz! Erlaubt ist Wildcampen in Europa nur in Schweden, Norwegen und Finnland. In Portugal und Spanien wird es überwiegend geduldet, auch in Frankreich findet man Plätze. Da muss man ein bisschen gucken. In Gegenden, wo Surfer sind, wird es meistens geduldet, da ist man aber auch nie alleine. Wenn man alleine sein möchte, muss man suchen, geht aber immer auch das Risiko ein, dass etwas passiert. Ich finde, wenn man wild campt, gehört eine Menge Respekt gegenüber dem Land und den Leuten dazu. Ich würde mich niemals irgendwo hinstellen, wo ich jemanden störe, ich würde niemals Müll liegen lassen. Und wenn jemand mich wegschickt, würde ich immer gehen und keine Diskussion anfangen, und gegebenenfalls eine Strafe zahlen. Das Risiko geht man eben ein, ich musste aber bisher keine Strafe zahlen.
Gefragt habe ich das noch nicht, aber über die Apps findet man Höfe, die Stellplätze zur Verfügung stellen. Die waren bis jetzt immer richtig schön. In Frankreich stand ich auf einem Bauernhof für sechs Euro am Tag bei einer super netten Frau, die einfach ihre große Wiese hinter dem Haus für Wohnmobile oder Busse bereitstellt.
Ich habe mir auch überlegt, dass ich auf Instagram immer mal wieder zeigen sollte, wie es in echt ist, nicht nur schöne Fotos. Aber ganz ehrlich, was ich vor der Reise auch nicht gedacht habe: Es ist immer so schön, wie es aussieht! Ich hatte außergewöhnlich viele schöne Schlafplätze und wahrscheinlich super viel Glück, aber ich empfinde es so wie ich es auf den Fotos zeige. Natürlich hätte ich mehr Schlafplätze zeigen können, die auf einem großen Parkplatz sind und direkt an der Straße liegen. Das gab es bei mir auch, aber sehr selten! Ich bin wirklich so viel in der Natur mit dem Bus, es gibt fast nichts Schlechtes. Das Camper-Leben ist wirklich so idyllisch, wie es aussieht!
Das Fotografieren ist ein Hobby von mir geworden ist, weil ich das auf der Reise so gut umsetzen kann. Es macht mir viel Spaß und ich weiß, dass ich Dinge sehr schön aussehen lassen kann auf Fotos. Generell zieht das Vanlife gerade großes Interesse nach sich. Wie man reist, was für einen Bus man hat, wo man unterwegs ist, wie man seine Schlafplätze auswählt … da istjeder ganz individuell und verschieden. Es gibt auch Leute wie meine Eltern, die nur auf Campingplätze fahren werden, einfach weil sie die Infrastruktur Toilette und Dusche brauchen. Das ist auch vollkommen in Ordnung, aber sie werden die Reise anders empfinden als ich. Ich habe auch das Gefühl, dass es einfacher ist, wenn man alleine reist, ich bin flexibler und habe auch keine Schwierigkeiten da zu stehen, wo ich mich eher im Bus verstecke, ich muss mich nicht draußen mit jemanden an den Tisch setzen, das würde dann wieder auffallen.
Es gibt mehr Toiletten, als man denkt! Ich bin ja nicht in der absoluten Wildnis unterwegs, es gibt immer Toiletten, häufig auch in Supermärkten. Ansonsten, wenn ich dann doch mal etwas einsam stehe, geht’s ab in die Wildnis. Ich habe damit kein Problem, kann aber verstehen, dass das für manche nichts ist. Das Toilettenpapier lasse ich nicht liegen, den Müll nehme ich immer mit! Ich habe eine Art Notfalltoilette an Bord, die ich auch schon mal genutzt habe, aber meistens brauche ich das nicht.
Was die Duschen angeht: Jeder, der campt, wird wahrscheinlich diese Erfahrung machen – man hat viel weniger das Bedürfnis zu duschen! Man kann meistens in Seen, in Flüsse oder ins Meer gehen – was zwar keine richtige Dusche ist, sich aber trotzdem gut anfühlt. In Portugal und Spanien habe ich nur unter Strandduschen geduscht. Ansonsten hat man immer die Option, sich mit seinem Wasserkanister zu duschen, oder man macht eine Solardusche an den Bus. Man muss nicht immer zwingend duschen, man kann sich ja auch einfach waschen. Das geht überall.
Ich kenne es eher von Köln, da werden super viele VW-Busse gestohlen. Das ist eines der meist geklauten Autos, habe ich mir sagen lassen. Vorher habe ich mir Gedanken darüber gemacht, aber es war im Endeffekt gar nicht so schlimm. Ich bin aber auch nicht lange weg vom Bus. Das längste sind Tageswanderungen, also um die acht Stunden. Ich parke dann den Bus meistens auf Parkplätzen, auf denen ich mich sicher fühle. Trotzdem mache ich meistens das Lenkradschloß dran, auch wenn ich auf so einem City-Parkplatz stehe, um eine Stadtbesichtigung zu machen. Ich weiß nicht, ob das was bringt, aber fürs Gefühl ist es super.
Es wäre definitiv anders. Ich hatte mir nicht vorgenommen, ganz viele Stories auf Instagram zu machen, das hat sich so ergeben. Auch weil ich unterwegs die Zeit habe, und klar, es ist schön, weil man das Gefühl hat, man nimmt Leute mit auf die Reise. Ich habe gleich zu Beginn tolles Feedback bekommen, die Leute fühlten sich, als wären sie mit dabei. Gute Frage, wie es ohne Instagram wäre …
Wahrscheinlich. Es gibt dieses Zitat aus dem Film „Into the Wild“: „Happiness is only real when shared“. Dem würde ich nicht ganz zustimmen, ich kann auch ganz viele tolle Momente erleben und einen Sonnenuntergang anschauen ohne, dass ich es poste. Trotzdem ist Instagram ein großer Teil meiner Reise, weil ich sie teilen und Leute mitnehmen kann. Ich werde es auch weiter machen, will aber nicht leugnen, dass es auch ein Ego-Pusher ist. Wer sagt, er macht es nur, um es anderen zu zeigen, lügt. Klar freut man sich über jedes Like und jeden Kommentar – es ist ein sehr netter und ehrlicher Austausch entstanden.
Ja, ich habe mich sogar mit einigen Leuten während meiner Reise getroffen, die ich über Instagram kennengelernt habe. Mit Johanna von @mintundmeer aus Kiel beispielsweise, wir kennen uns schon länger, aber nur über Instagram.
Man braucht viel weniger, als man denkt! Eine Hängematte ist ein Muss, die sollte in jedem Bus vorhanden sein. (lacht) Eine gut ausgestattete Küche ist wichtig, ansonsten die klassischen Sachen wie Verbandskasten, alles zum Reifen Wechseln, Gaffa-Tape und ein bisschen Werkzeug, um etwas zu reparieren. Genauso wie ein Lenkradschloss, mit dem fühle ich mich einfach sicherer, wenn ich den Bus mal länger irgendwo stehen lasse.
Es ist wichtig, dass man sich wohlfühlt, deswegen habe ich eine gute Matratze und Bettdecke. Dazu gute Musik und ein gutes Buch, das reicht! Aussortiert habe ich hauptsächlich Klamotten, davon hatte ich zuviel. Dekosachen habe ich auch aussortiert, die hatte ich mitgenommen, weil ich ab und zu den Look gerne verändere. Ich hatte eine Parkkralle dabei, die hat aber super viel Platz weggenommen und wurde von mir nie benutzt.
Ich hoffe wirklich sehr, dass mich das nachhaltig beschäftigt. Auf Reisen merkt man, wie wenig man braucht und wie befreiend das ist. Ich befürchte, dass es zu Hause schwieriger wird, als ich es mir jetzt vorstelle. Ich habe in den drei Tagen bei meinen Eltern schon gemerkt, wie schnell man in alte Muster zurückfällt! Zum Beispiel beim Geschirrspülen, da würde ich im Bus nur ein Drittel des Wassers nutzen. Und man duscht auch sofort wieder täglich. Wenn ich unterwegs bin wie jetzt, dusche ich nur alle fünf Tage! Ich wünsche mir, dass ich mir das im Alltag bewusst mache und an die Reise zurückdenken und mehr reflektieren kann. Ob es mir gelingt, muss man schauen.
Ich habe wie viele andere auch chronisches Fernweh, das lässt sich nie zu 100 Prozent stillen – was gut ist. Es ist ja ein schönes Gefühl! Ich habe so viel erlebt und Momente und Erinnerungen gesammelt, das wird mich nachhaltig glücklich machen. Trotzdem werde ich meine nächste Reise planen, weil Vorfreude immer die schönste ist. In den letzten Jahren habe ich gemerkt, dass ich mein Fernweh auch stillen kann, wenn ich mir einen Sonntag komplett frei nehme und mit dem Fahrrad am Rhein entlang fahre. Oder ich mache einen Ausflug für zwei Stunden an die Mosel. Das ist ja auch gerade angesagt – die Micro-Adventures!
Ja, ein bisschen schon. Ich habe Angst, dass ich schnell wieder im Alltagsstress bin und zu schnell diese Sachen vergesse, über die wir eben gesprochen haben: Es ruhig angehen zu lassen, dass man mit weniger manchmal glücklicher ist … das will ich alles nicht vergessen. Ich werde mir Zeit nehmen, um ganz langsam wieder anzukommen. Ich fange nicht direkt wieder an zu arbeiten, ich gönne mir die Zeit, alles zu verarbeiten. Aber klar freue ich mich auch wieder auf zu Hause.
Ich habe eine Idee, die mir im Kopf rumschwirrt und die ich am liebsten nächstes Jahr umsetzen würde. Ich weiß nicht, ob es klappt, aber ich haue es einfach mal raus: Ich würde super gerne mal mit Wilma nach Island für mehrere Wochen!
Ja, die braucht für eine Strecke aber drei Tage! Das ist natürlich super teuer, aber vielleicht lässt es sich ja umsetzen. Vielleicht mache ich im Oktober über meinen Geburtstag noch einen Wochenendtrip nach Holland.
Ich habe mehrmals pures Glück in Form von krasser Dankbarkeit empfunden, ausgerechnet in diesem Moment an diesem Ort zu sein und das Glück zu haben, überhaupt alles so machen zu dürfen.
Von einer Situation kann ich dir erzählen: Das war am fünften oder sechsten Tag meiner Reise auf dem Grödner Joch, da bin ich so richtig angekommen. Dort war ich in 2.000 Metern Höhe, hatte übernachtet und am Morgen die Berge um mich herum gesehen, es war so spektakulär, der Sonnenaufgang, wie die Wolken so wahnsinnig schnell um die Berge gezogen sind. Es war super kalt, aber ich fand es so toll da aufzuwachen, ganz alleine, und dachte: Wahnsinn! Das geht nur mit dem Bus, dass man an dieser Stelle aufwachen und dort in der Natur sein kann. Das war auf jeden Fall das erste Mal, dass ich dieses große Glück empfunden habe, und danach noch ein paar Mal.
Der Job macht mir generell viel Spaß, aber ich habe auch Lust, mich umzuorientieren und was Anderes auszuprobieren. Ich wusste schon länger, dass ich in dem Job bzw. in der Firma nicht meine Zukunft sehe. Ende Dezember habe ich gekündigt, und dann waren es nur noch drei Monate bis zur Reise. Ich habe ein paar Ideen im Kopf, was ich nach der Reise gerne machen würde, aber die sind noch nicht spruchreif. Ich nehme mir erstmal Zeit, vielleicht kommt aber auch alles anders und ich suche mir wieder einen festen Job als Eventmanagerin.
Ich habe sehr viel gespart, habe letztes Jahr nebenbei für ein Magazin gearbeitet, und hatte auch noch einen anderen kleinen Job. Damit konnte ich meine Reisekasse gut auffüllen. Und ich habe mir die Kosten für den Bus mit meinen Eltern geteilt, das macht natürlich viel aus.
Finanziell habe ich mich so aufgestellt, dass ich nicht gleich im Anschluss einen Job brauche. Rein theoretisch würde ich noch ein paar Monate so über die Runden kommen. So kann ich mir in Ruhe etwas Neues suchen.
Was ich empfehlen kann, wenn man so eine Entscheidung trifft oder es machen will: Rede mit Leuten darüber, mit Freunden, mit der Familie, erzähle es allen! Dadurch hatte ich das Gefühl, dass ich es machen muss. Das hat mir geholfen und hilft bestimmt auch anderen – dann zieht man es wirklich durch und wird es nicht bereuen!
Fotos: Julia Breuer/@juliaslieblinge
Layout: Carolina Moscato
9 Kommentare
Ein sehr schönes und inspirierendes Interview! Ich würde am liebsten sofort in den Urlaub duisen. Ich finde es mutig alleine zu verreisen aber auch sehr erfrischend für den Kopf, weil wirklich Zeit sich mit sich zu beschäftigen.
Danke für diesen tollen Artikel.
@Katharina: Du bist doch auch vor kurzem mit einem Van unterwegs gewesen, oder? Hattest du aber gemietet, oder?
Liebe Laura, danke für dein schönes Feedback! Wir finden Julias Story auch sehr inspirierend! Ja, ich bin auch im Bulli-Fieber. 🙂 Ich hatte einen alten VW T2 über Paul Camper gemietet, es gibt aber auch noch weitere Anbieter in Deutschland und im Ausland.
Lieeb Grüße, Katharina
Hallo Katharina,
ganz ganz toller Bericht und spiegelt völlig meinen Wunschlebensstil wieder. Auch deine Fotos sind zum Verlieben. Paul Camper ist mir ganz neu, finde das aber eine super tolle Idee wenn man keinen Camper hat.
Seit meinem 13.Lebensjahr bin ich im Campingfieber, mit 18 kam dann das Reisen dazu. Ob zu Fuss, mit dem Schlauchboot, Fahrrad oder unserem Van, wir versuchen soviel wie möglich draußen zu sein. Wir brauchen kein Luxus, der einzige Luxus ist dieses Freiheitsgefühl. Wenn wir Rentner sind, werden wir wahrscheinlich nur noch im Camper wohnen und reisen reisen reisen.
Ich wünsche dir alles Liebe und Gute für die Zukunft und freue mich auf einen neuen Bericht von dir.
LG, Sue
Hallo Katharina,
ich würde gerne mehr über deine Erlebnisse in Norwegen wissen.
Wie könnte ich das machen?
Viele Grüße
Ellen
Hallo Katharina,
das ist ein tolles Interview.
Wir selbst haben einen VW T5 California, sind allerdings zu fünft unterwegs. (2 Erwachsene, 2 Kinder und ein Hund)
Unser Traum ist es mit Toni ein Jahr auf Reisen zu gehen, allerdings hängen hier viele Dinge daran, für die wir noch Zeit brauchen: Können wir die Kinder von der Schule frei stellen? Was machen wir mit dem Haus? Mit den Möbeln? Mit unseren Jobs?
Aber der Traum und das Fernweh werden immer größer, so dass wir ziemlich sicher irgendwann auf(oder aus-)brechen werden. Bis dahin gehen wir auf Reisen so oft es geht. Pfingsten 2019 waren wir auf den äußerem Hebriden…dort hatten wir Tage an denen wir wirklich überlegt haben, ob es die richtige Entscheidung war – das Wetter war ungewöhnlich schlecht, kalt, stürmisch und regnerisch.
Julias Roadtrip liest sich wie ein Traum und ich denke wir sollten alle alles daran tun, unsere Träume zu verwirklichen. 🙂
Liebe Grüße
Julia
Super geschriebener und informativer Artikel :-). In diesen Blog werde ich mich noch richtig einlesen