Karina Kaliwoda ist studierte Modedesignerin und hat aus ihrer Leidenschaft einen Beruf gemacht. Die Rede ist jedoch nicht von Mode, sondern von Interior Design. Auf ihrem Blog oh what a room lebt Karina ihre Liebe zu skandinavischen Möbeln und Wohnaccessoires aus – und hat dadurch eine Stelle als Einrichtungsberaterin bekommen. Wir besuchen das 34-jährige Nordlicht und ihren kleinen Sohn Levi in ihrer gemütlichen Dachgeschosswohnung in Hamburg zum Gespräch über den Quereinstieg, Einrichtungs-Tricks und -Trends und Kinderspielzeug.
femtastics: Gibt es “Einrichtungsregeln” oder Tricks, die man kennen sollte?
Karina Kaliwoda: Vielleicht gibt es Regeln, aber ich finde, man muss nach Gefühl einrichten. So, wie es einem selbst gefällt und wie es sich gut anfühlt. Wenn man Regeln im Kopf hat, geht man zu verkrampft an die Sache heran.
Du hast Modedesign studiert, arbeitest heute aber als Einrichtunsberaterin. Wie kam das?
Für viele Menschen ist es ein Traum, in der Mode zu arbeiten. Und das war es für mich auch. Ich habe direkt nach meinem Studium ein Praktikum in Paris gemacht und danach für Zero und Marc’O Polo gearbeitet. Zum Einrichten kam ich per Zufall.
Hattest du immer schon ein Interesse für Einrichtung?
Ja, das war immer da. Als Jugendliche habe ich andauernd mein Kinderzimmer umgeräumt (lacht). Mit dem Umzug nach Hamburg ist das Interesse noch gewachsen – ich habe mir viele Gedanken gemacht, wie ich diese Wohnung einrichten möchte und habe dann mein Blog gestartet, weil ich mich irgendwie professionell mit dem Thema Einrichten befassen wollte. Als sich mein Arbeitsverhältnis bei einem Modeunternehmen hier in Hamburg aufgelöst hat, dachte ich: Vielleicht mache ich jetzt aus meinem Hobby einen Beruf! Mein Blog war quasi die Visitenkarte.
Durch meinen Blog habe ich eine Stelle in einem Einrichtungsgeschäft in Winterhude bekommen.
Das hat dir geholfen, einen Berufseinstieg zu finden?
Absolut. Ich komme ja nicht aus diesem Bereich – ich habe keine Ausbildung im Bereich Inneneinrichtung gemacht. Aber durch meinen Blog habe ich eine Stelle in einem Einrichtungsgeschäft in Winterhude bekommen. Mir hat es direkt total viel Spaß gemacht, mit Möbeln und Textilien zu arbeiten.
Hast du dich irgendwie eingelesen in das Thema oder weitergebildet?
Das kam von alleine. Mein Arbeitgeber hat einfach an meinem Blog gesehen, dass ich etwas Ahnung von Design habe – dass ich zum Beispiel bestimmte Labels, Designer und Trends kenne – und dass ich ein Auge für Einrichtung habe.
Welche Fehler machen viele Menschen mit ihrer Einrichtung?
Viele Menschen trauen sich nicht genug. Ich finde es schade, wenn Menschen zu mir sagen: „Ich finde diese Farbkombination oder dieses Möbelstück gut, aber ich traue mich nicht.“ Im Laden ist das klassische Beispiel, dass ein Kunde Kissen für ein braunes Sofa kaufen möchte und mich fragt: „Würden da Beige und Braun passen?“ (lacht). Dann antworte ich: „Wie wäre es vielleicht mit Blau oder Türkis?“. Letztlich muss jeder seinen eigenen Stil finden, aber das finde ich eben wichtig. Man muss herausfinden, was einem selbst gefällt und sich dann auch trauen, das umzusetzen.
Vielleicht gibt es Regeln, aber ich finde, man muss nach Gefühl einrichten.
Mit welchen Anliegen kommen die Kunden in den Laden?
Sehr unterschiedlich: von betuchten Kunden, die beim Einkauf viel Wert auf Beratung legen, bis zu Studenten, die ihre erste eigene Wohnung einrichten. Manchmal muss man sehr ins Leben der Kunden hineinhören, um herauszufinden, was zu ihnen passt. Das ist spannend.
Wo findest du Ideen und Inspiration?
Ich lese sehr gerne Blogs, zum Beispiel aktuell Heimatbaum. Ich finde, sie hat eine sehr schöne Wohnung und einen tollen Stil. Außerdem lese ich gerne skandinavische Blogs, zum Beispiel My Scandinavian Home – da finde ich immer viel Inspiration. Mittlerweile lese ich aber auch gerne Blogs über Kinder.
Gibt es auch Zeitschriften, die du gerne liest?
Ich habe schon lange die „Couch“ und „Schöner Wohnen“ abonniert. Ich lese neben den ganzen Blogs immer noch sehr gerne Zeitschriften – da kann man sich dann auch mal Seiten, die einem besonders gefallen, herausreißen.
Du bloggst regelmäßig. Wann nimmst du dir Zeit dafür? Wie organisierst du Blog und Job parallel?
Gerade bin ich in Elternzeit, aber vorher habe ich Teilzeit gearbeitet, sodass ich neben meinem Job genug Zeit zum Bloggen hatte. Es war eine gute Mischung aus Arbeit am Computer und Kontakt mit Menschen. Es ist die perfekte Kombination!
Hast du für den Blog Pläne fürs neue Jahr?
Wenn Levi nächstes Jahr irgendwann in die Kita kommt, werde ich wieder mehr Zeit fürs Bloggen haben. Ich würde gerne mehr Do-it-yourself-Beiträge mit Anleitungen machen. Dazu bin ich länger nicht gekommen.
Ich möchte für mich persönlich einen Stil finden, der bleibt.
Gibt es Einrichtungstrends, die du gerade besonders spannend findest?
Ich finde, Natürlichkeit und Authentizität spielen gerade eine wichtige Rolle. Ich merke auch, dass ich persönlich künstliche Materialien immer weniger mag und natürliche Materialien immer wichtiger finde. Das ist gerade einfach eine Lifestyle-Strömung.
Hast Du eine Idee, was 2017 angesagt sein wird?
Ich weiß nicht, ich denke manchmal: „Neuer Trend? Dann muss ich ja schon wieder neue Möbel kaufen!“ Es ist das Gesetz der Designwelt, dass es immer wieder etwas Neues gibt, aber ich finde das anstrengend. Ich möchte für mich persönlich einen Stil finden, der bleibt. Aber dennoch bin ich darauf gespannt, was als Nächstes kommen wird.
Privat bist du skandinavisch, mit relativ viel Schwarz-Weiß eingerichtet. Hast du Lieblingsstücke in deiner Wohnung?
Das String-Regal, zum Beispiel, ist ein Klassiker, der mir schon sehr lange gefällt. Das ist ein Beispiel für Design, das Jahrzehnte übersteht. Ich finde das beeindruckend! Außerdem mag ich gerne Textilien und Muster – das ist bestimmt ein Überbleibsel aus meiner Modezeit.
Du hast in mehreren Räumen Mustertapeten – eine Sache, die sich zum Beispiel nicht viele Leute trauen.
Das stimmt, ich habe drei Wände in unterschiedlichen Räumen tapeziert. Ich mag Tapeten mit Mustern total gerne. Man muss nur etwas finden, das einem möglichst lange gefällt. Ich mag die schwarz-weiße Tapete im Arbeitszimmer am liebsten. Hier im Esszimmer möchte ich die Tapete vielleicht bald gegen eine dunkelblaue Wand tauschen.
Hast du eine Lieblingsecke in der Wohnung?
Die Sofaecke! Ich habe das Sofa vor einer Weile weiß beziehen lassen und seitdem mag ich es sehr. Es ist übrigens ein Fehler zu denken, dass sich ein weißes Sofa und ein kleines Kind nicht vertragen. Der Bezug hat eine Anti-Flecken-Beschichtung und lässt sich im Notfall abziehen und waschen. Das ist also kein Problem.
Darf dein Mann bei der Einrichtung eigentlich mitreden?
Mittlerweile nicht mehr. Früher, in unserer Wohnung in Bremen, hat er das Wohnzimmer eingerichtet und durfte das Sofa aussuchen. Aber da ich jetzt auch beruflich Einrichtungsberaterin bin, habe ich die Berechtigung, das alleine zu bestimmen (lacht). Ich stelle ihn ständig vor vollendete Tatsachen, aber zum Glück findet er es meistens gut, wie ich es mache.
Du hast einen kleinen Sohn. Wie realistisch ist es wirklich, eine perfekt durchgestylte Wohnung mit einem kleinen Kind perfekt durchgestylt zu halten?
Es hat sich schon viel verändert: überall liegen Spielzeug und Kinderbücher herum und ständig wird alles vollgekrümelt oder angeschmiert. Man hat auch einfach nicht mehr so viel Zeit, um aufzuräumen und zu dekorieren. Und sowieso muss man aufpassen, was in Kinderreichweite steht. Aber man gewöhnt sich daran.
Wo schaust du nach schönen Kindersachen?
Dadurch, dass wir noch kein Kinderzimmer haben, haben wir für Levi noch nicht wahnsinnig viele Sachen gekauft. Es gibt viele Marken, die schöne Produkte machen, ferm living zum Beispiel, aber die Sachen kennt man schnell, weil sie so populär sind. Manchmal hat man das Gefühl, dass man überall die gleichen Kuscheltiere sieht. Ich würde wahrscheinlich eher auf Dawanda schauen, um Produkte zu finden, die man noch nicht so viel gesehen hat.
Vielen Dank für das Interview, Karina!
3 Kommentare
Wie funktioniert das in der Mitte des großen Schreibtisches dass die Tischplatten halten? Sie liegen ja auf den Ikea Rollcontainern nicht auf?
Liebe Grüße
Hallo Rosi,
ich habe ganz einfach zwei Holzleisten als Höhenausgleich zwischen Tischplatte und Rollcontainer gelegt. Dort liegen die Platten auf. Man sieht diese Leisten bloß nicht, da ich sie recht weit nach hinten geschoben habe.
Liebe Grüße
Karina