Neuer Hotspot für Cacti-Lover: Kleiner Kaktus Store in Hamburg

Nicht nur die Restaurantszene mag es gerade mexikanisch – Hamburg ist um einen Urban-Jungle-Spot reicher! Andrea Abramowski, 31, hat vor kurzem ihren Cactus Concept Store „Kleiner Kaktus“ in Eimsbüttel eröffnet und aus ihrer Leidenschaft für die stacheligen Wüstenbewohner ein Business gemacht. Wir sprechen mit der sympathischen Hamburgerin über Kakteen, von der richtigen Pflege bis zu ihren Lieblingsspots, aber auch über die Gründung – von der Finanzierung über die Ladensuche bis hin zur Einrichtung des Ladens.

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Über dreißig Ladenflächen hat sich Andrea in Hamburg angeschaut bevor sie ihren Laden gefunden hat. Mehr dazu im Interview!

femtastics: Warum ein Kaktus-Laden und woher kommt dein Faible für Kakteen?

Andrea: Bei meinen Eltern standen früher schon Kakteen. Das kennen bestimmt viele aus unserer Generation: Kakteen, die schon immer da waren.

Ich bin in den letzten Jahren so oft umgezogen und die einzige Zimmerpflanze, die überlebt hat, war immer der Kaktus. Außerdem sehen Kakteen wie Skulpturen aus –  sie sind alle so unterschiedlich, und wenn sie dann noch anfangen zu blühen … Die Faszination war schon immer da. Den Urban Jungle Trend gibt es schon etwas länger, aber Kakteen sind ein immer größeres Thema. Jetzt mache ich den Kaktus-Urban-Jungle.

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Girls Talk!

Ende letzten Jahres habe ich meinen Job gekündigt und beschlossen: Ich mache das jetzt und konzentriere mich nur darauf.

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Wann war dir klar, dass du aus deiner Leidenschaft ein Business machen möchtest?

Ende letztes Jahres habe ich meinen Job gekündigt und beschlossen: Ich mache das jetzt und konzentriere mich nur darauf. Meine Eltern haben gesagt: „Bist du verrückt, du kannst doch nicht einen unbefristeten Vertrag einfach so kündigen!“ Ich habe ihnen aber erklärt, dass ich etwas Eigenes machen möchte, dass der Wille und die Leidenschaft einfach so groß sind, dass ich es versuchen muss.

Was hast du vorher beruflich gemacht?

Ich habe Migration und Interkulturelle Beziehungen studiert, ein Masterstudiengang. Danach habe ich in der Flüchtlingshilfe hier in Hamburg gearbeitet. Das war total toll, aber es war Zeit für etwas anderes. Nach ein paar Jahren wurde es anstrengend. Jetzt kommt es mir nicht vor wie eine normale Arbeitswoche, obwohl ich locker zwanzig Stunden mehr arbeite.

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Nicht nur Kakteen findet man beim Kleinen Kaktus – auch Magazine, Papeterie mit Cacti-Fokus und viele unterschiedlche Töpfe und Blumenampeln runden das Konzept ab.

Einen eigenen Laden zu eröffnen, ist für viele ein Traum. Der Einzelhandel ist aber kein einfaches Pflaster, es bedarf vieler Investitionen und es wird viel online geshoppt. Warum hast du dich bewusst dafür entschieden?

Pflanzen werden nur wenig online gekauft! Das ist wirklich noch ein Geschäft, was stationär stattfindet. Wenn man sich Schuhe online kauft, sehen die immer gleich aus, eine Pflanze aber ist immer anders. Deswegen stehen die Chancen gut, einen stationären Handel zu eröffnen. Wenn sich das hier eingespielt hat, kommt wahrscheinlich irgendwann ein Onlineshop dazu.

Hattest du internationale Pflanzen-Store-Vorbilder für deinen Laden?

In London und Kopenhagen gibt es zum Beispiel Kakteen-Läden, die habe ich bisher aber nur online gesehen. Ich fand es total cool, einen ganzen Laden voller Kakteen zu sehen.

Kaktus Store

Noch steht Andrea von dienstags bis samstags alleine im Laden – irgendwann möchte sie auch Angestellte haben.

Kakteen haben ihr eigenes Tempo.

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Wo kommen deine Kakteen her?

Hauptsächlich aus Holland, um möglichst viel bestellen zu können. Ich fahre viel rum, ich habe in Deutschland kleine geheime Kakteen-Spots. Das sind meistens Privatpersonen, die über viele Jahre Kakteen züchten. Die züchten viele tolle und teilweise sehr außergewöhnliche Exemplare, die man selten bekommt. Die Züchter kennen ihre Kakteen in- und auswendig, oft haben sie sie vor dreißig Jahren selbst gezüchtet. Sonntags und montags ist der Laden geschlossen, dann fahre ich übers Land und suche Außergewöhnliches. Es macht Spaß, nach ganz individuellen Kakteen zu suchen.

Wie hast du dir dein Kakteen-Know-how angeeignet?

Kakteen sind in der Regel einfacher zu handhaben als andere Zimmerpflanzen, bei denen jede individuelle Bedürfnisse hat: Die eine braucht mehr Licht, die andere ein bisschen weniger. Nicht jeder Kaktus ist gleich, aber Kakteen sind relativ ähnlich in ihrem Pflegebedarf. Ich habe viel recherchiert und gelesen und mit den Kakteen-Züchtern gesprochen, so habe ich mir das Wissen über das letzte Halbjahr angeeignet.

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Hast du einen Lieblings-Kaktus?

Ich mag natürlich alle, aber besonders die verschrobenen Kateen, die ein bisschen schief und krumm sind und eher aussehen wie eine verrückte Skulptur und nicht so gerade wachsen. Die haben Charakter. Bei manchen Kakteen, wenn das Einzelstücke sind, werde ich etwas traurig, wenn ich sie verkaufe. Natürlich ist es mein Geschäft, aber manchmal denke ich: Musst du den jetzt kaufen? Kann ich den nicht noch ein bisschen behalten? (lacht)

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Gibt es etwas wie nachhaltig gepflanzte Kakteen? Spielt das Thema Nachhaltigkeit bei Kakteen generell eine Rolle?

Das ist eine gute Frage, mit der ich mich beschäftigen werde. Kakteen wachsen in der Natur natürlich nicht so schnell. Die werden hier bzw. in Holland gezüchtet und bekommen Dünger, aber du kannst nicht in einem halben Jahr mal eben einen großen Kaktus hochziehen. Du kannst nicht einfach auf Menge produzieren – Kakteen haben ihr eigenes Tempo.

Wie lange braucht ein großer Kaktus, wie er hier bei dir steht, um seine Größe zu erreichen?

Um die zehn Jahre. Wahnsinn, oder? Deshalb sind die großen Kakteen so teuer, weil sie so lange in den Gärtnereien stehen. Die kümmern sich so lange und ziehen sie groß.

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Brauchen Kakteen wirklich so wenig Pflege?

Das ist kein Klischee, das ist das Schöne! Vor allem für Pflanzenanfänger. Hier kommen oft Leute rein, die sagen: „Ich hätte so gern eine Pflanze in der Wohnung, etwas Grünes, aber sie sterben bei mir alle.“ Für die Leute ist ein Kaktus genau das Richtige! Wenn du vergisst, sie zu gießen, nehmen sie es dir nicht übel.

Was sind deine Top 3 Pflege-Tipps?

Tipp 1:  Man sollte unbedingt Kakteen-Erde kaufen und keine normale Blumenerde verwenden, weil die nicht durchlässig genug ist. Das Wasser muss immer richtig durchlaufen können.

Tipp 2: Wenig gießen! Wenn ein Kaktus mal stirbt, liegt es zu 95% daran, dass man ihn übergossen hat. Im Sommer sollte man alle zwei bis drei Wochen gießen, zwischen Oktober und April haben sie Winterruhe, da würde ich nur alle zwei bis drei Monate gießen.

Tipp 3: Kakteen an einen hellen Standort stellen und im Sommer ab und zu düngen.

Ein dunkler Standort ist für einen Kaktus Gift, oder?

Ja, die brauchen Licht. Wenn man ein Nordfenster hat, würde ich ihn nicht auch noch auf die gegenüberliegende Seite stellen. Kakteen müssen nicht immer direkte Sonneneinstrahlung haben, aber sie brauchen Licht.

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Kakteen werden mittlerweile auch für Food, Stichwort „Superfood“, und Beauty verarbeitet. Ist das ein Thema, mit dem du dich  beschäftigst?

Man kann Kakteen nicht nur als Zimmerpflanze, sondern noch für viel mehr einsetzen! Ich habe eine mexikanische Freundin, die immer sagt, dass ich sie essen muss! In dieses Thema möchte ich mich weiter einarbeiten und schauen, was es noch so gibt. Vielleicht kann ich eine kleine Lebensmittel-Ecke anbieten.

Hast du einen Kakteen-Lieblingsspot, außer deinem Laden?

Der Klassiker: Das Tropengewächshaus in Planten und Blomen in Hamburg. Ein Wahnsinn, diese Kakteen!

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Wie hast du die schöne Ladenfläche gefunden?

Einen Laden zu finden war bei der Gründung das Schwierigste überhaupt. Man kann sich viel erarbeiten und einlesen, aber solange man die Ladenfläche nicht hat, kann man nicht weitermachen, man kann kein Konzept entwickeln. Ich habe auf Online-Plattformen geschaut, bin durch die Gegend gelaufen und habe geguckt, ob irgendwo ein Schild steht, habe in Geschäften gefragt und meine Nummer hinterlassen. Das war richtiges Klinkenputzen. Meinen Laden habe ich online auf einer normalen Immobilienseite gefunden und gleich gedacht: Das ist er! Ich hatte mir vorher fast dreißig Läden angeguckt, hatte aber nie ein gutes Gefühl.

Und wie hast du die Gründung finanziert?

Ich habe den Gründungszuschuss beim Arbeitsamt beantragt. Den bekommt man für ein halbes Jahr, das ist total super. Damit kann man erstmal die Ladenmiete decken. Mein Freund und ich haben die ersten vier Wochen nur renoviert und nichts eingenommen.

 

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Wer hat das Interior-Konzept entwickelt?

Das habe ich mit Unterstützung von meinem Freund entwickelt. Wir haben keinen Inneneinrichter beauftragt. Wir haben einfach überlegt, was zu Kakteen passt: Mexikanisch, bunt und lebensfroh – nicht dieses klassisch Skandinavische, weiß und kühl. Wir wollten den Kontrast. Die blaue und die gelbe Wand haben wir erst eine Woche vor Eröffnung gestrichen, wir standen im Laden und dachten: Irgendwas fehlt noch! Daraufhin sind wir los und haben Farben geholt.

Ich wollte außerdem eine Wand mit einem Stecksystem haben, so dass ich sie jederzeit verändern kann. Die Wand dahinter sollte wie eine mexikanische Hauswand aussehen. Dafür habe ich Handwerker beauftragt – sie haben sofort verstanden, was ich wollte!

Wie lange hat es gedauert, von der Mietvertragsunterzeichnung bis zur Ladeneröffnung?

Das hat fünf Wochen gedauert.

Wow, das ist sportlich!

Ja! Mein Freund musste nebenbei natürlich arbeiten, deshalb kann ich jetzt die verrücktesten Werkzeuge bedienen und kenne mich in Baumärkten super aus. Gleichzeitig kam dann auch die Ware an. Zwei Wochen vor Eröffnung habe ich das Opening-Datum festgelegt und kommuniziert, sonst verschiebt man es immer weiter nach hinten und wird nie fertig.

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Hast du eine Vision für den „Kleinen Kaktus“?

Das ist schwer zu sagen, wenn man erst vor vier Wochen geöffnet hat. Ich bin so froh, dass er überhaupt offen hat! Erstmal sind es so kleine Sachen: Ich möchte die Kakteen für Fotoshootings verleihen und kleine Gastgeschenke oder Dekoration mit Kakteen für Hochzeiten anbieten. Außerdem überlege ich, den Raum hier zu vermieten, ich bekomme so viel tolles Feedback dazu und hatte schon eine Anfrage für eine Baby-Shower.

Das klingt super! Wir wünschen dir weiterhin ganz viel Erfolg!

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Hier findet ihr den Kleinen Kaktus:

Lindenallee 48, 20259 Hamburg

Fotos: femtastics

Layout: Carolina Moscato

 

4 Kommentare

  • Jule sagt:

    Hallo Andrea, erst einmal herzlichen Glückwunsch zu deinem tollen Store! Auch ich bin gerade dabei mich im stationären Handel selbstständig zu machen, allerdings nicht im Kakteen-Gewerbe, sondern in der Hochzeitsbranche. Über den Gründungszuschuss vom Arbeitsamt habe ich auch schon einiges gehört, allerdings sind dies nur 300,00 € pro Monat. Davon kann man nicht wirklich eine Ladenmiete in Hamburg bezahlen, oder? Mich würde interessieren wie du dich finanziert hast, weil ich gerade in dieser Situation stecke und mich immer wieder frage, wie man das alles stemmen kann ohne sich hoch zu verschulden… ? Danke im Voraus! Viele Grüße, Jule

  • Andrea sagt:

    Liebe Jule,
    ich habe mich erstmal bei der HEI (Hamburger Existensgründungsinitiative) beraten lassen und viele Seminare zum Thema Businessplan und Finanzierungskonzept besucht. Die sind wirklich eine große Hilfe und ich konnte so ein sehr ausführliches Konzept abgeben. Du kannst den Gründungszuschuss aber nur aus der Arbeitslosigkeit heraus beantragen. Und ja, du bekommst 300€, aber zusätzlich zu deinem eigentlichen Arbeitslosengeld. Das heißt du bekommst sogesehen dein Arbeitslosengeld plus 300€, nur dass es sich dann nicht mehr Arbeitslosengeld nennt sondern eben Gründungszuschuss. Ich hoffe ich konnte dir etwas helfen. Ansonsten komme gerne mal bei mir im Laden vorbei, dann setzen wir uns bei einem Kaffee zusammen und ich kann dir alle deine Fragen beantworten ?!
    Liebste Grüße Andrea

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