Alle Jahre wieder zieht mit dem Start der Weihnachtszeit ein Weihnachtsbaum in fast jeden zweiten Haushalt ein. Laut einer „Statista“ Umfrage wurden im Jahr 2019 rund 30 Millionen Bäume in Deutschland verkauft (um diesen Bedarf zu decken, werden jedes Jahr mehr als zwei Millionen Bäume aus anderen Ländern nach Deutschland importiert, rund 90 Prozent kommen aus Deutschland). Vielleicht sucht ihr schon nachhaltige Alternativen zum Weihnachtsbaum – dann haben wir hier im Artikel Tipps für euch! Falls ihr die Diskussion um den Weihnachtsbaum gar nicht versteht, lasst uns zunächst genauer hinschauen, wo das Problem liegt.
Ein Baum im Wohnzimmer – näher kann man der Natur ja eigentlich gar nicht kommen, oder? Leider trügt der Schein und der Weihnachtsbaum ist gar nicht so grün, wie er im ersten Augenblick erscheint.
Denn: Baum ist nicht gleich Baum. Die Mehrheit der konventionellen Weihnachtsbäume wächst auf waldähnlichen Intensiv-Plantagen. Die Monokulturen, die dadurch entstehen, haben meistens keinen Nutzen für unser Ökosystem. Hinzu kommt, dass die Bäume mit reichlich Pestiziden gespritzt und gedüngt werden, damit sie uns dann mit einem gleichmäßigen Wuchs und kräftigen grün gefärbten Nadeln glücklich machen können. Das ist schädlich für die Umwelt und kann letztlich auch gesundheitsschädlich für die Menschen werden, die sich diesen Baum ins Wohnzimmer stellen. Hinzu kommen dann noch die umweltbelastenden Transportwege, welche die meisten Bäume auf sich nehmen müssen.
Wir haben Alternativen gesammelt, wie ihr euer Weihnachtsfest nachhaltiger gestalten könnt, ohne ganz auf das Grün des Weihnachtsbaums zu verzichten.
Die Nordmanntanne ist der beliebteste Weihnachtsbaum der Deutschen. Sie muss acht bis zehn Jahre wachsen und kommt ursprünglich gar nicht aus Deutschland, sondern aus Georgien. Damit sie im Dezember in unseren Wohnungen mit Kugeln und Lichtern geschmückt werden kann, riskieren Menschen dort jedes Jahr ihr Leben. Im Herbst pflücken sie teilweise schlecht gesichert und ohne Schutzkleidung die Zapfen der ausgewachsenen Bäume in bis zu 40 Metern Höhe und bekommen dafür nur ein paar Cents pro Kilo Zapfen. Die Samen der Zapfen werden entnommen und dann an Baumschulen verkauft, damit aus ihnen wieder Bäume wachsen können – und das alles für ein einziges Weihnachtsfest. Der Verbund „Fair Trees“ setzt sich seit einigen Jahren dafür ein, die Bedingungen für die Kletter*innen zu verbessern. Sie fordern unter anderem faire Löhne, Erste-Hilfe-Kurse und professionelles Kletter-Equipment.
Das Nachhaltigste wäre es wohl, ganz auf einen Weihnachtsbaum zu verzichten. Aber wenn wir ehrlich sind, würde uns das auch einen Teil der Freude am Fest nehmen.
Wir haben Alternativen gesammelt, wie ihr euer Weihnachtsfest nachhaltiger gestalten könnt, ohne ganz auf das Grün des Weihnachtsbaums zu verzichten:
Hinter diesem einfallsreichen Namen steckt genau das, was es ist: Ein Weihnachtsbaum, der eigentlich keiner ist. Die Idee dahinter ist es, den Bäumen nur einzelne Zweige zu entnehmen, anstatt sie komplett zu fällen. Das sogenannte Schnittgrün bekommt man beispielsweise bei lokalen Weihnachstbaumverkäufer*innen. Diese kann man dann in den „Keinachtsbaum-Ständer“ stecken, welcher aus hochwertigem, nachhaltig angebautem Eschenholz gefertigt wird. Der Ständer kann jedes Jahr wiederverwendet werden. So holt man sich die echte Tanne ins Wohnzimmer, ohne einen Baum zu fällen!
Wer auf einen echten Baum nicht verzichten möchte, der greift am besten zu einem Bio-Weihnachtsbaum aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Die Bio-Bäume kommen aus Betrieben, die entweder nach den Kriterien des ökologischen Landbaus oder aus ökologisch ausgerichtetem Waldbau kommen. Diese erkennt man an den Siegeln “Naturland”, “FSC”, “Bioland” oder “Demeter” sowie dem Bio-Siegel der Europäischen Union. Die Tannen werden nicht mit Pestiziden oder Düngemitteln belastet und es wird auf Entwässerungsmaßnahmen verzichtet. Stattdessen sorgen Schafe dafür, dass die Bäume auf natürliche Weise gedüngt und Unkraut gestutzt wird.
Die Umwelt-Aktionsgemeinschaft “Robin Wood” gibt jedes Jahr eine Liste mit Anbietern von Öko-Bäumen in den einzelnen Bundesländern Deutschlands heraus. Mit dieser bekommt man einen guten Überblick über die Anlaufstellen der regionalen Baumschulen.
Wenn man sich schon Autos, Handtaschen und Brautkleider mieten kann, warum dann nicht auch einen Weihnachtsbaum? Die “lebenden” Bäume werden in einem Topf geliefert und nach der Weihnachtszeit wieder abgeholt und eingepflanzt. Doch auch hier lohnt es sich etwas genauer darauf zu achten, dass die Bäume unter ökologischen Bedingungen angepflanzt und großgezogen wurden und bestenfalls noch aus der Region kommen.
Man findet die Mietbäume zum Beispiel bei lokalen Förstereien oder online.
Das geht dank der Plattform „Treedom“, die es als erste digitale Plattform weltweit ermöglicht, einen Baum aus der Ferne in einem Agroforstsystem pflanzen zu lassen. Auf der Website kann man entweder selbst einen Baum pflanzen oder seinen Liebsten einen Baum zu Weihnachten schenken. Die lokalen Farmer*innen pflanzen dann einen Baum in ihrem Land. Man kann online sogar die Geschichte seines Baumes nachverfolgen und beobachten, wie er wächst und der Welt neues Leben schenkt.
Wer sich wirklich den Wald ins Wohnzimmer holen möchte, der kann auch auf einen Baum aus Durchforstung zurückgreifen. Die Fichten, Kiefern oder Weißtannen sind meist unbehandelt, kommen aus heimischen Wäldern und müssen ohnehin gefällt werden, da sie an forstlichen Sonderstandorten, etwa unter Hochspannungstrassen, stehen. Durchforstung-Bäume sind über einige Forstämter im Land erhältlich.
Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass ein Weihnachtsbaum aus Plastik auch eine nachhaltige Alternative sein könnte. Immerhin kann man ihn immer wieder verwenden und er verliert weder seine Nadeln, noch trocknet er aus. Leider reicht dieser Gedanke nicht aus, um ihn als nachhaltige Alternative zu bezeichnen.
Die meisten Plastiktannen werden in China produziert und verursachen durch Herstellung und Lieferung schätzungsweise 40 kg CO₂. Zum Vergleich: Eine echte Tanne verursacht im Wachstum gar kein CO₂. Außerdem besteht ein Großteil der Plastiktanne aus fossilen Rohstoffen wie Erdöl und Kohle. Um eine bessere Ökobilanz als ein natürlich gewachsener Baum zu haben, müssen Plastikbäume 20 Weihnachtsfeste im Einsatz sein und selbst danach landen sie früher oder später im Müll. Ein echter Baum hingegen wird nach der Entsorgung natürlich zersetzt und zu Humus verarbeitet.
Ihr seht: Wer sein Weihnachtsfest nachhaltiger gestalten möchte, muss also nicht auf den Duft der Tanne und das satte Grün der Nadeln verzichten, weil es mittlerweile zahlreiche nachhaltige Alternativen zum Weihnachtsbaum gibt.
Aufmacherfoto: Adobe Stock
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