Naomi Itkes ist eine der bekanntesten Modestylistinnen Schwedens. Sie kreiert die Looks für Kampagnen von Labels wie H&M und Aquascutum, stylt Models für Mode-Shootings und den Laufsteg. Auf der Stockholm Fashion Week treffen wir sie nach der Fashion Show von Björn Borg zum Gespräch. Zusammen mit dem Kreativdirektor des Labels, James Lee, hat sie für die spektakuläre Show einen retro-inspirierten, aber sehr angesagten Style gestaltet.
Femtastics: Wie bist Du Stylistin geworden?
Naomi Itkes: Das ist so passiert, vor etwa zehn, nein, fünfzehn Jahren. Ich war an der Uni und dann habe ich ein Praktikum beim Magazin „Bon“ gemacht. Und von diesem Punkt an, haben sich die Dinge entwickelt …
Man sollte wissen, wem man assistieren will. Denn das ist ein guter Einstieg.
Stylistin ist heute ein Traumjob für viele junge Mädchen. Was würdest Du sagen, ist ein guter Weg, um eine Karriere als Stylistin zu beginnen?
Das ist eine schwierige Frage. Um es sich selbst einfacher zu machen, sollte man effizient sein. Man sollte seine Recherche machen, seine Orientungspunkte und Vorbilder kennen. Man sollte wissen, wem man assistieren will. Denn das ist ein guter Einstieg. Und dann sollte man einfach versuchen, ein Praktikum zu bekommen.
Sind die Praktika für den Karriereeinstieg Deiner Meinung nach wichtiger als das Studium oder die Ausbildung?
Ja, vielleicht. Aber natürlich braucht man auch theoretische Kenntnisse. Ich würde sagen, alles, was dir dabei hilft, besser organisiert zu sein, ist hilfreich. Wenn du 20 bist, hast du vielleicht noch nicht so viel Erfahrung – und dann kannst du alle Erfahrungen und alles Wissen gebrauchen. Arbeite viel und sei dabei sehr fokussiert!
Für welche Unternehmen arbeitest Du neben Björn Borg?
Cheap Monday, H&M, … das sind die kommerziellen Marken. Aber ich arbeite auch mit ein paar Magazinen zusammen. Und bald kommt ein Buch heraus, das ich geschrieben habe. Ich arbeite an verschiedenen Projekten.
Ein Buch über Deine Arbeit als Stylistin? Du arbeitest ja auch als Redakteurin …
Es ist mehr ein Buch über Frauen. Wie man Dinge aus seiner eigenen Vorstellung kreiert und wie man sich selbst ausdrückt. Wie man beruflich das wird, was man gerne wäre. Es ist eine Zusammenarbeit zwischen mir und der Illustratorin Liselotte Watkins.
Wie heißt es denn?
Es heißt „Conversations and illustrations“ und es erscheint am 26. August 2015.
Du hast auch einmal Dein eigenes Magazin gegründet, richtig?
Das habe ich. Nach meinem Praktikum beim „Bon“ Magazin wusste ich, was ich machen wollte. Und dann habe ich das einfach kreiert.
Warum gibt es das Magazin heute nicht mehr?
Ich hatte dann zu viel andere Arbeit zu tun.
Für welche Magazine arbeitest Du heute als Redakteurin?
Hauptsächlich für „Purple“.
Wenn ein Label mit einem Styling-Job auf Dich zukommt, wo fängst Du an? Wie entwickelst Du das Konzept?
Die Kunden sind so unterschiedlich, es hängt immer von ihnen ab. Generell fängst du immer mit viel Recherche an. Aber es hängt davon ab, welche Position du gegenüber der Marke einnehmen sollst.
Wie hast Du das denn bei der aktuellen Björn Borg Show gemacht?
Ich habe mich an den Archiven von Björn Borg orientiert. Er hat in der Vergangenheit einige großartige Kollaborationen gemacht.
Die Fashion Show hatte ja ein besonderes Konzept: eine Mars-Exkursion. Hast Du auch versucht, diese Idee beim Styling zu berücksichtigen?
Ich habe mich auf die Sportswear konzentriert.
Und worum ging es Dir da?
Es ging für mich viel um die Geschichte der Marke, um den „Heritage“-Gedanken. Wir haben uns die Archive angesehen und die Popkultur der damaligen Zeit: David Bowie, Rod Stewart … Sportswear aus der DDR und anderen kommunistischen Ländern hat eine Rolle gespielt. Denn dort gab es Farben, die man heute nicht mehr sieht. Heute geht es bei Sportswear viel um die Materialien und Stoffe. Bei dieser Kollektion haben wir uns auch an alten Materialien orientiert.
Das Setting der Show war also sehr futuristisch, aber die Mode ist von der Vergangenheit inspiriert?
Auf eine Art, ja. Die Kollektion ist von der Vergangenheit inspiriert, aber das ist auf eine zeitgemäße Art interpretiert worden.
Jede Generation hat ihre eigene Ästhetik und man bewegt sich immer in Kreisen und wiederholt alles.
Die Siebziger, und jetzt auch wieder die Achtziger Jahre, spielen in der Mode zurzeit eine wichtige Rolle. Was meinst Du, wohin geht es danach? Kommen dann wieder die 90er zurück?
Wir landen immer in den 90er Jahren. Das hängt mit dieser Generation zusammen … Da holen wir uns alle unsere Referenzen. Aber jede Generation hat ihre eigene Ästhetik und man bewegt sich immer in Kreisen und wiederholt alles. Vielleicht kommen bald die 2000er zurück …
Wann, denkst Du, wird das passieren?
Sehr bald.
Wiederholen sich die Mode-Referenzen in immer kürzeren Abständen?
Alles wird immer schneller – ob das gut oder schlecht ist, da bin ich mir nicht sicher.
Vielen Dank für das Gespräch, Naomi.