Die ersten Coachings fanden in ihrem Wohnzimmer statt, im April 2018 hat Organic-Make-up-Artist Lisa Scharff ihr eigenes Studio in Hamburg-Winterhude eröffnet. Unter dem Motto „Beauty Inside Out“ erklärt die 31-Jährige dort den Zusammenhang zwischen gesunder Ernährung und schöner Haut, gibt Tipps für die richtigen Schminktechniken und hilft bei der Umstellung von konventioneller auf natürliche Kosmetik. Mit Erfolg: Ihre selbst entwickelten Programme kommen so gut an, dass Kundinnen aus ganz Deutschland anreisen, um sich von Lisa in Sachen Pflege und Beauty Foods beraten zu lassen. Wie gut letztere schmecken, davon konnten wir uns selbst überzeugen: Bei selbst gemachten grünen Smoothies hat uns Lisa Scharff erzählt, wie ihr Interesse für Naturkosmetik entstanden ist, warum Tiefpunkte oft auch Gutes mit sich bringen und welche Beauty-Tools gerade angesagt sind.
Lisa Scharff: Das war ein Prozess von fünf Jahren. Alles, was mit Theater zu tun hatte, war letztlich nie meins – ich wollte etwas machen, was mich in einer anderen Richtung kreativ fordert und habe deshalb nach meiner Ausbildung zur Maskenbildnerin in Berlin zusätzlich angefangen, durch ein Praktikum bei der “Gala“ später als freie Mitarbeiterin bei der “Gala Style” und “Gala Wedding” zu arbeiten. Anschließend bin ich als Beauty-Redakteurin zur “Tush” gegangen. Alles ging total schnell, denn dort musste ich mich fast alleine um die Beauty-Themen im Heft, Umsetzungen, Layout und Text kümmern! Eine super Herausforderung, daran bin ich sehr gewachsen. Nach einem Jahr habe ich aber aus persönlichen Gründen aufgehört. Das war 2013. Mir ging es körperlich und mental schlecht und ich habe mich voll umorientiert. Ich fing an, mich mit Themen wie Heilung, Ernährung und Persönlichkeitsentwicklung zu beschäftigen und bin darüber zur Naturkosmetik gekommen. Alles geschah ganz logisch und organisch – ich wollte wissen, was in den Kosmetikprodukten drin ist, die ich jeden Tag privat und als Make-up-Artist verwende. Und ehrlich gesagt, war ich sehr schockiert! Das war einer der Gründe, weshalb ich meine Produkte privat step-by-step umgestellt habe.
Mit Naturkosmetik tut man seiner Gesundheit etwas Gutes.
Bei meinen Recherchen bin ich auf zwei Green-Make-up-Artists in New York gestoßen, in Deutschland gab es aber keinen und ich dachte: „Wie kann das sein?“ In dem Moment habe ich entschieden: „Ich mache das jetzt!“ Natürlich ging das nicht von heute auf morgen; ich habe meinen Make-up-Koffer für Jobs innerhalb eines Jahres umgestellt, mit Trial and Error. Nicht alle Produkte funktionieren und für mich als Make-up-Artist ist die Performance sehr wichtig. Dazu das Aussehen und die Inhaltsstoffe.
Bei den Models ist sie sehr gut angekommen, die hatten sonst immer Rötungen und brennende Augen, was bei „meinen“ Produkten nicht mehr der Fall war. Und den Fotografen war es egal, Hauptsache es sah gut aus (lacht). Skeptikern sage ich gern, dass unsere Haut als größtes Organ eine große Menge von dem, was man auf sie aufträgt, absorbiert. Leider enthalten konventionelle Produkte sehr oft eine hohe Anzahl synthetischer Duftstoffe, Mineralöle, Silikone und Konservierungsstoffe, die allergische Reaktionen hervorrufen können und sogar zum Teil im Verdacht stehen, krebserregend oder hormonell wirksam zu sein. Alleine der Begriff „Fragrance/Parfum“ kann unzählige chemische Kompositionen enthalten, die nicht sichtbar sind. Und es ist ja nunmal nicht so, dass wir alle nur ein Beauty-Produkt besitzen … man kann sich vielleicht vorstellen, was da an Stoffen zusammenkommt, wenn wir alles, was wir täglich benutzen, zusammenzählen.
Genau. Pflanzen haben eine unglaubliche Wirkungskraft, die in den verschiedensten Studien belegt wurde. Aktive Vitamine, Antioxidantien und essentielle Fettsäuren wirken für die unterschiedlichsten Hauttypen. Hier trägt jede Substanz der Wirkung bei, denn statt Mineralölen oder Silikonen als Grundstoffe werden in der Naturkosmetik Pflanzenöle oder Wachse eingesetzt. Naturkosmetik schont gleichzeitig die Umwelt und unterstützt auch kleinere Manufakturen, die wirklich hinter ihrer Marke stehen und davon überzeugt sind, was sie verkaufen. Sie legen Wert auf Nachhaltigkeit, Ethik und Gesundheit. Auch setzen immer mehr Hersteller auf recycelbares Packaging ohne Plastik.
Viele Frauen haben ein großes Interesse an Naturkosmetik, wissen aber nicht, wie und wo sie anfangen sollen.
Ich bemerkte, dass viele Frauen ein großes Interesse an Naturkosmetik haben, aber nicht wissen, wie und wo sie anfangen sollen. Darum habe ich vergangenes Jahr meine Coachings entwickelt – und die ersten Termine fanden tatsächlich in meinem Wohnzimmer bei mir zu Hause statt. Ich wusste am Anfang ja nicht, wie es angenommen wird und ob überhaupt Frauen kommen. Ein paar Monate lang lief alles eher lokal ab. Bis irgendwann auch Frauen außerhalb Hamburgs zu mir kamen.
Total viel ist über Instagram passiert, das ist ein sehr wichtiger Kanal, über den man mich kennenlernen und Vertrauen fassen kann. Auf meiner damaligen Website habe ich die Coachings angeboten – habe aber nicht geschrieben, wo sie stattfinden. Meine Adresse habe ich erst nach dem ersten E-Mail-Kontakt herausgegeben. Mit der Zeit habe ich aber gemerkt, dass es auf Dauer besser ist, eine Location zu haben, wo man professionell arbeiten kann. Es fühlte sich einfach nicht mehr passend für mich an, mit meinen Kundinnen bei mir im Wohnzimmer zu arbeiten.
Das Studio kam quasi auf mich zu, ich war gar nicht aktiv auf der Suche.
Das Studio kam quasi auf mich zu, ich war gar nicht aktiv auf der Suche. Das war im Herbst 2017. Damals sah hier alles noch ganz anders aus, die Location war eher dunkel und hatte einen Steinboden. Ich war aber von Anfang an von der freigelegten Steinmauer begeistert, denn sie passt so gut zu meinem Thema: das Innere nach außen kehren. Darum geht es hier ja!
Da ich nicht aus einer Gründerfamilie komme, hatte ich auch keine Erfahrungen mit Selbstständigkeit. Mittlerweile funktioniert es aber super!
Ich habe viel selber gemacht. Der Tisch in der Mitte des Raumes ist vom Flohmarkt, und das Kupferregal mit den Produkten habe ich mir anfertigen lassen. Die Pflanzen sind von dem Hamburger Pflanzenshop Winkel van Sinkel, wo ich beraten wurde, was hier am besten reinpasst.
Die Herausforderung war und ist, dass da noch viel mehr dranhängt, als ich gedacht hatte. Buchhaltung, Produkteinkauf, Rechnungssystem und der operative Bereich. Dazu die Vorbereitung der Instagram-Posts, die Coachings … Das ist viel und ich musste mich erst mal zurechtfinden. Da ich nicht aus einer Gründerfamilie komme, hatte ich auch keine Erfahrungen mit Selbstständigkeit. Mittlerweile funktioniert es aber super! Ich tausche mich mit anderen Gründern aus und habe viele selbstständige Freundinnen, die auch bei Social Media aktiv sind. Das hat viel Wert und wir unterstützen uns gegenseitig. Es kommen aber trotzdem immer mal wieder Ängste und Zweifel, das ist ganz normal und gehört dazu.
Die Ernährung hat einen großen Einfluss darauf, wie ich mich fühle und wie mein Körper reagiert.
Kaum, ich habe nur ein paar Kleinigkeiten angepasst. Außerdem habe ich zum Beispiel noch das Programm “Make-up to go” hinzugefügt, bei dem man sich mit Naturkosmetik schminken lassen kann. Und wer zum Beispiel eher an Skincare interessiert ist in diesem Bereich, und Make-up nicht so im Fokus steht, kann auch für nur eine Stunde zu diesem Thema vorbeikommen. Insgesamt hat sich meine Arbeit im Studio aber noch mal verändert, ich habe eine ganz andere Routine als bei mir zu Hause, weil ich endlich einen Raum habe, den ich voll und ganz meiner Arbeit widmen kann und der diese auch ausstrahlt. Das gibt noch einmal eine ganz andere Energie. Und durch das Feedback der Kundinnen, ob Produkte funktionieren oder nicht, bin ich sehr gewachsen. Jetzt habe ich eine gewisse Erfahrung, durch die ich mit noch mehr Klarheit beraten kann.
Ich habe extrem viel ausprobiert. Ich hatte auch kurz überlegt, ob ich eine Ausbildung zum Ernährungs-Coach mache, habe mich dann aber dagegen entschieden. Ich weise immer darauf hin, dass ich keine Ernährungsberaterin bin, und schreibe in den Coachings auch keinen Ernährungsplan. Es geht eher um Inspiration für eine gute Ernährung mit Beauty-Foods für eine gesunde Haut.
Außerdem habe ich ganz viel recherchiert und überwiegend internationale Blogs wie Mind Body Green, Well and Good oder Goop von Gwyneth Paltrow gelesen. Und es gibt im internationalen Raum sehr viele Bücher über Skin Care oder Natural Beauty und Ernährung, zum Beispiel das der Ärztin Dr. Nigma Talib, die viel mit dem Darm und seinem Zusammenspiel mit der Haut arbeitet. Mit der Zeit habe ich unglaublich viel gelesen und auch vieles ausprobiert.
Weil es mir in meiner Findungsphase körperlich so schlecht ging, war mir der ganzheitliche Ansatz sehr wichtig. Die Ernährung hat einen großen Einfluss darauf, wie ich mich fühle, wie mein Körper reagiert. Ich hatte lange Zeit Probleme mit meinen Hormonen und habe die Schilddrüsenerkrankung „Hashimoto“, ich musste mich automatisch damit auseinandersetzen, weil nicht alles okay war. Da bemerkte ich diesen krassen Zusammenhang zwischen innen und außen. Für mich kann man das nicht trennen und ich muss beide Themen zusammenbringen, vor allem in Bezug auf die Haut. Deswegen habe ich auch das Coaching-Programm “Beauty Inside Out” entwickelt. Damit möchte ich mehr Bewusstsein schaffen und vermitteln, dass die Haut ein wichtiges Organ ist. Mittlerweile ernähre ich mich pflanzenbasiert und vorwiegend vegan, nehme keine Milchprodukte zu mir und versuche auch so gut es geht glutenfrei zu essen. Aber das klappt auch nicht immer, und wenn ich mal Lust auf etwas anderes habe, dann esse ich das auch. Es geht immer um Balance und letztendlich darum, dass es einem gut geht und man gesund ist. Die Ernährung sollte das unterstützen, aber nicht zu Stress ausarten!
Ein wichtiger Aspekt war, mehr gesunde Fette zu integrieren, also Omega-3-Fettsäuren – das unterschätzen viele. Ich habe viel mit hochwertigem Leinöl gearbeitet und auf lange Sicht gemerkt, dass es mit meinen Hormonen besser wurde und sich mein Wohlbefinden gesteigert hat. Es gab aber keinen konkreten Moment, es war ein Prozess. Man muss Geduld haben, denn die Veränderungen kommen nicht sofort. Man muss aber ehrlich sagen, dass nicht alles funktioniert.
Die Haut ist ein Entgiftungsorgan und der Kommunikator, wenn etwas nicht in Balance ist.
Auf jeden Fall sollte man versuchen, Zucker wegzulassen! Letztlich ist die Haut ein Entgiftungsorgan und der Kommunikator, wenn etwas nicht in Balance ist. Alle kleinen Entzündungen im Inneren werden durch Lebensmittel, die Entzündungen fördern, verstärkt. Dazu gehört nunmal Zucker – auch wenn es schwerfällt, darauf zu verzichten. Auch Milchprodukte können sich negativ auswirken. Sie sind heutzutage so stark verarbeitet und können Hormonrückstände enthalten – also wäre es besser, sie wegzulassen. Es gibt gute Alternativen wie Hafer- und Mandelmilch oder Kokosjoghurt. Eine große Rolle spielt tatsächlich auch Koffein. Wenn du viel Kaffee trinkst, ist der Körper zum Beispiel die ganze Zeit im Stress-Modus, sodass die Haut auf lange Sicht fahl aussehen kann. Das würde ich eindämmen, vor allem, wenn man ein hormonelle Probleme hat.
Ich bekomme oft das Feedback, dass meine Kundinnen sich hier so wohlfühlen, dass sie sich super öffnen können.
Momentan mache ich vorwiegend Personal-Coachings, ja. Jeder hat eine andere Haut und trägt andere Make-up-Farben, daher müssen meine Beratungen ganz individuell ausgerichtet werden. Das geht natürlich auch zu Zweit, was ich hier auch schon gemacht habe- es ist dann nur nicht ganz so stark auf eine Person konzentriert. Natürlich ist es dennoch schön, Zeit miteinander zu verbingen. Das Thema Haut ist auch ein sehr intimes Thema und viele Frauen werden sehr emotional, weil sie schon ewig Hautprobleme haben und sich mit sich selbst unwohl fühlen. Die Coachings sind oft sehr intensiv.
Genau. Dieser Part fiel mir aber von Anfang an leicht, weil ich ein sehr empathischer Mensch bin. Ich bekomme oft das Feedback, dass meine Kundinnen sich hier so wohlfühlen, dass sie sich super öffnen können. Das ist schön zu hören!
Ja, das sind oft Follower, die mir immer wieder schreiben, aber viele kommen auch wiederholt hierher, um Produkte zu kaufen. Und ich hatte schon Follow-up-Termine mit Kundinnen, die schon mal da waren und zum Auffrischen kommen. Außerdem biete ich auch Online-Coachings über eine Stunde an, was für viele eine Alternative darstellt, die es nicht nach Hamburg schaffen. Ein großer Teil meiner Kundinnen kommt übrigens nicht aus Hamburg – das ist schon krass, wie viele extra anreisen oder das Coaching mit ihrem Hamburg-Trip verbinden. Da freue ich mich mega drüber!
Naturkosmetik ist nicht so schnelllebig wie konventionelle Kosmetik, wo es zu jeder Saison einen neuen Look gibt.
Erstmal teste ich die Produkte über einen längeren Zeitraum selbst. Dann gehe ich natürlich nach Inhaltsstoffen und schaue mir die Textur und den Duft an. Es ist ganz viel Gefühl und Intuition dabei, und die Frage, ob das Produkt auch meiner Kundin gefällt, wenn ich es schön finde. Ich möchte meine Produkte von Herzen empfehlen und nicht nur sagen, es ist ok. Meistens kommen die Marken übrigens auf mich zu. In den vergangenen Jahren habe ich mir ein gutes Netzwerk aufgebaut – es ist mir ganz wichtig, die Gründer hinter den Marken zu kennen.
Ja, Öle! Immer mehr Marken haben sie im Sortiment, denn sie sind super für das Gesicht. Vor allem Frauen mit fettiger Haut haben allerdings oft Angst vor der Verwendung, weil sie befürchten, dass sie zu reichhaltig für die Haut sind. Aber es gibt eben Öle, die ganz leicht in ihrer Fettsäurestruktur sind und fettige Haut regulieren können. Da gibt es wahnsinnig große Unterschiede.
Naturkosmetik ist aber nicht so schnelllebig wie konventionelle Kosmetik, bei der es zu jeder Saison einen neuen Look gibt. Es geht mehr um die Philosophie und darum, was ich auf die Haut auftrage.
Das ist definitiv ein Trend, der gerade aus den USA nach Deutschland kommt. Am Anfang habe ich mich gefragt, ob man das braucht … aber als ich einen der Roller benutzt habe, fand ich ihn toll und auch meine Kundinnen sind begeistert! Die Roller wirken kühlend und auch abschwellend auf der Haut. Sie zu benutzen, fühlt sich wie ein tolles Ritual an. Und sie sind natürlich super schön und sehen gut aus im Bad.
Schritt für Schritt. Schnell umstellen kann man Duschgel, Körperöle und Deos – also erstmal alles, was große Flächen am Körper betrifft. Eine Sache, die viele nicht bedenken, für mich aber ganz am Anfang steht, sind außerdem Lipbalm und Lippenstift. Wenn man so will, essen wir diese ja und die (nicht so positiven) Inhaltsstoffe gelangen auf direktem Weg in unseren Mund und in den Körper. Man sollte sich aber nicht den Stress machen, dass auf einmal alles umgestellt werden muss – es ist ein Prozess, eine Reise, auf der man alles findet, was zu einem passt.
Fotos: Sarah Buth
Layout: Carolina Moscato
4 Kommentare
Hallo Lisa,
ich folge dir durch die Empfehlung einer Freundin schon seit der Eröffnung deines Shops auf Instagram.
Am 31.8.19 heirate ich und musste gleich an dich denken. Hast du Zeit und Lust mein Makeup zu machen? Evtl auch meine Frisur (nichts zu aufregendes Beachwaves und Blumenkranz rein o.ä.)
Ich würde mich über eine Antwort von dir freuen.
Viele Grüße,
Katy
Nice products! I also love them because they’re organic. I know that it won’t harm my skin.
Thank you for sharing this wonderful beauty tips!