Sie entkitschen die Hochzeit – die Macherinnen vom WOW Magazin

2. Dezember 2016

Was Hochzeiten betrifft, befinden wir uns im Zeitalter der Superlative – das Dekokonzept sollte den neuesten Farbcodes der Hochzeitsblogs entsprechen, das Menü auch für Veganer passen, das Hochzeitskleid wird mindestens sechs mal umgeändert und der Hochzeitsfotograf arrangiert sich gefälligst mit dem Videographen. Die Macherinnen des neuen Hochzeitsmagazins WOW Magazin (WOW steht übrigens für Ways of Wedding) möchten zu all der Aufregung einen Gegenpol setzen. Damit sich die Bräute wieder etwas beruhigen und entspannen können, haben Sabine Lettmann und Saskia Schieber ein Magazin geschaffen, das aufs Wesentliche setzt. Die Ästhetik ist reduziert und angenehm klar, eben genau das Richtige für moderne und coole Bräute. Die beiden gelernten Modedesignerinnen waren selbst lange in Redaktionen und in der PR tätig – wie sie sich kennengelernt haben und was uns alles im WOW Magazin erwartet, erzählen sie uns in Saskias Wohnung in der Hamburger Hafencity.

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Sabine war lange als freie PR-Beraterin tätig, während Saskia als Redakteurin für Gala Wedding gearbeitet hat.

femtastics: Was macht ihr anders als andere Hochzeitsmagazine?

Sabine Lettmann: Wir haben den Anspruch, ein Magazin zu kreieren, was sich inhaltlich mit dem Thema Hochzeit beschäftigt, aber optisch anders aufbereitet ist. Es richtet sich an puristisch interessierte Leser. Es ist alles sehr klar, reduziert und modern und fokussiert sich auf die Produkte. Dazu erzählen wir spannende Geschichten. Die Beauty-Seiten haben wir mit der Beautybloggerin Hanna Schumi entwickelt und die Köchin Cornelia Poletto gibt Tipps für das perfekte Hochzeitsmenü. Eine französische Bloggerin wiederum erzählt, wie in Frankreich geheiratet wird.

Saskia Schieber: Im Vergleich zu anderen Magazinen sind wir sehr gradlinig – auch was die Looks in den produzierten Strecken betrifft. Es ist eine andere Herangehensweise an das Thema Hochzeit. Uns ist wichtig, dass man sich auch bei dem Thema Heirat auf das Wesentliche reduzieren kann, egal ob es das Outfit, die Party oder das Menü ist. Das haben wir auch als Thema aufgegriffen. Bei dem Artikel „Green Ways of Wedding“, zeigen wir, wie eine nachhaltige Hochzeit funktionieren kann.

Es ist eben nicht jede Braut eine Prinzessin.

Wie erfrischend! Zumal man manchmal den Eindruck bekommt, der Hochzeits-Wahnsinn kenne gar keine Grenzen mehr.

Saskia: Viele werden vielleicht sagen, unser Magazin sei ja gar nicht romantisch. Aber wir glauben an eine Zielgruppe, die genau wie wir tickt und das Gradlinige und Reduzierte mag.

Sabine: Es ist eben nicht jede Braut eine Prinzessin und es möchte auch nicht jede Braut eine Prinzessin sein. Man muss auch nicht jedem Trend folgen. Wenn ich sonst eine cleane Optik mag, muss ich auch bei der Hochzeit nicht auf die Tonne hauen.

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Beruhigung tut dem Thema ganz gut. Wo steht das Thema Hochzeit gerade generell? Geheiratet wird immer?

Sabine: Auf jeden Fall. Ich habe das Gefühl, es wird auch wieder mehr geheiratet. Die Statistik, dass jede dritte Ehe geschieden wird, scheint die Leute nicht abzuschrecken. Heiraten ist eher wieder Trend.

Saskia: Und die Leute, die heiraten, werden wieder jünger und heiraten schon im Alter von Ende 20.

Habt ihr eine Erklärung, warum Heiraten wieder so schwer im Kommen ist?

Saskia: Vielleicht geht es wieder zurück zu alten Werten? Die Leute besinnen sich in Zeiten von Social Media und dem totalen Überfluss auf das Wesentliche.

Vielleicht trägt unser Magazin dazu bei, dass sich alle Bräute mal wieder ein bisschen beruhigen.

Die Welt ist im Umbruch und Paare suchen die Sicherheit in der Keimzelle Familie?

Sabine: Es ist ein Bedürfnis, sich zu comitten und sich zugehörig zu fühlen. Je mehr Unruhe drum herum herrscht, desto größer ist das Bedürfnis, sich einen eigenen Kosmos zu schaffen. Das ist die Familie, klar. Ob nun in der Partnerschaft geheiratet wird, oder nicht – darum geht es gar nicht unbedingt.

Saskia: Vielleicht trägt unser Magazin dazu bei, dass sich alle Bräute mal wieder ein bisschen beruhigen und eine Inspiration bekommen, wie es auch anders gehen kann.

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Saskia Schieber ist selbst verheiratet – sie hat unkonventionell im kleinen, entspannten Rahmen geheiratet.

Es muss nicht immer der Hochzeitsfilm für 10.000 Euro sein.

Saskia: Man kann sowas den Brautleuten gar nicht verübeln, weil es in den ganzen Hochzeitsblogs auch so vorgegeben wird. Der Farbtrend muss der richtige sein, der Dekotrend muss der richtige sein und dann muss auch noch das Hochzeitskleid dazu passen. Am Ende stelle ich dann vielleicht fest, dass alles stimmig war, aber ich erkenne mich nicht wieder. Die Hochzeitsbranche ist riesig und es gibt zig Dienstleister – vom Illustrator bis zum Videographen. Es sind tolle Sachen dabei, aber man muss herausfiltern, was man wirklich will und was einen glücklich macht.

Es geht wieder darum, authentisch zu heiraten.

Sabine: Es geht wieder darum, authentisch zu heiraten. Es geht darum, zu filtern, damit man sagen kann: Das ist wirklich unsere Hochzeit – und nicht die 85. Kopie von irgendwas, was ich im Netz gesehen habe. Die Hochzeit ist Ausdruck der Persönlichkeit. Einige Hochzeitspaare planen von Anfang an, Bilder ihrer Hochzeit im Nachgang an Blogs zu verkaufen – das entzieht sich mir total. Es ist doch meine persönliche Veranstaltung!

Seid ihr selbst verheiratet?

Saskia: Ich bin verheiratet – mein Mann hat das Layout in unserem Magazin gemacht.

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Sabine Lettmann unterrichtet Kollektionsgestaltung an einer privaten Hochschule in Schwerin.

Kannst du dich immer wieder für das Thema begeistern?

Saskia: Ja, weil wir so geheiratet haben, wie das Magazin es widerspiegelt. Wir haben unsere Hochzeit in drei Monaten geplant. Sie war kurz, knackig und klein. Dienstagsvormittags nur mit Familie und zwei besten Freunden. Eigentlich sollte es nach dem Mittagessen zu Ende sein, aber wir hatten alle so viel Spaß, dass es dann doch bis abends um elf Uhr ging.

Wie habt ihr euch gefunden?

Saskia: Durch Sabines PR-Tätigkeiten für JOOP hatten wir öfters Kontakt, wir haben uns aber nie gesehen. Erst bei einem Press Day des Hamburger Labels für Brautmode ambacherVIDIC haben wir uns kennengelernt.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen?

Sabine: Das kam tatsächlich durch ambacherVIDIC. Es gab kein Magazin, was stilistisch zu ihren modernen und coolen Hochzeitskleidern passte und was sie gern ihren Kunden empfohlen hätten. Durch meine PR-Tätigkeit für verschiedene Hochzeitsdienstleister hatte ich auch das Gefühl, dass was fehlte. Als die Gala Wedding eingestellt wurde, ist eine Lücke entstanden.

Saskia: Jochen von ambacherVIDIC erzählt uns, dass viele seiner Kunden durch die Gala Wedding kommen und immer auf die nächste Ausgabe hingefiebert haben. Die Nachfrage war also da – vor allem für eine moderne Ästhetik.

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Das WOW Magazin kann man online unter wow-magazin.de bestellen!

Also habt ihr es gemacht!

Saskia: Die Idee ist vor zwei Jahren entstanden. Wir haben uns entschieden, uns an keinen Verlag zu binden. Am Anfang haben wir unterschätzt, was die Erstellung eines Magazins alles mit sich bringt. Druckereien abklappern, Papiermuster sichten und Angebote anfordern – das nimmt einem sonst der Verlag ab. Man hat keine Assistentin, keinen Schlussgrafiker und keinen Textchef …

… und keine Anzeigenabteilung.

Saskia: Das haben wir anfangs tatsächlich auch noch selbst versucht. Wir haben aber schnell gemerkt, dass wir keine Anzeigenverkäufer sind und haben uns hier Unterstützung reingeholt.

So cool! Die Brautmoden-Strecke im WOW Magazin.

So cool! Die Brautmoden-Strecke im WOW Magazin.

War von Anfang an klar, dass ihr auf Print setzt?

Sabine: Print hat eine ganz andere Wertigkeit und es ist toll, über Papier mitzuteilen, dass wir was Anderes machen wollen und das es was Besonderes ist.

Saskia: Ein E-Paper stand nie zur Diskussion. Man nimmt ein Magazin ja auch immer wieder in die Hand oder möchte es jemandem zeigen.

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Print ist ein kostspieliges Produkt. Wir habt ihr das finanziell gestemmt?

Sabine: Mit Eigenkapital. Wir haben gehofft, dass wir das Magazin durch Anzeigen refinanzieren können – in der ersten Ausgabe haben wir drei Anzeigen drin, was für den Start ganz okay ist. Aber wir hatten schon mit der einen oder anderen Anzeige mehr gerechnet. Es ist eben auch nur eine kleine Auflage und wir sehen uns eher in der Indie Mag-Ecke.

Saskia: Wenn es das Magazin noch nicht gibt, ist es natürlich auch schwierig, die Ansprechpartner zu überzeugen. Und man braucht eine wahnsinnige Vorlaufzeit. Als wir unsere Planung konkretisiert haben, war das Jahr schon so weit fortgeschritten, dass die Budgets schon verplant waren.

Sabine: Wir wollten bei der Qualität des Papiers auch nicht sparen. Es sollte nichts durchscheinen, das war uns wichtig.

Wann wird die nächste Ausgabe erscheinen?

Saskia: Zunächst warten wir ab, wie die erste Ausgabe läuft. Geplant sind zwei Ausgaben pro Jahr.

Wir freuen uns drauf! Vielen Dank für das Gespräch!

Hier findet ihr das WOW Magazin:

Fotos: Pelle Buys

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