Anne Petersen ist die Frau hinter dem Magazin „Salon“. Seit 2014 bereichert sie mit ihrem „Magazin für Gastlichkeit, Design und Kultur“ die Medienlandschaft mit ihrem ganz besonderen Stil. „Salon“ erscheint vier Mal im Jahr und beinhaltet Food und Interior, ebenso wie Reise- und Kulturthemen. Als „Gruner+Jahr“, der Herausgeberverlag der Zeitschrift, mit „RTL“ fusionierte und im Zuge dessen „Salon“ neben vielen weiteren Titeln zum Verkauf stand, kaufte Anne Petersen „Salon“ kurzerhand selbst und ist seitdem Chefredakteurin und Herausgeberin. Warum sie an die Zukunft von Print glaubt und gedruckte Magazine auch 2023 noch einen Mehrwert neben digitalen Angeboten schaffen können, darüber sprechen wir mit Anne Petersen.
Anne Petersen: Damals hat der Vorstand mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, für den Verlag eine „Food-VOGUE“ zu entwickeln. Das hat mich natürlich gereizt. Ich war damals Fashion Director der „Brigitte“ und kehrte nach meinem vierten Kind aus der Elternzeit zurück. Gemeinsam mit meinen Kollegen Jan Spielhagen und Thomas Niederste-Werbeck als Creative Director habe ich dann das Heft entwickelt.
Die Frage 2014 war: Welche Zeitschrift entwickelt man noch? Der Zeitschriftenmarkt war voll, die Digitalisierung war da, die gesamte Ästhetik war auf „Instagram“, „Pinterest“, etc. abrufbar. Welchen Sinn hatte es also überhaupt noch, eine neue Zeitschrift zu gründen? Was letztlich den Erfolg von „Salon“ bis heute ausmacht, ist, dass es ein absolutes Postdigitalisierungsprodukt ist. Ich habe mich gefragt: „Wie wäre eine Zeitschrift, die mir selbst Herzklopfen machen würde?“ Sie muss Rubriken haben, die mich begeistern, sie muss wunderschön und schwärmerisch sein. Jede Ausgabe von „Salon“ war von Anfang an sehr stark kuratiert.
Ich habe mich gefragt: „Wie wäre eine Zeitschrift, die mir selbst Herzklopfen machen würde?“
Wir haben mit den Jahren einen relativ großen Kreis von Mitarbeitenden aufgebaut, die alle mit sehr viel Leidenschaft für das Produkt arbeiten. Jede*r möchte etwas Gutes, zum Produkt Passendes abliefern. Am Ende machen die Qualität und der Respekt vor den Leser*innen das Magazin aus.
Für mich war klar, dass ich „Salon“ gerne weitermachen und meine Mitarbeiter*innen mitnehmen möchte. Ich verfolge seit Jahren eine bestimmte Vision mit „Salon“ und ich wusste, dass ich diese noch besser umsetzen kann, wenn ich „Salon“ selbstständig führe. Damit Innovation entsteht, muss man die Möglichkeit haben, agil, flexibel und mutig zu sein. Und diese Möglichkeiten haben wir jetzt umso mehr. Das bedeutet übrigens nicht zwangsläufig, dass man immer auf Wachstum setzen muss. Man muss nicht auf jeden Zug aufspringen. Es ist wichtig, bei sich zu bleiben und auf seinen Instinkt zu hören. Wer zu viel rechts und links schaut, verliert seinem klaren Blick.
Foto: Auf Moodboards sammelt Anne Petersen Inspirationen für kommende Ausgaben
Für mich war klar, dass ich „Salon“ gerne weitermachen und meine Mitarbeiter*innen mitnehmen möchte.
Ich hatte sehr viele Unterstützer*innen. Gerade in den letzten Monaten ist mir klargeworden, welches Wahnsinnsnetzwerk wir haben – und zwar nicht nur der kleinere Kreis von engagierten Mitarbeitenden wie zum Beispiel meine Kollegin Antje Wewer, mit der ich ja auch unseren „Salon“-Podcast „Our House“ moderiere, sondern auch ein größerer Kreis, allen voran viele Leser*innen. Ein anderes Beispiel: Gabriele Fischer und Susanne Risch, Chefredakteurinnen von „brand eins“, haben mir angeboten, dass wir mit „Salon“ in ihre Büroräume ziehen. Das fand ich großartig. Und tatsächlich sind wir jetzt dort Untermieter.
„Instagram“ entspricht natürlich überhaupt nicht der Realität – ich hoffe, das weiß auch jede*r. Es ist ein kleiner Ausschnitt aus meinem Leben, alles davon ist echt, aber es ist eben nur ein Ausschnitt. Was nicht zu sehen ist, ist mein gesamtes Privatleben. Auch mein Familienleben, das ja auch einen großen Teil meines Lebens ausmacht und mich erdet, findet dort nicht statt. Es ist ein beruflicher Kanal für mich.
Viele Menschen wissen gar nicht, dass ich vier Kinder habe, weil ich darüber selbst nicht viel spreche. Das finde ich an sich ganz gut, weil Frauen* ja sehr oft diese Frage nach der Vereinbarkeit gestellt bekommen. Andererseits beantworte ich die Frage auch gerne, weil ich Frauen* ermutigen will, Kinder zu bekommen und weiterzuarbeiten. Frauen* sollten sich das zutrauen. Das gilt übrigens für alle Bereiche und das möchte ich auch gerne anderen Frauen*, besonders jungen, mitgeben: Man sollte mutig sein im Leben, mutige Entscheidungen treffen und sich etwas trauen. Das zahlt sich aus.
4 Kommentare
Super Anne, chapeau
Hey Anne,
das ist so super, was Du da geschaffen hast. Es war ja auch immer Dein Heft. Heute könnte es ANNE heissen:-)
Viel Erfolg und weiterhin viel Freude bei der Arbeit. Es st ein tolles Heft.
Was bedeutet * hinter „Frauen“?
Wir nutzen auf femtastics.com Gendersternchen, um die Geschlechtervielfalt jenseits des binären Geschlechtermodells sichtbar zu machen. Viele Grüße!