Fabian Gluschke arbeitet jahrelang in der Kinofilmvermarktung. Als seine Tochter Ella vor drei Jahren geboren wird, stellt der heute 40-Jährige sein Lebenskonzept in Frage. Er entschließt sich, seine Festanstellung in Berlin aufzugeben und sich gemeinsam mit seiner Frau selbstständig zu machen. Sie entwickeln unter dem Label „Ela Mo“ funktionale Rucksäcke für Frauen, ohne vorher beruflich mit der Modebranche in Berührung gekommen zu sein. Mit Erfolg. Mittlerweile verkaufen die beiden Hamburger rund 100.000 Rucksäcke im Jahr. Wir sprechen mit dem mittlerweile zweifachen Familienvater über die Gründung, seine neue Definition von Erfolg, Privilegien und seinen Weg in die Nachhaltigkeit.
Vielleicht kennt ihr den „Prime Day“ – eine jährliche Aktion, bei der Amazon Prime-Mitglieder besondere Rabatte und Angebote bekommen? Dieses Jahr findet er am 13. und 14. Oktober statt. Aber die Aktionen beginnen schon jetzt: Wenn ihr bis zum 12.10.2020 ausgewählte Produkte von kleinen und mittleren Unternehmen bei Amazon im Wert von mindestens 10 Euro kauft – hierzu zählt auch „Ela Mo“ – bekommt ihr einen Gutschein in Höhe von 10 Euro für den „Prime Day“ (dieses Angebot gilt nur für Prime-Mitglieder).
Fabian Gluschke: Meine Tochter ist im Juli 2017 geboren und ich habe zum Ende des Jahres beschlossen, meinen Job zu kündigen. Ich bin damals zwischen Hamburg und Berlin gependelt und war zwei Wochen nach der Geburt wieder im Job. Ich hatte das Gefühl, ich werde weder meiner Familie, noch meinem Job und mir selbst gerecht. Ich habe dann beschlossen, ein eigenes Unternehmen zu gründen, um mit meinem Kind mehr Zeit verbringen zu können. Mein Job in der Filmvermarktung hat mir Spaß gemacht, es war aber auch ein guter Moment, sich aus der Branche zu verabschieden.
Ich wollte dieses neue Lebensmodell unbedingt umsetzen.
Das war, wie es manchmal wichtige Prozesse sind, auf jeden Fall etwas schmerzhaft. Ich hatte mich nach der Geburt meiner Tochter in meinem alten Job total ins Zeug gelegt und wollte allen Bereichen gerecht werden. Im Gespräch mit meinem damaligen Vorgesetzten wurde aber klar, dass er mein Engagement gar nicht wahrgenommen hatte. Ich musste mir Sätze anhören wie: „Wir sehen dich hier gerade weniger, deine Familie scheint dir viel wichtiger zu sein.“ Das war ein Moment der großen Enttäuschung und gleichzeitig war mir klar, dass ich bei meiner Familie sein möchte. Also musste ich auch die Verantwortung übernehmen, ein Lebensmodell zu entwickeln, in dem ich das machen kann. Das war für mich ein großer Antrieb bei der Gründung eines eigenen Unternehmens – ich wollte dieses neue Lebensmodell unbedingt umsetzen.
Durch die viele Pendelei hatte ich genaue Vorstellungen, was ein funktionaler Rucksack haben muss. Meine Frau hatte sich ab und zu meinen Rucksack aufgrund der Funktionen ausgeliehen, sie sah damit aber aus wie eine Schildkröte, weil der Rucksack riesig war. (lacht) Funktionale Laptop-Rucksäcke haben häufig den Charme Schweizer Taschenmesser. Ich habe mich dann im nächsten Schritt in die Analyse begeben, um zu gucken, ob es tatsächlich so ist und wir ein Produkt entwickeln können, das dieses Problem lösen kann. Es hat sich ziemlich schnell bewahrheitet, dass Rucksäcke für Frauen oft hübsch, aber wenig funktional sind.
Dadurch, dass wir uns viel mit Rezensionen und Analysen beschäftigt haben, wussten wir ziemlich genau, was die Probleme bei anderen Rucksäcken sind und wonach Kunden suchen. Unsere Produkte sind durchdacht, für die Nutzung im Alltag gedacht und werden von uns fortlaufend optimiert. Sie sind funktionell, greifen aber trotzdem aktuelle Farben und Muster auf.
Aus meiner Perspektive ist es sehr wichtig, Kund*innen beim ganzen Kaufprozess glücklich zu stellen. Wir wollen für sie Probleme lösen. Sie kaufen kein Produkt mit Eigenschaften, sondern laden es selbst mit Gefühlen und Erlebnissen auf – im besten Fall erzählen sie das dann weiter. Das wichtigste Marketinginstrument ist daher, dass unsere Kund*innen ihren Freund*innen von den Rucksäcken erzählen oder Leute unsere Rucksäcke auf der Straße sehen, also klassisches „Word of Mouth“, worüber ich auch damals viel in der Filmvermarktung gelernt habe. Social Media ist für uns ebenfalls sehr wichtig. Instagram nutzen wir intensiv.
Mit Markennamensfindung kann man eine Menge Zeit verbringen – ich hatte mir ein Limit von 24 Stunden gesetzt. Meine erste Tochter heißt Ella – und „Ela Mo“ ist daraus entstanden. Der Name sollte viele Vokale haben und „weiblich“ klingen.
Mittlerweile habe ich ein Streben nach Erfolg gar nicht mehr im Kopf. Die Zeit mit meinen Kindern zu verbringen, ist mir enorm wichtig. Außerdem möchte ich eine Wirkung mit der Arbeit erzielen – das beschäftigt mich immer mehr.
Gute Frage. Früher habe ich mich sehr an einer äußeren Wertung orientiert. Mittlerweile habe ich ein Streben nach Erfolg gar nicht mehr im Kopf. Die Zeit mit meinen Kindern zu verbringen, ist mir enorm wichtig. Außerdem möchte ich eine Wirkung mit der Arbeit erzielen – das beschäftigt mich immer mehr.
Mir ist aber auch bewusst, dass es ein Privileg ist, sein Leben so ausrichten zu können.
Definitiv. Mir ist aber auch bewusst, dass es ein Privileg ist, sein Leben so ausrichten zu können. Es ist total schön, dass ich mit meiner Familie sein kann und mein eigenes Unternehmen habe. Aber mir ist auch bewusst, dass ich diese Möglichkeiten nur habe, weil ich hier in Deutschland lebe, in dieser Zeit, mit den Qualifikationen, die ich habe.
Vielleicht kann man damit noch mehr erreichen als es nur für sich und seine Familie gut zu haben. Das ist ein Teil des Prozesses und ich stehe gerade an einem Punkt, an dem ich merke, dass ich total Lust habe, mehr für andere und die Umwelt zu machen.
Dahinter steht eine ganz wichtige Perspektive. Nach der herkömmlichen Definition ist das Ziel eines Unternehmens, einen Gewinn zu erwirtschaften, der Shareholder Value soll gestärkt werden. Mittlerweile gibt eine zukunftsorientierte Perspektive darauf, was längst überfällig war. Es geht darum, die Mitarbeiter*innen, die Gesellschaft, von der das Unternehmen ein Teil ist, und die Umwelt mit einzuschließen. Der Erfolg eines Unternehmens wird nicht mehr rein an der Profitmaximierung gemessen, sondern an dem Wert, den ein Unternehmen für alle Stakeholder erwirtschaftet oder bewirken kann. Das ist kein intellektuelles Konzept, sondern einfach eine Möglichkeit, eine Organisation mit einem Ziel auszustatten, was mir sehr sinnvoll erscheint. Wir unterstützen soziale Projekte, die anderen wiederum helfen, mit ihren individuellen Problemen klarzukommen. Das ist für uns ein guter Antrieb.
Der Amazon „Prime Day“ ist definitiv eine Möglichkeit als Unternehmen etwas zu erwirtschaften. Wir spenden unsere gesamten Gewinne an „Hanseatic Help“ und „Hamburg packt’s zusammen“, weil wir Leute unterstützen möchten, die insbesondere durch die Corona-Krise ein schweres Jahr haben. Generell wollen wir 10 Prozent unseres Jahresgewinns 2020 an eine gemeinnützige Organisation spenden und sind da gerade noch in Gesprächen.
Die Corona-Krise hat sich nicht negativ auf unser Unternehmen ausgewirkt. Wir verkaufen im Jahr 2020 an die 100.000 Rucksäcke. Der Amazon „Prime Day“ wird der verkaufsstärkste Tag im ganzen Jahr für uns sein, was durch die Reichweite von Amazon begründet ist. Wir haben letztes Jahr schon daran teilgenommen und haben daher eine gute Vorstellung, was wir damit erreichen können.
Die sind uns richtig wichtig. Wir haben dieses Jahr einen Großteil unseres Sortiments auf 100% recyceltes PET umgestellt und können so bereits die Schadstoff-Emission um 60% reduzieren. Zudem haben wir bereits 2019 den Warentransport fast vollständig auf die Schiene verlegt, was sich ebenfalls positiv auf die CO2-Bilanz auswirkt. Unser Ziel bis Ende 2020 ist es, komplett klimaneutral zu wirtschaften. Was wir nicht reduziert bekommen, neutralisieren wir am Ende durch die Unterstützung von Klimaprojekte des „Fair Climate Fund BV“. Nächstes Jahr wollen wir dann bereits mehr CO2 neutralisieren, als zu verursachen.
Wir besuchen unsere Herstellungspartner und bauen persönliche Beziehungen zu den Menschen auf. Jeder Hersteller erhält ein unabhängiges Compliance-Audit unter anderem durch den TÜV Rheinland, um Faktoren wie faire Löhne, angemessene Arbeitszeiten und Umwelt zu bewerten. Da es allerdings ein sehr komplexes Thema ist, stellen wir gerade extra jemanden ein, der sich nur um das Thema Arbeitsbedingungen in den Produktionen etc. kümmern wird.
Das Team von „Ela Mo“ besteht mittlerweile aus 12 Menschen, die aus vier verschiedenen Ländern in den Bereichen Produktdesign, Kundenservice, Social Media und Operations arbeiten. Wir haben ein kleines Büro in Hamburg, sind aber ein Remote-Team und der Versand läuft über einen Logistik-Dienstleister.
Das Gespräch kam auf jeden Fall schon zwischen meiner Frau und mir auf, aber wir sind in Hamburg sehr verwurzelt. Die Großeltern der Kinder wohnen um die Ecke – das ermöglicht mir und meiner Frau auch viele Freiheiten. Daher werden wir vorerst in Hamburg bleiben.
Fotos: Ela Mo
– Anzeige: Diese Story ist in Zusammenarbeit mit Amazon entstanden –