Nach einem Wandertag das Handy an einem Rucksack-Cape aufladen? Was wie Zukunftsmusik klingt, wird gerade von den beiden Kommunikationsdesignerinnen Theresia Uhrlau und Julia Schröder entwickelt. Mit ihrem Label Yuma sind sie ins Lab der Telekom Fashion Fusion Challenge gezogen. Sie haben sich unter 120 Bewerbern durchgesetzt, die alle angetreten sind, um Hightech und Mode mittels zukunftsweisender Konzepte miteinander zu verknüpfen. Bis Dezember bekommen die 12 Finalisten – darunter Studentinnen, Start-Ups und Fashion-Designer, die Gadgets, smarte Haute Couture und funktionale Alltagsprodukte wie Bike-Westen oder Portemonnaies designen – nun nicht nur eine Unterkunft in Berlin gestellt, sondern erhalten intensive Coachings von Experten aus der Industrie, Fashion-Branche und Startup-Szene bei der Realisierung ihrer Hightech-Kleidung und Wearables. Theresia und Julia tüfteln hier mit Hilfe von organischen Solarzellen die Prototypen für das Reisegepäck der Zukunft aus und revolutionieren mit ihrer Solarwear vielleicht irgendwann den Outdoor-Bereich.
Femtastics: Ihr studiert beide Kommunikationsdesign an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg. Wann habt ihr euch dazu entschieden, Wearables zu machen?
Julia: Wir haben im letzten Semester den Kurs „Markenentwicklung“ belegt und sollten selber eine Marke entwickeln. Wir haben uns für eine nachhaltige Outdoor-Marke entschieden und so ist Yuma entstanden. Zunächst brauchten wir die Idee, warum eine neue Marke entstehen soll und haben nach dem Produkt gesucht. Wir waren bei Globetrotter und haben uns Sachen angeschaut und mit den Leuten gesprochen, was sie brauchen und was sie sich wünschen. So sind wir auf das Rucksack-Cape gekommen.
Für mich sind Wearables ein ganz neuer Bereich und es gibt sehr viele Möglichkeiten, die momentan noch gar nicht richtig genutzt werden.
Was fasziniert euch an dem Bereich der Wearables?
Theresia: Für mich ist das ein ganz neuer Bereich und es gibt sehr viele Möglichkeiten, die momentan noch gar nicht richtig genutzt werden. Für organische Solarzellen gibt es total viele Designmöglichkeiten – aber weil sie noch so neu ist, trauen sich noch nicht so viele Designer, die Technologie zu nutzen.
Ihr kommt aus dem Produktdesign, das heißt, es stand gar nicht unbedingt in eurem Fokus, Mode zu machen?
Julia: Gar nicht. Wir haben das Projekt einfach nur eingereicht, weil es von den Anforderungen her total auf unser Produkt passte.
Ihr geht also sehr technisch an die Sache ran?
Julia: Wir haben erstmal in alle Richtungen recherchiert. Nur das Konzept und das Logo standen fest.
Theresia: Wir hatten voll Lust drauf, auch weil es eben mehr in die Richtung Mode- und Produktdesign geht. Das sind total spannende Bereiche zum Austesten.
Wir nehmen bestehende Produkte und ergänzen diese mit Solarzellen.
Was ist die Idee hinter eurem Produkt?
Theresia: Im Outdoor-Bereich ist es wichtig, dass man so wenig wie möglich mitnimmt und nur ganz leichte Produkte mit dabei hat. Wir nehmen bestehende Produkte und ergänzen diese mit Solarzellen. Beim Design ist uns wichtig, dass die Solarzellen integriert werden und nicht einfach nur plan irgendwo mit aufliegen. Die Produkte sollen verschmelzen.
Wie funktioniert das Produkt dann am Ende?
Julia: Wir sind noch dabei, genau das rauszufinden. Gerade hatten wir einen Vortrag von einem Mitarbeiter eines Unternehmens, das Solarzellen so herstellen kann, wie wir sie brauchen.
Theresia: Die Funktion ist so, dass die Sonne den Tag über auf die Zellen scheint und alles in der Powerbank gespeichert wird. Die Powerbank gibt es bei Yuma zum Rucksack-Cape dazu. Wir entwickeln gerade die Faltung und das Muster für das Material. Die Idee ist, die Oberfläche durch Faltung zu vergrößern, damit man mehr Platz für die Solarzellen hat. Das Cape nimmt wenig Platz weg und ist leicht verstaubar.
Welches spezielle Know-how braucht man, um diese Produkte zu entwickeln?
Julia: Wir haben uns erstmal ein Buch über Elektronik gekauft und viel im Internet über organische Solarzellen recherchiert, die in verschiedenen Farben hergestellt werden und sehr leicht sind.
Eure Produkte sind also nachhaltig.
Julia: Das war von vornherein unser Ziel, eine nachhaltige Outdoor-Marke zu schaffen.
Theresia: Es wird immer wichtiger, das Smartphone immer dabei zu haben. Wegen der Sicherheitsaspekte, aber auch, weil man vielleicht beim Wandern Musik hören möchte. Darauf muss man nicht verzichten.
Manchmal ist man ja ganz froh, das Handy nicht im Urlaub dabei zu haben.
Theresia: Aber wenn man sich verläuft, ist GPS eben doch ganz hilfreich. Und Fotos macht auch jeder gern.
E-Mails muss man trotzdem nicht im Urlaub lesen. Das muss jeder selbst entscheiden.
Julia: Das würde ich eh niemals machen!
Ich auch nicht! Welche Produkte sind noch mit der Solar-Technologie vorstellbar?
Julia: Wir arbeiten noch an einer Skibrille mit Solarzellen und an einer Cap, die man im Dunkeln umdrehen kann und dann eine Stirnleuchte hat. Außerdem könnte man Solarzellen bei Kinderjacken einsetzen und zum Beispiel LEDs zum Leuchten bringen, sodass die Jacke im Dunkeln gut sichtbar ist. Bei Zelten würde es auch Sinn machen.
Theresia: Vor allem bei Zelten für Festivals, weil die den ganzen Tag in der Sonne stehen. Bei Zelten, die beispielsweise bei einem Wanderurlaub zum Einsatz kommen und erst abends aufgebaut werden, macht es weniger Sinn.
Eure Zielgruppe sind richtige Outdoor-Profis?
Julia: Ja, aber auch Festival-Besucher. Generell sind es eher Produkte, die man zum Beispiel in Outdoor-Geschäften finden würde.
Ich habe gemerkt, was mir fehlte: Etwas ganz Neues auszuprobieren, was die Zukunft verändern kann, was nachhaltig ist und was gebraucht wird.
Wie schätzt ihr die Zukunftsfähigkeit vom Wearables-Bereich ein?
Julia: Eigentlich haben wir vorher Magazine gestaltet und Web-Gestaltung gemacht, hier schlägt auch mein Herz für. Jetzt habe ich aber gemerkt, was mir fehlte: Etwas ganz Neues auszuprobieren, was die Zukunft verändern kann, was nachhaltig ist und was gebraucht wird. In 40 Jahren dürfen keine fossilen Brennstoffe mehr verwendet werden dann müssen sowieso überall Solarzellen drauf sein – also auch auf dem Regencape.
Wie seid ihr auf das Lab aufmerksam geworden?
Theresia: Unser Dozent an der HAW hat uns darauf aufmerksam gemacht. Als wir ausgewählt wurden, war sofort klar, dass wir es machen würden. So eine Chance bekommt man vielleicht nie wieder. Wir haben Laser-Cutting-Maschinen und 3D-Drucker hier – das ist total spannend für uns, das auszuprobieren.
Außerdem habt ihr ein Workshop-Programm. Welche Themen werden hier behandelt?
Julia: Wir lernen viel über Mode, haben aber auch zum Beispiel eine Löt-Einführung und lernen das Bedienen von Nähmaschinen.
Viele Experten sind dabei. Können die euch gut weiterhelfen?
Julia: Heute war für uns der beste Tag überhaupt, weil ein Experte aus einem Solarunternehmen da war. Wir haben sehr viel gelernt. Außerdem haben wir eine Labor-Betreuung, die uns konkret beim Prozess hilft. Aber wir können auch befreundete Studenten dazu holen, ein Mechatroniker unterstützt uns zum Beispiel bei der Technik.
Theresia: Außerdem gibt es eine Skill-Sharing-Liste, auf der jeder seine Fähigkeiten notieren kann. Der eine kann nähen, der andere vielleicht löten. So unterstützen wir uns auch gegenseitig im Lab. Wir kriegen viele wertvolle Tipps von den anderen, der Austausch im Lab ist total wichtig für uns.
Bis Dezember seid ihr im Lab und arbeitet an eurem Label. Werdet ihr danach weiter an Yuma arbeiten?
Theresia: Wir machen es davon abhängig, wie gut der Prototyp wird. Also, ob der voll funktionstüchig ist, oder ob es eher noch Zukunftsmusik ist. Auf jeden Fall machen wir aber unser Studium fertig.
So oder so: Wir wünschen euch bei allem viel Erfolg!
Ihr seid auch interessiert? Die Fashion Fusion wird es auch in 2017 wieder geben – alle Infos findet ihr hier. Mehr erfahren könnt ihr außerdem am 18. Januar 2017 bei der Fashiontech in Berln.
– In Kooperation mit Telekom –
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