Vom Printprofi zur Onlinechefin – so startet man im Verlag neu durch

Wie setzt man sich im Onlineressort eines international bekannten Printmagazins durch? Alexandra Link weiß es: Die 38-Jährige wechselte vor rund zwei Jahren aus dem Printgeschäft ins Digitalfach und ist mittlerweile stellvertretende Chefredakteurin Digital bei der „Elle“ in München. Dort tobt sich die gebürtige Mainzerin visuell, inhaltlich und modisch aus – musste sich aber ziemlich umstellen. „Wir arbeiten viel mehr – dafür sind wir sehr selbstbestimmt und viel schneller“, sagt sie. Zur Ruhe findet Alexandra beim Sport und Lesen, aber auch in ihrer gemütlichen Münchner Wohnung in der Isarvorstadt. Dort haben wir sie getroffen und über ihren Einstieg und weiteren Weg bei der „Elle“, die größte Herausforderung in einer Onlineredaktion und den perfekten Ausgleich zum hektischen Joballtag gesprochen.

Alexandra mit femtastics-Autorin Friederike Weinert.

Alexandra (rechts) mit femtastics-Autorin Friderike Weinert. Die gebürtige Mainzerin wohnt noch immer in ihrer ersten Wohnung in München – vielleicht auch, weil ihre beste Freundin im selben Haus lebt.

femtastics: Du warst gerade in Shanghai – mit welchem Auftrag?

Alexandra Link: Tommy Hilfiger hat dort eine Runway Show mit der neuen Herbst/Winter-Kollektion gezeigt. Sie haben einen riesigen Laufsteg an einem Fluss in Shanghai aufgebaut und Blogger, Moderedakteure und Prominente eingeladen.

Welche fünf Dinge packst du auf Reisen wie diesen in deinen Koffer?

Immer dabei habe ich ein Ladegerät und eine kleine Wärmflasche, weil ich häufig friere. Außerdem habe ich eine Clutch, ein Beauty-Serum und ein Buch mit dabei. Ich hänge nonstop am Handy und beim Lesen kann ich richtig abschalten. Es ist wichtig für mich, neben der anstrengenden Arbeit etwas Ruhiges zu finden, um in eine andere Welt einzutauchen.

Von ihren Terminen hat Alexandra zahlreiche Tischkärtchen mit hübschem Handlettering mitgebracht.

Alexandra ist jobbedingt viel unterwegs – von ihren Terminen hat sie zahlreiche Tischkärtchen mit hübschem Handlettering mitgebracht.

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Du bist bereits sehr lange in der Fashion-Branche tätig. Wann hat sich deine Leidenschaft für die Mode entwickelt?

Meine Mama hat als Schaufensterdekorateurin gearbeitet und meine Oma war Damenschneiderin – es gab in meiner Familie also schon immer einen Bezug zur Mode und ich war von klein auf sehr modeinteressiert, habe mich letztlich aber für eine Ausbildung als Fachangestellte für Medieninformationsdienste in Frankfurt entschieden. Danach bin ich nach Berlin gegangen, wo ich Publizistik, Politik- und Kommunikationswissenschaften studiert habe.

Damals hatte ich auch von der AMD gehört und mir überlegt, ob ich vielleicht etwas mit Mode studiere. Ich war mir jedoch unsicher. Als ich aber nach dem Studium ein Praktikum beim Magazin „Sleek“ anfing, hatte mich die Leidenschaft gepackt: Die Arbeit dort hat mir viel Spaß gebracht, weil sie Kunst und Mode miteinander verband. Wir haben ein ganzes Heft alleine produziert und alles war total spielerisch.

Wie bist du zur „Elle“ gekommen?

Im Studium habe ich wissenschaftliches Schreiben gelernt, aber das ist eine ganz andere Art zu schreiben. Mir hat der Mut zur Leichtigkeit gefehlt. Ich wusste zwar, dass da ein Talent in mir steckt, aber ich dachte mir: Es gibt noch ein Handwerk, was ich lernen muss – ich bin relativ perfektionistisch. Dann hat mir eine Freundin ein Praktikum bei der „Elle“ in München empfohlen, wo ich im Anschluss ein Volontariat machen konnte. Also bin ich nach München gezogen, bei der „Elle“ reinmarschiert und wusste gleich, dass ich hier länger bleiben würde! Nach zwei Praktika wurde ich als Assistentin eingestellt. Später ging es weiter als Jungredakteurin und Redakteurin für alle Ressorts – von Lifestyle bis Kultur. Zuletzt habe ich lange Zeit im Ressort Beauty gearbeitet. Das was eine super Entscheidung, weil man viel reist. Ich bin nicht wirklich ein Beauty Girl, aber ich kenne mich aus und mich haben wissenschaftliche Themen wie Sport, Ernährung und Fitness gereizt. In dem Bereich konnte ich mich komplett austoben.

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Links: Ganz hinten ist Alexandras Wohnzimmer zu sehen, von dem aus es weiter ins Schlafzimmer geht. Rechts: Ihren Esstisch in der Küche hat sie selbst gebaut.

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Ich bin sehr froh darüber, dass ich in den Onlinebereich der „Elle“ gewechselt bin.

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Wie kam es zu deinem Wechsel in die Onlineredaktion?

Der Onlinebereich bei der „Elle“ wurde ausgebaut und ich bin Managing Director geworden. Als meine Chefredakteurin und Vorgesetzte schwanger wurde, hat sie relativ schnell gekündigt, weil sie einen Job in ihrer Heimat Berlin gefunden hat. Seitdem habe ich die Stelle als Chefredakteurin fest übernommen.

Wie hast du den Wechsel von Print zu Online wahrgenommen?

Ich bin sehr froh, dass ich in den Onlinebereich der „Elle“ gewechselt bin – obwohl wir viel mehr arbeiten müssen, weil die Onlineredakteure pro Tag drei Artikel schreiben. Wir sitzen zudem in einem Großraumbüro. Im Beauty-Ressort saß ich immer mit einer Kollegin im Büro und musste in der Woche ungefähr einen Text schreiben (lacht). Im Onlinebereich sind wir sehr selbstbestimmt und wir können viel schneller arbeiten. Im Printbereich geht alles gefühlt durch 50 Hände – von der Themenauswahl, über Text und Layout.

Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?

Eine Person fängt morgens um halb 8 an – da wechseln wir uns immer ab – und sucht vorab die Themen zusammen. Der Rest kommt um neun Uhr und hat am Vorabend Themenvorschläge per Mail geschickt. Dann überlegen wir, welche Themen zur „Elle“ passen – wir machen einen guten Mix aus Mode, Beauty, Lifestyle und Social-Themen. Anschließend geht es direkt los. Wir arbeiten mit freien Redakteuren, die wir dann briefen. Am Vormittag redigiere ich schon einmal die Texte, die abends von den freien Redakteuren reinkamen, und beantworte ganz viele E-Mails. Wir produzieren auch selber Videos – zum Beispiel für die Fitness-Themen. Mittags gehen wir meist alle zusammen in der Kantine essen und danach geht es weiter. Oft habe ich noch ein paar Termine mit Anzeigenkunden oder treffe mich mit unseren Produkt Managern.

Wir sind echt ein cooles Team! Die meisten sind ein bisschen jünger als ich und ich mag meine Kolleginnen sehr gerne und freue mich jedes Mal, wenn ich aus dem Urlaub wiederkomme (lacht).

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Alexandra wählt die Möbel in ihrer Wohnung sehr bewusst aus und liebt es, Vintage-Stücke zu kaufen.

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Ich arbeite sehr gerne mit meinem Team zusammen: Das sind wirklich tolle, inspirierende Frauen.

Stell‘ dir vor, du wärst Dozentin im Bereich Mode-Text: Was würdest du deinen Studierenden unbedingt beibringen wollen?

Texteinstiege sind immer schwierig in der Mode, da gerät man häufig in die gleiche Schiene. Ich würde ihnen empfehlen, eine Sammlung mit Texteinstiegen anzulegen, die sie bei anderen Redakteurinnen gut fanden. Mir ist es wichtig, dass man Modetexte auch in einen zeitgeistigen Kontext einbettet. Warum sind zum Beispiel die 90er wieder im Trend? Die Sprache sollte außerdem locker und verständlich sein, als würde man seiner etwas Freundin erzählen.

Welcher Aspekt an deinem Job macht dir immer noch am meisten Spaß?

Dass alles so schnelllebig ist! Es kommt ständig ein neuer Social-Media-Kanal dazu und ich bin immer dabei, etwas Neues zu lernen. Diese Arbeitsweise muss man mögen, denn das kann sehr kräftezehrend sein. Ich mag das aber sehr gerne, weil mir nicht langweilig wird und ich ständig mit etwas Neuem umgeben bin. Außerdem arbeite ich sehr gerne mit meinem Team zusammen: Das sind wirklich tolle, inspirierende Frauen. Viele stellen sich meist vor, dass der Job für ein Modemagazin von Zickenkrieg beherrscht wird. Aber das ist bei uns gar nicht so. Die Mädels sind entspannt, bodenständig und ein echtes Team. Das schätze ich sehr!

Und was nervt dich?

Manchmal finde ich es ein bisschen schade, dass Trash-Themen so gut laufen. Die sind nicht mein Steckenpferd. Ich möchte lieber mit meinen Texten inspirieren, aber eigentlich sollte das auch mit diesen Themen funktionieren und solche Texte müssen gut sitzen. Auch ein Sex-Thema muss cool sein. Es ist wichtig, dass wir Frauen Mut machen, ihnen Ängste nehmen und sie inspirieren. Das gelingt uns nicht immer, aber wir versuchen unser Bestes (lacht).

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Es ist wichtig, dass wir Frauen Mut machen, ihnen Ängste nehmen und sie inspirieren. Das gelingt uns nicht immer, aber wir versuchen unser Bestes (lacht).

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Wie informierst du dich über neue Trends, welche Medien nutzt du?

Wir haben immer unsere Schwesterausgaben aus den USA und Großbritannien im Blick. Wir lesen alle Seiten unserer Mitbewerber an und schauen auch viel auf Instagram, was die Leute dort gerade tragen. Aber jede von uns hat unterschiedliche Quellen.

Ich fliege sehr viel und schaue dann immer an den Kioskständen und kaufe mir dort Magazine. Das Reisen und die Modeschauen sind sehr wichtig, weil ich dort viel mit internationalen Redakteuren in Kontakt komme. Das ist für mich unglaublich inspirierend. Wir haben einmal im Jahr einen Digitalkongress in New York und da war ich die letzten zwei Male mit dabei. Das ist sehr interessant und ich informiere mich, wie die Redakteure dort arbeiten.

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Hast du so etwas wie ein Steckenpferd oder ein Thema, über das du besonders gerne berichtest?

Ich bin meistens auf den Fashion Weeks in Paris, Mailand und New York unterwegs. Das macht sehr viel Spaß – auch wenn die Fashion Weeks immer stressig sind, weil wir zwischen den Modeschauen viele Termine im Showroom oder Anzeigentermine mit unseren Kunden haben. Aber ich schreibe total gerne Trendberichte oder über Designerwechsel, wenn es was Neues zu erzählen gibt.

Was sind deiner Meinung die wichtigsten Eigenschaften einer guten Modejournalistin? Und wie setzt man sich gegen die Konkurrenz durch?

Du solltest neugierig, offen und nett sein, du musst viel arbeiten wollen und für die Mode wirklich brennen, denn in dem Job als Moderedakteurin verdient man nicht sonderlich viel und die Arbeitszeiten sind nicht immer angenehm. Ich habe teilweise Termine, die bis spät nachts gehen oder ich muss übers Wochenende weg. Das sollte man mögen. Man lernt unglaublich viele neue Leute kennen und für die sollte man eine gewisse Neugier mitbringen. Außerdem finde ich es sehr wichtig, alles sauber zu recherchieren und nicht immer alles zu glauben, sondern auch mal Themen kritisch zu hinterfragen. Du solltest dich vielleicht bei einigen Situationen einfach mal einen Moment zurücknehmen und analysieren, ob und warum das jetzt ein Trend ist und die Themen auch von anderen Perspektiven sehen.

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Wenn ich heute noch einmal studieren könnte, würde ich mich für Medizin entscheiden.

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Könntest du dir auch vorstellen, einen ganz anderen Job zu machen – wenn ja, welchen?

Wenn ich heute noch einmal studieren könnte, würde ich mich für Medizin entscheiden. Das finde ich spannend. Daran habe ich damals aber nicht gedacht oder es mich getraut. Ich hätte aber auch nicht den passenden NC gehabt. Ansonsten würde ich vielleicht etwas mit Design oder Beratung machen. Das könnte ich auch gut.

Zurück zum Thema Mode: Welches Must-have brauchen wir diesen Herbst?

Unbedingt irgendetwas Bordeauxrotes. Alle lachen mich schon in unseren Meetings aus, wenn ich das Thema anspreche. Aber ich liebe die Farbe momentan sehr, vor allem in Kombination mit Camel.

Außerdem habe ich gerade Ballerinas aussortiert. Skinny Jeans würde ich nicht wegschmeißen, sondern bunkern. Jetzt trägt man gerade geschnittene Jeanshosen! Und jeder sollte einen Trenchcoat haben.

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Du lebst schon eine lange Zeit in München. Wie kleiden sich hier die Menschen?

In München sind die Frauen sehr stylish. Ich habe das Gefühl, je südlicher du kommst, desto besser sind die Menschen angezogen. Meine Schwester lebt in Berlin und ich bin immer wieder über den Stil erstaunt. In Berlin ist der Stil viel rougher, und als ich noch dort gelebt habe, war ich auch noch anders und cooler unterwegs. Da habe ich keine hohen Schuhe getragen. In Berlin ist alles crazy und teilweise schon fast nicht mehr schön für meinen Geschmack.

Wie startest du morgens in den Tag – hast du ein Morgenritual?

Mein Ritual ist es, dass ich meinen Wecker bis zum geht nicht mehr auf Schlummern drücke (lacht). Ich brauche fast eine Stunde, um aus dem Bett zukommen. Demnach bin ich kein Frühaufsteher. Um 9 Uhr anzufangen ist für mich schon fast ein wenig stressig und eine kleine Herausforderung (lacht). Jedoch bin ich sehr schnell morgens. Ich springe unter die Dusche, trage danach mein Serum auf und wegen meiner falschen Wimpern muss ich mich auch nicht schminken. Dann fahre ich los und wir starten den Tag mit der Themenkonferenz. Danach trinke ich einen Kaffee mit meinen Mädels und wir legen los. Ein festes Ritual habe ich also gar nicht. Abends ist eher meine Zeit und ich mache noch einmal Yoga oder ein paar Atemübungen und versprühe mein Lavendelspray im Schlafzimmer. Ich schreibe gerne Tagebuch oder lese ein Buch, aber ich schaue abends kein Fernsehen mehr.

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Wie findest du einen Ausgleich zur Arbeit?

Ich treibe sehr viel Sport. Ich muss mich richtig viel bewegen. Eine Zeit lang habe ich viel Yoga gemacht. Das habe ich jetzt etwas reduziert und mache es lieber zu Hause auf meiner Matte. Ansonsten gehe ich viel joggen und wandern. Das habe ich früher sehr oft gemacht, aber dann wieder ein bisschen verloren und jetzt wieder für mich entdeckt. Im Winter stehen dann Skifahren und Snowboarden auf meinem Plan.

Alexandra, vielen lieben Dank für das Interview!

 

Hier findet ihr Alexandra Link:

 

Fotos: Sophie Wanninger

Interview: Friderike Weinert

Layout: Carolina Moscato

 

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