In Sachen Selbstliebe, Selbstakzeptanz und Lebensfreude können wir uns von Charlotte Weise einige Scheiben abschneiden. Charlotte bezaubert nicht nur täglich mit ihrer lebensbejahenden und herzerwärmenden Art, sondern hat auch ein Herz ohne Kompromisse, was Umweltschutz und faire, vegane Mode angeht. Ohne mahnend den Zeigefinger zu heben, verschafft sie sich auf diversen Medien Gehör zu Themen wie Nachhaltigkeit und Politik. Zusammen mit ihrem Mann Felix lebt sie in einem der kultigen Hamburger Grindelhochhäuser. Genau dort treffen wir uns mit der 25-jährigen Studentin und sprechen mit ihr über den selbstbewussten Umgang mit ihrem Körper und wie sie ihren Weg zu einem achtsamen und nachhaltigen Leben gefunden hat. Mit dabei haben wir die Cradle to CradleTM Gold zertifizierte Jeans von C&A, die in Kooperation mit Fashion for Good, einer globalen Plattform mit dem Ziel Mode nachhaltig zu machen, entwickelt wurde.
Ich möchte Frauen von meinem Selbstwertgefühl etwas abgeben.
Charlotte Weise: Das ist mein Herzensthema. Ich habe viele wunderschöne Freundinnen, bei denen das Selbstwertgefühl bei null liegt. Ich möchte Frauen von meinem Selbstwertgefühl etwas abgeben. Meine Eltern haben mir beigebracht, dass man gut ist wie man ist. Wir sind zuhause alle nackt herumgelaufen und waren früher häufig am FKK-Strand. Es ist für uns selbstverständlich, dass jeder Mensch anders aussieht. Meine Mama hat wunderschöne Rundungen und ihre Freundinnen waren schon immer neidisch auf ihre weibliche Figur.
Ich habe Rundungen noch nie negativ wahrgenommen, sondern fand sie immer sexy. Das Selbstwertgefühl wurde mir durch meine Familie mitgegeben und ich habe auch keine gegenteiligen Erfahrungen mit Männern gemacht. Es wirkt sich negativ auf die Entwicklung aus, wenn man persönlich nicht gefestigt ist und dann vom Partner keine Bestätigung erfährt und nie gesagt bekommt, dass man schön ist. Das Selbstwertgefühl kommt nicht von allein und man muss sehr auf sich achten. Jeder von uns wird nur einmal in seinem Körper leben. Wir sollten nicht noch gegen ihn kämpfen.
Jeder von uns wird nur einmal in seinem Körper leben. Wir sollten nicht noch gegen ihn kämpfen.
Auf jeden Fall mein Mann Felix, weil er der entspannteste Mensch auf Erden ist. Meine Mutter mit ihrer Lebensfreude strahlt jeden Tag und kommt durch ihre positive Art immer gut bei anderen Menschen an. Aus der Social-Media-Welt inspiriert mich Madeleine Alizadeh von Dariadaria. Louisa Dellert fuchst sich auch aktuell in das Thema Nachhaltigkeit ein und ebenso hat Jana Klar für sich die nachhaltige Lebensweise entdeckt. Schritt für Schritt bewegt sie sich zur veganen Lebensweise und nimmt ihre Follower mit auf ihren Weg. Die meisten Blogger, die sich schon lange mit dem Thema auseinandersetzen, leben in einer „grünen Blase“, weil das Thema selbstverständlich für sie geworden ist. Deswegen finde ich Frauen inspirierend, die nicht mit dem Finger auf andere zeigen, sondern ihren Followern auch Themen und Probleme erklären. Der Weg dorthin ist viel entscheidender.
Ich habe auf meinem Instagram-Account von Anfang an unterschiedliche Themen abgebildet, wie Essen, Tanzen und Nachhaltigkeit. Das kam sehr gut an und dabei bin ich einfach geblieben. Ich lebe schon immer sehr bewusst und habe viele Leute aus der nachhaltigen Bewegung kennengelernt, die noch mehr über die Thematik wussten. Meine Einstellung zur Nachhaltigkeit hat sich durch Instagram stets weiterentwickelt. Ich habe zwar schon immer so gelebt, aber es hat sich mit der Zeit noch stärker ausgeprägt.
Als ich 17 Jahre alt war, habe ich beschlossen, gar kein Fleisch mehr zu kaufen.
Ich war im Waldorfkindergarten und in einer Waldorfschule. Dort gab es nie Fleisch. Meine Freunde sind teilweise vegetarisch oder vegan aufgewachsen. Dadurch kam ich schon früh mit der Lebensweise in Berührung. Bei uns zuhause gab es immer wenig Fleisch. Als ich 17 Jahre alt war, habe ich beschlossen, gar kein Fleisch mehr zu kaufen. Als ich zuhause ausgezogen bin, habe ich kein Fleisch mehr gekocht. Nur wenn ich unterwegs oder bei meiner Familie war, habe ich Fleisch gegessen. Mit 20 Jahren habe ich es komplett eingestellt und seitdem entwickele ich mich immer weiter in die vegane Richtung.
Meine Community besteht aus Leuten aus meiner Heimat und vielen Hamburgern und Berlinern. Sie sind interessiert an der veganen Lebensweise, leben genauso oder lassen sich von meiner Lebensfreude inspirieren. Die Erwartungen meiner Community sind sehr durchmischt, teilweise interessieren sie sich nur für Rezepte oder für meinen Mops Mini (lacht).
Für mich ist die nachhaltige Lebensweise ein Prozess und es geht nicht von heute auf morgen.
In Puncto Ernährung fällt es mir schwer, auf Käsebrot zu verzichten. Und es ist nicht so einfach, auf Plastik zu verzichten, weil wir beispielsweise unsere Hafermilch im Tetrapak kaufen. Wir müssen unbedingt damit anfangen, die selber zu produzieren. Bei Shampoos benutze ich zwar Naturkosmetikmarken, aber auch die sind meist noch in Plastik verpackt. Ich studiere Kosmetikwissenschaften, versuche immer das Beste rauszuholen, aber werde es nicht übertreiben und der „No-Poo-Bewegung“ beitreten, also komplett auf Shampoo verzichten. Ich weiß, welche Bakterien sich entwickeln, wenn man sich die Haare nicht mehr wäscht. Das ist interessant, um es mal auszuprobieren und die Fettproduktion etwas zu reduzieren.
Für mich ist die nachhaltige Lebensweise ein Prozess und es geht nicht von heute auf morgen. Das gilt bei mir in allen Bereichen: Ernährung, Klamotten und Naturkosmetik.
Ich finde es bei Schuhen sehr schwierig. Es gibt sehr gute Lederschuhe, die fair hergestellt werden und alle Richtlinien erfüllen, aber die sind natürlich nicht vegan. Da bin ich manchmal im Zwiespalt. Die meisten meiner Kolleginnen achten darauf, dass alles aus veganem Leder besteht. Da gehen die Meinungen in unterschiedliche Richtungen, aufgrund des hohen Wasserverbrauchs und der verwendeten Chemikalien. Es halten sich viele Firmen an alle Richtlinien, jedoch haben sie nicht das Modell, welches man gerne haben möchte. Meiner Meinung nach gibt es noch nicht genügend Auswahl, vor allem bei hohen Schuhen. Ich hoffe, dass hier das Angebot noch größer wird.
Es ist ein Mythos, dass fair ausschließlich teuer ist.
Die meisten Klamotten kaufe ich secondhand oder auf dem Flohmarkt. Generell kaufe ich nicht viel und war noch nie ein richtiger Shopping-Typ. Ich habe schon immer Klamotten von meinen Freundinnen oder meiner Mama getragen. Ansonsten kaufe ich natürlich faire Mode.
Es gibt viele kleine Labels, die fair produzieren, die jedoch noch nicht bekannt sind. Auf meinem Blog findet man eine große Auswahl aufgelistet. Es ist ein Mythos, dass fair ausschließlich teuer ist. Die Produktionen mit einer geringen Stückzahl sind gar nicht so teuer wie man annimmt. Nur teilweise zahlt man bei Designerlabels den Namen mit. Wenn man sich ein bisschen mit der Thematik auseinandersetzt, findet man schnell neue Alternativen.
Es geht auf jeden Fall in die richtige Richtung! Die meisten Leute, die bei den großen Modehäusern einkaufen, beschäftigen sich nicht mit Umwelt und nachhaltiger Mode. Aber durch die nachhaltigen Kollektionen kommen sie in Kontakt mit den Themen. Wenn zum Beispiel alte Kleidung wirklich recycelt wird und nicht verbrannt, wie es einige Moderiesen gerne tun, dann ist das genau der richtige Schritt. Was will man mehr als recycelte Materialien? Große Firmen müssen dahingehend noch viel mehr tun, denn sie können etwas bewegen. Die kleinen Firmen machen natürlich auch viel Positives, erreichen aber einfach weniger Konsumenten. Deshalb sind gerade die großen Modeunternehmen so wichtig!
Das ist Schwarz-Weiß-Denken und für mich zu radikal. Die kleinen Firmen bewirken viel Positives, aber die großen Firmen können definitiv auch sehr viel bewegen, nur dauert es bei ihnen etwas länger. Konzerne sind wie große Schiffe, die nicht schnell umgelenkt werden können. Sie produzieren in sehr großen Mengen und es ist zum Beispiel nicht leicht, auf einmal allen Arbeitern höhere Löhne zu zahlen. Aber auch Textilexperten sagen, dass wenn ein T-Shirt nur drei Cent mehr kosten würde, es fair produziert wäre. Dann ist es natürlich nicht zwingend nachhaltig produziert, denn Bio-Baumwolle ist noch einmal teurer.
Ich wünsche mir, dass auf dem Modemarkt komplett nachhaltig und fair produziert wird. Ich will kein Kleidungsstück tragen, welches mit Leid produziert wurde und die Umwelt verpestet. Wir sind jetzt an einem Punkt, an dem wir etwas tun müssen, um uns vor Klimakatastrophen und weiteren Problemen zu schützen. Die Konzerne können viel bewirken und haben eine Riesenmacht auf dem Modemarkt.
Das PETA-Zertifikat finde ich gut, ist für mich aber kein Muss. GOTS und Fair Foundation sind mir wichtig. Ich weiß, dass diese Siegel die Modeunternehmen Geld kosten. Wenn mir ein Label versichert, dass sie viel dafür tun, um fair zu garantieren und zum Beispiel in Polen mit existenzsichernden Löhnen produzieren, dann kaufe ich die Produkte ebenfalls. Es kann sein, dass der Pullover dann „nur“ 40 Euro kostet – das Siegel würde in dem Fall nur den Verkaufspreis erhöhen.
Ich habe mit sehr vielen Marken zusammengearbeitet, vor allem bei Fotoshootings, bei denen das Make-up von morgens bis abends sitzen muss. Da muss die Wimperntusche am besten wasserfest sein. Diese hohen Anforderungen zu erfüllen, ist derzeit für Naturkosmetik noch schwer. Die Produkte basieren auf natürlichen Inhaltsstoffen und es können zum Beispiel nicht alle Farben aus Pflanzen hergestellt werden. Es ist schwierig, all die Jahre aufzuholen, die ihnen die konventionelle, dekorative Kosmetik voraus ist, aber die Naturkosmetik wird immer besser.
An gestressten Tagen und für Selbstliebe – tanzen tut mir immer gut! Ich tanze seit meinem fünften Lebensjahr. Immer, wenn ich nach Hause gekommen bin, habe ich die Tür zugemacht, das Radio angeschaltet und für mich getanzt. Teilweise habe ich mir das auch auf Kassette aufgenommen (lacht). Ich war immer sehr aktiv, habe gebastelt oder getanzt. Das hat sich durch mein bisheriges Leben gezogen, denn ich habe nie viel Sport gemacht. Tanzen war schon immer mein Workout und meine Leidenschaft, dabei kann ich abschalten. Dann habe ich das ab und an bei Instagram gezeigt und daraufhin kam so ein gutes Feedback. Ich habe nie damit gerechnet, dass ich davon mal etwas auf meinem Account posten würde.
Während ich lerne und müde werde, drehe ich die Musik gern laut auf und tanze für mich. Außerdem bin ich ein großer Fan von geleiteter Meditation, da suche ich mir einfach Videos auf YouTube aus. Yoga ist auch gut, wenn man das mag. Ich kann mich aber besser beim Joggen auspowern!
Fotos: Sophia Mahnert
Interview: Friderike Weinert
Layout: Carolina Moscato
– Werbung: in Zusammenarbeit mit C&A –
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