Ihr seid auch gerade im Umdekorier- und Aussortierwahn? Dann ist das die richtige Homestory für euch! Katrin Hoffmann haben wir im Rahmen der #instagraminteriorchallenge entdeckt und uns sofort in ihren offenen Bungalow und Midcentury-Stil verguckt. Das Tolle: Man kann ihren Stil nicht nur anschmachten, sondern auch kaufen. Vor einem Jahr gründete die 50-Jährige ihren Onlineshop Moovi Vintage und verkauft bei Etsy Vintageschätze, die sie auf Flohmärkten, bei Haushaltsauflösungen, in Antikläden und online findet. Wir haben Katrin in Hamburg-Lokstedt in ihrem 120 Quadratmeter großen Bungalow besucht. Die Interior-Expertin gibt Einrichtungstipps, verrät uns ihre Top-Locations für Vintage-Shopping und ihren ganz persönlichen Hotspot an der Ostsee.
Katrin Hoffmann: Durch meine Eltern: Meine Mutter ist in den Siebzigern und Achtzigern viel über Land und zu Bauern gefahren und hat dort nach Vintagestücken gesucht. Mittlerweile ist sie 78 und hat tatsächlich gerade bei sich noch mal alles neu gemacht. Die alten Sachen von früher sind weg, jetzt sieht es eher skandinavisch bei ihr aus.
Außerdem habe ich schon immer gern im Sperrmüll geguckt. Als ich meine erste Wohnung hatte, konnte ich es mir gar nicht leisten, ins Geschäft zu gehen um Möbel zu kaufen. Alles, was auch jetzt hier steht, ist per Zufall zu mir gekommen. Mein Vater sammelt alte Waagen und Gewichte, deswegen waren wir auch im Urlaub viel in Antikläden unterwegs.
Mein Kapital ist es, Dinge zu erkennen und ein Auge dafür zu haben.
Das ist gar kein Geheimnis. Es gibt so viel! Mein Kapital ist es, Dinge zu erkennen und ein Auge dafür zu haben. Ich gehe zum Beispiel auf den großen Flohmarkt auf der Hamburger Trabrennbahn, da kommen die Leute teilweise mit kompletten Wohnungsauflösungen hin. Auf dem Dorf findet man viel, aber auch auf dem Schanzenflohmarkt gibt es Händler, die gute Dinge haben. Das lohnt sich manchmal auch für mich. Wir waren gerade zu Besuch bei Freunden in Wismar, da gibt es einen Trödler, der richtig Ahnung hat. Da habe ich ein paar Sachen gekauft und jetzt eingestellt. Sozialkaufhäuser sind auch immer gut. In Hamburg sind “Schneppchen” und “Stilbruch” gute Anlaufstellen.
Tatsächlich der Lounge Chair von Charles Eames. Ich habe den Sessel und noch einige weitere Designklassiker bei einer Wohnungsauflösung in Wupperthal gefunden. Eine Bekannte hat mich damals informiert.
Im Moment finde ich Teewagen schön, weil man immer wieder die Möglichkeit hat, neue Welten darauf zu erschaffen.
Es ist gar nicht so einfach, ein Stück zu benennen. Im Moment finde ich Teewagen schön, weil man immer wieder neue Welten darauf erschaffen kann. Sie sind flexibel, man kann sie überall hinschieben. Das Pendant dazu ist das Sideboard, das aber einen festen Platz hat. Der Teewagen ist wie ein Bild, das man immer mal umplatzieren kann.
Ich würde die Stücke immer in Gruppen arrangieren, sodass eine Vase beispielsweise nicht alleine steht. Außerdem ist Licht ein riesengroßes Thema, verschiedene Lichtquellen sind total wichtig.
Lasst euch Zeit beim Einrichten.
Mixt die Kulturen! Auf meinen Reisen finde ich die schönsten Wohnaccessoires. Die unterschiedlichen Stile passen oft sehr gut zusammen und bringen Spannung ins Wohnambiente. Neben Keramik aus den 50er-Jahren stehen afrikanische Holzkunst und orientalische Kamelhocker. Man muss sich nur trauen! Mein zweiter Tipp: „Das perfekte Haus ist das, was nie fertig ist“. Lasst euch Zeit beim Einrichten. Losgehen und eine komplette Wohnungseinrichtung auf einmal kaufen, wirkt wie von der Stange. Bei vielen Freunden stehen Bilder noch nach Jahren auf dem Fußboden. Und natürlich Planzen, die zur Zeit wieder total im Trend sind. Sich die Natur ins Haus zu holen, sorgt für Entspannung.
Momentan ist wieder viel Opulenz angesagt, mit Samt und Fell. Generell verändert sich beim Wohnen gar nicht so viel. Man kann mit kleinen Dingen die Trends mitmachen. Ich halte immer nach schönen Vintagestücken Ausschau, die Trends widerspiegeln, wie zum Beispiel eine schöne Marmorplatte. Ich finde die alten Sachen viel schöner als die neuen. Sie sind viel individueller und die Qualität ist besser.
Es gibt die klassischen Varianten, man kann aber ruhig auch ganz anders hängen, zum Beispiel alles in einer Reihe über ein Sideboard.
Auf jeden Fall mit Licht, das ist für mich das Wichtigste. Aber natürlich auch mit Fellen, Kissen und Teppichen.
Ich finde es total toll, wenn ich irgendwo anders hinkomme und bunte oder auch schwarze Wände sehe. Dann denke ich immer: „Trau dich doch mal!“. Aber es bleibt dann doch so, wie es ist. Wenn man viele Accessoires hat, wird es schnell zu bunt oder beißt sich, da sieht es doch besser mit Weiß aus.
Das finde ich so schön beim Vintage-Shopping: Du weißt nie, was du mit nach Hause nimmst.
Auf jeden Fall! Viele Dinge, die bei mir stehen, verkaufe ich nach einer gewissen Zeit wieder. Es gibt allerdings ein paar Sachen, die ich nie verkaufen würde. Ich besitze ein kleines Ölbild, das ich vor einem Jahr aus einer Schaufensterdekoration erwürfelt habe – das würde ich nie hergeben.
Ich glaube, das sagt dir dein Herz. Manche Sachen kann man gut weggeben, da sie wiederkommen werden, wie ein Teewagen beispielsweise. Aber so kleine Stücke, wie zum Beispiel mein kleiner Bronzehund (Bild unten), bekäme man nicht wieder. Das finde ich so schön beim Vintage-Shopping: Du weißt nie, was du mit nach Hause nimmst. Du findest immer Sachen, an die du gar nicht gedacht hast, es ist immer eine Überraschung.
@birgitschlotterbeck – alleine der Blick in ihre wunderschöne Wohnung lohnt sich, @herz.und.blut – Jules hat ein tolles Auge für Details und macht die schönsten Interior-Fotos, @design.love.lust – ein bunter Boho Mix mit viel Inspiration, @irinagraewe – sie ist meine Lieblingstylistin mit einem einzigartigen Stil. Außerdem mag ich die Accounts @midcenturyhome und @thelifetraveller sehr gerne!
Ich bin der totale Zeitschriftenfan. Alle Blogs dieser Welt sind toll, aber so eine Zeitschrift ist noch mal etwas Anderes. Meine Favoriten sind Klassiker wie Schöner Wohnen und Couch. Und die Interior Post gefällt mir, da werden tolle Geschichten fotografiert. Ansonsten gehe ich viel auf Konzerte und Festivals, gerne kleine wie das Reeperbahn Festival.
Ich hatte nie vor, mich selbstständig zu machen, hatte nie davon geträumt.
Nach dem Abitur habe ich eine Ausbildung zur Schneiderin gemacht. Danach habe ich in Düsseldorf drei Jahre an der Modeschule studiert und war zwischendurch bei Jil Sander. Während des Studiums habe ich ein Praktikum bei der Brigitte gemacht und da auch gleich meine erste Assistenzstelle bekommen. Das war eine aufregende Zeit, ich bin viel gereist. Danach bin ich zur Maxi gegangen, und zur Jojo, die wurde dann aber eingestellt.
Schließlich bin ich zur Vital gegangen, da habe ich fünfzehn Jahre gearbeitet. Zuerst habe ich dort die Mode gemacht, die wurde dann aber rausgenommen. Stattdessen haben wir die Rubrik „Green Living“ ins Leben gerufen, da bin ich redaktionell zum Thema Wohnen gekommen und fand das super.
Bei mir hat das Interesse für Mode irgendwann aufgehört, ich wollte mal etwas Anderes machen. Das lief dann aber leider aus, vor zwei Jahren bin ich gekündigt worden. Da stand die Frage im Raum: „Was machst du jetzt?“ Ich hatte nie vor, mich selbstständig zu machen, hatte nie davon geträumt.
Nach der Kündigung stand ich nicht gleich unter finanziellem Druck, ich hatte durch die Abfindung erstmal ein Polster. Bei uns zu Hause türmten sich die Sachen und mein Freund und ich dachten: Eigentlich ist es ganz einfach, bei Etsy einen Shop zu eröffnen. Ich war redaktionell schon mit Etsy verbunden und dachte, ich versuche es einfach mal. Und es lief sofort gut an und hat sich toll entwickelt.
Genau, ganz ohne Businessplan – ich habe einfach mit zwanzig Teilen im Shop losgelegt.
Das kommt von „In the mood for Vintage“. Das war ein ganz spontaner Einfall.
Nein, ich arbeite noch für die Emotion und mache da einmal im Monat die Wohnseiten.
Ich liebe Instagram, das ist total meine Plattform. Bei Facebook bin ich noch gar nicht, verkaufstechnisch sollte ich das wohl auch noch machen. Mir fehlt die Zeit, es ist ja schon aufwendig: Die Bilder müssen bearbeitet und beschriftet werden. Jedes neue Produkt muss fotografiert werden. Wenn man Unikate einstellt, dauert es deutlich länger als bei Massenware. Dann denke ich immer: „Oh Gott, andere haben fünfhundert Teile und ich nur hundert!“ Aber es ist eben ein Prozess, ich verpacke ja auch noch selbst. Mein Freund macht alles Kaufmännische und die Steuer und stöbert mit mir auch leidenschaftlich auf Märkten nach neuen Fundstücken.
Ja, für Instagram und den Shop produziere ich die Fotos immer ganz aufwendig. Ich glaube, die Leute kaufen bei mir gerade deshalb, weil sie diese Wertigkeit schätzen und Inspiration bekommen, wie sie die Stücke bei sich inszenieren können.
Du hast bei Etsy einen riesen Markt. Aber ich überlege, parallel einen Onlineshop zu machen, denn du bist natürlich sehr abhängig von dieser einen Plattform.
Ich restauriere nichts, ich putze die Sachen nur mit Möbelpolitur und mache sie sauber. Ich versuche aber auch so einzukaufen, dass alles tipptopp ist. Sonst sammeln sich die Dinge und man hat keine Zeit, sie zu reparieren. Das ist auch ein Problem, man kauft immer mehr ein, als man hinterherkommt, es einzustellen. Da muss ich mich selbst reglementieren.
Bei der Musik auf jeden Fall! Mein Mann und ich sind große Schallplatten-Fans. Ich mag zum Beispiel Patti Smith total gerne.
Da eher nicht, ich bin kein Städteurlauber. Das überfordert mich, ich bin lieber in der Natur.
Ich kann Hohwacht sehr empfehlen, das ist mein Sehnsuchtsort. Hohwacht liegt zwischen Fehmarn und Kiel, der nächste Ort ist Lütjenburg. Es ist dort sehr unberührt und seit meiner Kindheit hat sich da auch nicht viel verändert. Wir haben dort ein Ferienhaus, das ursprünglich meinen Großeltern gehörte. Es ist aus den 70er-Jahren, eine Renovierung stünde mal an. Aber natürlich ist das auch eine finanzielle Sache. Aber es ist schon etwas, was mein Freund und ich gerne machen würden. Das Grundstück ist ein Traum, es liegt direkt am Naturschutzgebiet.
Wer Hohwacht mal kennenlernen will, dem empfehle ich das tolle Hotel Genueser Schiff. Das liegt ganz einsam mitten im Naturschutzgebiet und direkt am Meer. Es gibt einen riesigen Hundestrand und viel Unberührtheit. Es ist überhaupt nicht hip und es gibt keine Strandbar – wenn keine Saison ist, hat vieles zu. Es ist einfach total schön.
Ja, in der Nähe unseres Ferienhaus gibt es einen Ort mit vier Trödelhallen. Die sind riesengroß, deswegen fahre ich da auch regelmäßig hin (lacht).
Layout: Carolina Moscato
6 Kommentare
Ihr Lieben- eine sehr schöne Kooperation! Kathrin- tolles Haus, super Business- Idee- Katharina tolle Story!
Ich wünsche Euch ein tolles 2018!
Xox Susie *
Liebe Susie, vielen Dank für dein schönes Feedback! Wir wünschen dir auch ein frohes neues Jahr! Ganz liebe Grüße, Katharina
Danke liebe Susi. Schön, dass es dir gefällt. Hat ganz viel Spass gemacht!
Diese Geschichte hab ich wirklich sehr gerne gelesen. Ich bin schon länger auf der Suche nach einem schönen Sofa und Katrins hat mich direkt angesprochen. Wisst ihr von welchem Designer das ist und wo sie es gefunden hat? Vielen Dank!
Liebe Lena, wir freuen uns, dass dir die Story so gut gefällt! Das Sofa ist leider ein altes Modell von Habitat. Wir drücken die Daumen, dass du ein ähnliches Sofa findest. Liebe Grüße, Katharina