Warum ein eigener Store nicht immer glücklich macht: Tikkie Elsøe aus Kopenhagen

Wer die skandinavische Designszene schon ein paar Jahre verfolgt, dem ist Tikkie Elsøe sicherlich ein Begriff. Vor acht Jahren startete die heute 33-Jährige ihr Blog “Adélie”, 2012 eröffnete sie den gleichnamigen Onlineshop und 2013 einen Store in Kopenhagen – damals zählte sie damit zu den ersten Däninnen, die sich mit einem Concept-Store selbstständig machten. Mittlerweile ist Tikkie Mutter einer dreijährigen Tochter namens Mollie. Warum sie heute weder bloggt, noch Store-Besitzerin ist, erzählt sie im Interview. Außerdem sprechen wir mit ihr über dänische Sommerhäuser, ihre persönlichen Interior-Hotspots in Kopenhagen und darüber, warum sie nach der Geburt ihrer Tochter unbedingt nochmal studieren wollte.

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Tikkie Elsøe lebt mit ihrem Mann und ihrer dreijährigen Tochter Mollie in einer Eigentumswohnung im Stadtteil Nørrebro in Kopenhagen.

femtastics: Viele Frauen träumen von einem eigenen Store. 2013 hast du in Kopenhagen deinen Fashion Store für skandinavische Mode namens “Adélie” eröffnet. Drei Jahre später hast du dich dazu entschlossen, den Laden wieder zu verkaufen. Wie kam es dazu?

Tikkie Elsøe: Dafür gab es zwei Gründe. Der eine Grund war, dass ich meine Tochter Mollie bekommen hatte. In meiner Elternzeit hatte ich viel Zeit darüber nachzudenken, was ich wirklich machen möchte. Außerdem habe ich im Shop absolut alles gemacht und konnte mich nicht auf die Themen konzentrieren, die ich besonders mag. Meine damalige Store-Managerin liebte den Laden und es lief gut. Dann habe ich mich entschieden, den Shop an sie zu verkaufen und mich auf die Dinge zu fokussieren, die ich wirklich machen möchte. Ich bin eine Macherin, eine Stylistin, eine Kreative. All die Aufgaben, die entstehen, wenn man seinen eigenen Shop macht, waren einfach nichts für mich.

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Ich möchte nicht wie die gelangweilte Muddi klingen, aber „Outfits of the Day“ haben mich irgendwann nicht mehr inspiriert.

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Tikkie mixt gern Altes mit Neuem. Die Couch ist von Bolia, der Tisch von Ikea und der schwarze Stuhl vom Flohmarkt.

Fühlt es sich jetzt komisch für dich an, wenn du an „Adélie“ vorbeigehst?

Nein, ich freue mich sehr, dass die jetzige Besitzerin meine Vision von Adélie verstanden hat und es auch genauso weitermacht. Ich fahre jeden Tag daran vorbei, weil es auf dem Weg zum Kindergarten meiner Tochter liegt. Ich halte oft an und sage Hallo. Es ist toll, zu sehen, dass etwas, das man selbst kreiert hat, auch ohne einen selbst funktioniert und gut funktioniert! Das Gefühl wäre sicherlich anders, wenn sie den Stil von Adélie ändern würde oder etwas machen würde, das mir persönlich nicht gefällt.

Dein Blog namens „Adélie“, das du mehrere Jahre geführt hast, hast du zeitgleich geschlossen. Was war der Grund dafür?

Manchmal vermisse ich das Bloggen, aber irgendwann hat es sich komisch für mich angefühlt, mich selbst auf dem Blog zu präsentieren. Ich möchte nicht wie die gelangweilte Muddi klingen, aber „Outfits of the Day“ haben mich irgendwann nicht mehr inspiriert.

Es ist eine ganz andere Erfahrung, wenn man als Erwachsene nochmal studiert.

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Was hast du gemacht, nachdem du den Store verkauft hast?

Nach meiner einjährigen Elternzeit habe ich nochmal angefangen für zwei Jahre zu studieren und diesen Sommer meinen Master in Digital Design & Communication gemacht.

Toll, dass du nach der Elternzeit nochmal diesen Schritt gegangen bist. Hattest du irgendwelche Bedenken mit 30+ zu studieren?

Nein, ich wollte das auf jeden Fall machen. Ich habe vor dem Store-Opening meinen Bachelor in Communication Design an der KEA, Copenhagen School of Design and Technology, gemacht und danach als Modeassistentin bei dem Magazin „Costume“ und als Assistentin bei Stine Goya gearbeitet. Das Bachelor-Studium war nicht sehr lang und ich wusste damals schon, dass ich unbedingt einen Master machen möchte. Ich freue mich sehr, dass ich es durchgezogen habe. Es ist eine ganz andere Erfahrung, wenn man als Erwachsene nochmal studiert. Es war einfach toll, von den Besten aus dem Bereich zu lernen – einfach da zu sitzen und ihnen zuzuhören. Ich konnte das ganze Know-how von ihnen aufsaugen – das kann ich sehr empfehlen.

Jetzt arbeite ich als freie Interior Stylistin und seit kurzem als E-Commerce- und Digital Manager beim dänischen Label Kokoon.

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Das Bild mit der blauen Hand stammt von Can Family.

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Das Buch „The Trend Forecasters’s Handbook“ zählt zu Tikkies Lieblings-Designbüchern.

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Hat sich dein Interesse in den letzten Jahren immer mehr von Mode hin zu Interior entwickelt?

Ich liebe Mode immer noch und verfolge sie auch. Mode verändert sich aber so schnell und vieles an der Szene mag ich nicht mehr. Die Interior-Szene passt besser zu mir und meinem Lebensstil. Interior ist nachhaltiger: Man kann etwas auf dem Flohmarkt finden und es zieht dann für immer in die Wohnung ein. Man muss nicht Tausende von Euros für Designerstücke ausgeben.

Deine Wohnung ist wunschön eingerichtet. Wo findest du Interior-Inspiration?

Instagram ist auf jeden Fall eine große Inspirationsquelle. Ich mag, dass man hinter die Seiten der Hochglanzmagazine schauen kann und Menschen Bilder ihrer eigenen Wohnungen posten. Ich mag Accounts, die sehr persönlich und ein bisschen verrückt sind, nicht so angepasst und perfekt. Pinterest ist auch eine große Inspirationsquelle und die dänischen Interior-Magazine wie „Elle Decoration“ und „Rum“. Außerdem möchte ich gerne in Zukunft ein eigenes Online-Interior-Magazin machen und zum Beispiel meine Freunde in ihren Wohnungen besuchen – mehr verrate ich aber noch nicht!

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Tikkies kleine Art Wall wächst von Jahr zu Jahr: Sie wird vor allem in der Galerie Schäfer in Kopenhagen fündig. Der Stuhl von Erik Worts ist ein Vintage-Fundstück.

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Perfect Match: Den Esstisch hat Tikkie vor ein paar Jahren bei House Doctor gefunden, die Stühle sind dänische Designklassiker und stammen von Børge Mogensen.

Wie toll! Es gibt kaum Onlinemagazine in Dänemark, die Homestories produzieren, oder?

Nein, das ist total strange. Wir haben zwar ein paar Printmagazine, aber online gibt es in Dänemark kaum etwas zum Thema Interior und wenn, dann ist es sehr kommerziell und in einem Stil, den ich persönlich nicht mag. Es gibt also noch Platz für meine Idee! (lacht)

Folgst du Interior-Trends?

Ich würde gerne mit Nein antworten, aber natürlich mache ich das. Wenn du mich vor drei Jahren gefragt hättest, hätte ich dir gesagt, dass ich mir nie einen roten Stuhl kaufen würde, weil ich die Farbe Rot überhaupt nicht mag. Jetzt steht ein roter Stuhl mitten in meinem Wohnzimmer. (lacht) Es ist ein Vintage-Fundstück, ein Designklassiker von Erik Worts. Wenn ich etwas wirklich mag, wie unsere Esszimmerstühle – Designklassiker von Børge Mogensen – dann bleiben die auch für immer. Einiges bleibt, und kleinere Dinge tausche ich ab und zu aus.

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Erdtöne wie Sand, Beige und Greige werden in den kommenden Saisons eine große Rolle spielen, in Kombination mit Trockenblumen und Holz – alles wird viel natürlicher!

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Welchen aufkommenden Interior-Trend beobachtest du gerade?

Was ich beobachte ist, dass das Thema „Back to Basics“ eine große Rolle spielt. Wie ihr sehen könnt, mag ich total gerne Farbe in meiner Wohnung, aber die ganze Farbskala wird gedeckter. Erdtöne wie Sand, Beige und Greige werden in den kommenden Saisons eine große Rolle spielen, in Kombination mit Trockenblumen und Holz – alles wird viel natürlicher!

Richtest du dich dann komplett neu ein?

Nein! (lacht) Ich habe schon immer mit Farben gewohnt, weil ich es sehr mag. Ich mag die Erdtöne, hier wird es aber immer so farbenfroh bleiben.
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Was sind deine liebsten Interior-Instagram-Accounts?

Ich mag besonders @theapartmentdk, Caroline Pfeifer von @atelierseptember, sie hat gerade ein Brand namens @tutti_meme gelauncht, das ich sehr inspirierend finde.

Und was sind deine liebsten Interior-Hotspots in Kopenhagen?

Stilleben ist mein absoluter Lieblingsladen in Kopenhagen. Sie haben eine tolle Auswahl und man kann sich auch etwas davon leisten. Gerade haben die Gründerinnen einen zweiten Shop aufgemacht. Der Store “Dora” im Værnedamsvej 6 ist auch toll – sie bieten einen Mix aus Alt und Neu an. Außerdem mag ich natürlich Hay; und The Apartment ist toll, wenn ich mir dort etwas leisten könnte. (lacht)

Gibt es in Kopenhagen gute Flohmärkte?

Am Wochenende war ich das erste Mal auf dem Flohmarkt bei der Kunsthal Charlottenborg – dort ist es zwar eher teurer, aber es gibt tolle Sachen. Wir haben ein kleines Sommerhäuschen im Norden Kopenhagens – dort gehe ich am allerliebsten auf die Flohmärkte. Es ist sehr günstig und man findet viele Schätze. Alles in unserem Sommerhaus haben wir auf Flohmärkten gefunden!

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Fast jede Familie in Kopenhagen besitzt ein Sommerhaus, um aus der Stadt rauszukommen.

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Auf das Sommerhäuschen wollte ich auch zu sprechen kommen. Wann habt ihr es gekauft und musstet ihr viel renovieren?

Wir haben es seit vier Jahren. Wir haben es ein ganz bisschen renoviert. Ich habe Mollie im zweiten Sommer bekommen und dadurch hatten wir nicht so viel Zeit. Wir haben aber eine neue Holzterrasse gebaut. Wir lieben es, da zu sein, und fahren fast jedes Wochenende hin.

Haben viele deiner Freunde ein Sommerhaus?

Meine beste Freundin hat sich gerade ein Sommerhaus in der gleichen Kolonie gekauft. Vor allem viele Eltern meiner Freunde haben Sommerhäuser. Fast jede Familie in Kopenhagen besitzt ein Sommerhaus, um aus der Stadt rauszukommen.

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Du lebst im Stadtteil Nørrebro. Was magst du hier besonders und welche Orte kannst du unseren Lesern empfehlen?

Nørrebro ist mein liebster Stadtteil. Hier herrscht ein tolles Community-Feeling. Ich wohne schon seit 10 Jahren hier. Es ist sehr gemütlich – Nørrebro ist ein Mix aus Dorf und Stadt.

Die Area um das „Empire Bio“-Kino ist toll und Lunch im Mirabelle kann ich sehr empfehlen. Dieser Teil hier heißt Inner Nørrebro und dann gibt es noch Outer Nørrebro – das ist gerade der Place to Be! Dort gibt es ganz tolle Cafés, Restaurants und Stores!

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Ihr habt eure Wohnung vor kurzem gekauft. Ist es schwierig eine Wohnung in Kopenhagen zu finden?

Ja, sehr. Unsere Wohnung haben wir gekauft. Es gibt zum Beispiel das System „Coooperative Apartments“ – man kauft einen Anteil und das soll dabei helfen ein „Coop“-Apartment zu finden. Das ist gerade aber unmöglich, da die Nachfrage so hoch ist. Auch zum Mieten findet man gerade kaum etwas, man muss sich auf eine Warteliste setzen lassen und die Wohnungen sind außerdem extrem teuer.

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Es ist toll, wenn man sich austauschen und von anderen lernen kann.

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Was wünschst du dir für die Zukunft?

Ich würde meine Leidenschaft für Interior gerne weiter ausleben. Ich würde gerne schreiben, Styling machen und kuratieren – das ist im Moment mein Ziel.

Außerdem habe ich in den letzten Jahren viel alleine gearbeitet und freue mich sehr darauf, jetzt bei Kokoon in einem Büro mit anderen zu sitzen. Ich habe meine Entscheidungen immer mit mir alleine getroffen. Es ist toll, wenn man sich austauschen und von anderen lernen kann.

Vielen Dank, dass wir dich besuchen durften, Tikkie!

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Hier findet ihr Tikkie Elsøe:

Den „Adelie“ Store findet ihr in der Guldbergsgade 20 in Kopenhagen.

Fotos: Silje Paul

Layout: Carolina Moscato

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