Bei ihr ist alles bunt: Zu Besuch bei Ulrike Lea Moormann von „donnerstagsonntag“

Auf Instagram verfolgen über 47.000 Follower, was Bloggerin Ulrike Lea Moormann in Aachen so treibt. Ihr Stil? Ein Mix aus Farben, auffälligen Mustern und tollen Illustrationen. Das zeigt sich im Interior, genauso wie in der Mode. Sie lebt mit ihrem Freund Jochen und den gemeinsamen Söhnen Mika (11) und Felix (8) am Fuße des Aachener Lousberges. In einer Altbau-Wohnung, die so kunterbunt ist wie Ulrike selbst. Wir haben sie in ihrer Heimatstadt besucht und mit ihr über Design, Einrichtung, Aufgabenteilung und Zukunftspläne gesprochen.

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Ulrike wohnt mit Mann und zwei Söhnen in Aachen.

femtastics: Wer ist Ulrike?

Ulrike Lea Moormann: Ulrike ist ein Mensch, der nicht still sitzen kann, der immer sehr viele Sachen gleichzeitig machen muss und ultra neugierig ist. Der sich schlecht ausruhen kann. Und ein sehr positiv eingestellter Mensch, ein Glas-halb-voll-Typ.

Magst du uns was zu eurem Haus von 1880 und eurer Wohnung darin erzählen? Wie habt ihr zueinander gefunden?

Ich war auf der Suche nach einer Tagesmutter für Mika. Und bin irgendwann bei Ela gelandet, die vorher in genau dieser Wohnung gewohnt hat. Ich habe sie gefragt: „Ab wann kann Mika zu dir kommen?“ und das Zweite war: „Wann ziehst du hier aus?“. Ich habe mich sofort in das Gartenhäuschen verliebt, das genau so alt ist wie das Haus selbst. Aber auch in die Wohnung, von der ich erst mal gar nicht so viel gesehen habe. Ich habe mich direkt wohlgefühlt. Und jetzt leben wir hier.

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femtastics-Autorin Nicola trifft Ulrike zum Interview.

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Coole Kinderzimmer: Willkommen im Reich von Mika und Felix.

Wir haben fortwährend in einer wechselnden Ausstellung gewohnt.

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Du liebst Farben, Formen, coole Illustrationen und magst es generell kunterbunt. Wie würdest du deinen Wohnstil beschreiben? Was ist das Besondere daran?

Ich weiß gar nicht, ob der so besonders ist. Ich empfinde das gar nicht so. Das ist sehr intuitiv, das kommt sehr aus mir. Mein Freund hat während des Studiums angefangen, über eBay besondere Sachen zu suchen und zu verkaufen. Wir haben da beide erst so richtig angefangen, uns für das Thema Möbel und Wohnen zu interessieren. Ich hatte aber auch schon immer eine Affinität zu Kunst und den gestalterischen Bereich. In dieser Zeit fingen wir an zu sammeln. Die schönsten Möbel haben wir behalten, andere verkauft. Wir haben also fortwährend in einer wechselnden Ausstellung gewohnt. Daraus ist dieser Stil sukzessive gewachsen. Ein Mix aus alten Sachen und ein paar Designklassikern. Hier in der Wohnung ist sehr viel drin von uns beiden.

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Ist deine (Herkunfts-)Familie auch so bunt?

Nein, meine ganze Familie ist nicht wirklich künstlerisch. Außer einer Tante, die in einem wunderbaren sehr alten Haus mitten in Hannover lebt. Mit ihr tausche ich mich oft aus, denn sie liebt Gestaltung und Einrichtung ebenso wie ich. Als Kind habe ich mich hin und wieder gefragt, ob ich adoptiert sei. Aber tatsächlich waren mein Opa und auch mein Papa künstlerisch sehr begabt – die haben es nur aus verschiedenen Gründen nie ausgelebt. Zu Schulzeiten bin ich nachmittags immer zu meiner liebsten Grundschulfreundin gegangen. Der Vater ist Kunstprofessor und hat lange in Afrika gelebt. Das ganze Haus glich einer riesigen Schatzkiste voller kurioser Dinge. Das habe ich geliebt und mir gewünscht dort zu leben.

Du bist ein kleiner Tausendsassa: gelernte Goldschmiedin, Magister in Politische Wissenschaft und Psychologie. Außerdem Ex-Head of Sales für einen Aachener Design-Online-Shop. Was arbeitest du gerade?

Ich tüftele gerade an meiner Selbstständigkeit herum. Der Gedanke kam durch Instagram auf. Damit habe ich vor circa zwei Jahren angefangen und das hat sich ein bisschen verselbständigt, ohne dass ich das groß forciert habe oder wollte. Das Magisterstudium habe ich eigentlich nur für meine Eltern abgeschlossen, weil die ziemlich rumgestresst haben, dass ihnen das mit dem Design zu wenig war.

Ich habe als Jugendliche nichts ausgelassen, war viel feiern, habe Drogen ausprobiert. Meine Eltern hatten wohl ein bisschen Angst, dass aus mir nix wird. Dieses ganze wissenschaftliche Arbeiten passt aber nicht zu mir, es ist diametral zu dem, was ich bin.

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Apropos Master in Psychologie: Was sagt denn dein Einrichtungsstil psychologisch über dich aus?

Haha, eine witzige Frage. Vermutlich, dass ich ein sehr neugieriger, detailverliebter Mensch bin, mit einem starken Hang zum Sammeln von schönen Dingen. Die vielen Farben und Farbkombinationen könnte man als Extrovertiertheit deuten. Denn introvertiert bin ich wirklich nicht. Ich kann sehr direkt sein, gerade heraus. Das mag ich auch an anderen Menschen.

Wie? Nicht für alle ist die 1 gelb?

Du hast die sogenannte Graphem-Farb-Synästhesie, d.h. Du siehst Buchstaben und Ziffern farbig. Entschuldige bitte, dass ich das sage, aber das passt irgendwie gut zu dir und deiner bunten Welt. Wie hast du denn davon erfahren?

Das war in der ersten Wohnung, als Jochen und ich zusammengezogen sind. Wir haben nachts oft Radio gehört, „Domian“ beim Sender 1LIVE. Der hatte immer themenspezifische Abende und dann rief eines Tages ein Koch an, der eine Synästhesie hatte, also zwei Empfindungen, die im Gehirn nah miteinander verknüpft sind. Ich wusste bis dahin gar nicht, dass es das gibt und ich das habe. Dieser Koch beschrieb dann die Standard-Synästhesie, dass man Farben und Ziffern farbig sieht. Da habe ich erst mal gestutzt und gedacht „Wie? Nicht für alle ist die 1 gelb?“. Ich habe dann Jochen gefragt: „Wenn du dir eine Zahl im Kopf vorstellst, hat die dann eine Farbe?“. Und Jochen sagte nur „Nö“.

Das heißt, jede Ziffer hat immer die gleiche Farbe. Also die 1 ist immer gelb und nie rot?

Genau. Ist auch so bei Buchstaben. Das Alphabet ist wie in Farbcode, wenn man so will ein EAN-Code. Daher kann ich mir Telefonnummern ziemlich gut merken, weil ich mir die Farben statt der Nummern einpräge. Das Einzige, was fies ist, ist, wenn auf einem Plakat zum Beispiel eine riesige, farbige Zahl zu sehen ist, die aber nicht meinem Farbcode entspricht. Das irritiert mich dann.

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Aachen? Ich habe lange versucht, hier nicht mehr zu leben. Keinen Fuß mehr hierhin zu setzen. Hat nicht geklappt …

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Lässt du dich bei der Einrichtung von aktuellen Trends leiten oder machst du einfach immer dein eigenes Ding?

Ich mache mein eigenes Ding. Ich finde es schon spannend, Trends zu verfolgen. Das kommt auch aus mir. Dadurch, dass ich das beruflich gemacht habe oder ich mich generell dafür interessiere, lässt man sich automatisch davon beeinflussen. Ich würde mir jetzt aber nicht alles in Greige oder Gelb streichen, nur weil ich es jetzt überall sehe. Mittlerweile habe ich meine Basics und gucke, was sich dazu gut ergänzt. Das kann mal einem Trend entsprechen, muss es aber nicht.

Welchen Interior-Trend kannst du, beispielsweise auf Instagram, einfach nicht mehr sehen?

Das kann ich gar nicht spezifizieren. Es ist mehr der Eindruck, der entsteht, wenn ich in meinen Feed schaue und gar nicht mehr weiß, zu wem welches Bild gehört. Vieles ist so uniform und gleichläufig geworden. Das finde ich sehr schade.

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Klar, ich habe absolut das Gefühl, unter einem gewissen Druck zu stehen.

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Apropos Instagram, erzählst du uns, wie es zu Deinem Insta-Namen @donnerstagsonntag kam?

Das sind die Wochentage, an denen mein Mann, meine Kinder und ich geboren sind. Zwei Donnerstage, zwei Sonntage.

Guckt man sich deinen Account an, hat man das Gefühl, in guter Laune zu baden. Stehst du sehr unter Druck, „abliefern“ zu müssen?

Das Erste freut mich sehr zu hören. Dabei will ich gar nicht so der Gute-Laune-Channel sein, aber wenn sich das so ergibt, ist das ein positiver Nebeneffekt. Und ja klar, ich habe absolut das Gefühl, unter einem gewissen Druck zu stehen. Wenn ich diesen Druck verspüre, ist das für mich das Signal, einen Gang rauszunehmen. Viele andere Instagrammer haben eine Art Fahrplan, wann sie was posten. Das ist nicht so meins. Diese Woche zum Beispiel war ultrastressig, ich hatte gar keine Lust und Zeit zu posten. Das ist dann auch ok. Dann sind andere Dinge wichtiger.

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Stichwort Einrichtung. Bist du auch bei euch „Head of Design“ oder haben dein Freund und deine Kinder Mitspracherecht?

Absolut. Finde ich auch wichtig, denn sie leben ja auch hier. Hier ist nicht alles so total akkurat. Hier gibt es beispielsweise Dinge, die ich gerne schon öfter mal entsorgt hätte. Wenn es dann aber immer wieder „nein“ heißt, arrangiere ich mich damit dann auch. Dann werden die eben nicht fotografiert. Mika frage ich mittlerweile auch, ob es ok ist ist, dass ich Fotos von seinem Zimmer mache. Er reflektiert das mittlerweile schon stark. Da muss man halt ein wenig aufpassen, was man zeigt.

Du bist Mama von zwei Söhnen, teilt ihr euch die Kinderbetreuung auf?

Wir hatten da nicht wirklich eine Wahl. Ich bin mit Mika mitten im Studium schwanger geworden. Jochen hat sich direkt nach seinem Studium selbständig gemacht, was mit vielen Reisen verbunden war und immer sein wird. Aber wenn er in Aachen ist, macht er mehr als ich. Ich würde mich natürlich freuen, wenn ich mal was Leckeres und Gesundes kredenzt bekommen würde und nicht immer kochen muss. Denn ich liebe es gut zu Essen. Da habe ich den Jungs dann vor kurzem gesagt, dass ich mir genau das wünsche. Und jetzt hängt so ein Zettel an der Tür „Kochen für Muddi“.

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Auf deinen Bildern sieht’s immer so schön ordentlich aus. Mit Kindern funktioniert das manchmal ja eher weniger gut. Hast du Tipps fürs Ordnung Halten?

Es ist ein kontinuierliches und stetiges Einüben. Und es geht nur, wenn man selbst unangenehm ist und sich zum Arsch vor seinen Kindern macht. Die Jungs müssen jeden Tag aufräumen. Und zwar so viel, dass man bis zum Bett gehen kann. Kram muss weggeräumt, tolle Bauwerke können stehengelassen und angefangene Bilder liegen gelassen werden. Im Kern geht es darum, ein Ritual zu schaffen. Und dass gewisse Dinge einen bestimmten Platz haben, so dass man nicht ständig suchen muss. Denn wer sucht schon gerne? Ich finde lieber!

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Ich sollte manchmal mehr Faultier statt Hase sein.

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Dann müssen wir noch über deine Tattoos sprechen: Deine Liebe für liebevolle Illustrationen geht so weit, dass du dir deine Oberschenkel hast damit tätowieren lassen. Welche Motive trägst du jetzt auf ewig auf dir?

Das sind Motive von Miriam Frank aus München. Sie ist Tattoo-Artist und auch Illustratorin. Das eine ist ein Haus, unserem Haus nachempfunden, aber auch gleichzeitig inspiriert durch das Haus meiner Großeltern in der Eifel. Eine umgebaute Mühle und ein wichtiger Ort für mich. Daneben ein kleiner Wald. Der Vogel symbolisiert meine Liebe zu Tieren und zur Natur. Auf der anderen Seite fahren ein Hase und ein Faultier zusammen auf einem Rad in Richtung Vogel. Weil ich sehr dieser Hase bin, der eine Uhr ums Handgelenk trägt und immer sagt: „Oh, ich bin zu spät und ich muss, ich muss, ich muss, was hab ich noch alles zu tun …“. Das Faultier ist eher Jochen oder mein Alter Ego, der ich gerne sein will. Das Faultier denkt: „Oh, jetzt chill doch mal“. Es lässt sich vom Hasen kutschieren und soll mich dran erinnern, dass ich manchmal mehr Faultier statt Hase sein sollte.

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Mach doch mal ein bisschen Werbung für deine Geburtsstadt Aachen! Welche deiner Top 3-Locations sollte man sich unbedingt hier angucken?

Ich bin Rennradfahrerin, das ist mein Sport. Daher liebe ich die belgischen Ardennen und die Nähe zur Eifel. Da ist es schön zum Wandern oder Radfahren und man kommt sich direkt vor wie in einem ganz anderen Land. Das „Café Hase“ im Frankenberger Viertel ist auch sehr schön. Und, ebenfalls im Frankenberger Viertel, gibt’s das beste Eis der Welt, beim „Eistreff“. Ansonsten liebe ich Museen und schaue mir daher regelmäßig die Ausstellungen im Aachener „Ludwig Forum“ an.

Liebe Ulrike, ganz herzlichen Dank für deine Zeit, einen kurzen Einblick in dein Leben, das nette Gespräch!

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Hier findet ihr Ulrike Lea Moormann:

Fotos: Jean-Marie Engel

Interview: Nicola König

Layout: Kaja Paradiek

3 Kommentare

  • Cora sagt:

    Supersupersupertoll!!! Ulrikes Account ist einer meiner Lieblinge bei Instagram und hier noch andere Perspektiven zu sehen, ist einfach famos! Danke an dich, liebe Ulrike und an euch, liebes Team!

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