Im Sommer 2013 beschlossen Juliana Holtzheimer und Anna Bronowski gemeinsam ein nachhaltiges Modelabel zu gründen – es sollte modern, stylish und gleichzeitig bezahlbar sein. So begann die Geschichte von „Jan ’n June“. Seit der Gründung 2014 ist das Hamburger Label auf 17 Mitarbeiter*innen gewachsen, seine Mode ist in rund 150 Stores europaweit erhältlich und vor allem ist „Jan ’n June“ nach wie vor bestrebt seiner Vision treu zu bleiben eine echte Alternative zu Fast Fashion zu werden.
Co-Gründerin Juliana Holtzheimer besuchen wir in ihrer Wohnung in der Hamburger Sternschanze sowie im „Jan ’n June“ Office in der Speicherstadt und sprechen mit der 31-Jährigen darüber, welche Herausforderungen sie bei der Gründung meistern mussten, warum sie von der jungen Generation begeistert ist (von potentiellen Investor*innen dagegen nicht) und nach welchen Prinzipien sie arbeiten.
Partner dieser Story ist „LAMY“. Mit dem neuen „LAMY x neo.LAB“ Set, bestehend aus dem „LAMY safari all black ncode“ Smartpen und dem dazugehörigen „LAMY digital paper notebook“ sowie den zahlreichen Funktionen der „Neo Studio App“, ist es ein Leichtes, auf Papier zu schreiben, seine handgeschriebenen Notizen zeitgleich zu digitalisieren und anschließend flexibel digital zu bearbeiten. Das „LAMY digital paper notebook“ enthält die „Neo LAB“ eigene „ncode“-Technologie. Jeder Strich auf einer Seite wird gespeichert – so entsteht eine komplette digitale Kopie des Notizbuchs mit allen Möglichkeiten zur Weiterverarbeitung. Juliana Holtzheimer nutzt den Smartpen und das Notebook, um ihre analogen Notizen digital zu übertragen, auf dem Smartphone weiter zu gestalten und im Team weiterzuschicken.
Juliana Holtzheimer: Wir kamen gerade aus dem Studium und waren ganz grün hinter den Ohren – das war ein Stück weit ein Vorteil. Wenn wir gewusst hätten, was alles auf uns zukommt, hätten wir uns vielleicht nicht getraut, zu gründen. Das ist jetzt über sieben Jahre her. Damals gab es auf dem Markt der nachhaltigen Mode wenige Brands, aber es gab auch wenig nachhaltige Materialien und Stoffe. Ich erinnere mich noch, wie wir unsere erste Kollektion entworfen haben und dann vor den Materialien standen, um festzustellen, dass es das, was wir uns vorgestellt haben, gar nicht gab. Das war die größte Herausforderung.
Würden wir jetzt noch einmal gründen, würden wir sicherlich direkt größer starten und uns die ersten Jahre sparen. Wenn man direkt größere Mengen in Auftrag gibt, bekommt man natürlich andere Konditionen bei den Produzent*innen und hat ganz andere Möglichkeiten.
Wir hatten einen Privatkredit von unseren Eltern und ein kleines Crowdfunding gemacht, aber es war kein großes Startkapital – zwischen 20.-30.000 Euro.
Wir kamen gerade aus dem Studium und waren ganz grün hinter den Ohren – das war ein Stück weit ein Vorteil.
Wir haben uns von der Idee verabschiedet, dass wir erst designen und dann die Materialien sourcen. Das machen wir jetzt umgekehrt: Wir schauen zuerst, was uns zur Verfügung steht und überlegen dann, was wir daraus machen. Und ja, bei vielen Lieferanten sind wir bis heute geblieben und mit ihnen gewachsen. Statt immer nur zu kaufen, was die Stoffkollektion hergibt, können wir mittlerweile auch mit ihnen selbst Qualitäten und Farben entwickeln.
Unser Wunsch war, Produkte in einem moderaten Preissegment zu machen, deshalb wussten wir, dass wir relativ viele Produkte verkaufen müssen, um bestehen zu können. Also haben wir darauf hingearbeitet, zu wachsen. Aber es gab auch einige Momente, in denen wir in einem Tempo gewachsen sind, mit dem wir so nicht gerechnet hatten.
Ich habe meinen Master in Schweden gemacht und zwischen Deutschland und Schweden gewohnt – und Anna lebt bis heute in Dubai. Vor der Corona-Pandemie war Anna regelmäßig in Deutschland, aber wir haben von Anfang an sehr digital gearbeitet – deshalb war es für uns keine Umstellung, als alle bedingt durch die Pandemie ins Homeoffice mussten. Wir waren einfach daran gewöhnt, dezentral zu arbeiten und hatten die entsprechenden Strukturen von Anfang an geschaffen. Selbst für unsere wöchentliche Pilates-Stunde mit dem Team kam Anna digital dazu.
Dennoch hoffe ich, dass wir bald alle wieder mehr im Office zusammenarbeiten können. Es bleibt bei der remote Arbeit einfach Manches auf der Strecke: Du bekommst relativ wenig davon mit, was außerhalb deines Teams in anderen Bereichen passiert. Im Büro bist du viel mehr dabei und im Austausch. Die Unternehmenskultur haben wir zum Glück durch digitale Events – vom gemeinsamen Frühstück bis zum After-Work – pflegen können.
Wir haben darauf hingearbeitet, zu wachsen. Aber es gab auch einige Momente, in denen wir in einem Tempo gewachsen sind, mit dem wir so nicht gerechnet hatten.
Insgesamt sind wir 17 Mitarbeiter*innen. Wir hätten aber im Office gar nicht mehr feste Arbeitsplätze für alle, das heißt, wir planen so, dass wir immer auch zeitweise aus dem Homeoffice arbeiten werden.
Weil ich mal zu Hause, mal im Office und mal unterwegs arbeite, bin ich voll digitalisiert und liebe es, dass es zum Beispiel mit dem „ncode-Set“ von „LAMY“ die Möglichkeit gibt, handgemachte Notizen oder Skizzen ganz leicht digital weiterzuschicken oder weiterzubearbeiten.
Wir arbeiten etwas strategischer als am Anfang, aber stecken nach wie vor noch in zu vielen operativen Themen. Das hat mehrere Gründe. Wir haben bis heute keine Investor*innen, das heißt, wir stellen in der Regel Mitarbeiter*innen ein, die direkt von der Uni kommen – es ist toll, motivierte, junge Menschen im Team zu haben, aber das heißt auch, dass bisher niemand dabei ist, der viel mehr Erfahrung oder Expertise mitbringt als wir haben. Und das würde das Unternehmen bestimmt schneller voranbringen.
Was ich zum Thema „junge Menschen“ bemerkenswert finde: Unser Eindruck ist, dass viele Berufseinsteiger*innen ein ernsthaftes Interesse an Nachhaltigkeit haben. Sie sind sehr informiert und engagiert, wenn es um nachhaltige Mode geht und möchten dazu beitragen, die Welt ein Stück besser zu machen. Es ist ihnen wichtig, für ein Unternehmen mit Purpose zu arbeiten. Und umgekehrt haben wir es mehrfach erlebt, wenn wir im Gespräch mit potentiellen Investor*innen waren, dass sie uns und das Thema gar nicht wirklich verstanden haben. Dass für uns Nachhaltigkeit nicht nur Marketing ist, sondern, dass wir es ernst meinen.
Wir haben aus der Motivation heraus, bessere Produkte zu schaffen, gegründet. Heute gehört zu Annas und meiner Motivation auch, ein Arbeitgeber zu sein wie wir ihn uns selbst gewünscht hätten und wünschen würden.
Wir haben aus der Motivation heraus, bessere Produkte zu schaffen, gegründet. Heute gehört zu Annas und meiner Motivation auch, ein Arbeitgeber zu sein wie wir ihn uns selbst gewünscht hätten und wünschen würden.
Der offizielle Marktanteil von nachhaltiger Mode in Deutschland liegt immer noch unter 5%. Das sind Zahlen von vor der Pandemie. Ich bin gespannt, was sich seitdem noch getan hat. Damit nachhaltige Mode ein ernsthafter Konkurrent zu Fast Fashion wird, muss sich noch viel tun. Und es wird immer auch andere Mode geben – es ist ja auch eine Kostenfrage.
Zweischneidig. Einerseits ist das allgemeine Bewusstsein für das Thema nachhaltige Mode gewachsen, auf der anderen Seite ist bei vielen Brands auch Greenwashing dabei – und die große Frage ist, ob die/der Konsument*in das unterscheiden kann. Es kann viel parallel existieren. Beim Bio-Essen gibt es ja auch den reinen Bio-Markt neben der Bio-Linie des Discounters. Und ich finde es wichtig, dass die großen Unternehmen nachhaltiger werden.
Damit nachhaltige Mode ein ernsthafter Konkurrent zu Fast Fashion wird, muss sich noch viel tun.
Wir hatten lange eine ungeschriebene Abmachung, wie wir Nachhaltigkeit für uns definieren. Anna und ich waren immer on the same page, aber wir haben gemerkt, dass wir das Team nicht mehr einheitlich mitnehmen konnten. Deshalb haben wir seit dem vergangenen Jahr eine Sustainability & Innovation Managerin bei uns mit im Team, die ganz offiziell den Rahmen für uns definiert, damit alle im Team wissen, was gemeint ist.
Manche nachhaltigen Modelabels bieten zum Beispiel nur Naturmaterialien an. Wir finden aber: Nur wenn du eine Vielzahl von Materialien anbietest, kommst du an die Big Player ran und kannst ernsthaft eine Alternative werden. Wenn du alles nur aus Biobaumwolle und Bioleinen machst, dann ist das schön, aber du wirst nie einen breiten Markt abbilden können. Zum Beispiel werden die meisten von uns nicht aufhören, glänzende oder Leder-artige Materialien zu tragen, nur weil es nachhaltiger ist. Man soll visuell nicht merken, dass wir nachhaltig sind.
In der Regel gibt es zweimal im Jahr Messen, auf denen wir neue nachhaltige Materialien entdecken und uns bei Produzent*innen informieren können. Wir sind zum Beispiel auf der Messe „Munich Fabric Start“ – das ist mittlerweile der Sustainability-Himmel, aber war nicht immer so. Natürlich ist für uns als kleines Unternehmen nicht alles machbar, aber es gibt viele spannende Innovationen. Beispielsweise unsere „Vegan Coated Capsule Collection„: Unser Produzent in Portugal macht die innovativsten Beschichtungen, die auf Stoffe aufgetragen werden, um einen „Leder-Look“ zu erzeugen, mit Materialien, die nicht giftig und formaldehydfrei sind. Als wir dieses Material auf der Messe gesehen haben, haben wir direkt gesagt: „Damit wollen wir Kleidung machen!“. So ist die Kollektion entstanden. Der Abstrich ist: Solche Kleidungsstücke aus beschichteter Biobaumwolle lassen sich nicht recyceln, weil es leider noch keine Verfahren gibt, um die Materialien wieder von einander zu trennen.
Wir schauen immer, inwieweit sich nachhaltige Alternativen anbieten lassen. Polyester oder Polyamid werden nie an die Eigenschaften von Wolle herankommen. Es gibt zum Beispiel kbT-Wolle aus kontrolliert biologischer Tierhaltung, mit der man arbeiten kann. Wir versuchen immer, möglichst recycelte Materialien zu nutzen wie bei unserer „Recycled Cashmere„-Kollektion.
Einen Pulli, der aus recyceltem Polyester besteht, kann man einfach über den Wertstoffmüll entsorgen und recyceln. Es ist ja Plastik. Schwierig finde ich die Frage, wie man Baumwolle recycelt, also zum Beispiel ein T-Shirt aus Biobaumwolle, das man auch nicht mehr als Putzlappen nutzen kann? Im normalen Haushalt gibt es ja nicht wirklich einen Abfalleimer dafür.
Das reicht vom Kaffee, den man im Büro anbietet, über digitale Buchhaltung und möglichst wenig Ausdrucke bis zu Verpackungen. Anfangs hatten wir den Wunsch, dass unsere Produkte möglichst wenig verpackt sind. Aber dann mussten wir lernen: Die wenigsten Lager nehmen deine Produkte, wenn sie unverpackt sind. Da wir in Europa produzieren, muss nichts per Schiff transportiert werden und in Plastik verschweißt sein, aber dennoch müssen unsere Produkte geschützt sein. Wir verwenden dafür Pergaminbeutel, ähnlich Butterbrotpapier, die wir für eine gute Alternative zu Plastik halten. Zudem fordern wir unsere Kund*innen auf, sie wiederzuverwenden.
Dafür muss deine komplette Lieferkette zertifiziert sein. Das war bei uns zum Teil schon der Fall, aber der Prozess, sich als Unternehmen vollständig GOTS-zertifizieren zu lassen, ist relativ teuer und aufwändig. Uns fehlte dafür früher das Geld und die Zeit, aber wir wollten es letztlich gerne machen.
Ja, allerdings ist unsere Mode das ganze Jahr über tragbar und in gewisser Weise zeitlos. Dass wir überhaupt saisonale Kollektionen machen, liegt daran, dass wir B2B arbeiten, also dass unsere Mode in Stores erhältlich ist, und wir nicht nur direkt an die Konsument*innen verkaufen. Die meisten Labels, die jetzt neu starten, sind „Direct to Consumer Brands“, verkaufen also nur direkt an ihre Kund*innen, was mit Plattformen wie Instagram relativ leicht möglich geworden ist. Unsere Mode wird in 140-150 Geschäften in Europa verkauft und wir sind sehr dankbar dafür, weil sie uns geholfen haben, zu wachsen. Als wir angefangen haben, gab es noch keine Instagram Ads. Mittlerweile ist das Verhältnis zwischen Verkäufen über unseren Online-Shop und B2B etwa 50/50.
Und was die Entstehung der Kollektionen betrifft: Unter anderem schauen wir, was uns selbst in unseren Kleiderschränken fehlt. Wir haben Meetings im Team, bei denen wir unsere Mitarbeiter*innen fragen: „Was sind eure Lieblingskleidungsstücke, die nicht von uns sind – und warum?“. Und dann schauen wir, was davon für uns umsetzbar ist. Zudem achten wir auch auf Trends und unsere Bestseller.
Wir haben Meetings im Team, bei denen wir unsere Mitarbeiter*innen fragen: „Was sind eure Lieblingskleidungsstücke, die nicht von uns sind – und warum?“.
Ich habe zum Glück kein Problem damit, mich von Stücken zu trennen. Ich habe viel Durchlauf im Kleiderschrank und bin sehr aktiv auf „Vinted“. Ich bin nicht der Typ für wenige Basics im Schrank, ich sehe mich schnell an Sachen satt und mag Abwechslung. Ich shoppe gerne Second-Hand – am liebsten in Geschäften – und ich liebe Tausch-Partys! Nach dem Prinzip: Jeder bringt eine Freundin mit, sodass auch Menschen dabei sind, die sich noch nicht kennen, und dann tauscht man untereinander. Ich mag es, wenn man Eins-zu-Eins tauscht, also einzeln schaut, was man wogegen tauschen möchte und nicht vorab alles zum Tauschen weggibt ohne zu wissen, was man dafür bekommt. Das macht richtig Spaß! Allgemein ist mein Tipp: Wenn man etwas entdeckt, das einem unheimlich gut gefällt, das aber nicht von einer nachhaltigen Marke ist, dann kann man immer noch schauen, ob man es Second-Hand bekommt.
Unsere Vision ist, dass wir eine Alternative zu Fast-Fashion werden, also es schaffen, eine breite Zielgruppe zu erreichen.
Schritt für Schritt vorgehen. Sich zum Beispiel zuerst eine Produktkategorie vornehmen und da schauen, welche nachhaltigen Optionen es gibt. Man kann beispielsweise mit Unterwäsche anfangen oder mit Jeans, wenn man sehr viel Jeans trägt. Man darf nicht zu streng mit sich sein, wenn man Spaß an einem Thema wie Mode hat.
Unsere Vision ist, dass wir eine Alternative zu Fast-Fashion werden, also es schaffen, eine breite Zielgruppe zu erreichen. In naher Zukunft wollen wir online einen „Jan ’n June“-Second-Hand-Shop starten – „New-ish by Jan ’n June“ – um den Lebenszyklus unserer Mode zu verlängern. Außerdem ist eine Home-Kollektion in Arbeit, um Textilien fürs Zuhause anzubieten, und es wird neue Capsule-Kollektionen geben.
Layout: Kaja Paradiek
– Werbung: in Zusammenarbeit mit „LAMY“ –
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