Reisekolumne „Bärbel on tour“: Das Tier im Van

31. Mai 2019

Die Hamburgerin Hannah Wagner reist im Rahmen eines Sabbaticals mit ihrer Hündin Flora und Fiat Ducato “Bärbel” für viereinhalb Monate durch Europa und berichtet auf femtastics monatlich von ihren Vanlife-Erlebnissen. In Teil 4 verrät Hannah, wie sich das Reisen mit Hund gestaltet. Hier geht’s zu allen Teilen ihrer Reisekolumne.

 

Ich bin auf dieser Reise nicht alleine, sondern habe Flora dabei. Flora ist eine neunjährige Mischlingshündin und ebenso lange sind wir beide schon ein Team. Dass sie mich auf meiner Tour begleiten würde, stand außer Frage. Für die Reiseplanung bedeutete das auf der einen Seite, dass ich während meiner viermonatigen Auszeit keine Länder bereisen würde, die ich nur mit dem Flugzeug erreichen könnte. Außerdem habe ich Floras Impfpass entstaubt und das erste Mal in ihrem Leben diese Anti-Zecken-Tropfen besorgt, die man in den Nacken tröpfelt. In Hamburg nehme ich das mit den Impfungen und den regelmäßigen Wurmkuren ehrlich gesagt nicht so genau. Aber um mit dem Hund nicht plötzlich in einem Land, dessen Sprache ich nicht beherrsche, beim Tierarzt zu sitzen, war Vorbeugung definitiv die bessere Lösung. Außerdem haben viele europäische Länder klare bis strenge Regeln, was das Reisen mit Hunden angeht. Und da ich anfangs noch nicht genau wusste, ob es mich eher Richtung Norden oder Süden zieht, habe ich sicherheitshalber alle Vorschriften von Skandinavien bis Italien beachtet und erfüllt.

Viele europäische Länder haben klare bis strenge Regeln, was das Reisen mit Hunden angeht.

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Hündin Flora und Hannah unterwegs

Generell denke ich, dass Flora hier die Zeit ihres Lebens hat – auch wenn sie es ob ihrer leicht depressiven Natur nicht immer richtig zeigen kann. Wir sind zu 80 Prozent des Tages in der Natur und an der frischen Luft. Wir wandern über Klippen, gehen an Stränden spazieren und haben jeden Tag einen riesigen Garten direkt vor der Haustür. Die Fahrten macht sie super mit. Ich achte darauf, regelmäßige Pausen zu machen und dafür zu sorgen, dass sie genug trinkt. Außerdem habe ich versucht, es ihr so bequem wie möglich zu machen und habe ihr Hundebettchen vom regulären Wohnzimmer ins fahrende Zuhause verfrachtet. Inzwischen ist dieses Bettchen zwar in den Abgründen der spanischen Müllverbrennung gelandet, doch ich habe einigermaßen adäquaten Ersatz besorgt.

In den meisten Nächten teilen wir mein Bett schwesterlich und ich glaube, das findet sie am tollsten an dieser ganzen Reise.

Dennoch klappt das mit dem Schlafen im eigenen Bettchen unterwegs nicht gut. In den meisten Nächten teilen wir mein Bett schwesterlich und ich glaube, das findet sie am tollsten an dieser ganzen Reise. Sobald wir wieder in Hamburg sind, müssen wir einen Autoritätskurs belegen, fürchte ich. Denn was die Hierarchien in unserem Rudel angeht – da gibt es in Zukunft Klärungsbedarf.

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Fairerweise muss ich sagen, dass Flora ein sehr einfacher Hund ist. Wenn ich ihr sage, sie soll beim Bulli bleiben, während ich beispielsweise duschen gehe, dann bleibt sie in der Regel da. Sie bellt nicht unnötig, belästigt unsere Nachbarn nicht und geht Streitigkeiten mit anderen Hunden eher aus dem Weg. An manchen Tagen erledigt sie ihre Morgenrunde sogar alleine und hüpft hinterher für eine zweite Mütze Schlaf wieder ins Bett. Wenn das in Eimsbüttel auch so funktionieren würde, wäre meine Morgenroutine deutlich entspannter. Wenn ich einkaufen gehe, kann ich sie problemlos im Van lassen: Die meisten Parkplätze in Spanien und Portugal hatten bisher zumindest ein paar Buchten mit Überdachung, sodass ich Bärbel, unseren Bus, im Schatten abstellen konnte.

Weil ich in Sachen Futterumstellung nicht ganz so sorgfältig vorgegangen bin wie es eigentlich sein sollte, hatte Flora sich zwischendurch eine kleine Magenverstimmung eingehandelt und wir mussten doch zum Tierarzt. Das war zwar blöd, aber im Nachhinein auch kein Problem. Denn schließlich sind die Tierärzte in Portugal genauso gut ausgestattet wie die in Deutschland. Nur das Wartezimmer hatte einen schöneren Ausblick.

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Natürlich bestimmt die Anwesenheit des Hundes einen Teil meiner Reise; Nicht-Hundebesitzer würden das vielleicht als einschränkend empfinden. So kann ich zum Beispiel keine Kirchen oder Museen besichtigen. Oder problemlos in jedem Restaurant essen gehen. Doch ehrlich gesagt habe ich festgestellt, dass die meisten Aktivitäten mit Hund genauso möglich sind wie ohne. Und wenn es mir besonders wichtig wäre, ein bestimmtes Museum zu besuchen, würde ich im Zweifel auch jemanden finden, der währenddessen auf Flora aufpasst.

Ich habe festgestellt, dass die meisten Aktivitäten mit Hund genauso möglich sind wie ohne.

Bisher bin ich mit Flora nur durch Länder und Regionen gefahren, in denen Hunde gerne als Haustiere gehalten werden und überwiegend positive Gefühle auslösen. Ich kann schon gar nicht mehr zählen, wie oft wir regelrecht verfolgt wurden von Kindern und auch Erwachsenen, die Flora streicheln, oder ein Leckerli da lassen wollte. Spannend wurde es, als ich kurzfristig geplant hatte, Europa doch noch zu verlassen und nach Marokko überzusetzen. Leider braucht diese Etappe gemeinsam mit Hund aber etwas mehr Vorbereitungszeit, Planung und Gedanken, sodass ich mich nun entschieden habe, doch in Europa zu bleiben. 

 

Hier findet ihr alle Reiseberichte von Hannah.

 

Hier findet ihr Hannah & “Bärbel”:

   

Fotos: Hannah Wagner

Illustration: Kaja Paradiek für femtastics

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