Reisetrend Coolcation: Hitzefreier Urlaub im Sommer 

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28. Februar 2024

Sommer im Urlaub: Wie wäre es mit einer Coolcation?

Nieselregen, Wind von vorne, Wollmantel im Dauereinsatz. Wenn du nicht gerade aus einem Überwinterungsquartier auf den Kanaren oder aus Übersee zurück bist, dann geht dir das nasskalte Wetter sicherlich gehörig auf die Nerven. Die gute Nachricht: Die Tage werden länger, der Sommer rückt näher und damit die Vorfreude auf die Badesaison. Die schlechte Nachricht: Wir sehen und spüren zunehmend die Auswirkungen des Klimawandels. Beliebte mediterrane Reiseziele wie Griechenland, Italien und Spanien leiden unter Hitzewellen, Wasserknappheit und Waldbränden. Bei nahezu 40 Grad Celsius ist der Kreislauf überfordert, die maximale Wohlfühltemperatur von 28 Grad Celsius weit überschritten.

Darum suchen Urlauber*innen zunehmend nach Alternativen in den nördlichen Breitengraden, auch, um mit mehreren Generationen gemeinsam verreisen zu können. Coolcation scheint die Lösung. Was hinter dem Trendwort steckt und welche Reiseziele sich für einen hitzefreien Urlaub im Sommer eignen – hier erfahrt ihr es. 

Sonnenuntergang in Schweden

Was ist Coolcation? 

Die neue Wortschöpfung setzt sich aus „cool“ und „vacation“ zusammen und beschreibt einen Urlaub an kühleren Orten, statt an klassischen Sonnenzielen. Tausche glühende Hitze gegen wohltemperierte Abende unter der Mitternachtssonne und Pintxo gegen Smørrebrød. Statt Andalusien, Gardasee und St. Tropez sind in diesem Sommer Ærø, Göteborg und Saaremaa angesagt. Diesen Reisetrend prophezeit auch das Reisemagazin “Condé Nast Traveller”, und der Blog der Cambridge University widmet dem Trendwort jüngst einen Eintrag. 

Warum ist Coolcation 2024 sexy?

Angenehmes Wetter, kühle Temperaturen, frischer Wind. Da ist man gerne draußen und aktiv. Eine Flucht vor den heißen Mittagsstunden und eine zwangsweise Siesta im abgedunkelten Hotelzimmer sind nicht nötig. Außerdem sind viele Reiseziele für Coolcations noch nicht überlaufen, weniger bekannt oder verfügen über eine geringe Bettenzahl – und tragen so zu einem insgesamt entspannten und ruhigen Urlaub bei. Perfekt für alle, die abseits der ausgetretenen Pfade reisen möchten.

Was macht Coolcation-Fans aus? 

Sie passen sich dem Wetter an und lassen sich die Urlaubsfreude auch dann nicht vermiesen, wenn es mal in Strömen regnet. Karten und Brettspiele auspacken und gemütlich machen, bis die Wolken verschwinden. Anschließend geht’s in Gummistiefeln und im Windbreaker auf den Deich, ins Watt oder ins Moor. Wer Glück hat, erlebt sonnenreiche Wochen und kehrt gebräunt nach Hause zurück. 

Hitzefreier Urlaub im Sommer bis maximal 30 Grad Celsius:

Besonders schön urlauben lässt es sich an der dänischen Küste!

Dänemark

Bunte Badehäuschen, karibische Strände, imposante Kreidefelsen, von denen sicherlich auch Caspar David Friedrich begeistert gewesen wäre. Im Sommer locken Wälder, Heide und Küsten zur Draußenzeit. Zum Radfahren, Segeln und Wandern. Die Nordseeküste im Westen bietet perfekte Bedingungen zum Drachen steigen lassen, Sandburgen bauen und für ausgiebige Strandspaziergänge am Wattenmeer. Die Ostseeinseln Bornholm und Ærø locken mit sorgenfreiem Inselleben und salziger Meeresluft.

Was Däne*innen so glücklich macht? Vielleicht ihre hypermoderne, liberale und umweltfreundliche Hauptstadt Kopenhagen? Die Kunst- und Foodszene in Aarhus? Oder das gemütliche Kleinstadtflair in Odense? Eventuell der Badesee, der nie weit entfernt ist. Der vielgelobte Humor, lachende Augen und ein Hang zur Leichtigkeit. Sicher ist: Wer “Rødgrød med fløde” (rote Grütze mit Sahne) und Softeis mit Lakritz-Streuseln bestellt, bekommt doppelt gute Laune. 

Extratipps: 

  • Wein-Tasting auf dem kleinen Eiland Årø im Kleinen Belt. Ja, richtig gelesen, so hoch im Norden wird Wein angebaut. Ob der schmeckt? 
  • Mit dem Fahrrad durch Jütland bis zur Nordspitze nach Skagen, um das berühmte Licht des Nordens zu erleben, das Maler*innen bis heute inspiriert. 
  • Zu den Kreidefelsen von Møns Klint, um Sterne zu gucken und von der Karibik zu träumen. 
Immer einen Besuch wert: Das schöne Stockholm!

Schweden  

Van Life war gestern, ein Schwedenhaus muss her. Das rot-weiße Holzhaus ist umweltfreundlich, gemütlich und steht für pure Bullerbü-Romantik. Blumenkranz im Haar, Leinenkleider, auf der Kaffeetafel thront eine Sahnetorte mit frischen Erdbeeren. Kinder toben auf Sommerwiesen, der Schweden-Krimi liest sich in der Hängematte zwischen zwei Birken doppelt gut. Schuhe aus und barfuß im Tau spazieren. In solch unsteten Zeiten wie gerade, sehnen wir uns da nicht alle nach heiler Welt? Wem ein Urlaub im Ferienhaus zu idyllisch und zu slow ist, zieht entweder ins Baumhaushotel oder schnappt sich Kajak und Zelt und gleitet zwischen Tausenden von Inseln übers Wasser, spürt Elche auf einer Safari in freier Wildbahn auf, unternimmt eine Gravel Bike-Tour. Oder baut ein Floß und schippert über den längsten Fluss des Landes, dem Klarälven in der Provinz Värmland.

Extratipps: 

  • Vor den Toren Stockholms im Schärengarten paddeln. 
  • Göteborgs Foodie-Szene kosten. 
  • Die Stromschnellen Kukkolaforsen bestaunen. 
  • Im Abisko Nationalpark in Nordschweden von Mitte Mai bis Mitte Juli lässt sich die Nacht zum Tag machen, denn dann ist es 24 Stunden lang hell und macht Wanderungen zur Mitternachtssonne möglich. 
  • In Schwedisch Lappland erfahren Neugierige mehr über das letzte indigene Volk Europas – die Samen.

Estland

Umweltbewusstsein und digitaler Wandel gehen nicht zusammen? Sehr wohl! Und die naturverbundenen Este*innen leben es vor. Das nördlichste der baltischen Länder ist zur Hälfte bewaldet, viele besitzen ein eigenes Stück Wald. Hierher geht’s zum Picknick mit Freund*innen und Familie, zum Beeren und Pilze Sammeln und zum Saunieren. Und der Laptop kommt mit, denn das Netz funktioniert. Estland ist das E-Vorzeigeland und erklärte das Internet zum Grundrecht. Skype, Hotmail, TransferWise – die IT-Szene boomt. Braunbären, digitale Nomad*innen, Familien und Radfans fühlen sich im Land der kurzen Strecken gleichermaßen wohl. 

Von der Hauptstadt Tallinn, mit ihrer wunderschönen Altstadt aus der Hansezeit und einem Geschäftszentrum aus Hochhäusern und Luxushotels, sind es lediglich 50 km bis zum Lahemaa Nationalpark an der Küste im Nordosten. Bis nach Tartu, Kulturhauptstadt 2024 im Südosten, sind es 200 km und bis zur Sommerhauptstadt Pärnu im Südwesten 130 km. Den beliebten Badeort zieren Holzhäuser mit Schnitzereien, Straßencafés und ein kilometerlanger Strand. Von Pärnu aus lohnt sich ein Abstecher in den Nationalpark Soomaa. In der weiten Moorlandschaft leben Biber, Luchse, Wölfe und Fischotter. Auf wippenden Holzstegen geht es durch das Sumpf- und Schwemmland. Mildes Seeklima, eigene Kultur, Kleidung, Architektur und Sprache. Richtig rund macht die Rundreise ein Inselhopping nach Saaremaa, Muhu und Hiiumaa vor der Westküste. Zehn Tage Estland dürfen es gerne sein, um die Highlights des noch unterschätzten Reiselandes zu besuchen. 

Finnland

Und wer schon mal in Tallinn ist, hüpft auf die Fähre gen Helsinki. Um die zwei Stunden dauert die Überfahrt auf der finnischen Bucht. Für die Highlights Helsinkis genügen 1,5 Tage. Danach lockt der größte Schärengarten der Welt. Das Åland-Archipel liegt im Bottnischen Meerbusen südwestlich der Hauptstadt an der Grenze zu Schweden. Von den 6.500 Inseln sind etwas mehr als 60 Inseln bewohnt. Sandstrände, Granitklippen und die meisten Sonnenscheinstunden des Landes – ein perfektes Reiseziel für Outdoorfans. In Pellinge, östlich von Helsinki, wird der Sommer mit mehr als 120 Veranstaltungen ausgiebig gefeiert. Und ist zudem Anziehungspunkt für alle, die auf den Spuren der Schriftstellerin Tove Jansson wandeln möchten. Die Schöpferin der Mumins und Finnlands beliebteste Schriftstellerin und Künstlerin verbrachte hier fast jeden Sommer.

Extratipps: 

  • Das Jazzfestival „Pori“ im Juli. 
  • Im Leuchtturm übernachten.
  • Zu Gast in einem Wild Food-Restaurant in den Wäldern und Seen von Saimaa sein und sich kreative Speisen aus dem Wald auftischen lassen. Auch das Magazin „National Geographic Traveller“ (UK) empfiehlt Saimaa, europäische Region der Gastronomie, als spannendes Reiseziel auf „The Cool List 2024“. 

Alpen

Coolcations nur im hohen Norden? Zur Sommerfrische locken auch die Alpen in West- und Südeuropa. Mächtige Berge, Fernsichten und kristallklare Gewässer. Mit zunehmender Höhe sinken die Temperaturen, die Hitze im Tal liegt zu Füßen. Durchatmen und Kraft tanken. Nach Gimmelwald im Berner Oberland in der Schweiz geht es nur via Seilbahn. Alte Bauernhöfe und typische Holzhäuser mit SB-Läden versorgen Hungrige, die sich auf den Weg zur Chilchbalm machen. Gletscher, Felswände, Wasserfälle – der perfekte Picknickplatz liegt in einem wuchtigen Talkessel 1.550 Meter über dem Meer und ist sogar im Juli schön kühl. Nervenkitzel verspricht Wildwasserschwimmen in einem wilden Alpenfluss in Österreich. Neoprenanzug an und im Team flussabwärts treiben. Solo Reisende und Familien finden in den Julischen Alpen in Slowenien angenehme Erfrischung am Flussufer der Soča, am Fuße des 52 m hohen Wasserfalls Peričnik und in der weltberühmten Höhlenwelt von Postojna.

Plant ihr eine Coolcation? Wohin geht die Reise?



Text: Sonja Anwar

Ein Kommentar

  • Toller Artikel! Wir warten noch auf‘s eigene Wohnmobil und ein bisschen mehr arbeitsfreie Zeit, damit wir dann gleich für längere Zeit die skandinavischen Länder erkunden können. Aber die Idee gibt es tatsächlich schon länger.

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