Über 120 Händler in Deutschland verkaufen mittlerweile die handgemachten Produkte wie Papeterie, Wohnaccessoires und Mode von Rasmussons und im Onlineshop von Meike Rasmusson trudeln täglich neue Bestellungen ein. Vor 13 Jahren hat sich die gelernte Grafikerin selbstständig gemacht, vor fünf Jahren hat die heute 38-Jährige das Label gemeinsam mit ihrem Mann gegründet. Wir besuchen die gebürtige Sauerländerin in ihrer Altbauwohnung in Hamburg-Eimsbüttel und sprechen mit ihr über Selbstständigkeit, den Mut Aufgaben abgeben zu können, Working Mums auf Social-Kanälen und #mehrRealitätaufInstagram. Mit dabei haben wir Blumen zum Muttertag von Blume2000.de, das perfekte Geschenk zum Muttertag am 13. Mai – Meike ist nämlich nicht nur Gründerin, sondern auch Mutter von dem fünfjährigen Piet.
Meike Rasmusson: Das ist der Nachname meines Mannes, der Name ist schwedisch.
Er hat ehrlich gesagt ein bisschen gemogelt: Er kommt aus Deutschland, hat aber den Namen seines Adoptivvaters angenommen. Als er klein war, sind sie nach Schweden ausgewandert.
Wir versuchen jedes Jahr hinzufahren und verbinden es mit einem Besuch bei der Familie meines Mannes. Unser Sohn wächst zweisprachig auf. Mein Mann spricht nur schwedisch mit ihm, wobei unser Sohn gar nicht auf schwedisch antwortet, weil er denkt, dass er das nicht so gut kann. Diesen Sommer besuchen wir für 14 Tage den Halbbruder meines Mannes, eine halbe Stunde von Visby entfernt. Wir werden in einem Haus auf dem Hof wohnen, nebenan ist der Bauernhof und die Kinder können machen und tun, was sie wollen.
Ich mag besonders die Insel Gotland, da wohnt der Halbbruder meines Mannes und da wurde Pippi Langstrumpf gedreht. In Visby sieht es genauso aus wie im Film, das finde ich total schön. Göteborg ist auch sehr schön und die ganzen Gewässer eben, man kann am See sein, am Meer … Wir waren vor sechs Jahren mal mit Freunden an einem kleinen See in der Pampa im Wald, da gab es nichts als unser kleines Häuschen. Ich muss ehrlich gestehen, dass wir nach fünf Tagen wieder abgereist sind, das war uns zu einsam und zu unheimlich und außerdem Hochsommer, alles war voller Wespen und Bremsen. Wir sind dann lieber zum Zeltplatz gefahren. (lacht)
Ja, aber grundsätzlich kommt das nicht in Frage. Wir müssten jede Feriensaison hinfahren – nicht nur in den Sommerferien, sondern immer – und uns darum kümmern. Wir haben hier in Hamburg schon einen Schrebergarten, das ist für uns Idyll und Aufgabe genug.
Der Schrebergarten liegt auf der Billerhuder Insel in Hamburg, daher der Name. Wir haben 2013 ein Bestandshäuschen mit 60 Quadratmetern Wohnfläche auf 600 Quadratmetern Land übernommen – da ist auch nach fünf Jahren immer noch was zu tun. Wir renovieren viel, es ist eine richtige Geldfressmaschine. (lacht.)
Ja, da war mein Sohn gerade auf der Welt!
Wir haben uns in dem Jahr die volle Dröhnung an neuen Sachen gegeben.
Wir sind auf jeden Fall bunt, arbeiten mit nachhaltigen Materialien und meine Produkte sollen gute Laune machen.
Ich bin eigentlich Grafikerin; irgendwann ging es der Agentur, bei der ich war, nicht mehr so gut und ich habe mich im Alter von 25 Jahren selbstständig gemacht. In meinem Heimatort kannte ich viele kleine mittelständische Unternehmen, die Logos und Flyer brauchten und ich probierte es einfach. Im Laufe der ersten ein, zwei Jahre habe ich in der Innenstadt ein kleines Büro angemietet, mit einem großen Schaufenster. Da ich eh immer so eine Basteltante war, habe ich noch ein paar nette Sachen verkauft. Das hat sich im Laufe der Jahre verlagert, dass ich mehr Bock hatte, handgemachte Sachen zu verkaufen, wie zum Beispiel Taschen. Ich hatte ein großes Regal mit verschiedenen Stoffen, die Leute konnten sich den Stoff aussuchen und die Tasche dann von mir anfertigen lassen.
Wir sind auf jeden Fall bunt, arbeiten mit nachhaltigen Materialien und meine Produkte sollen gute Laune machen. Sie müssen außerdem einer breiten Masse zusagen. Es nützt mir nichts, wenn ich eine total coole, schwarz-weiß marmorierte Karte mit Spruch drauf habe, und nur eine gewisse Zielgruppe damit erreiche. Was die Produktrange angeht, mache ich eigentlich alles, was mir gefällt.
Unsere Tücher lasse ich extern von einer Schneiderin fertigen. Hemdkleider aus Musselin werden für den Sommer in Kürze auf der Veddel in Zusammenarbeit mit dem Label Bridge & Tunnel produziert. Wenn ich neue Ideen habe, dann nehme ich mir Profis zur Hilfe, die ich aus meinem Netzwerk kenne, wie die talentierte Gewandmeisterin, die mir die Marlene-Cordhose, die ich heute trage, entworfen und genäht hat. Sie ist derzeit leider HartzIV-Empfängerin und darf nur sehr wenig dazu verdienen. Das ist so schade, denn eigentlich hätten wir ganz viel Arbeit, die sie tun könnte. Aber eine Festanstellung kann unser kleines Label derzeit leider noch nicht stemmen. Vielleicht denken wir mal über Crowdfounding nach.
Ursprünglich wollte ich Schneiderin werden, meine Mutter und meine Oma haben immer genäht. Ich hatte mit 14 schon eine Nähmaschine, habe dann später auch eine Ausbildung in Düsseldorf angefangen, in einem Haute Couture-Atelier. Doch in dem Atelier herrschte so eine schreckliche Atmosphäre, nach drei Wochen bin ich heulend nach Hause zurück gekehrt. Der August war dann um und alle Ausbildungsplätze belegt, da habe ich ein Praktikum in einer Werbeagentur gemacht und bin so auf die Grafikerschiene gekommen.
Das liegt an unserer Handelsagentur. Unsere Handelsvertreterin hatte eine Halskette bei mir gekauft und so sind wir ins Gespräch gekommen. Jetzt macht sie das komplette Kundenmanagement. Nicht von meinem Onlineshop, das sind meine Endverbraucher, aber das ganze Händlergeschäft läuft über sie. Sie macht Akquise, nimmt die Produkte mit zu Messen, schreibt Aufträge, Rechnungen und Reklamationen. Sie nimmt mir eine ganze Backe Arbeit ab! Ich weiß, dass sie sich gut darum kümmert – seit ich mit ihr arbeite, sind meine Produkte in doppelt so vielen Läden wie vorher vertreten.
Natürlich arrangieren die Leute ihre Sachen und fegen die Unordnung beiseite – ich finde, dass das Hashtag #mehrRealitätaufInstagram überbewertet ist.
Ja, total. Es ist eine Milchmädchenrechnung: Man ist nicht groß, und man ist nicht klein. Dazwischen tingelt man ganz schön lange herum. Irgendwann merkt man aber: Wenn man weiterkommen will, muss man irgendetwas machen.
Viele meiner Kollegen übernehmen alle Aufgaben in Ihrem Unternehmen selbst. Da verzettelt man sich häufig leider irgendwann und kann nicht mehr priorisieren. Das brachte mich um den Schlaf und lähmte mich auf Dauer kreativ zu sein. Mein Tipp aus Erfahrung ist, Jobs ab einem gewissen Zeitpunkt abzugeben. Besonders in der Fertigung der Produkte zu schauen, ob die Jemand anderes übernehmen kann, wie Aushilfen die auf selbstständiger Basis für einen arbeiten oder gar soziale Einrichtungen. Ich habe mir einfach mehrere Aushilfen gesucht und die Arbeiten in der Produktion auf mehrere Köpfe verteilt. Somit hat jeder seine Produkte, die er fertigt und seitdem läuft das viel runder.
Alles Genähte wird extern gefertig. Accessoires werden im Atelier produziert, da kommen die Aushilfen je nach Bedarf ein. bis zweimal in der Woche. Je nachdem in welcher Phase wir stecken, wuseln da schon mal fünf bis sechs Mädels im Atelier an verschiedensten Ecken und wir hören dabei „Die drei ???“ und arbeiten die Aufträge ab. Das macht viel Spaß!
Ich habe Rasmussons zusammen mit meinem Mann gegründet. In den ersten zwei Jahren habe ich sehr viel gearbeitet, obwohl es ein Kleinunternehmen war. Ich hatte ein paar nette Kunden, wie den Impressionen-Katalog, die haben gleich eine größere Summe an Taschen bestellt; ich habe das an eine Schneiderin abgegeben und sie hat es vorbereitet. Wenn der Kleine abends im Bett war, habe ich bis 23 Uhr da gesessen, sieben Tage die Woche, und mein Mann hat mir ganz viel geholfen. Das war unser gemeinsames Baby, und wir waren eine Zeit viel auf Design-Märkten unterwegs. Er ist immer mitgekommen, unser Sohn auch, wie eine kleine Zirkusfamilie. Auf dem „A Summer’s Tale“ Festival sind wir dieses Jahr auch wieder, das macht uns total viel Spaß.
Der Austausch mit anderen Eltern ist wichtig, um sich Freiräume zu schaffen. Man muss gucken, wie man sich supporten kann.
In den ersten zwei Jahren nicht. Da habe ich es wirklich so runtergefahren, dass ich nur abends immer etwas gemacht habe, das war für mich die Vorbereitung auf die Jahre danach.
Total. Auch die Kunden auszubremsen, denn wenn du ein Kind hast, ist das die beste Ausrede. Was nicht geht, geht eben nicht. Ich habe mir ein langsames Tempo vorgegeben, die Messlatte war nicht hoch.
Danach ging es mir wie allen anderen Mamas auch – da ist Festanstellung oder Selbstständigkeit schon fast egal. Die Festangestellten machen mittags auch keine Pause, die hetzen nach der Teilzeitarbeit zur Kita und haben abends bis 18 Uhr meistens auch keine Zeit für sich gehabt und machen noch die Wäsche. Das ist natürlich oft eine Grätsche, und ich will meinen Sohn auch nicht bis sechs in der Kita lassen, ich hole ihn um 15 Uhr ab. Ab da ist für mich mein Arbeitstag zu Ende, da kann kommen, was wolle. Ich rufe meine E-Mails nicht mehr ab und mache am nächsten Morgen weiter. Natürlich muss mein Sohn auch mal mit zur Post oder zur Schneiderin. Jetzt ist er fünf und geht auch mal mit einem Freund mit, ich teile mir das mit meiner Freundin Anne von 170qm auf: Wir wechseln uns mit dem Abholen ab, und jede hat dann anderthalb Stunden mehr Zeit, da schafft man richtig richtig viel.
Auf jeden Fall sollte man, wenn man selbstständig ist, den Arbeitsplatz von zu Hause wegschaffen. Die Jahre in der Elternzeit habe ich hier einen kleinen Rechner gehabt und das Arbeitsmaterial in den Schränken deponiert, das war nicht so viel. Aber mit Beginn der Kita habe ich wieder ein Büro angemietet, und das einzige, was ich mit nach Hause nehme, ist der Laptop. Aber auch nur, weil wir ihn hier privat zum Beispiel für Netflix nutzen – das gibt einem gedankliche Freiheit.
Der Austausch mit anderen Eltern ist wichtig, um sich Freiräume zu schaffen. Man muss gucken, wie man sich supporten kann. Man braucht als Mama auf jeden Fall einen Ausgleich, deshalb habe ich auch wieder mit Yoga angefangen. Das würde ich anderen Mamas und auch mir selbst empfehlen, sich nicht zu verlieren, sondern sich Auszeiten schaffen. Da übe ich noch ein bisschen.
Es gibt zwei Arten von Working Mamas bei Instagram: Die einen, die sich eher auf ihre Arbeit und ihre Produkte fokussieren, und die anderen, die sehr viel ihres Mama-Daseins einbringen. Ich habe bei Instagram kaum Mama-Blogger abonniert, außer die, die ich persönlich kenne. Ich bin kein Fan von diesem Übermutter-Dasein. Zum Austausch bespreche ich mich lieber mit meinem Mann oder Freunden statt es online zur Diskussion zu stellen oder mir Rat zu allmöglichen Fragen rund um Kinder zu holen – ich bin so einfach nicht und daher interessieren mich diese Blogs wenig.
Finde ich gut, ich habe es auch schon einmal benutzt. Ansonsten bin ich ein bisschen zwiegespalten. In den Kommentaren liest man bei solchen Fotos oft: „Endlich mal jemand, der zeigt, wie es in echt ist, hier ist ja immer alles so vorgegaukelt.“ Dann denke ich, das ist ja auch Quatsch, wozu ist denn Instagram da? Es ist ja dazu da, um schöne Dinge zu zeigen und Leute zu inspirieren! Und nicht, um der ganzen Welt sein Mutterherz auszuschütten, wie schlimm die Welt und wie dreckig die Bude ist. Ich finde es amüsant, wenn man zwischendurch mal sein Schlachtfeld zeigt, oder wie es im Schrank aussieht; aber es ist nichts, wo ich denke, danke, dass du das gemacht hast! Natürlich arrangieren die Leute ihre Sachen und fegen die Unordnung beiseite – ich finde, dass das Hashtag #mehrRealitätaufInstagram überbewertet ist.
Das passiert intuitiv. Bei unserem Bubbles-Schmuck lege ich einfach fünf Kreise in verschiedenen Farben zusammen, da bin ich recht zügig in der Auswahl, und das passt dann auch. Manchmal kombiniere ich auch Farben, da brüllen andere „Oh Gott! Das geht gar nicht!“, aber ich finde es super. Ganz toll passt Pastell mit Neon zusammen. Das findet man oft bei meinen Sachen. Ich schaue, dass zu Hause Accessoires die bunten Elemente sind, denn dann kann man sie auch mal wegräumen, wenn es einem zu viel ist. Ich versuche, nicht jeden Raum bunt zu halten. Im Wohnzimmer habe ich es lieber ein bisschen ruhiger, dafür kann es im Esszimmer ein bisschen bunter sein.
Ich ziehe noch im Mai in ein neues Büro in der Bundessstraße. Dort wurde ein Souterrain renoviert und ich kann gemeinsam mit einem Kollegen gegen eine kleine Miete da rein. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, die Fläche auch für Events und Workshops zu nutzen, an denen man sich zum Beispiel die Mobiles, die auch bei mir in der Wohnung hängen, selbst zusammenstellen kann. Ich habe da noch ganz viele andere Ideen und freue mich auf den Umzug!
Layout: Carolina Moscato
– Werbung: in Zusammenarbeit mit Blume2000 –
2 Kommentare
Sehr schönes Zuhause! Woher sind denn die hübschen Lampen über dem Esstisch? Die gefallen mir sehr gut! ☺️ LG Joanna
Liebe Joanna, die Lampen sind von hübsch Interior und Meike hat mir gerade verraten, dass sie sie verkaufen möchte – du kannst sie über Instagram anschreiben. Liebe Grüße, Katharina