Als Hair- & Make-up Artist arbeitet Ben Mayer für Celebrities wie Model und Moderatorin Lena Gercke, Schlager-Star Vanessa Mai und Sängerin Mandy Capristo, für Modekunden wie Zalando und Mytheresa, und für Modemagazine wie „Elle“, „Vogue“ und „Tush“. Wenn er nicht gerade von einem Job zum anderen jettet, ist er leidenschaftlicher Kleingärtner, Indoor-Jungle-Profi, Keramiker, Imker und Hobbybäcker. Wie der 35-Jährige, der gebürtig aus einem kleinen Dorf im Chiemgau kommt, das alles unter einen Hut bekommt – und warum ihm seine unterschiedlichen kreativen Hobbys so wichtig sind, erzählt uns Ben in seiner Münchner Wohnung.
Ben Mayer: Ich habe relativ zeitnah nach dem Start von Instagram damit begonnen. Ich könnte jetzt ganz nach unten scrollen und nachschauen, wann genau – ich habe mein allererstes Foto extra gelassen. Ich habe Instagram anfangs nur wegen der Filter genutzt, um Fotos zu bearbeiten.
Die hat sich entwickelt – das kann man auch sehen, wenn man meinen Feed durchscrollt. Sie entwickelt sich immer noch, je nachdem, was ich gerade schön finde. Ich habe immer relativ wenig arbeitsbezogene Fotos gepostet. Irgendwann hat meine Hamburger Agentur ihre Website mit den Instagram-Accounts der Künstler gekoppelt. Deshalb habe ich mir einen zweiten Account erstellt, auf dem ich Fotos zu meiner Arbeit poste.
Pflanzen habe ich schon lange. Als Kind war mein Traumberuf Gärtner oder Florist. Letztlich habe ich aber nur eine Ausbildung als Friseur bekommen – und wurde dann eben Friseur.
Ja. Als ich noch auf dem Gymnasium war, wollte ich gerne Meeresbiologie studieren. Dann wollte ich aber möglichst schnell raus aus meinem kleinen Heimatdorf. Ich bin auf die Realschule gewechselt und knapp vor meinen Abschlussprüfungen ins Arbeitsamt gegangen, um nach Jobs zu suchen, die mich interessieren. Das waren: Raumaustatter, Florist, Schneider und Friseur. Und der Friseur war der einzige, der mich genommen hat.
Ich habe auf jeden Fall einen grünen Daumen. Vor sieben, acht Jahren ist mir zum ersten Mal wieder das Thema Garten abgegangen. Wir hatten früher zu Hause einen Garten und es hat mir einfach gefehlt, raus ins Grüne gehen zu können. Hätte mich jemand mit Anfang zwanzig gefragt, ob ich wieder aufs Dorf ziehen möchte, hätte ich gesagt: „Auf gar keinen Fall!“. Aber mittlerweile vermisse ich die Nähe zur Natur. Ich hatte mir damals zusammen mit einem Freund überlegt, ob man sich nicht einen Schrebergarten nimmt. Ich habe mich schlau gemacht und eine Anlage gefunden, die mir total gut gefallen hat, und habe mich auf die Warteliste setzen lassen. Ich hatte wahnsinniges Glück: Nach eineinhalb Jahren habe ich einen Garten bekommen! Momentan werden gar keine neuen Interessenten für die Warteliste mehr aufgenommen und man wartet rund zehn Jahre auf einen Garten.
Ja und damals gab es einen relativ großen Wechsel: Viele ältere Paare haben ihre Gärten aufgegeben. Das Ehepaar vor mir hatte den Garten vierzig Jahre lang. Ich musste echt viel machen: Ich habe alles umgegraben und neu angelegt. Die Gartenlaube war ursprünglich im Stil „Eiche Rustikal“.
Ich hatte schon als Kind immer ein großes Interesse am Garten. Ich kannte den Namen jeder Pflanze.
Ich hatte schon als Kind immer ein großes Interesse am Garten. Ich kannte den Namen jeder Pflanze. Was mir in den letzten Jahren viel geholfen hat: Ich fliege sehr viel und habe dann meist eine Garten-Zeitschrift dabei. Zu Hause schaue ich gerne Gartensendungen: „MDR Garten“, „Querbeet“, „SWR Garten“, … Die kann man alle in der Mediathek streamen. Man bekommt da sehr viel Input und Wissen.
Ich habe damals den Film „More than Honey“ im Kino geguckt. Ich finde Insekten generell wahnsinnig schön und dachte mir: Eigentlich könnte ich mir ein Bienenvolk in den Garten stellen! Das ist auch die einzige Form von Tierhaltung, die im Schrebergarten erlaubt ist. Ich habe mit dem Vorstand gesprochen und sie waren nicht begeistert. Mein Garten läge ja so zentral, das sei nicht so gut, wenn da Bienen wären. Eine andere Familie aus dem Schrebergarten wollte aber auch gerne Bienen haben und sie haben mich einfach mit angemeldet für einen Bienenkurs: „Bienenbox“, eine relativ naturnahe Art der Haltung. Wir haben den Vorstand einfach vor vollendete Tatsachen gestellt. Es war letztlich relativ viel Papierkram mit der Kleingartenanlage: Einverständniserklärungen der umliegenden Gärten, Nachweis zum Imkern, Versicherung, … Es war aufwändig. Es muss auch vom Baureferat und vom Kleingartenverband genehmigt werden. Man darf dann bis zu fünf Völker halten.
Zwischenzeitlich hatte ich zwei, aber dann ist schon gut was los im Garten. Ich finde, ein Bienenvolk merkt man überhaupt nicht, aber mit zwei Völkern ist mir zu viel Betrieb. Ein Bienenvolk reicht mir. Ich mache es auch nicht, um wahnsinnig viel Honig zu produzieren, ich mache das nur für den Eigenbedarf. Letztes Jahr habe ich eine Wabe genommen und hatte ein Kilogramm Honig. Das reicht für ein ganzes Jahr.
Ich finde, ein Bienenvolk merkt man überhaupt nicht, aber mit zwei Völkern ist mir zu viel Betrieb im Garten.
Es stehen auf jeden Fall zwei Dinge im Jahr an: Man muss sie zwei Wochen lang im August und noch einmal kurz im Dezember gegen die Varroamilbe behandeln. Davon abgesehen schaue ich alle zwei bis drei Wochen nach den Bienen. Sie kommen schon zurecht.
Ja, auf jeden Fall. Im Sommer jede freie Minute, wenn ich in München bin und frei habe. Mit dem Fahrrad bin ich von meiner Wohnung aus auch sehr schnell da. Der Garten liegt direkt am Wald, bei der Isar. Wenn ich baden gehen will, laufe ich fünf Minuten durch den Wald und kann in die Isar springen.
(lacht) Als Gärtner ist man ja nie zufrieden! Man sieht ja immer nur die Arbeit. Aber so viel Stress es auch ist – mit meinen vielen Reisen, und dann komm ich im Garten an und renne herum, weil dieses und jenes reif ist und geerntet werden muss, und dann koche ich das schnell noch ein, weil es verarbeitet werden muss – so schön ist es auch, in der Hängematte im Garten einen Mittagsschlaf zu machen oder abends einfach da zu sitzen und ein Bier zu trinken. Ich sehe auch ganz viele Tiere und bekomme sehr viel aus der Natur mit, was ich zum Beispiel früher auf dem Land nicht mitbekommen habe. Bei mir im Garten früher waren nie Glühwürmchen! Manchmal kommt ein Grünspecht. Ich habe schon gesehen, wie ein Wiesel von einer Amsel durch meinen Garten gejagt wurde. Nachts wurde ich mal von Geräuschen unterm Fenster wach – da war ein Igel unterwegs. Es ist echt schön.
Ich benutze zu Hause nur noch meine selbst getöpferten Sachen.
Ich habe ganz tolle Freunde und Gartennachbarn, ohne die ich das nicht machen könnte. Generell kann man so einen Garten besser alleine lassen als einen Balkon, weil man, auch wenn es heiß ist, nicht jeden Tag gießen muss. Der Garten hält auch mal eine Woche ohne Gießen aus.
Ich muss immer etwas mit meinen Händen machen und mich kreativ ausleben. Ich mache das einfach gerne. Das Töpfern mache ich jetzt schon seit acht Jahren.
Ich gehe zu zwei verschiedenen Kursen – wobei ich immer machen kann, was ich will. Das eine ist immer montags, ohne Töpferscheibe. Im Oktober vor einem Jahr habe ich das erste Mal einen Drehkurs gemacht, seitdem arbeite ich erst an der Scheibe. Dafür darf ich netterweise eine Werkstatt mieten und dort machen, was ich möchte. Es ist wirklich nicht leicht, zu drehen, das habe ich anfangs unterschätzt, aber es macht mir sehr viel Spaß. Ich habe mir schon eine Kanne, Tassen und Teller selbst gemacht – und alle gekauften Sachen habe ich gleich weggegeben. Ich benutze zu Hause nur noch meine selbst gemachten Sachen. Und da ich zum Glück ja zwei Haushalte habe – meine Wohnung und den Schrebergarten – brauche ich viel. (lacht)
Wenn ich etwas mache, dann stecke ich mein Herzblut hinein und möchte, dass es schön und gut wird.
Alles kann ich nicht gut. Aber wenn ich etwas mache, dann stecke ich mein Herzblut hinein und möchte, dass es schön und gut wird. Ich bin sehr selbstkritisch, auch in meinem Job.
Ich ziehe sehr viel Inspiration aus meinen Reisen. Ich bin sehr oft in Hotels – da habe ich zum Beispiel viel Inspiration für mein Zuhause gefunden, abschreckende wie positive. Es gibt wenig Hotels, in denen man sich richtig wohl fühlt und die richtig gemütlich sind. Im November war ich in Marrakesch, in einem ganz tollen Hotel! Ganz anders als mein Wohnstil, aber sehr inspirierend. Ich halte einfach immer die Augen offen, wenn ich unterwegs bin. Instagram ist natürlich auch eine große Inspirationsquelle – ich folge bestimmt schon hundert Töpfern auf Instagram.
Ich möchte ein paar Dinge in meinem Zuhause verändern. Zum Beispiel die Wand überm Sofa, die gefällt mir nicht mehr. Mein bester Freund Igor arbeitet an seinem zweiten Buch und wird dafür meine Wohnung fotografieren, deshalb muss ich hier noch ein bisschen was machen. Er ist sehr kritisch (lacht). … Ich nehme mir eigentlich immer vor, weniger zu arbeiten, aber in dieser Hinsicht sieht es für dieses Jahr schlecht aus.
Dieses Jahr ist schon sehr verplant, bis in den November. Für eine Fernsehproduktion werde ich zum Beispiel 13 Wochen lang jeden Freitag eingebunden sein und jeden Samstagmorgen zurück nach München fliegen. Im Herbst bin ich mit einer Sängerin auf Tour … Es ist schon viel zu tun.
Ich bin seit zehneinhalb Jahren selbstständig und habe bei Null angefangen. Es ging eigentlich immer weiter nach oben.
Es ist auf jeden Fall sehr abwechslungsreich, von der Pariser Fashion Week direkt zur Jahreshauptversammlung des Kleingartenvereins zu gehen.
Ich bin seit zehneinhalb Jahren selbstständig und habe bei Null angefangen. Es ging eigentlich immer weiter nach oben: Ich habe immer mehr gemacht und immer bessere Jobs. Mittlerweile bin ich etabliert und es läuft echt gut.
Die Zeit nehme ich mir. Manchmal macht es auch keinen Spaß, mit mir zu arbeiten: Wenn ich montags einen Job in München habe, komme ich morgens ins Studio und sage: „Also, spätestens um 17:30 Uhr muss ich los zum Töpfern!“ (lacht)
Bedingt (lacht). Auf der einen Seite ist es gut, wenn man viel arbeitet; aber ich hatte auch schon Phasen, in denen ich zu viel gearbeitet und gesundheitliche Probleme bekommen habe. Deshalb ist es auch wichtig, einen Ausgleich zu haben. Es ist auf jeden Fall sehr abwechslungsreich, von der Pariser Fashion Week direkt zur Jahreshauptversammlung des Kleingartenvereins zu gehen (lacht).
Nee, das glaube ich auch nicht.
Fotos: Sophie Wanninger
Layout: Kaja Paradiek