Hi Igor, hi Urban Jungle!

37 Quadratmeter und mehr als 100 Pflanzen – Igor Josifovic (38) ist der bekannteste Pflanzenexperte im deutschen Netz, bloggt seit sieben Jahren auf Happy Interior Blog, ist Initiator der Urban Jungle Bloggers-Community, der mehr als 500.000 Menschen bei Instagram folgen, und arbeitet hauptberuflich als Social-Media-Manager für Siemens. Wir haben den gebürtigen Österreicher mit serbischen Wurzeln in seiner Dachgeschosswohnung in München besucht und mit ihm über das Comeback der Zimmerpflanze, seinen großen Erfolg auf Instagram und Lieblingsplatten gesprochen.

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All in one: Wir haben Igor in seiner 37-Quadratmeter-großen Dachgeschosswohnung in München besucht – mittlerweile ist er in ein größeres Apartment gezogen.

Menpower bekommt man nicht durch Muckis!

homtastics: Du bist der allererste Mann, den wir für homtastics besuchen. Was bedeutet Menpower für dich?

Igor Josifovic: Menpower heißt nicht Männlichkeit im Sinne von „Ich muss stark sein, ich muss Geld verdienen, ich muss der Macher sein“, sondern sich als Persönlichkeit voll und ganz zu erkennen, auch die emotionalen Seiten. Sich trauen, auch zu weinen, zum Beispiel. Ich selbst weine nicht so viel, aber das liegt eher an meiner Persönlichkeit. Als Mann darf man sich nicht scheuen, Kunst zu mögen oder Geschmack beim Einrichten zu haben oder gerne zu dekorieren. Es gibt so viele Klischees, und es ist keine Menpower, wenn du die erfüllst – nur durch Muckis hast du keine Menpower.

Für mich gibt es eine universelle Power: Wenn du dir, egal ob Mann oder Frau, bewusst bist, dass du alles kannst und alles mögen darfst – wenn man das Beste in sich entdeckt und das Beste daraus macht.

 

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Pflanzen sind für mich ein Haustierersatz.

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Die deutsche Interior-Blogger-Szene kennt ihn: Igor in seinem Lieblings-Surrounding, dem Urban Jungle.

Du bist Initiator der „Urban Jungle Bloggers„-Community, der mehr als 500.000 Menschen bei Instagram folgen, und über die sehr viel in den nationalen und internationalen Medien berichtet wird. Wie bist du auf die Idee gekommen?

Ich habe Judith de Graaff, mit der ich das zusammen mache, in Paris bei einem Blogger-Treffen kennengelernt. Im Gespräch fanden wir heraus, dass wir beide Pflanzen mögen und gerne mit Pflanzen wohnen. Judith wohnt ganz anders als ich: In einer großen Wohnung mit vielen Pflanzen, ich in einer kleinen. Wir hatten die Idee, dass wir einmal im Monat auf unseren Blogs ein gleiches Thema definieren und es jeweils aus unserer Perspektive zeigen, am gleichen Tag.

Das stieß auf große Resonanz, viele unserer Follower wollten mitmachen. Also haben wir beschlossen, eine Community daraus zu machen. Angefangen haben wir mit einer Facebook-Seite und einem Pinterest-Account, dann haben wir eine Webseite erstellt und zuletzt den Instagram-Account etabliert – hier posten wir mehrmals in der Woche Bilder von Leuten, die unser Hashtag #urbanjunglebloggers benutzen.

Heute machen wir alles mit dem Smartphone, da verliert man schnell die Verbindung zur Natürlichkeit und zur Natur.

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Damals ist das Thema „Urban Jungle“ in den Medien und auf Social-Media-Kanälen explodiert. Hattet ihr damit gerechnet?

Es war einfach der richtige Moment – es gab genau zu der Zeit das Comeback der Pflanzen in der Wohnung. Das hat sich natürlich bei der Zahl der Follower und Leser bemerkbar gemacht, die plötzlich hochgeschnellt ist. Wir hatten innerhalb eines Jahres mehr als 300.000 Follower auf Instagram.

Heute kann man es sich kaum noch vorstellen – aber es gab tatsächlich eine Zeit als Zimmerpflanzen eher verpönt waren – in Wohnungen, Restaurants, Geschäften… Warum waren wir vor einiger Zeit wieder bereit für ein Comeback der Zimmerpflanze?

Ich glaube, sie waren weg, weil wir die vielen Pflanzen unserer Eltern und Großeltern als spießig empfunden haben. Jetzt sind sie wieder da, weil wir mittlerweile in einer hoch digitalisierten Welt leben. Heute machen wir alles mit dem Smartphone, da verliert man schnell die Verbindung zur Natürlichkeit und zur Natur. Mit Pflanzen holt man sich das Dschungelgefühl in die Wohnung. Pflanzen sind für mich auch ein Haustierersatz, ich bin so viel unterwegs, ich könnte kein Haustier haben. Pflanzen müssen auch gehegt und gepflegt werden und ich freue mich über jedes neue Blatt!

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Das Buch „Urban Jungle“ (englische Version) von Igor und seiner Kollegin Judith bekommt ihr hier. Die deutsche Version heißt „Wohnen in Grün“ – kann hier bestellt werden.

Mittlerweile hast du gemeinsam mit Judith sogar ein Buch herausgebracht, das 2016 auf Deutsch und Englisch erschienen ist …

Nach drei Jahren Urban Jungle Bloggers wollten wir gerne die Kreativität und unser Wissen rund um das Wohnen mit Pflanzen teilen. Ein Buch schwirrte uns schon länger im Kopf herum. Ein Verlag, mit dem ich zuvor schon in Kontakt stand, fragte mich dann, ob ich ein Buch mit Pflanzen machen möchte. Ich konnte mein Konzept vorstellen und wir haben es umgesetzt. Der Verlag war am Anfang sehr verhalten mit Auflagezahlen – das hat sich aber als unbegründet erwiesen. Die englische Ausgabe gibt es mittlerweile in der achten Auflage. Insgesamt haben wir schon 15.000 Bücher verkauft.

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Du machst den Blog nebenberuflich und haupberuflich arbeitest du als Social-Media-Manager für Siemens. Wie war dein Werdegang?

Ich habe in Österreich und Athen Internationale Wirtschaftswissenschaften studiert. Eigentlich wollte ich Archäologie und Ethnologie studieren. Das sieht man vielleicht an meinem Apartment. (lacht) Danach habe ich direkt in der PR angefangen, also klassisch Kommunikation in Agenturen und Unternehmen gemacht. Darüber kam ich zu Social Media und arbeite jetzt auch als Social-Media-Manager für Siemens.

Lässt sich das gut mit dem Bloggen vereinbaren?

Ja, ich bin sehr flexibel in meinem Job. Ich hatte schon gebloggt, als ich die Stelle angetreten habe, und mein Arbeitgeber war von Anfang an offen dafür. Sie wollten jemanden, der aus der Social-Media-Welt kommt, das hilft ja auch dem Unternehmen. Ich kannte schon viele Leute und die ganzen Interior- und Lifestyle-Blogger, das hat dem Unternehmen den Umweg über Agenturen und somit Kosten erspart.

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Über Twitter ist Igor 2011 zum Bloggen gekommen. „Auf Twitter hatte ich angefangen, mich mit dem Thema Interior zu beschäftigen und mich mit anderen Bloggern zu vernetzen.“

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Wir sitzen hier gerade in einem Meer von Pflanzen. Wie bist du zur Pflanze gekommen?

Die Affinität zu Pflanzen kommt aus der Kindheit. Meine Mutter hatte ziemlich viele Pflanzen, ich bin damit groß geworden. Das Interesse ist im Teenageralter abgeflaut, während des Studiums hatte ich nur eine einzige, die kam aber immer mit. Als ich in meine jetzige Wohnung gezogen bin, hat es dann peu à peu zugenommen. Als das Jungle-Projekt kam, ist noch mal ein ganzer Schwung Pflanzen hinzugekommen.

Wie viele besitzt du jetzt?

Ich glaube, um die hundert Stück. Manchmal muss ich welche weggeben, weil sie wie Unkraut wuchern und riesengroß werden. Bei manchen schneide ich einen Trieb ab, pflanze ihn neu ein und verschenke die Hauptpflanze.

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 Welche Pflanze macht dich so richtig glücklich?

Ich bin immer glücklich, wenn bei Pflanzen etwas Ungewöhnliches passiert, zum Beispiel, wenn sie das erste Mal blüht. Wie bei meiner Aasblume, einer Sukkulente. Die Blüten haben aber zum Glück nicht gestunken. (lacht) Man sagt Aasblume zu ihr, weil sie einen Geruch verströmt, der Fliegen anlockt, um die Pflanze zu bestäuben.

Außerdem besitze ich eine kleine Luftpflanze. Das ist besonders toll, die wächst einfach so, ohne Erde.

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Was ist deiner Meinung nach die nächste Trendpflanze nach der Monstera, Pilea und Luftpflanze?

Palmen sind jetzt wieder gerne gesehen, gerade bei Fotoshootings.

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Pflanzenflüsterer? Igor mit einer  Luftpflanze aka Tillandsie.

Wo kaufst du Pflanzen? Bringst du auch welche von Reisen mit?

Ich bringe eigentlich immer Pflanzen von meinen Reisen mit, denn hier in München ist es schwer, besondere Pflanzen zu finden. In den Gartencentern gibt es oft nur das Standardsortiment. Pflanzen darf man innerhalb der EU im Handgepäck mitnehmen.

Tolle Pflanzenläden gibt es zum Beispiel in Paris. „Mama Petula“ ist schön, das ist ein kleiner Concept-Store, der sehr wild und voller Pflanzen ist. In Amsterdam liebe ich den Pflanzen-Store „Wildernis“. In Berlin gibt es auch coole Läden, in Hamburg natürlich „Winkel van Sinkel“ und München hängt total hinterher (lacht). Ich nehme aber auch gerne Überbleibsel von Shootings mit, wie zum Beispiel meine Begonie.

 

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Auch Männer legen zunehmend Wert auf eine schöne Wohnung und wollen ihren Stil finden.

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Was machst du mit deinen Pflanzen, wenn du unterwegs bist?

Je nachdem, wie lange ich weg bin, habe ich einen „Pflanzensitter“.

Ach, wirklich?

Ja! (lacht) Wenn ich eine Woche weg bin, geht es so, wenn ich länger fort bin, kommt jemand zum Gießen vorbei. Kakteen und Sukkulenten können auch mal drei Wochen überstehen, aber die anderen lassen dann den Kopf hängen. Sukkulenten und Kakteen sind gerade für Anfänger gut geeignet, die sterben eher mal, weil sie zu viel gegossen werden. Dann fangen sie an zu faulen und sterben ab.

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Igors zweite Leidenschaft: Platten sammeln!

Hast du den ultimativen Pflegetipp?

Ich dünge regelmäßig und besprühe die Pflanzen ab und zu mit entkalktem Wasser. Sonst mach ich nicht viel, keinen Zauber. Die müssen auch selbst klarkommen. (lacht)

 

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Igors Keramiksammlung – am liebsten kauft er on- und offline Vintagestücke.

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Vinyl-Liebe! Der Plattenspieler im Koffer stammt von Crosley.

Du zählst zu den wenigen Männern in der Online-Interior-Szene. Vermisst du manchmal ein paar mehr Männer in der Blogosphäre?

Frauen beschäftigen sich mehr mit Ästhetik, mit schöner Einrichtung. Aber es verändert sich langsam, der Übergang wird fließend. Auch Männer legen zunehmend Wert auf eine schöne Wohnung und wollen ihren Stil finden. Sie fahren nicht mehr ins Möbelgeschäft und kaufen mit einem Schlag alles ein, sodass es zu Hause auch wie im Möbelgeschäft aussieht. Sondern sie machen sich mehr Gedanken, was sie für ihre Wohnung aussuchen. Da ist auf jeden Fall eine Veränderung spürbar.

Viele Möbelmarken investieren noch in klassische Printwerbung. Verdienst du mit deinem eigenen Blog und den Urban Jungle Bloggers auch Geld?

Ja, das Bloggen ist für mich zum zweiten Standbein geworden – beruflich und finanziell. Anders geht es auch gar nicht mehr, denn die Bloggerszene hat sich extrem professionalisiert und da stecken richtig viel Arbeit und auch viele Kosten drinnen. Es fließen sicherlich nicht riesengroße Summen wie im Modebereich, aber viele Jungle Bloggers haben zum Beispiel schon mit Ikea kooperiert, das ist ein Weltkonzern – das heißt für Blogger schon was.

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Du wohnst auf 37 Quadratmetern. Hast du schon daran gedacht, auszuziehen, weil du mehr Platz brauchst?

Permanent! (lacht) Nur in München ist das so nicht einfach, der Mietwohnungsmarkt ist nicht gerade entspannt. Ich warte jetzt einfach darauf, dass sich etwas ergibt, über einen Freund oder Kollegen.

[Anmerkung der Redaktion: Nach unserem Interview hat Igor eine größere Wohnung in München gefunden und lebt jetzt mit seinen Pflanzen auf 65 Quadratmetern.]

Hast du Tipps, wie man möglichst viel aus einer kleinen Wohnung herausholen kann?

Ich habe versucht, mit Spiegeln, Licht und Farbe Großzügigkeit zu schaffen. Viele gehen ja davon aus, dass dunkle Farben die Räume kleiner machen. Ich habe mich für Grautöne entschieden und habe nicht das Gefühl, dass meine Wohnung dadurch kleiner wirkt. Bei den Möbeln habe ich darauf geachtet, dass sie leicht beweglich sind. Die Tische kann man ineinander schieben, den Pouf kann man hin und her bewegen und auch als Ablage nutzen. Wenn ich kein Blogger wäre, hätte ich sicher nicht so einen Berg an Überwürfen, Lampen, Postern und Tassen, aber das sind alles neue Sachen, die kann man nicht einfach wegtun.

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Tamburin Man! Wenn Igor abschalten will, greift er zu seinem Lieblingsinstrument.

Wo ist denn dein liebster grüner Ort in München?

Ich mag den Botanischen Garten gerne. Die Gewächshäuser sind echt schön, wie ein Mini-Urlaub. Da gibt es eine sehr exotische Vegetation und es ist sehr fotogen, du kannst immer tolle Fotos machen.

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Welche Vegetation magst du besonders gerne? Bist du eher der Wald-Typ oder gehst du lieber in einen sauber angelegten Park?

Mir gefällt es, wenn es wie im Dschungel ist. In Mexiko war es richtig cool, überall Palmen und Agaven. Alles Wildwuchs und es sieht super aus. Da kann man tolle Fotos machen, das gefällt mir am besten. Grundsätzlich ist es in der Natur ja immer schön, mir gefallen auch hier die Berge und Wälder.

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homtastics mach Sightseeing in München.

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Männer und Frauen, die so wohnen wollen wie du, sollten wo einkaufen?

In München gibt ein paar coole Vintageläden hier in Glockenbach. Da finde ich immer wieder Kleinzeug wie Kerzenhalter. Außerdem gehe ich ein Mal im Jahr auf den großen Flohmarkt auf der Theresienwiese. Online schaue ich gerne bei Etsy und Ebay Kleinanzeigen – auch nach Pflanzen!

Ansonsten stöbere ich gerne in der „Schallplattenzentrale“ in München. Anderes Thema, aber ich habe eine kleine Sammlung an Vintageplatten und kaufe immer gerne eine neue dazu. Meistens Platten aus den Achtzigern und Neunzigern, die Zeit, als ich Teenager war …

… und du noch nichts mit Pflanzen am Hut hattest! Vielen Dank, dass wir dich besuchen durften, Igor!

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Hier findet ihr den Happy Interior Blog:

& hier die Urban Jungle Bloggers:

Fotos: Silje Paul

Layout: Carolina Moscato

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